1. An Fastnacht braucht jeder seine Pfanne selber.
Frz.: A carême-prenant chacun a besoin de sa poële. (Bohn I, 1.)
Holl.: Op vastenavond heeft ieder zijn eigen pannetje noodig. (Harrebomée, II, 361.)
2. An Fastnacht erhungert niemand. – Scheidemünze, II, 190.
3. Auf die übermüthige Fastnacht folgt die traurige Aschermittwoch. – Parömiakon, 610.
Span.: Alegrías, antruejo, que mañana serás ceniza. (Bohn I, 196.)
4. Bei einer nürnberger Fastnacht müssen wenigstens Kaminfeger, Türken, Mönche, Nonnen und Fledermäuse sein. – Klosterspiegel, 52, 20.
5. Ein Fassnacht vnd ein Frölicheit, ein schön Weib vnd ein hübsches Kleid, durstige Leut vnd guter Wein solt allzeit beyeinander seyn. – Petri, II, 183.
6. Es ist gut alle tag fassnacht haben. – Franck, II, 43a; Henisch, 1016; Eiselein, 160.
7. Es ist ihm nicht um die Fastnacht, es ist ihm um die Küchlein. – Kirchhofer, 253.
8. Es ist nicht alle Tage Fastnacht.
Holl.: Het is alle dagen geen vastenavond. (Harrebomée, II, 361.)
9. Fastnacht soll man mit seiner Frau und Ostern mit seinem Pfarrer halten.
Dies ursprünglich französische Sprichwort beruht auf Gebräuchen, die nach Lendroy (271) heute noch bestehen. An Fastnacht vereinigen sich alle Verwandte bei ihrem Familienhaupte, nehmen ein gutes Mahl und überlassen sich allen Arten von Vergnügungen. Man ist so aufmerksam auf diese Zusammenkünfte, dass man auf Entzweiung zwischen denjenigen schliesst, welche diesem Gebrauch nicht nachgekommen sind. Ein Ehemann, wie kalt er auch sonst gegen seine Gattin sein mag, wird nie unterlassen, Fastnacht mit ihr zu feiern, um den Urtheilen seiner Mitbürger auszuweichen. – Der andere Theil des Sprichworts findet seine Erklärung in einem Gesetz der tridentiner Kirchenversammlung, wie überhaupt in einer Verordnung der katholischen Kirche, welche fordert, dass jeder katholische Christ bei Strafe der Excommunication während der Fasten beichten und das Abendmahl geniessen solle. Diesem Befehle während der Fasten nachkommen, heisst seine Ostern machen.
Frz.: Il faut faire carême-prenant avec sa femme et Pâques avec son curé. (Leroux, I, 64; Lendroy, 271.)
Holl.: Men moet vastenavond met zijne vrouw, en paschen met zijn pastoor houden. (Harrebomée, II, 361.)
10. Gibt es an Fastnacht viel Sterne, legen die Hennen gerne. (Kreuznach.) – Boebel, 58.
11. Grüne Fastnacht, weisse Ostern. – Boebel, 57; Simrock, 2282; Eiselein, 161.
12. Halt so fassnacht, dass du eine gute Ostern haben mögest. – Henisch, 1016; Gruter, III, 48; Lehmann, II, 263, 8; Eiselein, 161; Sailer, 234; Simrock, 2282a.
13. In der Fastnacht ist alles erlaubt.
Frz.: A caresme-prenant et en vendange trois propos sont de licence. (Leroux, I, 59.)
14. Keine Fastnacht ist ohne Narren.
15. Kurze Fastnacht, lange Fasten. – Eiselein, 161; Kirchhofer, 132.
[938] 16. Mancher hält Fastnacht mit Freuden und muss zu Ostern Hunger leiden.
17. Nach der Fassnacht1 kompt allzeit die Faste oder die Marterwoche. – Henisch, 1016; Petri, II, 486; Sutor, 285; Lehmann, II, 422, 4; Simrock, 2279; Körte, 1289; Körte2, 1609.
1) Die Schreibung Fassnacht darf nicht verleiten, das Wort auf eine andere Wurzel als fasten zurückzuführen. Wie mitunter ein ungehöriges t angehängt wird (z.B. Habicht statt Habich), ist an andern Stellen ein nothwendiges ausgefallen. So ist Fassnacht nur eine Abstufung von Fastnacht, wie sie in mehreren andern Fällen vorkommt. (Vgl. Grimm, III, 1354.)
18. Wann die Fassnachten nass vnd dunckel, so wird eine nasse Erndte. – Henisch, 1016.
19. Wenn an der jungen Fastnacht1 die Sonne scheint, so gerathen die Kirschen. (Luzern.)
1) Der letzte Dienstag vor Fastnacht.
20. Wenn an Fastnacht die Sonne scheint, so kommt ein Winter nachgegreint. (Sachsen.) – Boebel, 58.
Frz.: De carême haute de froid n'aura faute. (Leroux, I, 63.)
21. Wenn an Fastnacht läuft das Wasser im Wagenreif (Gleis), so wächst der Flachs (lang) wie Pferdeschweif. (Bohrau.) – Boebel, 56.
22. Wenn die Fassnacht kalt vnd hell sind, so wirdt eine heisse vnd schöne Erndte. – Henisch, 1016.
23. Wenn nur Fastnacht in meiner Küche ist, mag mein Nachbar die ganze Woche Quatember haben. – Parömiakon, 1135.
24. Wenn's nach Fastnacht lange Eiszapfen gibt, wird der Flachs schön lang. – Simrock, 2284.
25. Wer die Fassnacht kann brauchen, gewinnt sein Brot ohne Händekauchen.
*26. Er ist offt in die Fassnacht gangen. – Franck, II, 97b; Sailer, 308.
*27. In der fassnacht gehn. – Franck, I, 49b.
*28. Seine Fastnacht fällt immer spät.
Er verweist, z.B. ein schlechter Zahler, immer auf die Zukunft.
Frz.: Il nous donne le carême bien haut. (Leroux, I, 64.)
29. Die Fastnacht muss nicht das ganze Jahr weren. – Herberger, Ib, 267.
30. Wer an Fastnacht lügt, muss sich noch zu Ostern schämen.
*31. Hie ist alle tag die fasenacht. – Zimmerische Chronik.
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