Strauss (Struthio)

Strauss (Struthio).


1. Ein Strauss legt ein gross Ei und schweigt dabei; Hühner legen kleine Eier und sind dennoch grosse Schreier.

Die Russen: Der faule Strauss legt einmal im Jahre, die fleissige Henne Tag für Tag. (Altmann VI, 442.)


2. Ein Strauss muss harte Brocken schlucken. Parömiakon, 1417.


3. Was dem Strauss an den Schultern versagt ist, hat ihm Allah in die Fersen gelegt. (Abyssinien.)


4. Wenn der Strauss auch die Flügel hebt, um der Schwalbe zu folgen, der Flug geht nicht nach.


5. Wenn der Strauss den Kopf in den Sand steckt, ist er nicht verborgen.

In Afrika sagt man: Der Strauss findet in der ganzen Wüste Sahel kein Plätzchen, um sich vor dem Jäger zu verbergen.


6. Wenn der Strauss mit dem hals vnter einen zweig kompt, so meint er, er sei gar bedecket.Henisch, 231, 35; Petri, II, 638.

7. Wer einen Strauss verfolgt, der soll die Spur nicht um eines Wüstenhuhns willen verlassen. (Abyssinien.)


8. Wo der Strauss wohnt, wachsen keine Trauben.

Holl.: Waar de struisvogel zich ophoudt, daar groeijen geene druiven. (Harrebomée, II, 317b.)


*9. Dem Strauss ein Sperlingsei unterlegen.Altmann VI, 520.


*10. Er ist wie der Strauss, wo er den Blitz leuchten sieht, dort kommt er an.Wiener Jagdzeitung, 1861, 644b.

Die Araber wenden dies Sprichwort auf einen Menschen [897] an, der mit Geschick für die Heerden sorgt und ihnen gute Weideplätze aussucht. Sie meinen, dass der Strauss, wenn es blitzt und ein Wetter sich erhebt, sogleich nach jener Gegend, möge sie auch noch so weit entfernt sein, hinlaufe.


*11. Er macht's wie der Vogel Strauss, der den Kopf, um den Feind nicht zu sehen, unter die Flügel oder in den Sand steckt.

Wenn sich jemand wegen eines Feindes oder Gegners von der Aussenwelt abschliesst. Wenn es der Strauss so machte, was wol mehr Verleumdung als Wahrheit sein mag, so wäre er dumm. Bei den alten Römern wurde sein Name auch in der That wie bei uns das Wort »Gans« als Schimpfwort gebraucht. So versichert Plautus: »Ich selbst habe im Senat den Fidus Cornelius weinen sehen, weil ihn Corbulo einen gerupften Strauss (struthio camelus deplatus) genannt hatte.« (Vgl. Römische Schimpfwörter, in Ausland, 1871, Nr. 8.)

Quelle:
Karl Friedrich Wilhelm Wander (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon, Band 4. Leipzig 1876, Sp. 897-898.
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