1. Da es mir wohl erging auf Erden, wollten alle meine Freunde werden; da ich kam in Noth, waren alle Freunde todt. – Tiroler Haussprüche, 30.
Auch in Oberhessen. (Hertz, 36.)
2. Dem es wolgeet, der hat vil freundt. – Hauer, Mij; Lehmann, II, 60, 58; Petri, II, 623; Henisch, 1435, 21.
»Wem's wohlgeht, dem ist jeder hold, er schwimmt in Freundschaft wie in Gold; geht's aber schief, so kehrt im Nu, ihm jedermann den Rücken zu.« (Reineke Fuchs von Soltau, 4. B., 9. Kap.) Bei Tunnicius (359): Dem it wol geit, de heft vele vrunde. (Dum garae nummique fluunt, quis cassus amico.)
Mhd.: Als it den luden wail geit so sint in ir vrunt gereit, ind als in misvallen is, so inhaint sy kane eynen gewis. (Groote, 5188.) – Deme it wol geit, heft vele vrunt, to deme sprikt men: »wes lange gesunt«, men deme it misgeit, wo vele der is, wein ich vrunde heft he dat is wis. (Lübben, 6571.) – Mannic man vil friunde hât, die wît sîn dinc iht ebene gât. (Freidank.) (Zingerle, 39.)
Holl.: Diet wael gaet, heeft menighen vrient. (Tunn., 10, 14.)
Lat.: Cui bene succedit, huic multus amicus obedit. – Cui bene succedit, is amicos saepe videbit. (Gartner, [335] 11.) – Felicium multi cognati. (Seybold, 177; Facet., 7; Loringar, CCXXXII.) – Tempore felici multi numerantur amici. (Fallersleben, 272.)
3. Es gehe dir wol oder vbel, so halts mit deinem Nachbarn. – Lehmann, II, 126, 113; Henisch, 1435, 11; Petri, II, 245.
4. Es gehet nicht wol, was auff ebenthewer geschicht. – Henisch, 784, 29; Petri, II, 246.
5. Es geht keim so wol, es gehet dem andern so vbel. – Franck, II, 48b; Gruter III, 31; Lehmann, II, 152, 102; Henisch, 1435, 24; Petri, II, 246; Sutor, 271.
6. Es geht noch wol, wann schon ein gantz Dorff verbrennt, vnd nur dass Pfaffenhauss auffrecht bleibt. – Fischart, Gesch. in Kloster, VIII, 286.
7. Gehet dir's wol, so fürcht den Fall. – Petri, II, 327.
8. Gehet es wol, so gibt man zoll. – Henisch, 1435, 49; Petri, II, 327.
9. Gehets einem wol, so gets dem andern Vbel. – Lehmann, 345, 52.
10. Geht dir's wohl, so danke Gott; geht dir's übel, klag' es Gott; klag' sonst niemand deine Noth. – Gerlach, I, 53.
11. Ich wolt, dass es euch wol gienge. – Agricola I, 556; Latendorf III, 598.
Bei dem angeführten Latendorf noch mit dem Zusatz: »Wo es euch wohlgehet, so höre ichs gern.«
Lat.: Reprecatio. – Eveniant ipsi tibi, quae mihi cunque precaris, namque pari gratus te pietate colo. (Glandorp, 110, 273.)
12. So lange es einem wohlgehet, heisst er klug. – Simrock, 5773; Braun, I, 1890.
13. Wann es dir wohlgeht, so siehe dich für. – Lehmann, II, 829, 63.
14. Wann es wohlgeht, so ist gut rathen. – Franck, II, 102a; Gruter, I, 73; Gaal, 1277; Eyering, III, 374; Henisch, 1435, 31; Petri, II, 675.
It.: Ognun sà navigar, quando ê buon vento. (Gaal, 1277.)
Holl.: Daar, waar men is in goeden stand, daar is almede ons vaderland. (Harrebomée, II, 299b.)
Lat.: Facile omnes cum valemus, recta consilia aegrotis damus. (Seybold, 168; Henisch, 1435, 32.)
15. Wann es wolgeht vnd allenthalben wolstehet, so seynd wir allesampt gute Regierer. – Lehmann, II, 829, 64.
16. Wann's wolgeht, so kan jederman rhat geben. – Lehmann, 599, 83; Henisch, 1435, 31.
17. Wem es wohlgehet, der bleibe, wo er ist.
It.: Chi sta bene, non si muova.
18. Wem es wohlgehet, der ist fröhlich.
Bei Tunnicius (357): Dem it wol geit de is vrolik. (Cui fortuna favet, laetatur et exilit omnis.)
19. Wem es wohlgeht, der hat gut fröhlich zu sein. – Henisch, 1435, 39; Petri, II, 623; Gaal, 542.
Holl.: Diet wael gaet, is altovs blide. (Tunn., 10, 12.)
Lat.: Cui fortuna favet, vultuque arridet amoeno, illi laetitiae fas dare signa suae. (Gaal, 542.) – Cui sors arridet bona, gaudet cordeque ridet. (Fallersleben, 271.)
20. Wem es wohlgeht, der singt keine Klagelieder.
In der Rede zeigt sich die Stimmung des Gemüths.
Lat.: Quem sors blanda tenet jocunda dicta serenat. (Reuterdahl, 803.)
Schwed.: Thaen aer gladher som wael faar ath. (Reuterdahl, 803.)
21. Wem es wohlgeht, der wallfahrtet nicht zu den Heiligen.
Die Italiener sagen: In glücklichen Tagen raucht der Altar nicht. Nella felicità gl' altari non fumano. (Pazzaglia, 127, 7.)
22. Wem es wohlgeht, gedenke derer, denen es übel geht.
23. Wem es wohlgeht, ist leicht rathen.
Lat.: Tranquillo quilibet gubernator est. (Philippi, II, 223.)
24. Wem es wolgehet, finden sich der freunde vil, in nöten niemandes freundt sein wil. – Töppen, 77, 21.
25. Wenn es dir wol geet, so gedenk auch an mich. – Hofmann, 27, 13.
26. Wenn es euch wolgehet, so gedencket vnser auch. – Agricola I, 558; Latendorf III, 600.
27. Wenn es uns wohlgeht, so sind wir gute Rathgeber.
[336] 28. Wenn's wolgehet, so sind es alle gute Hebammen. – Petri, II, 675.
29. Wer will, dass es ihm wohlgehe, der lebe zu Haus frei. – Mayer, I, 168.
30. Wer will, dass es jhme wolgehet, der muss nicht mit klotzhausen vmbgehen. – Lehmann, 861, 27.
31. Wilt du, dass dir wohlgehe, so hab Tugend lieb. – Henisch, 1435, 46.
32. Wo es mir wohlgeht, da ist mein Vaterland. – Simrock, 10810; Eiselein, 616; Gaal, 1597; Dove, 634.
Vgl. über dies Sprichwort im Genius der Zeit, 1794, 9. Stück u. 1795, 6. Stück. Die Türken: Es kommt bei einem Mann weniger darauf an, wo er geboren ist, als wo er leben kann. (Weigel.)
Böhm.: Každá krajina človĕku otčina. – Rybám moře, ptactvu povĕtří, a človĕku šírý svĕt za vlast'. (Čelakovsky, 227.) – Tam domov, kde dobře. – Tam vlast', kde se dobře máš. – Třeba v Ordĕ, jen když dobře. (Čelakovsky, 228.)
Dän.: Der er fæderneland hvor man lider vel, og hvor der frihed. (Prov. dan., 151.) – Hvert land er fæderneland, hver bye fæderne-bye. (Prov. dan., 38.)
Engl.: It matters less to a man where he is born, than where he can live.
Holl.: Daar, waar men is in goeden stand, daar is almede ons vaderland. (Harrebomée, II, 356b.)
It.: La patria è ove si ha del bene. (Gaal, 1597.) – Ogni stanza al valenthuomo è Patria. (Pazzaglia, 268, 2.)
Lat.: Illa mihi patria est, ubi pascor, non ubi nascor. – Illa, ubi sum notus, non ubi natus eram. (Froberg, 375; Philippi, I, 186.) – Omne salum forti patria est, ut piscibus aequor. (Gaal, 1597.) – Patria est, ubicunque est bene. (Cicero.) (Binder I, 1335; II, 2479; Fischer, 171, 21; Froberg, 522; Philippi, II, 85; Schonheim, P, 7; Seybold, 430.) – Patria sua est, ubicunque vixeris bene. (Publ. Syr.) (Fischer, 171, 21.) – Ubi bene, ibi patria! (Cicero.) (Eiselein, 616.)
Poln.: Gdzie dobrze, tam i ojczyzna. (Čelakovsky, 228.) – Kázdy tam ciągnie, gdzie się ulagnie. (Lompa, 14.) – Tam dom, gdzie dobrze. (Čelakovsky, 228.)
Schwed.: Bästa födebygd är, der man mår wål. (Grubb, 63.)
Ung.: Hazája embernek hol jól folyik dolga. (Gaal, 1597.)
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