Träumen

[1296] 1. Es traumbt dem Schuldigen bald vom Teufel.Lehmann, II, 159, 192.


2. Mancher träumt in der Nacht, was er am Tage gedacht (gemacht).

Mhd.: Ouch hânt die wîsen uns geseit, des ein man wachende ger, daz in des lîhte ein troum gewer. (Cato.) (Zingerle, 150.)

It.: L' orso sogna pere. – Spesso si sogna ciò che si desia.


3. Von träumen kommt versäumen.


4. Wer ruhig träumen will, muss sich unter keinen Nussbaum legen.

Holl.: Waag u nimmer in den droom onder eenen notenboom. (Harrebomée, I, 157a.)


5. Wer träumt, dass er schwitzt, kann noch frieren.Cibot, 159.


*6. Deän dröemt van Elsennöüt. (Neumarkt.) – Engelien, 222, 135.


*7. Dem träumt 's, 's schnei Bollen, un net g'nug. (Schwaben.)


*8. Dem träumt's von der vorigen Fastnacht. (Franken.)

Von einem Zerstreuten.


*9. Do mir getreumt, do wacht ich auff.Eyering, I, 778.


*10. Du darffst dirs nicht treumen lassen.Eyering, I, 794; Schottel, 1114b.


*11. Du treumest bê hellem lichten Tage. (Schles.) – Palm, 94, 19.

Wenn jemand sich stellt, als überlege er und dabei an gar nichts denkt.

Frz.: Rêver à la suisse. (Lendroy, 1313.)


*12. Er liess sich davon nichts träumen.


*13. Er träumt im Wachen.

Lat.: Vigilans somniat. (Eiselein, 624.)


*14. Er träumt nur von Reben, wie Pharao's Mundschenk.Parömiakon, 2155.

Er ist ein Freund des Weins.


*15. Er träumt vom Schafschlachten. (Köthen.)

Wenn jemand träumerisch dasteht.


*16. Er träumt von Schollen und isst Butten (Plattfische).

Wer so zerstreut ist, dass er verlangt, was er schon hat, da beide Namen denselben Fisch bezeichnen.


*17. Es hat jm getreumt.Eyering, II, 567.

Dän.: Det er en drøm. – Du har drømt det. (Prov. dan., 123.)


*18. Es könnte einem nicht närrischer träumen.


*19. Es sol jm etwan nit getreumt haben.Tappius, 107b.


*20. Es traumbt ihm nur von Geld.

Lat.: Cor habet in marsapio. (Chaos, 72.)


*21. Es träumet jm vom teuffel. (S. Katze 722.) – Franck, II, 19a; Fischart in Kloster, VIII, 407.

Lat.: Conscientia mille testes: Fures clamorem timent (metuunt). (Sutor, 373.)


*22. Es träumt ihm von der Farbe.


*23. Es träumt ihm von Hammelswürsten. (Henneberg.)

Er hat leere Grillen, macht unausführbare Pläne. Weil Hammelswürste ungewöhnlich sind.


*24. He drôhmt van 'n ollen Ehrgistern. (Pommern.)

*25. He drömt, dat Foss Hâs wêr, un as he tosêch, wêr et en Foder Heu (oder: Sand).Schütze, III, 336.

Von träumerhaften, leicht irrenden Leuten, die den Fuchs für einen Hasen u.s.w. gehalten.

Dän.: En drøm er sol om drag, og kierling om sit krogstaf. (Prov. dan., 123.)


*26. He drömt van Roggeier1. (Ostfries.) – Frommann, VI, 282, 676; Bueren, 519; Hauskalender, II.

1) Eigentlich Eier des Fischrogens, uneigentlich hohle, nichtige Dinge.


*27. He drömt vun gele (gelbe) Eiern.Schütze, I, 259.

Er irrt in seiner Meinung.


*28. Ich hâle, 's trömd em. (Schles.) – Frommann, III, 413, 518.


*29. Ihm dreumet auch des nachts daruon.Tappius, 211b; Sailer, 303.

Lat.: Etiam dormiens somniat. (Tappius, 211b; Suringar, LXIX.)


*30. Ihm träumt wol vom Gevatterstehen.


*31. Lass d'r ebbes guets träume(n). (Ulm.)


[1297] *32. Mir hat nicht geträumt, dass ich heute einen Esel hucken soll.Klix, 108.

Zur Abwehr, wenn sich ein (grösseres) Kind einem andern auf den Rücken hängt.

Quelle:
Karl Friedrich Wilhelm Wander (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon, Band 1. Leipzig 1867, Sp. 1296-1298.
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