[441] 1. Der allerfrömmeste bot ist ein schalck. – Henisch, 470.
Lat.: Simiarum pulcherrima deformis est. (Seybold, 561; Sutor, 611.)
2. Der beste Bote, wenn man selber geht.
Frz.: Il n'est point de meilleur messager que soi-même. (Lendroy, 1005.)
Holl.: Daar men zelf gaat, woordt men door geen bode bedrogen. – De beste bode is de man zelf. (Harrebomée, I, 64.)
It.: Non vi è così buon messo, quanto il padron istesso.
3. Der Bote ist schon auf dem Wege.
4. Der hinkende bot kompt allzeit hernach vnd bringet die gewisseste zeitung. – Henisch, 470.
5. Der hinkende Bote (Reue) bringt die Wahrheit. – Eiselein, 90.
6. Der hinkende Bote kommt ebenso weit. – Venedey, 69; Körte, 702.
7. Der hinkende Bote kommt hinterdrein mit halben Armen und halben Bein'n. – Körte, 701; Eiselein, 90; Simrock, 1250.
Holl.: De hinkende bode komt achteraan. (Harrebomée, I, 64.)
8. Ein Bote, guter Bote.
Aus dem Kriege entlehnt, weil man aus mehreren sich folgenden Boten auf Flucht und Niederlage schloss.
Lat.: Si solus est, bonus est nuncius. (Bovill, III, 38.)
9. Ein fauler (unwilliger) Bote ist ein halber (guter) Prophet. – Körte, 704; Tunn., 21, 11.
Die Ausreden eines solchen Boten sind, wenn er sich den Weg, den er gehen soll, ersparen möchte, vorhersagerisch. Jeder weiss aber, dass nicht die Weisheit, sondern die Faulheit ihn so erfinderisch macht. Wer Ziele im Auge und nicht Marotten im Kopfe hat, wird dergleichen Wahrsager beiseite und hinter sich lassen und ohne Scheu seine Bahn verfolgen. (Vgl. berliner Volkszeitung, 1859, Nr. 223.)
Holl.: Een onwillige bode is een half (groot) profeet. (Harrebomée, I, 64.)
Jüd.-deutsch: E fauler Schliach (Bote) is e halber Nowe (Prophet). (Tendlau, 889.)
Lat.: Sepe prophetisat servus quicumque pigrisat. (Fallersleben, 588.)
10. Ein langsamer Bote ist gut nach dem Tode zu schicken.
Lat.: Nuncius piger. (Bovill, I, 51.)
11. Ein schlimmer Bote muss weit von den Ohren bleiben.
12. Einem guten Boten darf man nichts sagen.
13. Gib dem Boten zwei Pfennig und geh selber.
Frz.: Voulez-vous que votre commission se fasse, allez-y, voulez-vous qu'elle manque, envoyez-y.
Holl.: Geen boodschap is zoo goed als die men zelver doet. (Harrebomée, I, 76.)
14. Gute botten gehen vnd kommen bald wider. – Henisch, 470.
15. Hinkende Boten lügen nicht.
Holl.: Hinkende boden zeggen de waarheid. (Harrebomée, I, 65.)
16. Man muss den hinkenden Boten abwarten. – Henisch, 470; Reinsberg II, 83.
Die Bestätigung der Nachricht.
17. Mit Boten ist selten gerothen. (Schles.)
18. Vor einem klugen Boten muss man den Mund nicht zu weit öffnen.
Frz.: A bon messager il ne faut rien dire. – Envoie le sage en ambassade sans lui rien dire.
19. Wer einen guten Boten haben will, muss selbst gehen.
Frz.: On ne trouve jamais de meilleur messager que soi-même.
*20. Der Bote ist schon auf dem Weg. – Eiselein, 90.
*21. Der hinkende Bote ist noch nicht dagewesen.
Holl.: Ik wil den kreupelen bode verwachten. (Harrebomée, I, 65.)
*22. Der hinkende Bote kommt. – Kirchhofer, 157.
*23. Es ist ein Bote aus Deutschland.
In Litauen hält man den Wirbelwind für einen bösen Geist, und man bekreuzt sich, wenn er zu wüthen beginnt. Nach der Sage sind es die Deutschen, welche unter der Gestalt der Wirbelwinde Teufel nach Litauen ausschicken, die ausspähen müssen, wie dort das Getreide steht, um bei der Ausfuhr die rechten Preise ansetzen zu können. Ein solcher Wirbelwind ist nun der obige Bote aus Deutschland. Man wendet die Redensart auf Leute an, die schnell gehen oder fahren. (Wurzbach I, 39.)
[442] *24. Es ist ein guter Bote nach dem Tode zu schicken.
Holl.: Het is een goede bode, om den dood te halen. (Harrebomée, I, 64.)
*25. Man hat dir einen Boten geschickt. – Kirchhofer, 261; Eiselein, 90.
*26. Man hat dir keinen Boten geschickt.
zu4.
Dän.: Den hinkende post kommer gjerne efter, og siger sandhed. (Prov. dan., 457.)
zu10.
Jüdisch-deutsch in Warschau: A fauler Scheluech (Bote) gefind't alle Terügim (Ausflüchte). Um einen Gang nicht machen zu müssen, ersinnt ein solcher Bote alle erdenklichen Vorwände, was ihm den Ruf eines halben Propheten eingetragen hat.
zu13.
Die Osmanen sagen: Lass den Burschen das Obst holen, du aber selbst gehe hinter drein. (Schlechta, 88.)
zu21.
Frz.: Il faut attendre le boiteux. (Gaal, 360.)
27. Boten und Ambassaden sind aller Orten frei. – Graf, 530, 370.
Bei allen gebildeten Völkern haben von je die Gesandten für unverletzlich gegolten.
Holl.: Boden en ambassaden zijn op alle plaatsen vrij. (Harrebomée, I, 64b.)
28. Der Bote kann nicht entgelten, was im Briefe steht.
Dän.: Budskab maae jeg baere ansvar jeg ey vaelge. (Prov. dan., 94.)
29. Der Bote kann seinen Auftrag noch so gut bestellen, aber was für Antwort (Bescheid) er erhalten wird, kann er nicht wissen.
Lat.: Jussa queofari responsis non dominari. (Reuterdahl, 464.)
Schwed.: Budskap ma jak frambaera answar ma jak ey walda. (Reuterdahl, 464.)
30. Der Bote steht für zwei. – Graf, 418, 136.
Das Zeugniss des Gerichtsboten hatte volle Beweiskraft (s. ⇒ Frone) aber nur bezüglich der Ladung; in andern Stücken konnte er häufig gar kein Zeugniss ablegen, oder es hatte wenigstens keine grössere Beweiskraft als das eines andern Zeugen.
Mhd.: Der bote steit vor Zwene. (Thöningen, 320.)
31. Der getreue Bote frägt des Kaisers Wahrheit. – Graf, 414, 104.
Der Richter als Diener oder Bote des Kaisers (Staatsoberhaupt) soll Recht sprechen, aber nicht selbst Recht theilen, sondern die Schöffen fragen, d.h. sie das Recht suchen oder schöpfen lassen.
Mhd.: Der getrouwe bode sal dez keisers warheyt fragen. (Senkenberg, I, 11.)
32. Der hinkende Bote sagt die Wahrheit. – Lehmann, 451, 3.
33. Drei gewisse Boten seindt des Todtes ehe er kombt: der Artzt, Wen der Wein nicht schmeckt vnd die Speise nicht. – Ottow's, Ms.
34. Durch Boten wird der Wolf nicht fett. – Frischbier, I, 4246.
Poln.: Przez posły niebędzie wilk tłusty.
35. Ein Bot kan vnmiss werben. – Petri, II, 172.
36. Ein lahmer Bote und ein stummer Advokat machen wenig Staat.
Jüdisch-deutsch: A luhmer Schelüjech (Bote) ün a stümmer Schtadlen (Fürsprecher). Ein hinkender Bote und ein stummer Anwalt. Beide passen nicht für ihren Beruf.
37. Es ist kein Bote so gut als des Herrn eigner Hut.
It.: Non è più bel messo che si stesso. (Giani, 1062.)
38. Hernach kam der hinkende Bote mit halben Armen und halben Beinen. – Schottel, 1117b.
*39. Er geht für andere Boten, und pflückt für sich die Schoten.
Dän.: Mangen gaaer en anders bud, og rygter sit eget aerinde. (Prov. dan., 93.)
Buchempfehlung
Ohnerachtet Schande und Laster an ihnen selber verächtlich / findet man doch sehr viel Menschen von so gar ungebundener Unarth / daß sie denenselben offenbar obliegen / und sich deren als einer sonderbahre Tugend rühmen: Wer seinem Nächsten durch List etwas abzwacken kan / den preisen sie / als einen listig-klugen Menschen / und dahero ist der unverschämte Diebstahl / überlistige und lose Räncke / ja gar Meuchelmord und andere grobe Laster im solchem Uberfluß eingerissen / daß man nicht Gefängnüsse genug vor solche Leute haben mag.
310 Seiten, 17.80 Euro
Buchempfehlung
Romantik! Das ist auch – aber eben nicht nur – eine Epoche. Wenn wir heute etwas romantisch finden oder nennen, schwingt darin die Sehnsucht und die Leidenschaft der jungen Autoren, die seit dem Ausklang des 18. Jahrhundert ihre Gefühlswelt gegen die von der Aufklärung geforderte Vernunft verteidigt haben. So sind vor 200 Jahren wundervolle Erzählungen entstanden. Sie handeln von der Suche nach einer verlorengegangenen Welt des Wunderbaren, sind melancholisch oder mythisch oder märchenhaft, jedenfalls aber romantisch - damals wie heute. Michael Holzinger hat für diese preiswerte Leseausgabe elf der schönsten romantischen Erzählungen ausgewählt.
442 Seiten, 16.80 Euro