1. Ass du dos salwer, dos de wacker bleist. (Zellerfeld im Oberharz.)
2. Besser selber haben als beim Nachbar borgen.
Schwed.: Bättre är sjelf äga, än bedas til låns af syster. (Törning, 9.)
3. Ein jeglicher für sich selber, Gott für vns alle.
»Sagen die Weisen.« (Mathesius, Postille, XXXIXa.)
[529] 4. Geh sölbmar und gib an Puiben an Kraiza. (Steiermark.) – Firmenich, II, 768, 110.
Gehe selber und gib einem Buben einen Kreuzer.
5. Sälber dänke ist besser, wan nachi säge. – Sutermeister, 131.
6. Selbe thäte, selbe habe. – Simrock, 9494.
Auch: Selber tha, selber ha. (Gotthelf, Leiden, II, 124.)
7. Selber essen macht fett (satt). – Beyer, I, 69; Siebenkees, 218; Ramann, Unterr., V, 7; Körte, 4086; Simrock, 9501; Gaal, 391; Steiger, 460; für Waldeck: Frommann, II, 409, 46; Curtze, 328, 168; für Bern: Zyro, 106.
Selber denken gescheit, selber lernen geschickt und kenntnissreich.
8. Selber gemacht, selber gha. – Sutermeister, 128.
9. Selber gestritten, selber gelitten.
10. Selber haben ist besser als andere darum bitten.
Dän.: Bedre er selv at have, end søster at bede. – Broder har, søster har, selv have er en herre. (Prov. dan., 53 u. 91.)
11. Selber ist der Mann. – Simrock, 9484; Lohrengel, I, 604.
12. Selber ist ein gut Kräutlein, wächst aber nicht in allen Gärten.
Lat.: Domi habet, domi nascitur. (Philippi, I, 124.)
13. Selber thun, selber haben. – Simrock, 9453.
In Schwaben: Sell thaun, sell haun. Bei Tunnicius (1139): Sulven doen, sulven hebben. (Accingens se operi quaerit sibi dulce lucellum.)
Mhd.: Selb tet selb hab, der schade ist dîn. (Boner.) – Selbe taete, selbe habe. (von Fenis.) – Selbe tete, selbe hete. (Berthold.) – Wan ich ie hôrte sugen: selbe tete selbe habe. (Krone.) (Zingerle, 138.)
14. Selv eissen es et büste Krût. (Aachen.)
Selv, Anspielung auf Salbei.
15. Selwen1 is en gued Krut, awer et wässet nich in jiedermanns Garen.
1) Salbei und selber.
16. Wannste (wenn du) selwer geist, bedruiget di de Boade nit. (Soest.)
17. Wär sülben geit, dän drügt de Bôe nich. – Schambach, II, 572.
Die Boten richten ihre Aufträge oft sehr mangelhaft aus.
18. Was ich selber thu', trau' ich andern zu. – Simrock, 9496.
19. Wat me selwer iettet, smecket amme besten. (Attendorn.)
20. Wer ihm selber ein Schalk ist, wie kann er einem andern gut sein!
Lat.: Qui sibi nequam est, cui alii bonus erit!
21. Wer selber nicht gelitten hat, versteht die Klagen anderer nicht.
Lat.: Si quem nulla premit sitis, est sitientibus asper. (Seybold, 568.)
22. Wer selber nicht wil, da hat Gott kein Schuld an. – Petri, II, 756.
23. Wer selber nicht will, dem kann alle Welt nicht helffen. – Petri, II, 756.
24. Wer selber von Eis ist, kann andere nicht wärmen.
It.: Chi non arde, non incende.
25. Wer sich selber nichts Gutes thut, was sollte der andern Gutes thun. – Pred. 14, 5; Agricola II, 630; Schulze, 154.
26. Wer sich selber will gefallen, macht sich verhasst bei allen.
Lat.: Multi te oderint, si te ipsum amas. (Seybold, 319.)
27. Wer sich vor sich selber hüten kann, ist ein kluger Mann.
Auch die Spanier beten: Guarda mi, Dios, di mi. (Dove, 97.)
28. Wie ein jeder selber ist, so denkt er sich die andern. – Gaal, 1403.
29. Wo einer selber nicht ist, da wird ihm der Kopf nicht gewaschen.
Bei Tunnicius (343): Dâr ein sulven nicht en is, dar wert em syn hovet nicht gewaschen. (Nullus ubi praesto est, facies non tergitur ulli.)
30. Wor man sülfst nich kummt, dar ward ên de Kopp nich wusken. – Eichwald, 1106.
*31. Bist du's nicht selber, so ist's dein Geist. – Eiselein, 567.
Lat.: Aut ipse fuisti, aut tui simillimus. (Eiselein, 567.)
[530] *32. Das hat einer selber gemacht. (Meiningen.)
Einer, der nichts davon versteht.
*33. Er denkt, selber essen macht fett.
Lat.: Carne ipse Delphis immolata vescitur. – Cum Delphis sacrificaverit, ipse carnes absumit. – Monophagi. (Philippi, I, 74, 102 u. 254.)
*34. Ich nehme es von mir selber ab.
Lat.: Domi conjecturam facio. (Plautus.) (Binder I, 361; II, 840; Philippi, I, 124.)
*35. Er hat selber nichts zu leben, was kann er seinem Hunde geben!
Lat.: Te ipsum non alens, canes alis. (Philippi, II, 212.)
Buchempfehlung
Das 1900 entstandene Schauspiel zeichnet das Leben der drei Schwestern Olga, Mascha und Irina nach, die nach dem Tode des Vaters gemeinsam mit ihrem Bruder Andrej in der russischen Provinz leben. Natascha, die Frau Andrejs, drängt die Schwestern nach und nach aus dem eigenen Hause.
64 Seiten, 4.80 Euro
Buchempfehlung
Im nach dem Wiener Kongress neugeordneten Europa entsteht seit 1815 große Literatur der Sehnsucht und der Melancholie. Die Schattenseiten der menschlichen Seele, Leidenschaft und die Hinwendung zum Religiösen sind die Themen der Spätromantik. Michael Holzinger hat elf große Erzählungen dieser Zeit zu diesem Leseband zusammengefasst.
430 Seiten, 19.80 Euro