1. Ale Fichse gihn schwer ei's Eisen. (Oberlausitz.)
2. Alle listigen Füchse kommen endlich beym Kirssner in der Beitze zusam. – Petri, II, 6; Simrock, 2888; Körte, 1678; Reinsberg II, 46.
Frz.: Enfin les renards se trouvent chez le pelletier. (Bohn II, 95; Gaal, 559; Cahier, 1523.)
It.: Tutte le volpi alla fine si riveggono in pellicceria. (Bohn I, 129; Gaal, 559.)
3. Alt füchs sindt böss zu betriegen (bändigen, fahen). – Franck, I, 44a; Lehmann, II, 26, 16; Sutor, 892; Mayer, I, 20; Kirchhofer, 276.
Lat.: Longius insidias cerva videbit anus. (Ovid.) (Binder II, 1690.) – Vulpes haud capitur muneribus. (Sutor, 80; Philippi, II, 262.)
4. Alte Füchse gehen nicht in die Falle.
5. Alte füchsse, alte list. – Henisch, 1274, 3; Petri, II, 10; Franck, I, 20b; Sutor, 888; Körte, 1647.
Dän.: Gamle ræve gamle renker. – Jo ældre skalk, jo større list. (Prov. dan., 215.)
6. Alte Füchsse werden doch auch endtlich über das Fuchsbret gerucket. – Henisch, 1272, 61; Petri, II, 10.
7. Alten füchssen vnd schälcken ist böss zu helffen. – Henisch, 1274, 7; Franck, II, 36b; Sutor, 541; Sailer, 194.
8. Alter Fuchs, alter Keiler und alter Jude sind schwer zu belauern. – Körte, 1648.
9. Alter Fuchs ändert wol das Haar, aber nicht den Sinn. – Körte, 1668.
10. Alter Fuchs geht gern in alter Fährte.
Dän.: Gammel ræv gaaer gierne i gammel glugg. (Prov. dan., 18.)
11. Alter fuchs kompt nit gern ins garn. – Franck, II, 73b; Gruter, I, 4; Petri, II, 11; Eyering, I, 43 u. 577; Schottel, 1114b; Blum, 742; Simrock, 2869.
12. Alter fuchs lässet sich nicht mit einem strick fangen. – Henisch, 1274, 10.
13. Alter fuchs lasset sich vbel fangen, aber gleichwol wirdt er endtlich gefangen. – Henisch, 1274, 4; Körte, 1649; Mayer, II, 17,
Lat.: Annosa vulpes non capitur laqueo. (Erasm., 793; Apostol., VI; Binder I, 64; II, 181; Philippi, I, 32; Faselius, 17; Seybold, 28; Wiegand, 589.) – Simius vetulus non capitur laqueo. (Apostol., VI; Binder II, 3152.)
14. An einem Fuchs enbricht man kein Wildbann. – Petri, II, 16; Henisch, 1274; Lehmann, 186, 6; 224, 1; Körte, 1675; Graf, 131, 391; Simrock, 2891; Eiselein, 194.
Luther sagte einmal über Tische, es wäre ein deutsch Sprichwort: An einem Fuchsen bricht man kein Wildban. Man möchte einem Fuchs nachgehen und nachstellen, als weit und fern man könnt, das darf man sonst mit Hasen, Hirschen und andern wilden Thieren nicht thun. »Also«, sprach er, »mag man einem bösen Menschen auch wol zusetzen.« (Vgl. Heuseler, 154.)
15. An einem Fuchs ist der Balg das beste.
Dän.: Bælgen er det beste paa ræven, og feyrene af en deel fugle. (Prov. dan., 64.)
16. An einem Fuchse bricht man keine Wildbahn und an einem Jesuiten kein Gesetz. – Opel, 384.
17. Auch die Füchse findet man beim Kürschner.
It.: Anche delle volpi si pigliano. (Bohn I, 71.)
18. Auch ein fuchs soll es niderreissen. – Henisch, 1271, 44.
19. Auch einem jungen Fuchse ist nicht zu trauen.
20. Bann me (wenn man) vom Fuchs red, steckt e' in der nächsten Hecke. (S. 114.) (Meiningen.) – Frommann, II, 409, 71.
21. Bei Füchsen muss man listig sein. – Jahrbuch für Schleswig-Holstein, IV, 120.
22. Bei Reineke Fuchsens Fried' und Anstand kehren die Hühner und Gänse die Beine über sich.
23. Besser ein lebender Fuchs als ein todter Löwe.
24. Bey einem fuchs soll man sich füchsisch stellen. – Henisch, 1271, 34.
25. Biss (beiz) ein fuchs mit eim fuchsen. – Franck, I, 47a; Lehmann, II, 47, 23.
26. Boa de Foss liet, doa stielt he nitt. (S. 346 u. 347.) – Woeste, 77, 300.
27. Dat es en dummen Foss, dä men en Luok wet. (Grafschaft Mark.) – Woeste, 68, 81; hochdeutsch bei Reinsberg III, 50.
[1240] 28. De Foss bitt am schiärpsten ut sinem eigenen Lucke. (Iserlohn.) – Woeste, 68, 73; Firmenich, III, 186, 37.
29. De Foss bitt (beisst) nich, war he liggt. (Rastede.) – Firmenich, III, 27, 59.
Holl.: De vos jaagt nimmer op zijn eigen veld (of: in de nabijheid van zijn hol) (Harrebomée, II, 406.)
30. De Voss lett wol sin ollen Haar, sin ollen Nücken lett he man nig. (Holst.) – Diermissen, 118.
31. De Voss wêt mêr as ên Gat (Lok). – Bueren, 190; Schütze, IV, 317.
Von nicht leicht zu fangenden, immer Auswege und Löcher findenden Schlauköpfen.
32. Dem Fuchs fallen die Haare aus, aber sein Sinn bleibt kraus.
33. Dem Fuchs tracht man nach wegen seines beltzs. – Lehmann, 546, 5.
34. Dem Fuchse sagt man auch viel Unwahres nach.
35. Dem Fuchse träumt stets vom Hühnerstall.
36. Dem schlafenden Fuchs läuft keine weise Maus in den Mund. – Simrock, 6923.
37. Den fuchs inn keiner arbeit leist, wer sich der hoffart nicht befleisst. – Henisch, 1274; Petri, II, 77.
38. Den Fuchs kennt man (schon) am Schwanze. – Reinsberg II, 56.
Dän.: Rumpen bær vidne nok om ræven. (Prov. dan., 482.)
Lat.: Cauda de vulpe testatur. (Binder I, 179; II, 459; Philippi, I, 76; Seybold, 70; Weber, 49.)
39. Den Fuchs muss man mit Füchsen fangen. – Reinsberg III, 93.
Der Schlauheit muss man Schlauheit entgegensetzen, man muss, wie die Franzosen sagen, einem Fuchs gegenüber anderthalber Fuchs sein, oder man muss, wie sich die Venetianer und andere ausdrücken (vgl. Reinsberg III, 93), mit den Füchsen füchseln. (S. ⇒ Bauer 359, ⇒ Dieb 229 u. ⇒ Schalk.)
40. Der Fuchs ändert das Haar und bleibt, was er war.
Der Fuchs verliert das Fell, aber nicht seine Laster, lautet ein parmesanisches Sprichwort. (Reinsberg II, 58.)
Frz.: Le renard mourra dans sa peau.
41. Der Fuchs balgt sich am besten aus, so lang er warm ist. (Wend. Lausitz.)
42. Der Fuchs behält den Schwanz, der Esel die Ohren.
43. Der Fuchs bekommt sein Glück in enger Flasche, ein Storch auf flacher Schüssel.
Von den Neckereien des Schicksals.
44. Der Fuchs, der am Morgen schläft, hat kein fettes Maul (oder: hat keine Federn auf der Zunge).
Frz.: Renard qui dort la matinée, n'a pas la langue emplumée. (Bohn I, 55.)
45. Der Fuchs endert den Balck vnd behelt den (bleibt nach wie vor ein) Schalck. – Lehmann, 10, 97; 542, 87; Blum, 130; Ramann, Unterr., IV, 10; Körte, 1669; Simrock, 2876; Eiselein, 192; Sailer, 61; Mayer, II, 143; Reinsberg II, 58.
Dän.: Naar ræven forandrer sin couleur, forandrer han ei sin natur. (Prov. dan., 474.)
Frz.: Dans sa peau mourra le renard. (Lendroy, 1181; Starschedel, 397; Kritzinger, 600.)
Lat.: Vulpes pilos mutat, non mores.
Ung.: Csak a szőret változtatja a róka.
46. Der Fuchs frisst kein Korn, er macht's aber mit seinem Schwanze verworrn.
Span.: A volpe va por o millo e non come, mas dalle con o rabo e sacode. (Bohn I, 204.)
47. Der Fuchs geht nicht zum zweiten mal ins Garn. – Simrock, 2870.
Die Neugriechen: Der Fuchs geht nur einmal in die Falle. (Reinsberg III, 96.)
Dän.: Ræven gaaer ei to gange paa eet gilder. (Bohn I, 395.)
48. Der Fuchs geht so lange auf die Hühnerjagd, bis sein Balg zum Kürschner kommt.
Holl.: De vos gaat zoo lang ter jagt, tot dat hij zijne vacht verliest. (Harrebomée, II, 406.)
49. Der Fuchs gräbt tief in den Berg, aber der Jäger gräbt noch tiefer.
50. Der Fuchs grüsst den Zaun um des Gartens willen. – Simrock, 2878; Körte, 1655; Kirchhofer, 277; Reinsberg IV, 109.
[1241] Die Letten sagen: Der Biber grüsst den Teich der Fische wegen. (Reinsberg IV, 109.)
Holl.: De vos groet dan alleen de heg, wanneer hij in den tuin wil. (Harrebomée, II, 406.)
51. Der Fuchs hält hinterm Berge.
Kluge Leute verbergen ihre Absichten und Plane.
Frz.: Le renard cache sa queue. (Starschedel, 337; Kritzinger, 600.)
52. Der Fuchs hat am meisten Muth in seiner Höhle.
Lat.: In cavea fit atrox et aspera vulpes. (Alan, 3; Binder II, 1409.)
53. Der Fuchs hat dem Hund nichts zu gebieten. – Lehmann, 225, 21.
54. Der Fuchs hat mehr denn Eine Höhle. – Sailer, 61.
55. Der Fuchs hat nichts als seinen Pelz.
Ein türkisches Sprichwort fragt: Was kann ein Fuchs auf den Markt bringen? (Cahier, 2731.)
56. Der Fuchs in der Ebene ist listiger, als der Fuchs in den Bergen. – Altmann V.
57. Der fuchs ist arm, so nur ein schlupffloch hat. – Henisch, 1271.
58. Der Fuchs ist ins Kloster gegangen (oder: ist Einsiedler, Mönch geworden).
Frz.: Le renard est devenu hermite. – Regnard est devenu moyne. (Leroux, I, 130.)
59. Der Fuchs ist listig, aber der ihn fängt, ist noch listiger.
Engl.: The fox knows much, but more he that catches him. (Bohn II, 95.)
Holl.: Het vosje is gaauw, maar nog gaauwer is hij, die 't vangen kan. (Harrebomée, II, 407.)
It.: Astuta è la volpe, mà più astuto chi la piglia. (Pazzaglia, 392, 7.)
Port.: Muito sabe a raposa, mas mais quem a toma. (Bohn II, 95.)
Span.: Mucho sabia el cornudo, pero mas quien se las puso. (Bohn II, 95.)
60. Der Fuchs ist Schalk in Haut und Haar und wird noch schlimmer jedes Jahr. – Eiselein, 194.
61. Der Fuchs ist weiss (weise); nach Mariä Lichtmess gehet er nicht vber dass Eyss. – Oec. rur.; Reinsberg VIII, 88.
62. Der Fuchs kann seinen Schwanz nicht bergen. – Blum, 525; Simrock, 2872; Körte, 1657.
Ung.: Ki tetszik farka a rókának, akar mint dugdossa. (Gaal, 554.)
63. Der Fuchs kommt da hervor, wo er am wenigsten erwartet wird.
64. Der Fuchs kompt so offt vor die fall, biss er gefangen wird. – Lehmann, 244, 10.
65. Der Fuchs könnte den Schwanz noch einmal brauchen.
Es kann eine Zeit kommen, in der man das, was einem augenblicklich unnöthig, überflüssig, feil erscheint, nöthig haben könnte.
Frz.: Il y aura un temps où les renards auront besoin de leur queue. (Lendroy, 1271.)
66. Der Fuchs lässt das Haar, wo er sich balgt. – Kirchhofer, 276.
67. Der Fuchs lässt nicht von der Art, auch in der Galgenfahrt. – Gaal, 557.
68. Der fuchs lasst seine haar wol, aber sein tück nicht. – Henisch, 1271; Steiger, 443; Kirchhofer, 276.
69. Der Fuchs mag den Schwanz einziehen wie er will, man sieht ihn doch.
70. Der Fuchs meint, dass jeder Hühner fresse (stehle) wie er.
Der Schlechte glaubt, dass die ganze Welt dem Hange unterworfen sei, dem er unterliegt.
Frz.: Il est avis au renard, que chacun mange poule comme lui. (Lendroy, 1619; Bohn I, 20; Cahier, 1518.)
71. Der Fuchs muss aus dem Loche!
72. Der Fuchs muss Hunger leiden, wenn er nicht Mäuse fangen will.
Mhd.: Swelh fuhs sich sînes mûsens schamt, der musz verderben doch. (Zingerle, 42.)
73. Der fuchs muss offt den hunger mit schlaffen vertreiben. – Henisch, 1271.
74. Der Fuchs sagt: Die Trauben sind sauer.
Frz.: Ainsi dit le renard des mûres, quand il n'en peut avoir: elles ne sont point bonnes.
It.: La volpe dice che l'uva è agreste. (Bohn I, 107.)
75. Der Fuchs sagt zum Leuen: Ich habe den Schnupfen. – Eiselein, 192.
Lat.: Vulpes haud corrumpitur muneribus. (Eiselein, 192.)
[1242] 76. Der Fuchs schleppt eher den langen Schwanz, eh' er dem Affen ein Härlein gäbe, das Gesäss zu bedecken.
77. Der Fuchs schlüpft gern in eine fertige Höhle.
Engl.: Foxes dig not their own holes. (Bohn II, 358.)
78. Der Fuchs soll nicht ins Hasenrevier gehen.
79. Der Fuchs stirbt nicht im Sommer, wenn er im Winter nicht gefangen wird. – Bertram, 43.
Was heute nicht geschieht, ist darum morgen noch nicht gethan.
80. Der Fuchs sucht Löwens Dienst.
81. Der Fuchs traut dem Eis nicht mehr. – Oec. rur.
82. Der Fuchs verändert das Haar, aber der Muth1 bleibt wie er war. – Lehmann, 542, 86.
1) Das Gemüth, der Charakter.
83. Der Fuchs verbirgt den Schwanz.
Gescheite Leute verhüllen ihre Absichten und Plane.
Frz.: Bon renard cache sa queue. (Cahier, 1517.)
84. Der Fuchs vergräbt sich auch unter dem Schnee.
Falschheit, Schlauheit, Heuchelei unter das graue Haar.
85. Der fuchs verkert sein haut, aber nicht sein gemüt. – Franck, I, 104a; Lehmann, II, 62, 110; Gaal, 558; Simrock, 2877; Körte, 1667.
Frz.: Et que le vieil regnard toujours reprend demeure bien qu'il change de poil, de place et de demeure. (Bohn I, 130.)
86. Der Fuchs vnnd Storck sind einer dess andern Gasterey nichts gebessert. – Lehmann, 94, 78 u. 224, 7.
Bezieht sich auf die bekannte Fabel.
87. Der Fuchs wechselt das Haar und bleibt wie er war.
Holl.: Een vos verliest wel zijne haren, maar niet zijne streken. (Harrebomée, II, 407; Bohn I, 316.)
It.: Cambia il pelo la volpe, ma non il vizio. (Pazzaglia, 392, 2.)
88. Der fuchs wechsselt den balg vnd behelt den schalck. – Henisch, 1274, 28; Petri, II, 88.
Frz.: Un renard change de poil, mais non pas de nature. (Cahier, 1516.)
Lat.: Vulpes pilum mutat, non mores. (Sueton.) (Binder II, 3602.)
89. Der Fuchs weiss mehr als Ein Loch. – Eiselein, 192; Körte, 1661.
Lat.: Ars multa vulpi. (Binder II, 242; Eiselein, 192.)
90. Der Fuchs weiss viel, aber der ihn fängt noch mehr. – Reinsberg III, 93.
Port.: Muito sabe a raposa, mas mais sabe, quem a toma. (Bohn I, 284.)
Span.: Mucho sabe la zorra, pero mas el que la toma. (Bohn I, 233; Cahier, 3676.)
91. Der Fuchs weiss viel, aber eine verliebte Frau noch mehr.
92. Der Fuchs weiss viele Künste, aber der Igel kommt mit Einer Kunst weiter.
Um zu bezeichnen, dass manche durch eine List allein mehr ausrichten, als andere durch vielerlei Ränke; denn der Fuchs schützt sich gegen den Jäger auf mannichfache Weise und wird doch gefangen, der Igel durch ein einziges Mittel gegen den Biss der Hunde, indem er sich in sein Stachelkleid in Form eines Balls hüllt.
Holl.: De vos weet vele zaken, maar de egel weet er eene van belang. (Harrebomée, II, 406.)
93. Der Fuchs wer gern Voigt im Hünerhauss. – Petri, II, 88; Henisch, 1274, 27.
94. Der Fuchs will ein Pilger werden. – Winckler, XI, 6.
Ein alter Schelm will sich für sein früheres Leben auf eine leichte Weise mit Gott abfinden.
Holl.: De vos wil kluizenaar worden. (Harrebomée, II, 406.)
95. Der Fuchs wird älter aber nicht besser.
Engl.: The fox may grow grey, but never good. (Bohn II, 505.)
Holl.: Hoe ouder vos, hoe schalkachtiger, maar niet beter. (Harrebomée, II, 407.)
96. Der Fuchs wird in seinem Bau gefangen. – Körte, 1659.
97. Der Fuchs wird verfolgt wegen seines Pelzes.
98. Der Füchse Tod ist der Hühner Leben.
99. Der fuchss kan seine dück nit lassen. – Tappius, 242a; Henisch, 1271; Lehmann, II, 69, 109; Petri, II, 88.
Frz.: Le renard mourra dans sa peau. (Gaal, 557.)
[1243] 100. Der Fuchss mag der Birn nicht. – Eyering, I, 460 u. 700.
Weil sie nämlich nicht vom Baum herunterfiel, als er mit dem Schwanze an denselben schlug, und hinauf konnte er nicht.
101. Der Fuchss will das Fleisch nicht, es thut jhme nur sanfft, das jhme die Federn vmbs Maul stieben. – Lehmann, 316, 38.
102. Der Fuchss zeugt (zieht) ehe vergeblich den grossen Schwantz, ehe er dem Affen ein Härlein davon geb, sein gesess damit zu bedecken. – Lehmann, 252, 37.
103. Der listige fuchs wirdt doch auch endlich vnter dem Arm zur Kirchen getragen. – Henisch, 1274, 33.
104. Derselbe Fuchs lässt sich nicht zweimal fangen. – Gaal, 562; Blum, 740.
Man lässt sich nicht zweimal betrügen; durch Schaden wird man klug.
Frz.: Un renard n'est pas pris deux fois à un piége.
105. Des Fuchses End sind Kürschners Händ'.
Holl.: Het gewone eind van den vos is de bontwerkerswinkel. (Harrebomée, II, 407.)
106. Des Fuchses List nicht leicht zu errathen ist.
Holl.: De gedachten van den vos zijn niet gemakkelijk te raden. (Harrebomée, I, 210.)
107. Dess Fuchs husten weret so lang, biss jhme die Seel aussgehet. – Lehmann, 431, 5.
108. Diar a Faas fang skal, mut êder ap. – Haupt, VIII, 356, 88.
Wer den Fuchs fangen will, muss früh aufstehen. Nordfriesisch nach der amrumer Mundart. Die Sprache der Inselfriesen hat drei Mundarten, die sylter, die halliger und die amrum- föhringer. Der vierte Dialekt, der von Eiderstedt, ist verloren gegangen. Die Mundart der Halligfriesen steht der der Festlandsfriesen am nächsten. Die Dialekte der Ausseninseln hält Clement für die ältesten, weil sie am weitesten von den östlich wohnenden Marschfriesen geschieden gewesen sind. Auch ist die Sprache Helgolands der amrumer und föhringer am ähnlichsten; die Sprache der Festlandfriesen konnte einer grössern Einwirkung der plattdeutschen Umgangssprache der anstossenden Nachbarn unmöglich entgehen. »Von der starken Häufung der Doppellaute, dieser echt- und urfriesischen Spracheigenthümlichkeit«, sagt Clement, »weiss sie wenig mehr; auch die sylter hat weit weniger davon als die amrumer auf der äussersten Insel, denn sie ist von alters her nordöstlich vom Dänischen beeinflusst worden. Jede einzelne friesische Mundart hat ihre besondern selbsteigenen Sprachformen und Eigenthümlichkeiten aufbewahrt, am meisten die der Ausseninseln.« Vgl. über die nordfriesische Sprache Clement, Lappenkorb, Leipzig 1847; Bende Bendsen, Die nordfriesische Sprache nach der moringer Mundart, herausgegeben von M. de Vries, Leyden 1860, und Chr. Johansen, Die nordfriesische Sprache nach der föhringer und amrumer Mundart, Kiel 1862.
109. Die Füchs fressen alte vnd junge Haasen. – Lehmann, 225, 14.
110. Die Füchse sehen des Nachts besser als die Menschen.
111. Die Füchse sehen sich auf dem Pelzmarkt (bei dem Kürschner) wieder.
Frz.: En fin les renards se trouvent chez le pelletier. (Bohn I, 17.)
112. Die schwartzen Füchs1 seynd die listigsten vnd schädlichsten. – Lehmann, 225, 19.
1) Die Füchse, die einen schwarzen Balg tragen.
113. Dieweil der Fuchs scharret im Molt (Grund) erschleichet ihn der Hetzebold. – Weidspruch bei Frisch; Eiselein, 193.
Lat.: Suo ipsius indicio periit sorex (stridendo sc. clarius). (Eiselein, 193.)
114. Dieweil man ön Fuchs nennt, dieweil kimmt a gerennt. (S. 246.) (Oberösterreich.)
Weil der Volksglaube im Fuchs den verkappten Teufel (s. 421) oder eine altheidnische Gottheit erblickte, wurde sein Name in manchen Gegenden Deutschlands, wie sich dessen noch jetzt lebende Greise erinnern, z.B. in Oberösterreich, nicht geradezu ausgesprochen. Man nannte ihn Holzhansl, den pfiffigen Hansl; nach Hoefer auch Belderer (von belderen, bellen), Hansl, Holzhund, Prechtel; oft heisst er in Oberösterreich auch das Laufad, Rennad. Bei Prechtel dachte schon Hoefer an den Knecht Ruprecht, »dessen Stelle in Oberösterreich am Niklatag der Nikolaherr vertritt«. Von einer Höhle unweit Grünau (Oberösterreich) der Gugalös- oder Gugalutzkira heisst es geradezu, der Teufel habe einige Zeit darin bei Tagesweile als Fuchs gehaust. – [1244] Der Fuchs wurde, ähnlich wie man dies mit Wind, Feuer u.s.w. thut, förmlich gefüttert, indem man ihm z.B. Kopf und »Krebe« einer Henne auf einen Platz im Walde legte. Eine Bäuerin in Hofkirchen (Hausruckviertel) ging von Zeit zu Zeit mit einem Häfn, worin Futter für den Fuchs war, in den Wald, um es an einen passenden Platz hinzulegen, wobei sie einen Spruch hersagte. Wenn man unterwegs zufällig dem Fuchs in die Nähe kam, pflegte man ihn gern anzureden und zwar am liebsten mit dem Namen Hansl. Man fürchtete nämlich, dass er, wenn man seinen eigentlichen Namen nenne, ins Haus komme und die Hühner raube. Doch suchte sich der Volksglaube auch durch verschiedene Mittel vor dem blutdürstigen Feinde zu schützen. Man gab den jungen Hühnchen, wenn sie das erste mal ins Freie getrieben wurden, eine Fuchsleber zu fressen oder stutzte ihnen am Faschingssonntage vor Sonnenaufgang Flügel und Schweif. Auch gab man ihnen, in welchem Mittel die Bekämpfung des Teufels noch mehr hervortritt, zu demselben Zwecke Hafer zu fressen, der mit dem Blute eines während der Charfreitagspassion gestochenen schwarzen Lammes war besprengt worden. Hatte er dennoch eine Henne geraubt, so sagte man: »G'sög'n Got, g'sög'n Got!« Er bekäme davon, wie man glaubte, ein Grausen und bliebe fortan aus. (Baumgarten, 76.)
115. Durch Füchse wird der Fuchs geprellt.
Darum wählt man wol mitunter die abgefeimtesten und durchtriebensten Verbrecher in den Dienst der (geheimen) Polizei, um Verbrechen und Verbrechern auf die Spur zu kommen.
116. E jeder Fuchs verwâert (verwerthet) senn bâl'g. (Henneberg.) (S. 142.) – Frommann, II, 410, 91.
117. E rechte Fuchs weiss mehr als ein Loch. (Luzern.) – Schweiz, II, 243, 23.
118. Ehe der Fuchs den Löwen besucht, sieht er sich erst die Fusstritte der frühern Besucher an.
Dän.: Førend ræven besøger løven, betragter han forriges fodspor. (Prov. dan., 474.)
119. Ein alter Fuchs geht in seine alte Höhle.
Dän.: Gammel ræv gaar gierne i gammel glugg. (Prov. dan., 18.)
120. Ein alter Fuchs geht nicht in die Falle (ins Eisen). – Eiselein, 192.
121. Ein alter Fuchs ist schwer zu fangen. – Blum, 741.
Dän.: Ond er at gildre for gammel ræv. (Bohn I, 294.)
Holl.: Een oude vos is kwalijk te bedriegen (of: kwaad te vangen). (Harrebomée, II, 406.)
It.: Volpe vecchia non teme laccio. (Gaal, 561.)
Lat.: Annosa vulpes haud capitur laqueo. (Gaal, 561; Philippi, I, 32; Eiselein, 192.)
Ung.: Nehéz az agg rókát tőrbe ejteni. (Gaal, 561.)
122. Ein alter fuchs kompt nicht bald (gern, wieder) ins Garn. – Henisch, 1274, 8; Sutor, 669.
123. Ein alter Fuchs läuft nicht zum zweiten mal ins Garn. – Bohn I, 142; Körte, 1656; Sutor, 176; Reinsberg III, 96.
Frz.: Bon renard ne se prend pas deux fois au même piége. (Cahier, 1521; Starschedel, 337.)
Holl.: Een oude vos komt niet gemakkelijk tweemal in het garen. (Harrebomée, II, 407; Bohn I, 315.)
It.: La volpe vecchia non và cosi facilmente al laccio. (Pazzaglia, 392, 3.)
Lat.: Vulpes non iterum capitur taques. (Sutor, 176; Gaal, 562.)
Ung.: Nehéz a rókát ketszer tőrbe ejteni. ( Gaal, 562.)
124. Ein alter Fuchs lässt sich nicht prellen.
125. Ein alter Fuchs lässt sich schwer von einem ⇒ Grünhorn (s.d.) prellen. (Neuyork.) – Wochenblatt der Neuyorker Staatszeitung vom 31. Jan. 1863.
126. Ein alter Fuchs wird schwerlich im Netz gefangen, aber er wird dennoch gefangen. – Heyl, 14, 580.
127. Ein Fuchs bekommt in enger Flasche seine Bissen (sein Glück), der Storch in flacher Schüssel.
128. Ein Fuchs betrügt den andern selten.
Span.: Bien sabe la vulpeja con quien trebeja. (Bohn I, 205.)
129. Ein Fuchs bleibt ein Fuchs, auch wenn er an der Kette liegt. (Baiern.)
130. Ein Fuchs, der nur Ein Loch hat, ist bald gefangen. – Reinsberg III, 50.
Wer nicht mehr als einen Ausweg hat, kommt nicht weit.
131. Ein Fuchs, der schläfrig und faul, hat selten ein fedrig Maul.
Frz.: Renard qui dort la matinée n'a pas langue emplumée. (Cahier, 575; Leroux, I, 129 u. 130; Kritzinger, 600.)
[1245] 132. Ein fuchs frisst auch wol den andern. – Henisch, 1274, 37.
133. Ein Fuchs hat (weiss) mehr als Ein Loch. – Bücking, 242; Blum, 366; Hollenberg, II, 63.
Frz.: Un homme rusé a plus d'une corde à son arc.
Holl.: De vos heeft meer dan een hol. (Harrebomée, II, 406.)
134. Ein Fuchs hinckt allwege, wie sehr er's verbirgt. – Lehmann, 225, 15.
135. Ein fuchs ist nicht geschenckt einzunemmen (zu gewinnen). – Henisch, 1272, 3.
D.i. »ein verschlagener Mensch ist nicht leichtlich zu fangen«.
136. Ein Fuchs ist schlauer als zehn Esel.
Holl.: Daar steken veel ezels in één' vos alleen. (Harrebomée, II, 406.)
137. Ein fuchs kann schwerlich den andern betrügen. – Henisch, 1274, 38.
138. Ein fuchs lässet sich nicht zum zweyten mahl fangen. – Henisch, 1274, 39; Kirchhofer, 276.
139. Ein Fuchs muss oft den Hunger mit dem Schlaf vertreiben.
140. Ein Fuchs riecht den andern bald.
141. Ein gescheiter Fuchs wird auch gefangen. – Reinsberg IV, 81.
It.: Anche delle volpi se ne piglia. (Gaal, 564.)
Lat.: Fraudulentus in plagas tandem incidit. (Gaal, 559.) – Qui fallit mille, a solo fallitur. (Altdorf, 155; Binder II, 2773.)
142. Ein jeder Fuchs ward seines Balgs. (S. 116.) – Lehmann, 224, 1.
143. Ein kluger Fuchs frisst (stiehlt) niemals seines Nachbars Hühner.
Engl.: The fox preys farthest from his hole. (Bohn II, 505.)
Frz.: Un bon renard ne mange pas les poules de son voisin. (Bohn I, 61; Lendroy, 1238; Starschedel, 337; Kritzinger, 600; Cahier, 1522.)
Holl.: De vos jaagt nimmer op zijn eigen veld (of: in de nabijheid van zijn hol). (Harrebomée, II, 367.)
144. Ein kranker Fuchs stiehlt keine Hühner.
145. Ein schlafender Fuchs fängt kein Huhn. – Müller, 17, 6; Simrock, 2881; Eiselein, 193; Körte, 1646; Mayer, II, 140; Sailer, 277; Kirchhofer, 276; Reinsberg III, 134.
Engl.: When the fox sleepeth (is asleep) no grapes (nothing) fall in his mouth. (Bohn II, 8.)
Frz.: A regnard endormy ne vient bien ne profit. (Leroux, I, 130.) – A renard endormi ne lui chest rien en la gorge (oder: rien ne cheut en la gueule.) (Bohn II, 8.)
Holl.: De slapende vos vangt geene hoenders (of: krijgt niets in den muil). (Harrebomée, II, 406.)
Lat.: Dormienti vulpi cadit intra os nihil. (Bovill, II, 181.)
146. Ein trabender Fuchs ist besser als ein schlafender Löwe.
147. Einen alten Fuchs findet man endlich auch in der Schlinge.
It.: Ancor le volpi vecchie rimangono al laccio. (Bohn I, 72; Pazzaglia, 390, 1.)
148. Einen Fuchs kennt man am Schwantz, einen Mohren am Angesicht, einen Vogel am gesang. – Henisch, 1274, 44.
149. En Foss is gans gued oder gans slimm. (Büren.)
Von Personen mit röthlichem Haar.
150. En Foss sunner Nücke1 dat es en dusent Glücke. (Grafschaft Mark.) – Woeste, 68, 79; hochdeutsch beiSimrock, 2897; Reinsberg I, 123; für Holstein: Schütze, III, 156.
1) Fuchs ohne Tücke. – Ein guter Rothkopf trifft sich selten; aber doch! – Vom Pferdefuchs auch in der Landdrostei Osnabrück üblich. (Vgl. Hartmann in den Mittheilungen des histor. Vereins zu Osnabrück, VII, 380.)
151. En Voss verlüûrt woll sîne Hôre, äwwer sîne Nuppen nit. (Waldeck.) – Curtze, 327, 159.
152. Endelk (endlich) môt de Voss to't Lock herût. (Ostfries.) – Bueren, 418; Frommann, IV, 287, 447.
153. Endlich ist der Fuchs in die Schlinge gegangen.
154. Es ist böss, Füchs mit Füchsen fahen. – Gruter, III, 32; Lehmann, 154, 121; Kirchhofer, 276; Reinsberg III, 92.
Holl.: Tis quaet, vos mit vossen vanghen. (Tunn., 25, 18.)
Lat.: Hoc est difficile vulpem comprendere vulpe. (Fallersleben, 656.)
155. Es ist ein armer fuchs, der nit mehr dann einn loch hat. – Franck, I, 84a; Gruter, I, 32; Sailer, 61; Körte, 1662; Simrock, 2879; Eiselein, 193.
[1246] 156. Es ist kein Fuchs so alt, sein Balg kommt in die Beize (Kürschnerlauge).
157. Es ist kein Fuchs so schlau, er findet einen schlauern.
Frz.: Il n'y a si fin regnard, qui ne trouve plus finard. (Leroux, I, 130.)
158. Es muss ein armer (schlechter) Fuchs sein, der nur Ein Loch weiss (oder: nur Eine Höhle hat). – Blum, 366; Steiger, 48; Schottel, 1143b; Siebenkees, 48.
Frz.: Le renard a plus d'un trou. (Gaal, 565; Starschedel, 397.)
Lat.: Ars multa vulpi. – Misera est vulpes, quae unum tantum latibulum habet. (Eiselein, 192.)
159. Es will keiner gern den Fuchs beissen1. – Petri, II, 304; Henisch, 267.
1) Ueber beissen und beizen vgl. Grimm, I, 1399 u. 1410; Weigand, Wb., I, 128 u. 129.
160. Es wird kein Fuchs gefangen, ausser im Fuchsbalge.
161. Es wird oft aus einem Fuchs ein Esel. – Gutzkow, Ritter vom Geiste, IV, 440.
162. Fahet die Füchse, weil sie noch klein sind. – Nass. Schulbl., XIV, 5.
163. Füchs mit Füchsen fangen, kost mühe vnd arbeit. – Petri, II, 319; Henisch, 1274, 48.
Dän.: Det er ondt at fange ræv med ræv. (Prov. dan., 156.)
Lat.: Hoc est difficile vulpem comprendere vulpe. (Henisch, 1274, 49.)
164. Füchs sind böss zu fahen. – Franck, I, 33b.
165. Fuchs, tummle dich, der Tag ist kurz.
166. Fuchs und Hase werden nicht leicht Freunde.
167. Fuchs und Hase wohnen nicht beieinander (in Einer Höhle).
Dän.: Det er ondt at drafue reff med ramme. (Prov. dan., 118.)
168. Füchs vnd Wölffe seind wolfeil zu hoffe. – Petri, II, 319; Henisch, 1274, 51.
169. Fuchs wieder Fuchs.
Frz.: A regnard regnard et demy. (Leroux, I, 129.) – Avec le renard ou renarde. (Leroux, I, 130.)
170. Füchse kann man nur mit Füchsen und Mönche nur mit Pfaffen fangen. – Klosterspiegel, 28, 1.
171. Füchse lassen keinen Weihrauchgeruch zurück.
172. Füchse mit Füchsen verjagen ist schlimm.
173. Füchse muss man mit Füchsen fangen. – Eiselein, 193; Sailer, 61; Mayer, II, 17.
Mhd.: Die fohen man mit fohen widerstillet. (Zingerle, 42.)
Frz.: A renard, renard et demi. (Starschedel, 397; Kritzinger, 600.)
Lat.: Ars deluditur arte. (Cato.) (Binder I, 85; II, 240; Philippi, I, 41; Seybold, 37.)
174. Füchse muss man nicht mit Stangen, sondern wieder mit Füchsen fangen.
175. Füchse und Katzen sehen bei Tag und Nacht.
176. Füchsen vnd Jungfrawen stellt man nach mit list, weil der Balg noch hübsch vnd jung ist. – Gruter, III, 40; Lehmann, II, 178, 59.
177. Füchss kent man bald am Schwantz. – Gruter, III, 40; Lehmann, II, 177, 58.
178. Füchss werden auch gefangen vnd geschlagen. – Lehmann, 467, 8.
179. Füchss wissen offt nicht, mit wem sie spielen vnnd müssen darüber das Fuchsrecht leiden. – Lehmann, 774, 35.
180. Gegen einen listigen Fuchs muss man auch listig seyn. – Gruter, III, 42; Petri, II, 326; Lehmann, II, 235, 16; Henisch, 1274, 53.
181. Gleich wie der fuchs der birn nit mag, so ist der Magd zum Tantz nicht gach. – Eyering, II, 674; Henisch, 1275, 15.
182. Hat der Fuchs das erste Huhn, so holt er auch das zweite.
183. Hat der fuchs gestohlen, ist es nicht Wunder, dass das Füchslein auch stilt. – Henisch, 1271, 51; Petri, II, 373; Sailer, 264.
Lat.: Si damnosa senem juvet alea, ludit et haeres bullatus. (Gaal, 560.)
[1247] 184. Ick mende, dat de Voss 'n Hase wêr und as'k recht to seg, wêr't 'n Foor Heu. (Oldenburg.) – Firmenich, I, 233, 47; Schütze, I, 114.
Wenn sich jemand wiederholentlich auf eine sehr arge Weise täuscht.
185. In einem einzigen Fuchse stecken viel Esel.
186. Ist es Fuchs oder Hase? – Ich weiss nicht, Herr, die Hur' ist unten im Stadel. – Eiselein, 192.
Die Anekdote, die zu dem Sprichwort Veranlassung gegeben hat, findet sich Agricola I, 353.
187. Je mehr man dem Fuchse flucht, je besser gedeiht er. (S. 309.)
Das Glück der Schelme. Man flucht ihm nämlich nur dann, wenn ihm ein Raub gelungen, und um so mehr, je öfter dies geschehen.
188. Je näher der Fuchs dem Jäger lauert, desto sicherer ist er.
189. Jedem Fuchs gefällt sein Bau. – Reinsberg III, 107.
190. Jeder Fuchs hat Kummer um seinen Schwanz.
191. Jeder Fuchs hat seine Grube. – Scheidemünze, II, 48.
192. Jeder Fuchs hüt (pflegt, wartet) seines Balges. – Lehmann, 107, 18; Gruter, III, 53; Lehmann, II, 282, 19; Simrock, 2868; Eiselein, 193.
Dän.: Hver ræv varer sin bælg. (Bohn I, 375; Prov. dan., 474.)
193. Jeder Fuchs liebt den Hühnerstall.
It.: Ad ogni volpe piace il pollajo. (Bohn I, 68.)
194. Jeder Fuchs lobt seinen Bau.
195. Jeder Fuchs muss dem Kürschner (Abdecker, Jäger) seinen eigenen Balg bezahlen. – Reinsberg II, 46.
Holl.: Een vos is zoo lang zijn' kost waard, tot de bontwerkers-winkel met zijne vacht pronkt. (Harrebomée, II, 407.)
196. Jeder Fuchs verwahrt seinen Balg. – Blum, 368; Pistor., VIII, 63; Graf, 390, 572.
Um zu sagen, dass Gegenwehr erlaubt sei.
It.: Ogni volpe ha cura della sua coda. (Gaal, 553.)
197. Junge (kleine) Füchse muss man fangen, alte (grosse) Diebe muss man hangen.
Holl.: Kleine vossen moet men vangen, groote dieven moet men hangen. (Harrebomée, II, 407.)
198. Kein fuchs beisst den andern. – Henisch, 1274; Eyering, III, 139; Petri, II, 416.
Holl.: Het is kwaad, vossen met vossen te vangen. (Harrebomée, II, 497.)
199. Kein Fuchs so alt, er kommt in die Beize.
Ung.: Nincsen oly vén róka kinek bőre a csávába nem kerül. (Gaal, 559.)
200. Kein Fuchs so schlau, er fällt endlich in die Schlingen.
Frz.: Il n'y a si fin renard, qui ne trouve plus finard.
201. Kommt der Fuchs zur Heide, der Jude zum Eide, so sind sie frei alle beide. – Braun, I, 586; Graf, 469, 606; Körte, 1660.
Aus der Zeit, in der schon ein arger Misbrauch mit dem Eide getrieben wurde.
202. Ligt der fuchs gleich im Garn, so fahr doch nicht mit blosser hand zu jhm ein, er beisst gern. – Henisch, 1274; Petri, II, 440.
203. Listiger Fuchs, aber Hasenherz. – Eiselein, 192.
204. Mach's wie der Fuchs, greifft jhm der Hund zum Felle, so gibt er jhm ein Maul voll Haare vnd wischt davon. – Lehmann, 235, 54.
205. Mag ein alter Fuchs auch beten, das Küchlein darf nicht nahe treten.
206. Man fähet auch wol einen gescheiden fuchs. – Petri, II, 445; Henisch, 1274, 63; Körte, 1677; Simrock, 2880; Gaal, 564.
207. Man fahet keinen fuchsen, dann in eim fuchssbalg. – Franck, I, 47b; Lehmann, II, 401, 7; Simrock, 2884; Körte, 1651.
208. Man fängt keinen Fuchs zweimal im Eisen.
209. Man jagt den Fuchs um den Balg.
210. Man kann dem Fuchse nicht mehr nehmen als den Balg.
Dän.: Man faaer ei meere af ræven end bælgen. (Prov. dan., 475.)
211. Man kann dem Fuchse wol den Schwanz nehmen, aber nicht den Magen.
[1248] 212. Man kann nicht Fuchs und Hase zugleich sein. – Kirchhofer, 276.
213. Man kennt den Fuchs am Schwanz. – Kirchhofer, 276.
214. Man kennt den Fuchs, wenn er auch in der Kapuze steckt. – Klosterspiegel, 28, 23; Eiselein, 193.
215. Man kennt ein Fuchs, wann er gleich in einer Cappuziner Kapp gehet. – Lehmann, 224, 3; 333, 17.
216. Man mus Fuchs vnd Hass seyn. – Gruter, III, 68; Lehmann, II, 409, 24; Körte, 1670.
217. Man muss den Fuchs erst fangen, eh' man ihn prellt. (S. 224.)
Das Fuchsprellen war in frühern Zeiten ebenso wie die »noble Passion« der Jagd ein Vergnügen an Hofhaltungen, besonders zu Ende des 17. und zu Anfang des 18. Jahrhunderts. Es bestand darin, dass man mittels Prellnetzen Füchse so lange in die Luft schleuderte, bis sie verendeten. Herren und Damen »engagirten« sich zu diesem »nobeln Vergnügen«, wie man sich zum Tanz engagirt. Auf der Stechbahn im Schlosse zu Dresden wurden am 1. März 1751 allein 687 Füchse von Geschöpfen, die sich Menschen nannten, geprellt. (Vgl. Flemming's Jägerpraktika und Franz Kobell, Jagdhistorisches über Raubwild, in der Schrift Wissenschaftliche Vorträge, gehalten im Winter 1858, S. 185.)
218. Man muss den Fuchs nicht fragen, wie man die Hühner vor ihm schützen soll.
Holl.: Men moet den vos niet vragen, hoe men het hoen voor hem zal weghalen. (Harrebomée, II, 407.)
219. Man muss die Füchse vor den rechten Wagen spannen.
Wer seine Goldstücke nicht an einflussreicher Stelle anspannt, den ziehen sie den (Beförderungs-)Berg nicht hinan.
220. Man muss einem Fuchs nicht trauen, auch wenn er ein goldenes Fell hat.
221. Man muss Füchs mit Füchssen, Schälck mit Schälcken fahen (vertreiben). – Franck, II, 8a; Tappius, 9a; Henisch, 1272; Petri, II, 461; Gruter, I, 57; Lehmann, 224, 11; Latendorf II, 22; Blum, 210; Körte, 1650; Simrock, 2883.
Frz.: A renard, renard et demi. (Gaal, 566.)
Holl.: Men moet vossen met vossen vangen. (Harrebomée, II, 407.)
Lat.: Contra vulpem vulpinandum. (Binder I, 229; II, 576; Buchler, 47; Philippi, I, 93; Seybold, 89; Gaal, 566.)
Ung.: Rókán rókát kell fogni. (Gaal, 566.)
222. Man muss Fuchs und Hase sein, Schwarz und Weiss können. – Simrock, 2895.
Holl.: Hij moet vos en haas zijn. (Harrebomée, II, 407.)
223. Man schickt Füchse aus, um Füchse zu fangen. – Simrock, 2885; Reinsberg III, 93.
Holl.: De eene vos bragt den anderen in den strik. (Harrebomée, II, 406.)
224. Man soll den Fuchs prellen, ehe man ihm den Balg über die Ohren zieht. (S. 217.) – Eiselein, 192.
225. Mancher läuft vorm Fuchs und wird vom Wolf gepackt.
226. Mancher will den Fuchs beschreiben und kennt blos den Schwanz. – Scheidemünze, I, 900.
227. Mit Füchsen spielt man Fuchsrecht. – Lehmann, 225, 20.
Man zieht ihnen das Fell über die Ohren.
228. Nu kîk, wo tüht de Voss mit de Aeg' (Egge) to, segt Förster Kruse.
229. Obschon der Fuchss ein Schafsbeltz anzeucht, so trawet vnnd glaubt jhm doch niemand. – Lehmann, 468, 13.
230. Oft muss man Fuchs und Hase sein.
231. Ok all wedder dor? säd de Voss to'n Swinegel, dor lepen se Werrbahn. – Hoefer, 359.
232. Os den Vos de Passche prêkt, Boeren wacht uw Ganzen. (Franz. Flandern.) – Firmenich, III, 698, 39.
Wenn der Fuchs die Passionspredigt hält, dann hütet eure Gänse.
233. ⇒ Reineke (s.d.) Fuchs lebt noch in Rath, in allen Sachen früh und spat. – Eiselein, 193.
234. Schlaue Füchse werden auch gefangen. – Schmitz, 189, 95; Reinsberg IV, 80.
235. Schlüpft' ein Fuchs in Zobels Balg, er wäre darinne doch ein Schalk. – Eiselein, 192.
[1249] 236. Sei Fuchs mit dem Fuchs. – Körte, 1654.
Frz.: A trompeur, trompeur et demi. – Avec le renard ou renarde. (Venedey, 62.)
Holl.: Net bij kuisch, en mors bij vuil, valk met valk, en uil met uil. (Harrebomée, II, 357.)
237. So lange man dem Fuchse dient, muss man ihm den Schwanz aufheben.
238. Soll der Fuchs nicht gebissen werden, so haben die Hunde grosse Beschwerden.
239. Stirbt der Fuchs, so gilt der Balg, lebt er lang, so wird er alt. – Mayer, I, 180.
240. Stirbt der Fuchs, su gilt der Bolck. – Robinson, 666; Gomolcke, 923; hochdeutsch bei Henisch, 1274; Lehmann, 224, 5 u. 922, 16; Mathesy, 155b; Braun, I, 592; Eiselein, 192; Körte, 1679; Kirchhofer, 276; Simrock, 2867; Graf, 269, 279; für Steiermark: Firmenich, II, 769, 141.
Als Rechtssprichwort aufgefasst, ist Folgendes zu bemerken: Wer ein Thier geborgt hatte, musste für dasselbe haften; konnte er aber den Beweis führen, dass es ohne seine Schuld den Tod erlitten und zeigte er die Haut vor, so wurde er vom Ersatz entbunden. (S. ⇒ Pferd.) Das Sprichwort wird aber auf andern Gebieten des Lebens sehr mannichfach angewendet. So bemerkt Mathesy (206a) dabei: »Nach des Geizhalsses Tode hebt, wer am ersten zum Kasten kommt, die Körbe.«
241. Streut der Fuchs auch Asch' ins Haar, die Henne bleibt doch in Gefahr.
242. Unter den Füchsen muss man füchseln.
243. Von Füchsen kommen Füchse.
Dän.: Ræve avle ræve-unger. (Prov. dan., 474.)
244. Vösse hat erre Nuppen. (Waldeck.) – Curtze, 327, 158.
245. Wä 'ne Fuss fange welt, môss noch peffiger un lûser1 sin, als hä. (Köln.) – Firmenich, I, 475, 180.
1) Klüger, schlauer.
246. Wäm'me vom Fuchse schwatzt, sitzt 'e hinger der Hecke. (S. 114 u. 311.) (Waldeck.) – Curtze, 361, 566.
247. Wann de Foss anfänkt to predigen, mot me de Gäuseküken1 in Achte niemen. (Münster.) – Frommann, VI, 427, 85; für Osnabrück: Firmenich, III, 162, 8.
1) Gänseküchlein, die jungen Gänse.
248. Wann de Voss upp Lichtmisse ut sînnen Loche kümmet un sinnen Schatten sehen kann, dann bliwet hei noch vêrtig Dage terügge. (S. ⇒ Wolf.) – Curtze, 314, 10.
249. Wann der Fuchs den Raben lobt, so kompt der Rab' vmb sein Keess. – Lehmann, 224, 8 u. 490, 31.
Dän.: Naar ræven roser ravnen, mister den sin ost. (Prov. dan., 474.)
250. Wann der Fuchs die Gänss (Hühner) lehrt, so ist der Kragen sein Lehrgelt (oder: er den Kragen als Lehrgeld begehrt). – Lehmann, 224, 4; Sailer, 61; Körte, 1663; Eiselein, 192; Simrock, 2874; Gaal, 555.
Dän.: Naar ræven prædiker for gaasen staaer hendes hals i vove. (Prov. dan., 474.)
251. Wann die füchse zu nacht bellen, bedeut es hart vnd kalt Wetter. – Henisch, 1275, 35.
252. Wann ein Fuchs über die Haasenspür laufft, so verleuert der Hund die spur. – Lehmann, 224, 12.
253. Wann man den fuchss nit beissen wil, so kan mann keynen hund finden. – Franck, I, 50a; Winckler, IV, 89; Simrock, 2892; Körte, 1658; Sailer, 151.
Holl.: Als men den vos niet vangen wil, kan men geene honden vinden. (Harrebomée, II, 406.)
254. Was dem Fuchs klar wurde, hat die Beutelratte längst gewusst. – Wullschlägel.
Um zu sagen: Behalte deine Weisheit; was du weisst, hab' ich längst gewusst. Mir ist das nichts Neues.
255. Was der Fuchs in einem Jahre gesündigt, muss er in einer Stunde büssen.
Span.: No hace tanto la zorra en un año como paga en una hora. (Bohn I, 235.)
256. Was der Fuchs nicht durch liegen (lügen) erhalt, das reisst er zu sich durch gewalt. – Henisch, 1274; Petri, II, 588.
257. Was der fuchs nicht kann erschleichen, muss des Löwen Klaw erreichen. – Lehmann, 93, 61; Simrock, 2893; Eiselein, 192.
[1250] 258. Was die Füchse nicht sagen, das sollen die Esel wissen.
Holl.: Wat de vossen niet zeggen, dat zullen de ezels wel weten. (Harrebomée, II, 497.)
259. Was hat der Fuchs für einen Schwanz!
Frz.: Renard, que tu as grande queue. (Leroux, I, 129.)
260. Was verweiset der Fuchs dem Wolf, dass er gestohlen!
261. Was zum Fuchs geboren ist, bleibt Fuchs, wenn der Schwanz auch fehlt.
262. Weil der Fuchs schläft, hält ihn die Welt für fromm.
Holl.: De vos niet raapt, als hij slaapt. (Harrebomée, II, 406.)
263. Weil der Fuchs so witzig ist, so verliert er sein Schwantz. – Lehmann, 904, 17.
264. Weiss der Fuchs den Hühnerstall, so weiss er auch die Hühner.
265. Wenn der Fuchs auch ein Mönch wird, vom Hühnerstehlen lässt er nicht.
Der Fuchs soll auch zuweilen Anwandlungen von Kreuzesverehrung bekommen. Salvator Rosa in seinem Gemälde Fortuna stellte diese dar als ein üppiges Weib, aus vollem Horne Gaben unter ihre thiergestalteten Vasallen ausstreuend. Der Esel ist dargestellt, wie er Myrten und Lorbern mit Füssen tritt und aus den Händen Fortuna's eine Krone empfängt; das Schwein mit der Mitra auf dem Haupte; der Fuchs aber, wie er auf ein Kreuz klimmt, um Fortuna's Gaben zu empfangen.
Frz.: A la fin sera le renard moyne.
266. Wenn der Fuchs aus der Falle kommt, ist er klüger als vorher.
267. Wenn der Fuchs ausgeht, nimmt er den Schwanz mit.
268. Wenn der Fuchs das Lamm küsst, so geschieht's nicht aus Liebe zum Schäfer.
Engl.: 'T is an ill sign to see a fox lick a lamb. (Bohn II, 95.)
269. Wenn der Fuchs dem Raben schmeichelt, hungert er.
270. Wenn der Fuchs den Schwantz verlohren hat, so sagt er, es sey eine Last (oder: so sehe er gern, dass kein fuchs einen schwantz hette). (S. 275.) – Lehmann, 224, 9; Henisch, 1179, 5; Petri, II, 634.
It.: La volpe consiglia le altre a tagliarsi la coda, per aver lasciata la propria al laccio. (Bohn I, 107.)
271. Wenn der fuchs die byrn nicht kriegen kan, so sind sie bitter. (S. 378.) – Petri, II, 634; Henisch, 1275, 5.
272. Wenn der Fuchs die Krähe lobt, so will er ihre Schnabelbeute.
Engl.: The fox praiseth the meat out of the crow's mouth. (Bohn II, 505.)
273. Wenn der Fuchs die Pfoten (Bratzen) leckt, mögen die Bauern Acht auf die Hühner geben. – Winckler, I, 77.
274. Wenn der Fuchs die Trauben nicht erreichen kann, so sagt er: sie sind sauer.
Engl.: Foxes, when they cannot reach the grapes, say they are not ripe. (Bohn II, 8.)
275. Wenn der Fuchs ein Schein (»stattliche sincerationes«) gibt, dass er kein Hun fressen wolle, so seind die brieff so gut wie sein muth. – Lehmann, 324, 60.
276. Wenn der Fuchs eine Dachshöhle findet (erobern kann), so baut er sich selbst kein Haus.
277. Wenn der Fuchs einem schlafenden Löwen an die Backen schmeisst, er ihm billig den Balg zerreisst. – Fischart.
278. Wenn der fuchs einmal ein Ganss beisset, so ist jhm hernach nicht mehr zu trawen. – Henisch, 1275, 17; Petri, II, 634.
279. Wenn der Fuchs fleucht, behelt er den Balg gantz. – Lehmann, 199, 25; Eiselein, 192.
Frz.: Bonne fuite faut mieux que mauvaise attente.
280. Wenn der Fuchs Gänse fangen will, wedelt er mit dem Schwanze. – Blum, 369; Körte, 1665; Simrock, 2871; Gaal, 556; Reinsberg III, 69.
281. Wenn der Fuchs Hasen hat, jagt er keine Fliegen.
[1251] 282. Wenn der Fuchs in der Falle ist, wedelt er mit dem Schweif.
283. Wenn der Fuchs in die Steppe kommt, wächst seine Schlauheit. – Altmann II.
284. Wenn der Fuchs Kellner ist, verdürstet er nicht.
285. Wenn der Fuchs König ist, so bücke dich vor ihm! – Tendlau, 854.
Schicke dich in die Verhältnisse!
286. Wenn der Fuchs lauert, dann will er betrügen.
Span.: Raposa que mucho tarda, caça aguarda. (Bohn I, 254.)
287. Wenn der Fuchs mit dem Schwanze wedelt, ist auch der Löwe betrogen.
288. Wenn der Fuchs nicht mehr Löcher wüsste, denn eins, er hätte sich längst verrannt. – Nass. Schulbl., XVI, 5.
289. Wenn der fuchs nicht mehr löcher wusste, denn eines, so were er lang (bald) gefangen. – Henisch, 1273; schlesisch bei Gomolcke, 1086.
Frz.: Un renard qui n'a qu'un trou est bientôt pris. (Kritzinger, 600.)
290. Wenn der Fuchs noch so fromm schaut, er stirbt in seiner Haut.
291. Wenn der Fuchs predigt, so hüte der Gänse (oder: nimm die Hühner in Acht). – Rugenroth, I, 9; Ramann, Unterr., IV, 9; Sailer, 271; Steiger, 216; Simrock, 2873; Körte, 1664; Körte2, 2060; Eiselein, 192; Reinsberg III, 68.
Engl.: Beware of the geese, when the fox preaches. (Bohn II, 95 u. 331.)
Frz.: Quand le renard se met à prêcher, gare aux poules. (Cahier, 1520.)
Holl.: Als de vos de passie preêkt, boeren, past op je ganzen. (Harrebomée, II, 406.)
It.: Quando la volpe predica, guardate le galline. (Pazzaglia, 392, 8.)
292. Wenn der Fuchs predigt von Treu und Glauben, so verwahre deine Tauben. – W. Müller, 48.
293. Wenn der Fuchs Richter ist, gewinnt schwerlich eine Gans den Process.
Engl.: A fox should not be of the jury at a goose's trial. (Bohn II, 95.)
294. Wenn der Fuchs schläft, fallen ihm keine Trauben ins Maul.
295. Wenn der Fuchs seinen eigenen Rock trägt, so kennt ihn jedes Kind.
296. Wenn der Fuchs sich Mausens schamt, hätt' er gern ein höher Amt.
297. Wenn der Fuchs sich todt stellt, so sind die Hühner in Gefahr.
Holl.: Als de vos zich dood houdt is het gevaarlijk voor de kippen. (Harrebomée, II, 406.)
298. Wenn der Fuchs stirbt, trauert keine Henne, denn er zieht keine Küchlein auf.
299. Wenn der Fuchs todt ist, sind die Hühner ausser Gefahr.
Frz.: Le renard est pris, lachés vos poules. (Kritzinger, 600.)
300. Wenn der Fuchs viel bellt, bald grosser Schnee fällt. (Luxemburg.) – Reinsberg VII, 178.
301. Wenn der Fuchs vnd Storck einander zu Gast laden, welcher vngessen ist kommen, der geht hungrig heim. (S. 303.) – Lehmann, 327, 22.
302. Wenn der Fuchs zeitig ist, trägt er den Balg selbst zum Kürschner. – Blum, 529; Simrock, 2887; Graf, 341, 359; Körte, 1680.
Engl.: Every fox must pay his own skin to the flayer. (Bohn II, 95.)
It.: Tutte le volpi si riveggono in pelliceria. (Gaal, 559; Bohn II, 95.)
303. Wenn der Fuchss vnnd Storch einander zu Gast laden, so betreugt ein Betrug den andern. (S. 301 u. 414.) – Lehmann, 94, 79.
Holl.: De vos en de kraan hebben elkander te gast. (Harrebomée, II, 406.)
304. Wenn die füchs gleich noch so verschlagen (vnd abgefeumt) sind, so streifft sie doch der Jäger vnd der Kirschner kaufft sie. – Henisch, 1275, 19; Petri, II, 642.
305. Wenn die Füchse Rath halten, ist's um die Hühner geschehen.
It.: Guai alla gallina quando le volpi si consigliano. (Pazzaglia, 146, 4.)
[1252] 306. Wenn die Füchse werden Brot fressen, werden sich die Junker mit dem Bürger messen.
D.h. sich ihm gleichstellen.
307. Wenn ein Fuchs den Schwanz verloren hat, so sollen ihn die andern auch abschneiden.
308. Wenn einem die Füchs bissweilen nicht über die Spür lieffen, so könte ein guter Hund offt wol etwas fangen.
309. Wenn man auf den Fuchs am meisten schimpft, geht's ihm am besten. (S. 187.)
Engl.: The fox fares best, when he is most cursed. (Bohn II, 505.)
310. Wenn man dem Fuchs ein Huhn gibt, so muss er's mit dem Pelz bezahlen.
Dän.: Man giver ofte ræven en gaas, at man kand faa hans skind. (Prov. dan., 239.)
311. Wenn man den Fuchs erwähnt, ist er nicht weit vom Loche. (S. 114 u. 246.) (Köthen.)
312. Wenn man den Fuchs mit dem Huhn und die Katze mit dem Käse sieht, so weiss man, dass sie Spitzbuben sind.
Holl.: Het is genoegelijk den vos te betrappen, als hij de hoenderen komt stelen, en de kat, als zij met de kaas wil doorgaan. (Harrebomée, II, 407.)
313. Wenn man meint, ein Fuchs sei todt, so beist er zum hartesten. – Lehmann, 225, 18.
Holl.: Het vosje houdt zich dood, om een hennetje te grijpen. (Harrebomée, II, 407.)
314. Wenn sich der Fuchs legt auf die Bank, so ist er nicht immer krank.
Engl.: The fox was sick, and he knew not where; he klapp'd his hand on his tail, and swore it was there. (Bohn II, 53.)
315. Wenn sich der Fuchs zu mausen schämt, will er Amtmann werden.
Mhd.: Als sich der fuhs mûsens schamt, sô haet er gerne ein hoeher amt. (Freidank.) (Zingerle, 42.)
316. Wer dem Fuchs glaubt, wird betrogen.
Dän.: Hvo ræven troer, bliver vist svegen. (Prov. dan., 474.)
317. Wer dem Fuchss entlaufft, der kombt dem Wolff in Rachen. – Lehmann, 832, 60.
318. Wer den Fuchs betrügen will, der ist schon betrogen.
319. Wer den Fuchs betrügen (fangen, überlisten) will, der muss früh aufstehen. – Eiselein, 193.
Holl.: Die den vos bedriegen wil, moet vroeg opstaan. (Harrebomée, II, 407.)
Span.: Quien la raposa ha de engañar, cumplele madrugar. (Bohn I, 249.)
320. Wer den fuchs fangen will, der muss kein Schaaf (Schöps) hinder das Garn stellen. – Henisch, 1275, 25; Petri, II, 701; Körte, 1653.
321. Wer den Fuchsen in der Lammhaut spielt, mit dem Maule plappert im Gotteshaus und mit dem Herzen ins Wirthshaus zielt, der richtet mit Beten wenig aus.
322. Wer ein Fuchs im Schild führt, der wird angebollen. – Lehmann, 89, 7.
323. Wer einen alten fuchs betriegen will, der muss (viel) künste können. – Petri, II, 700; Henisch, 1274, 19; Gaal, 563.
Engl.: He that will deceive the fox, must rise betimes. (Bohn II, 8.)
324. Wer einen fuchs betriegen will, der fischet auff dem trucknen. – Henisch, 1175, 27; Petri, II, 701.
325. Wer einen Fuchs fangen will, muss ihn mit Gänsen jagen.
Dän.: Naar man vil fange ræven, spænder man gæs for. (Bohn I, 392.)
326. Wer einen Fuchs fangen will, muss keinen Schöps hinters Garn stellen. – Reinsberg III, 93.
327. Wer einen Fuchs oder Wolff in ein Münchskapp steckt, der streifft sie einem Schalck oder Schafmörder wider ab. – Lehmann, 541, 77.
328. Wer Füchs mit Füchsen fahen soll, der bedarf guter Listen wohl (oder: Witzes viel). – Eiselein, 193; Simrock, 2886.
Mhd.: Swer fuhs mit fuhse vâhen sol, der muoz. ir stîge erkennen wol. (Freidank.) – Wer vuchs mit vuchse vâhen sol, der bedarf guoter listen wol. (Boner.) – [1253] Swer füchs mit füchsen vahen wil, der selb bedarf witzen vil. (Wackernagel.) (Zingerle, 42.)
Lat.: Difficile est valde vulpem comprendere vulpe. (Binder II, 775; Eiselein, 193.)
329. Wer Füchs mit Füchsen fahen wil, der treibet offt vergeben Spihl. – Sutor, 391.
330. Wer füchs mit füchssen fangen will, der muss des glückes haben vil. – Henisch, 1275, 29; Petri, II, 709.
Dän.: Hvo ræv med ræv skal fange, han skal sig vel omsee. (Prov. dan., 456.)
331. Wer Füchse fangen will, darf keinen Esel als Häscher schicken (ausstellen). – Welt und Zeit, V, 330, 121.
332. Wer Füchse zu Nachbarn hat, der muss den Hühnerstall schliessen, sagte das Wiesel, da trank es die Eier aus, damit keine bösen Kücken herauskommen möchten.
Holl.: Die met vossen te doen heeft, moet zijn hoenderkot sluiten, zei de wezel, en zij at de eijers op, omdat er anders kwade kiekens uit zouden komen. (Harrebomée, II, 407.)
333. Wer kann allen Füchsen die Löcher verrennen! – Nass. Schulbl., XIV, 5.
334. Wer kann dem Fuchse das Schleichen abgewöhnen! – Parömiakon, 2520.
335. Wer mit dem Fuchse geht, muss mit dem Schwanze wedeln.
Holl.: Die bij vossen woont, moet den vossenstaart kunnen strijken. (Harrebomée, II, 407.)
336. Wer mit dem Fuchse zu Tische geht, wird meist nur mit Prügeln bewirthet. – Parömiakon, 1444.
337. Wer mit einem fuchs ackert, der widerstrebt dem Pfluege. – Henisch, 1275, 34; Petri, II, 735.
Mhd.: Wer mit dem fuchs ackert, widerstêt der pflug. (Fastnachtspiele.) (Zingerle, 43.)
338. Wer mit einem Fuchss zu thun hat, der muss ein Fuchsbalg anziehen. – Lehmann, 861, 24.
Lat.: Cum vulpe prudens vulpinabitur. (Binder II, 659; Lehmann, 861, 24.)
339. Wer mit Föss plôgen will, mut wîd fan't Holt waan'n. (Süderdithmarschen.)
Wer mit Füchsen pflügen will, muss weit vom Holz wohnen.
340. Wer mit Füchsen Hühner fangen geht, dem wird sammt ihnen das Fell gezwaget.
341. Wer mit Füchsen pflügt, macht krumme Furchen.
Dän.: Ondt at pløie med ræve, de ville saa nødig i furen. (Prov. dan., 456 u. 474.)
342. Wer mit Füchsen zu thun hat, muss den Hühnerstall zuhalten. – Simrock, 2875; Körte, 1666.
343. Wer mit Füchssen (oder: Schälcken) gemeinschafft hat, der hat nichts andersts von jhnen zu gewarten, als ein Fuchsbeltz1. – Henisch, 1272, 37.
1) D.i. »teuscherey vnd betriegerey«.
344. Wer zwei Füchse auf einmal jagt, fängt keinen.
Frz.: Qui deux choses chace ne l'une ne l'autre ne prent. (Leroux, II, 59.)
345. Wo da Fuchs sa' Gliega (Gelieger) hat, da stilt a koan Hen. (S. 347.) (Oberösterreich.) – Baumgarten, 77.
346. Wo der Fuchs hat gebauet über dem Raben, da wird man nicht viel Gutes haben.
Rothes Haar und schwarzer Bart.
Dän.: Naar ræven bygger over ravnen, betyder det intet godt. (Prov. dan., 475.)
Lat.: Crine ruber, niger ore.
347. Wo der Fuchs liegt, da thut er keinen Schaden. – Simrock, 2889.
348. Wo der Fuchs sein Lager hat, da raubt er nicht. – Simrock, 2890; Körte, 1671.
Dän.: Ræven bider ei paa den mark, som han er baaren. (Prov. dan., 474.)
Engl.: The fox preys farthest from his hole. (Bohn II, 95.)
Frz.: Un bon renard ne mange point les poules de son voisin.
349. Wo Füchse das Land besehn, müssen Löwen Wache stehn.
350. Wo Füchse lauschen, muss man leise gehen. – Sprichwörtergarten, 446.
351. Wu sich d'r Fuchs welgert, do muss er Hôr losse. (S. Esel ⇒ 505 u. ⇒ 506.) (Nassau.) – Kehrein, VI, 28.
[1254] 352. Zween Füchs in eim Loche vnd zween Hasen in eim sprung fangen, ist misslich. – Gruter, III, 119; Lehmann, II, 905, 28.
353. Zwei Füchse betrügen einander schwer.
Holl.: Twee vossen kunnen elkander niet bedriegen. (Harrebomée, II, 407.)
354. Zuletzt muss doch der fuchs zum loch herauss. – Petri, II, 825; Henisch, 1275; Simrock, 12178b; Eiselein, 192.
*355. A mag der Füchse1 mie (mehr) gestreefft hon. – Robinson, 383; Gomolcke, 178.
1) Die Redensart steht in der Orthographie des Robinson, der wie Gomolcke (hochdeutsch) »Füchse« schreibt, obgleich das Wort in allen schlesischen Mundarten »Fickse« lautet. Ebenso wenig spricht man gestrêft, sondern geschrêft, das s vor p und t stets als sch.
*356. Auch ein fuchs soll es niderreissen. – Henisch, 1271.
Was auf schwachen Füssen steht oder im weiten Felde ist.
*357. Da liegt der Fuchs begraben.
*358. Da, wo die Füchse (oder: wo Fuchs und Hase) einander gute Nacht sagen. – Körte, 1674.
Ergänze: geschieht, ist etwas, wohnt jemand. – Sehr entfernt, entlegen.
*359. Das heisst einen alten Fuchs gefangen.
Holl.: Een' ouden vos gevangen. (Harrebomée, II, 407.)
*360. Dat es nit Foss, dat es nit Hase. (Grafschaft Mark.) – Woeste, 84, 59.
Weder das eine noch andere.
*361. Dat het de Fos emäten un den Schwanz tauegehwen. (Hannover.) – Schambach, 21.
*362. De Voss bruet (oder: badet sik). (Holst.) – Schütze, IV, 317; Schambach, 21.
Wenn im Sommer kurz nach Sonnenuntergang ein dichter Nebel über Flüssen, Bächen und den ihnen benachbarten Wiesen liegt, so sagt man: Der Fuchs brauet; und man erblickt darin ein Zeichen von anhaltend schönem Wetter. (Reinsberg VIII, 49.)
*363. De Voss sall to'm Lok herut. (Holst.) – Schütze, IV, 317.
Die Sache soll zur Sprache kommen.
*364. Dem Fuchs den Hühnerstall anvertrauen.
Der Cardinal Richelieu schrieb: »Zweihundert Füchse vereinigten sich, das Getreide der Philister zu verbrennen, aber nie vereinigten sich auch nur zwei, ein Huhn zu bewachen.« (Vgl. Die deutsche christlich-katholische Gemeinde aus polit. und national. Standpunkte, Leipzig 1845, S. 11.)
Dän.: At betroe ræven hønsene, ulven faarene, bukken abild-haven at vogte. (Prov. dan., 69.)
Holl.: Men heeft den vos de hoenders te bewaren gegeven. (Harrebomée, II, 407.)
*365. Dem Fuchse die Gänse befehlen. (S. 384.)
Andere Redensarten zur Charakterisirung, Veranschaulichung, Geiselung und Verspottung verkehrter Aufsicht, schlechter Hut, eigennütziger, gefährlicher Vormundschaft sind: Dem Wolf die Schafe befehlen. Der Katze Schmalz (Käse, Mäuse) zu hüten geben. Den Hund nach Bratwürsten schicken. Den Fuchs über Eier, den Habicht über Hühner setzen. Dem Hasen das Fähnlein anvertrauen. Den Bock zum Gärtner machen oder auf die Haferkiste setzen. Den Fledermäusen den Speck befehlen. Auch die Sprachen anderer Völker sind reich an Redensarten dieser Art. Die Czechen machen den Ziegenbock, die Polen den Widder, die Russen den Maulwurf zum Gärtner. Die Russen befehlen dem Wolf die Schafe, dem Iltis die Tauben, machen den Marder zum Vogt des Hühnerhofs, geben dem Specht die Käfer in Obhut, legen dem Wiesel Eier zum Brüten unter, überantworten die Erbsen den Tauben, binden den Bären ans Honigfass, setzen den Frosch über die Fliegen, vertrauen den Maikäfern die Birke an, schicken den Bären mit Honig zu Markte. Die Orientalen lassen den Tiger die Gazelle hüten, befehlen der Fischotter die Forellen und dem Krokodil die Fische, machen den Goldkäfer zum Hüter des Rosenhages, den Kranich zum Teichwärter, den Adler zum Aufseher über die Austernbank, den Elefanten zum Sultan der Reisfelder, den Feigenvogel zum Wächter des Pisangwaldes, sie vertrauen dem Schakal die Führung der Karavane an und geben den Mäusen die Katze zur Gespielin. Die Serben geben dem Wolf das Schaf zu hüten und machen den Dieb zum Schatzmeister. Die Franzosen schliessen den Wolf in den Schafstall ein; die Neugriechen manchen ihn zum Schäfer und den Hund zum Kornraffer; die Lappen machen den Wolf zum Renthierhirten; die Dänen geben dem Fuchs die Gänse zu hüten; die Modenesen dem Hühnlein das Wiesel zum Gespielen; die Finnen befehlen der Robbe die Schnäpel (Art Fische); die Letten dem Reiher die Fische; die Lesiner lassen den Wolf das Ziegenböcklein weiden; die Bulgaren geben dem Storch den Froschteich [1255] in Verwahrung; die Italiener lassen den Lattich von den Gänsen hüten. Die Perser hängen die Trauben im Bärenhause auf und befehlen das Fleisch der Katze; die Samogitier verwahren die Knochen in der Hundshütte; die Tschuwaschen befehlen dem Feuer das Wachs; die Tscheremissen machen die Ausreisser zum Hüter der Kähne. Die Czechen binden den Hund an das Gekröse, vertrauen ihm den Speck und setzen die Katze zum Schmer. Die Letten geben der Nachtigall die Ameiseneier zu hüten. (Vgl. Reinsberg IV, 66.)
Dän.: At betroe ulven faarene, bukken abild-haven (trægaarden), ræven hønsene at vogte. (Prov. dan., 69.)
*366. Dem Fuchs sind die Trauben zu sauer.
*367. Den Fuchs am Schwanz abhäuten.
Frz.: Escorcher le regnard par la queue. (Leroux, I, 130.)
*368. Den Fuchs beissen. – Henisch, 1272, 17.
*369. Den fuchs nicht beissen. – Henisch, 1272, 19.
D.i. »grausen etwas zu thun«.
*370. Den Fuchs rupfen (oder: streifen).
Für: sich erbrechen. Vilmar hat in seiner Probe eines hessischen Wörterbuchs, in der Zeitschrift des Vereins für hessische Geschichte und Landeskunde (IV, 86) Redensarten zusammengestellt, welche denselben Gedanken verhüllend (euphemistisch) ausdrücken. Ausser der obigen noch folgende: Ein Kalb legen. Kälbern. Sich überwerfen. Im Kropf anfangen zu dichten und klafterlange Noten singen. Seine Güter (oder: sich) übergeben. Sanct-Ulrich anrufen. In Mecklenburg sagt man: Kälwer anbinnen. Kälver mâken. In Schlesien hört man: Er macht achtzehn die besten. (S. ⇒ Achtzehn 3.) Es gehören ferner hierher die Redensarten: Er musicirt, dass die Säue die Noten fressen. Er redet so grob, dass man die Wörter mit dem Besen zusammenkehren muss.
*371. Den Fuchs spielen.
Frz.: Faire le renard. (Kritzinger, 600.)
*372. Den Fuchs streichen. (S. ⇒ Fuchsschwanz 12.)
Frz.: Flatter quelqu'un. (Starschedel, 398.)
*373. Der Fuchs brennt. – Weinhold, 23.
Wenn das Feuer aus der Esse schlägt.
*374. Der Fuchs hat die Trauben beleckt.
So sagt man, wenn die Trauben sich geröthet.
Frz.: Le renard a pissé sur le raisin. (Starschedel, 337; Kritzinger, 600.)
*375. Der Fuchs hat diese Meile gemessen und den Schwanz zugegeben.
Holl.: De vossen hebben de mijlen gemeten, maar zij hebben de staarten vergeten. (Harrebomée, II, 406.)
*376. Der Fuchs hat müssen den balg lassen. – Parömiakon, 1384.
*377. Der Fuchs kommt zum Loche heraus.
Die Hintergedanken werden erkennbar, der versteckte Plan tritt hervor.
*378. Der fuchs mag der byrn nicht. (S. 403.) – Henisch, 1275; Eyering, I, 46.
Holl.: Alzoo zegt de vos van de kersen, als hij er geen van mag hebben. (Harrebomée, II, 406.)
Lat.: Vulpes cerasa non curat. (Binder II, 3601; Novarin, 18.)
*379. Der Fuchs predigt den Hühnern.
Der Schlaue übertölpelt, überlistet den Arglosen, Sichern.
Frz.: Le renard prêche aux poules. (Starschedel, 337; Kritzinger, 600.)
*380. Der Fuchs predigt Fasten.
Holl.: De vos preekt de passie.
*381. Du kanst zwey Füchs in einem Loch fangen. – Sutor, 273.
*382. Du must fuchs vnd hasse sein. – Tappius, 117a; Latendorf, 148; Gesner, I, 716.
Holl.: Hij moet vos en haas zijn.
Lat.: Polypi mentem obtine. (Erasm., 423; Tappius, 117a.)
*383. Du must fuchs vnnd hase sein, weiss vnd schwartz können. – Franck, II, 87a; Henisch, 1271.
*384. Du setzest den Fuchsen über die Eyer. – Sutor, 272.
*385. Ein fuchs jagt einem ochssen nach. – Henisch, 1272, 6.
»Sach, die sich wider die vernunfft vnd natur begibt.«
*386. Ein fuchs treibet einen ochsen. – Henisch, 1271, 68.
D.i. »es ist übel angestellet«.
Lat.: Vulpus bovem agit.
*387. Einem den Fuchs (Teufel) schicken.
In Oberösterreich ist oder war der Glaube verbreitet, dass manche Leute, namentlich Jäger, die (geheime) Kunst oder Macht besässen, den Fuchs zu schicken, natürlich auch die, ihn wieder wegzucitiren. (Vgl. Baumgarten, 77.)
*388. Einen Fuchs schiessen. – Simplic., 176.
Sich erbrechen. (S. 370.)
[1256] *389. Em hett de Foss up dei Bült scheten un de Wind tau Dörp weiht. (Mecklenburg.) – Dr. Schiller's Ms.
Der Fuchs hat ihn auf den Rasen geschissen und der Wind ihn ins Dorf geweht. – Er ist von unbekannter Herkunft.
*390. Endlich ist der Fuchs in der Schlinge.
Lat.: In laqueos lupus. (Philippi, I, 199.)
*391. Er denkt der Fuchs hat ihn geleckt.
*392. Er hat dem Fuchse gebeichtet.
Er hat sein Geheimniss einem listigen Menschen anvertraut, der für sich Vortheil davon zieht. (S. ⇒ Henker.)
Frz.: Il ne faut pas se confesser au renard. (Cahier, 1524; Starschedel, 337.)
*393. Er hat einen Fuchs im Aermel.
Soviel wie: den Schalk hinter den Ohren.
Dän.: Han har en ræv i ærmet, skalken bag øret. (Prov. dan., 135.)
*394. Er hat Füchse.
D.i. Geld, namentlich Goldstücke.
*395. Er hat zwei Füchse in Einem Loch gefangen. – Blum, 214.
*396. Er ist darauf, wie der Fuchs auf die Henne.
*397. Er ist ein böser fuchs. – Henisch, 1272, 1.
Lat.: Polypi mentem obtinet.
*398. Er ist ein Fuchs in Schafskleidern.
Lat.: Ovem in fronte, vulpem in corde gerit. (Philippi, II, 79.)
*399. Er ist ein fuchs vnd hass. – Franck, I, 80b; Sutor, 723; Eiselein, 193.
Von jemand, der überall umhergehetzt wird.
Lat.: Polypi mentem obtinet. (Binder I, 1377; II, 2605; Buchler, 47; Philippi, II, 101; Seybold, 448.)
*400. Er ist ein kluger (listiger) Fuchs. – Eyering, II, 347.
Schwer zu fangen. Die Dänen sagen: Er geht auf Fuchsklauen. (Han gaaer paa reve-kløer. Prov. dan., 474.)
Frz.: C'est un fin renard. (Kritzinger, 600.)
*401. Er ist weder Fuchs noch Hase. – Simrock, 2894.
Er leistet und ist von dem, was er leisten und sein will, nichts ordentlich, vollkommen. Auch als verneinende Antwort, ob etwas eins von zwei genannten Dingen sei.
*402. Er ist zum fuchse worden. – Agricola I, 510; Eiselein, 193.
Zu Loch gegangen, beerdigt. (S. ⇒ Empfehlen.)
*403. Er macht es wie der Fuchs mit den Trauben. (S. 374.)
Da er trotz aller Mühe keine derselben hatte erreichen können, so stellte er sich, als läg' ihm nichts daran.
Frz.: Il fait comme le renard des mûres. (Lendroy, 1057; Starschedel, 337; Kritzinger, 600.)
Holl.: Hij doet als de vos met de druiven. (Harrebomée, II, 407.)
*404. Er will den Fuchs betrügen.
Frz.: C'est vendre des coquilles à ceux qui viennent de Saint-Michel. (Lendroy, 495.)
*405. Er will den Fuchs nicht beissen. – Nass. Schulbl., XIV, 5; Basler Chronik, CCXXXVIII; Pauli, Postilla, III, 251a.
Wenn jemand nicht darangehen will. Davon, weil wenig Hunde gegen den Fuchs vorgehen. »Es will keiner den Fuchs beissen.« (Henisch, 1272, 25.)
Frz.: Il ne veut pas attacher le grelot. (Starschedel, 398.)
*406. Er will die Füchse an den Pflug spannen.
*407. Er will die Füchse an den Pflug spannen und den Teufel in ein Glas bannen.
*408. Es ist ein fuchs an andern. – Franck, II, 8a.
*409. Es ist ein Fuchs im Schafpelz.
Jüd.-deutsch: Zaddik im Pelz. (Tendlau, 654.)
Frz.: C'est un renard qui cache sa queue. (Kritzinger, 600.)
*410. Es ist fuchs an fuchs gerathen. – Franck, II, 67b.
*411. Et es gerâde as de Foss im Wêinfat. (Iserlohn.) – Woeste, 84, 64.
Fr. Woeste hält dafür, dass diesem Sprichwort ein verschollenes Thiermärchen zu Grunde liegen möge. (Frommann, V, 64, 50.)
*412. Füchs anspannen. – Franck, I, 2b.
*413. Fuchs und Hase zusammenspannen.
Dän.: Det er ondt drafue reff met ramme. (Prov. dan., 118.)
*414. Fuchs und Kranich laden einander zu Gaste.
Mit Bezug auf die bekannte Fabel. (S. 303.)
Holl.: De vos en de kraan hebben elkander te gast. (Harrebomée, I, 203.)
*415. Fuchs und Löwe zugleich sein.
List und Gewalt in Verbindung gebrauchen.
Frz.: Coudre la peau du renard à celle du lion.
*416. Fuchs zu den Fuchssen. – Henisch, 1272, 26.
Lat.: Vulpes ad vulpem.
[1257] *417. Füchse mit Füchsen fangen. – Winckler, XV, 42; Schottel, 19b.
*418. Füchse und Löwen zusammenspannen.
Lat.: Congregare cum leonibus vulpes. (Philippi, I, 86.)
*419. Füchse und Schimmel1 sind ihm lieber als der Himmel. – Parömiakon, 2882.
*420. Füchse zusammenspannen. – Körte, 1673.
*421. Gnädig, Herr Fuchs, ich bin auch ein Gespenst. (Schles.)
Wird häufig angewandt, um in scherzhafter Weise Vor- oder Rücksicht zu erbitten, um etwa zu sagen: Vergiss nicht, dass ich auch da bin, auch Anspruch auf Beachtung, auf Berechtigung u.s.w. habe.
*422. Gute Nacht, Fuchs, im Brete (auch: auf dem Fenster) liegt 's Geld. (Schles.)
Bret = ein Schrank, der oben offene Fächer hat, in welche man Teller auflehnt, Tassen stellt u. dgl.
*423. Hol's der Fuchs (der Geier u.s.w.).
Verhüllender Ausdruck für Teufel. (S. 114 u. vgl. A. Stöber's Glimpfformen; Frommann, II, 503; IV, 463.)
*424. Ich bin a ghözta Fuchs. (Oberösterreich.) – Baumgarten, 77.
*425. Ich werde den Fuchs schon aus dem Busche klopfen.
*426. Ist es Fuchss oder Hass? – Agricola I, 353; Latendorf, 148; Egenolff, 190b; Schottel, 1135a.
»Wenn einer lang vnd viel gedattert vnd man nicht weiss, was er geschnattert, ob es gehawen oder gstochen, obs gstuncken oder vbel grochen.«
*427. Jemandes Fuchs und Hase sein. – Körte, 1680.
Tüchtig von ihm herumgejagt werden.
*428. Mêt me de Fors en dô de Stôrt to. (Sylt.)
Mit dem Fuchse messen und den Schwanz zugeben.
*429. Nun kommt der Fuchs ans Licht. (Osnabrück.)
Die Sache wird bekannt.
*430. Seine Füchse werden mir keine Hühner stehlen.
Dän.: Dine ræve bide ikke mine giæs. (Prov. dan., 474.)
*431. So leicht als die füchs byren essen. – Franck, II, 36b.
*432. Tummle dich, Fuchs, der Tag ist kurz. – Kirchhofer, 276.
*433. Ueber den Fuchs springen. – Körte, 1680.
Ueberlistung.
*434. Wenn der Fuchs nich mie wiste, as ee Loch! – Robinson, 105.
*435. Wie die Füchsse inn der Wüsten. – Ezech. 13, 4; Henisch, 1272, 13.
*436. Wo die Füchse und Hasen einander gute Nacht geben. – Kirchhofer, 277; Tobler, 197; für Franken: Frommann, VI, 167, 17.
Von einem abgelegenen Orte.
*437. Zwen füchs in einem loch aussnemen (fahen). – Franck, I, 10b; II, 16b; Simrock, 2882; Kirchhofer, 277; Eiselein, 194; Körte, 1672.
Franck a.a.O. drückt damit die lateinische Redensart: »Duas parietes eadem fidelia dealbare« aus und fügt noch folgende deutsche für die verschiedenen Formen der Anwendung, denselben oder einen mehr oder weniger verwandten Sinn ausdrückend, bei: »Du kanst auff beden achseln tragen. Zwen brey in einer pfannen kochen. Zwen hasen in einem sprung fahen. Den mantel hencken, wo der wind hergeht. Einer tochter zwen mann geben. Mit einer tochter zwen eyden machen. Warm vnd kalt auss einem mund blasen. Weiss vnd schwartz auss einem tigel malen. Mit allen winden segeln.« Franck bemerkt dabei: »Die mit einer arbeyt vnd dinst got vnd der welt, feinden vnd freunden wöllen dienen vnd also jren schragen ghen marckt richten, dass sie auff allen seiten verdient vnd wol dran seien, die werden also gestupfft.«
438. An Füchsen ist nichts zu gewinnen.
»Wie mancher dess ist worden innen, an Füchsen ist nit viel zu gwinnen.« (Schaltjahr, IV, 105.)
439. D' Füchs bisse 'n andere nid. (Bern.) – Zyro, 110.
440. Dem Fuss äss nit ze trân, uch wun me dinkt, e wêr dît. (Siebenb.-sächs.) – Schuster, 118.
441. Den Fuchs reit ich auch am liebsten, sagte der Schulrath, als er einen Pfaffen auf einem Krebse reiten sah.
442. Der Fuchs beisst nicht in das Gras, das ihm am nächsten steht. – Carlén, Einsiedler, 342.
443. Der Fuchs ist das schlaueste aller Thiere, aber wenn er sich fängt, so geräth er mit allen Vieren hinein. (Rumänien.) – Franzos, Vom Don zur Donau.
444. Der Fuchs kommt schliesslich zum Pelzhändler. – Merx, 92.
445. Der Fuchs lässt seine Tücke nicht. – Gaal, 557.
446. Der Fuchs träumt gern von Gänsen.
Aehnlich die Russen bei Altmann VI, 486.
447. Der Fuchs wär gern Vogt im Hühnerhaus. – Fac. fac.
448. Der Fuchs will der Gans den Hals umdrehn, er mag sie loben oder schmähn.
»Eins schalkes lestern oder lob acht ein frommer in gleicher prob.« (Waldis, I, 8.)
449. Der Fus sorgt gât âf de Hienen. – Schuster, 123.
450. Der Fus verlint sich nit. (Siebenbürg.-sächs.) – Schuster, 120.
451. Der schlaueste Fuchs find't seinen Kürschner. – Ueber Land und Meer, 1862, S. 275.
452. E Fuchs nimmt d' Hüener i syr Nochbarschaft nit. (Solothurn.) – Schild, 60, 51.
453. Ein alter Fuchs, alter Keiler und alter Gauner sind schwer zu belauern. – Gubitz, Volkskalender, 1858, S. 94.
454. Ein alter Fuchs hat immer ein paar Löcher. – Hoefer, Weite Welt, 107.
455. Ein Fuchs prellt nicht den andern. – Klix, 19.
456. Ein gescheider Fuchs wird endlich auch vber das fuchsbret geruckt. – Mathesius, Historia, LIIb.
457. Es findet offt ein grosser Fuchs noch einen grösseren im Hool. – Rollwagenbüchlein, XLIII.
458. Es gibt feine Füchse.
459. Es schleicht der Fuchs hinaus, wie die Katz' aus dem Taubenhauss. – Ayrer, II, 1331, 16.
[1286] 460. Fuchs wär gern Vogt im Hühnerhaus, die Schneck und Krebs gern Botenlaufs. – Wendvnmut, VII, 84.
461. Füchsen in den grünen Awen, in den Städten den Jungfrawen, stellt man nach mit aller list, weil der balg noch jünger ist. – Keil, 27.
462. Fus uch Wûlf äss fidel in es Hulz. – Schuster, 116.
463. Fus uch Wûlf zäre sich uch nôch bö'm Kîrschner än der Bit. (Siebenbürg.-sächs.) – Schuster, 119.
464. Man muss den Fuchs, der im Garn liegt, nicht mit blossen Händen fahen. – Facet. facet.
465. Meine (Gold-)Füchse machen alle Thüren auf.
466. Obschon der Fuchs im Wald noch wandelt, wird auf dem Markt schon seine Haut verhandelt. – Schuller, 30.
467. Wenn de Fösse brûet, denn de Heumâker grûet. – Schambach, II, 658.
468. Wenn der Fuchs die Gänse lehrt, er den Kragen als Lehrgeld begehrt. – Gaal, 555.
469. Wenn der Fuchs schläft, so träumt ihm von Hühnern.
Nach einem russischen Sprichwort zählt er die Hühner im Traum. (Heimat, 618.)
470. Wenn der Fuchs unter den Klauen des Löwen ist, nützt ihm wenig seine List.
Aehnlich die Russen bei Altmann VI, 401.
471. Wenn man vom Fuchs spricht, so kommt er (ist er nicht weit).
472. Wüste der Fuchs nur Ein Loch, er wäre lang gefangen. – Herberger, II, 556.
*473. Das ist ein Fuchs aus demselben Bau.
*474. Das weiss der Fuchs. – Wuttke, 404.
*475. Den Fuchs beim Schwanz fassen.
*476. Den Fuchs schleifen.
Vor ein paar hundert Jahren war in Pommern ein Rundtrinken aus grosser Kanne, wobei der Antrinkende nur zu nippen pflegte, und die folgenden desgleichen, damit für den letzten der Runde möglichst viel im Gefässe blieb, denn dieser hatte nun den Rest auf einen Zug zu leeren. Dafür hob er von Frischem wieder an und sein Nachbar wurde der letzte. Diese Variation scheint besonders beliebt und verbreitet gewesen zu sein. Das »Zanower Recht« hatte dafür den Vers: »Qui bibit ex neigas, ex frischibus incipit ille.« (Fr. Hasemann, Ueber den pommerschen Trink-Convent vor 400 Jahren in der Oderzeitung, Stettin 1867, Nr. 531.)
*477. Den wird der Fuchs nicht holen. – Klix, 19.
*478. Der Fuchs (ist gekommen und) hat in den Kalk geschissen. (Niederlausitz.)
Sagen die Maurer, wenn sie mit Beginn des Winters nach Hause kommen, weil sie bei gefrierendem Kalk nicht fortarbeiten können.
*479. Der Fuchs ist drüber g'sprungen. – Nefflen, 454.
Die Speise räuchelt, der Fuchs hat seinen Schwanz etwas verbrannt, als er zu langsam über das Feuer schritt. Man will damit die Unachtsamkeit der Köchin, den Geschmack und Geruch der vernachlässigten Speise zugleich bezeichnen.
*480. Der Fuchs sitzt in der Klemme und sucht den Schwanz zu retten.
Wenn jemand in der Befürchtung, alles zu verlieren, durch Entgegenkommen wenigstens etwas zu retten sucht.
*481. Der Fuchs steht zum Donar und Teufel in Beziehung.
*482. Die Füchse haben die Gänss längst gefressen.
»Man sagt von einem Richter, welchem ein arm Weib ein Ganss verehret, vnd gebeten, dass er jhr Beystand thun wölle, welcher sich aber von etzlichen güldenen Füchsen von ihrem Gegentheil bestechen lassen. Darumb, da das Weib gemerket, dass er das Ohr auff jene Seiten mehr gehencket, sie jhm zugeschrigen: Ach, Herr Richter, gedencket doch an mein Ganss. Er hat jhr aber zur Antwort geben: Meine liebe Fraw, die Füchse haben die Gänss längst gefressen.« (Dietrich, I, 600.)
*483. Einen Fuchs machen.
Das geschieht in Schwaben, wenn ein leichtfertiger Bauernbursche seinem Vater einen Sack Getreide auf die Seite bringt, um ihn auf dem nächsten Kirchweihtage zu verjubeln. Einst schlich der Seppel auf des Vaters Kornboden und wollte mit einem Sack davon, kehrte aber, als er den Vater sah, um, und ging zurück. »Was machscht denn du do?« fragte der Vater. »Je, des Nachbars Fritz hat sei'n Vater en Fuchs g'macht und hat zu mer g'sait, i soll em d' Sack ufhebe.«
*484. Er ist a alter Fuchs. (Ulm.)
[1287] *485. Er ist Fuchs und Gans. (Schwaben.)
In allen Verhältnissen klug und gewandt.
*486. Dort nemmt d'r Fox gûde Nacht. – Peter, I, 447.
Von einer einsamen, unwirthlichen Gegend.
*487. Glei war er Fux und Gas. (Kärnten.)
Gleich war er dabei.
*488. Gebt Acht, dass mich die Füchs nit zerreissen. (Oberinnthal.)
»Wenn beim Düngen die Mädeln mit Mistausbreiten denjenigen, welche den Mist im Schiebkarren auf das Feld schieben, nicht nachkommen, sodass sie noch viele Haufen auszubreiten haben, wenn die ›Schieber‹ schon fertig sind, so sagt man: sie haben ›Füchs‹. Sie werden dann von den Mannsleuten ausgelacht und mit dem obigen Spruche geneckt.« (Heber, 27.)
*489. Ja, der Fus äs e gat Dokter. (Siebenb.-sächs.) – Schuster, 122.
*490. Schmecke Fuchs, es ist eine Rübensupp. (Würtemberg.) – Klein, I, 128.
Zu einem, dessen Absichten man errathen hat.
*491. Wir werden den Fuchs schon aus dem Loche treiben. – Eiselein, 432.
*492. Zum Fuchs werden.
Zur Grube fahren – sterben.
Brockhaus-1809: Reinike der Fuchs
Brockhaus-1837: Reineke der Fuchs · Fuchs
Brockhaus-1911: Fuchs [4] · Fuchs [5] · Fuchs [6] · Fuchs [3] · Fliegender Fuchs · Fuchs · Fuchs [2]
DamenConvLex-1834: Reineke der Fuchs · Fuchs
Herder-1854: Fuchs [2] · Fuchs [1]
Meyers-1905: Fuchs [5] · Fuchs [4] · Reineke Fuchs · Fuchs, fliegender · Fuchs [3] · Fuchs mit der Gaus · Fliegender Fuchs · Fuchs [2] · Fuchs [1]
Pagel-1901: Fuchs, Friedrich · Fuchs, Ernst
Pierer-1857: Fuchs [4] · Fuchs [3] · Fuchs · Reinecke Fuchs · Fuchs [2] · Brasilianischer Fuchs · Blauer Fuchs · Fuchs [1] · Fuchs mit der Gans
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