Schöffe

Schöffe (s. Schöppe).


1. An den Schöffen liegt Gewinn und Verlust des Rechts.Graf, 414, 110.

Nach ihrem Ausspruch muss der Richter entscheiden, er kann am Wahrspruch nichts ändern.

Mhd.: An den scheffen liget der gewin vnd die vorlust dez gerichts. (Endemann, I, 22, 25.)


2. An drei Schöffen nimmt der König die Wahrheit.Graf, 414, 102.

Zur Schöpfung des Urtheils waren drei Schöffen erforderlich. (S. Strang 1.)

[312] Böhm.: Konšel jest krále úředník. – Konšel jest obecného dobrého služebníkem. (Rybička, 700-701.)

Holl.: Die waerheyt sol hij (de conick) nemen an drie Schepenen. (Mieris, I, 240, 1.)


3. Dass der Schöffen sieben sind, ist gut.Simrock, 9162.


4. Der Schöffe weist zurecht.Eisenhart, 15; Pistor., IV, 99; Eiselein, 554; Simrock, 9161.

Die Schöffen waren in den alten Zeiten Beisitzer in den Grafengerichten. Sie mussten grosse Erfahrungen in den alten Gewohnheiten und Rechten besitzen, da unter den letztern damals, vor dem geschriebenen Gesetze, Gewohnheitsrechte zu verstehen sind. Es will daher dies Sprichwort sagen, dass man sich an den Schöffen halten müsse, wenn man über alte Gewohnheiten belehrt sein wolle. Ihre Urtheile standen in grossem Ansehen. Daher unterscheiden sich diese Schöffen wesentlich von denen unserer Zeit.


5. Die jüngsten Schöffen fällen das Urtheil. Graf, 415, 131.

In den Rechtsbüchern findet sich häufig die Vorschrift, den jüngsten Beisitzer (Schöffen) zuerst und die übrigen nach der Stufenreihe ihres Alters zur Stimmabgabe aufzurufen; und da einfache Stimmenmehrheit entscheidet, so sagt man meist in dem Sinne: das Ei will klüger als die Henne sein, dass die jüngsten Schöffen entscheiden.

Holl.: De jongste schepens vellen het vonnis. (Harrebomée, II, 246a.)


6. Die Schöffen können nicht mehr bezeugen als was vor den vier Bänken geschieht.Graf, 454, 468.

Die Mitglieder des Gerichts konnten als solche nur in ihrem Gerichtsbezirk und auf der Gerichtsbank Zeugniss abgeben. (S. Feld 23.)


7. Oemesöns sind der Scheffe ken sibben. (Bedburg.)

Die Zahl von sieben Schöffen hat ihren Grund.


8. Was der Schöffe findet, wird Recht.Graf, 414, 112.

Mhd.: Was der (schepphen) vint, daz wirt recht. (Daniels, Weichbildglossen, 255, 39.)


9. Was der Schöffe weiss, ist von Alter hergekommen.Graf, 10, 116.


10. Was die Schöffen urtheilen, das soll der Richter richten.Graf, 414, 111.

Mhd.: Was die scheffen vrteilen, das sol der richter richten. (Endemann, 7 [8].)


11. Was drei Schöffen erkennen, ist volle Hülfe. Graf, 478, 658.

Holl.: Dat drie Scepenen kennen, dats volle hulpe. (Mieris, I, 519, 89.)


12. Wem die Schöffen das Recht geben, der soll es haben.Graf, 479, 667.

Mhd.: Weme se daz recht gebin der salcz han. (Senckenberg, IV.)


13. Wie es der Schöffe zu Recht weist, dabei soll es bleiben.Graf, 479, 664.

Mhd.: Wie es der schöpf zu recht weiszet, dabey sol es bleiben. (Grimm, Weisth., I, 471.)

Quelle:
Karl Friedrich Wilhelm Wander (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon, Band 4. Leipzig 1876, Sp. 312-313.
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