1. Auss einem vnbeständigen Gemüth, wanckelbaren Augen vnd füssen wird selten was guts. – Petri, II, 28.
2. Das gemüt ist arm oder reich, nit die kist. – Franck, II, 136a; Gruter, III, 13; Petri, II, 60; Lehmann, II, 75, 7; Körte, 2013; Simrock, 3394; Braun, I, 725.
3. Das Gemüth macht reich; besser ein Mann ohne Geld, als Geld ohne Mann.
Der Wahlspruch Kaiser Adolf's von Nassau.
4. Das Gemüth sieht man in der Rede, wie den Leib im Spiegel. – Körte, 2012.
5. Die gemüt spieglen sich gegen einander. – Henisch, 1490, 17; Lehmann, II, 70, 26.
6. Die Gemüther gelten mehr als die Güter.
7. Edel Gemüth ist besser als edel Geblüt. – Eiselein, 225.
Lat.: Nobilitat suum quemque opus. (Eiselein, 225.)
[1547] 8. Edel Gemüth rächt sich nit.
Böhm.: K šlechetné mysli nemá přístupu pomsta. (Čelakovský, 115.)
Poln.: Pomsta podłego serca rzecz. (Čelakovský, 115.)
9. Edle Gemüther trachten nach Lob vnnd Ehr, der Pöffel nach Gelt vnd Gut. – Lehmann, 136, 11.
10. Ehrlich gemüt ist über alles Gut. – Henisch, 1489, 53; Petri, II, 161.
Aber Börne klagt: »Das rechte Gemüth mangelt euch, denn der Kopf ist nur der Arm des Herzens.« (Gesammelte Schriften, VI, 165.)
11. Ein adelich Gemuth thut von sich selbst das Gut. – Hertz, 65.
12. Ein auffrecht Edel gemuth mit glimpff sein Zorn regieren thut. – Lehmann, 926, 41.
13. Ein bekümmert Gemüth macht trübe Augen.
Dän.: Sørgende hu giør blege kinder. (Prov. dan., 520.)
14. Ein dapfferes kühnes Gemüt im Krieg ist besser als zehn Soldaten, die forchtsam. – Lehmann, II, 53, 1.
15. Ein edel Gemüth ist über alles Gut.
Dän.: Aedel gemyt tragter efter eere, de gemeene efter penge. (Prov. dan., 10.)
16. Ein ehrlich gemüt handelt alle ding offen. – Henisch, 804, 43.
17. Ein ehrlich gemüt lasst sich eines geringen sättigen. – Henisch, 1519, 7.
18. Ein ehrlich gemüt last sich den vnfahl nicht vmbstossen. – Henisch, 804, 45.
19. Ein ehrlich gemüt nimpt jhm grosse ding für. – Henisch, 804, 41.
20. Ein ehrlich gemüt nimpt kein wohlthat vergebens an. – Henisch, 804, 42.
21. Ein ehrnfest gemüt last sich mit keinem geschänck gewinnen. – Henisch, 808, 22.
22. Ein ehrnuest gemüt last sich die schnöden Weiber nicht verführen. – Henisch, 808, 20.
23. Ein frey edel gemüt vor huren sich hüt. – Franck, II, 193a; Henisch, 789, 10; Lehmann, 400, 40; Petri, II, 185.
24. Ein frey gemüt fürcht sich auch vor den Gästen nicht. – Henisch, 1489, 57.
25. Ein frey gemüt ist in keiner dienstbarkeit, auch nit im gefengknuss. – Henisch, 702, 54.
26. Ein fröhlich Gemüth und edler Wein, die mögen hier oftmals beisammen sein. – Hertz, 51.
Inschrift an einem Wirthshause in Baden.
27. Ein fröhliches Gemüth schafft leichtes Geblüt. – Eiselein, 225.
Dän.: Lystig sind behøver ingen spillemand. (Prov. dan., 105.)
28. Ein fröhliches Gemüth und kein Geld in der Tasche ist eine Gabe Gottes. (Köthen.)
29. Ein gut Gemüth in bösen Sachen kann's um die Hälfte besser machen.
30. Ein gut Gemüth ist besser als ein gut Geblüt. – Parömiakon, 137.
31. Ein löblich Gemüth macht sich vest wider Scheltwort wie Fechter wider Waffen. – Lehmann, 700, 25.
32. Ein redlich gemüth muss andere Leut nit mit seiner Elen messen, sonst kompt er zu kurtz. – Lehmann, 759, 7.
33. Einem bekümmerten gemüt glaub nicht. – Franck, I, 65a; Lehmann, II, 133, 2.
Lat.: Animo dolenti nihil oportet credere. (Philippi, I, 31.)
34. Froh Gemüth, halb Zehrgeld. – Simrock, 2808.
35. Fröhlich Gemüth gibt gesundes (gutes) Geblüt. – Kirchhofer, 149; Körte, 2015; Simrock, 2807; Braun, I, 726.
Mit Frohsinn und Heiterkeit ist Gesundheit eng verbunden.
36. Gemüt zu Hof verkert sich offt. – Historia Herrn Georgen vnnd Herrn Casparn von Freundsberg zu Frankfurt a.M., 1528; Petri, II, 60.
37. Gemüth ohne Kopf macht bald zum Tropf.
»Das Gemüth ist die Sturmleiter, auf welcher gewöhnlich Betrüger auch den Kopf der bessern Menschen erobern.« (Welt und Zeit, V, 207, 52.)
[1548] 38. Gemüth und Verstand gehen selten Hand in Hand.
»Bei den meisten Menschen verzehrt entweder das Gemüth den Verstand oder der Verstand das Gemüth.« (Welt und Zeit, V, 269, 535.) – »Auf dem Schachbret unserer Seele führen zwei feindliche Könige, Gemüth und Verstand, beständigen Krieg miteinander.« (W. Menzel, Streckverse, 77.)
39. Lasterhafft Gemüt zeigt an vnadelich geblüt. – Gruter, III, 62; Lehmann, II, 376, 12.
40. Mei Gemüth erfreut sich, wann me Flääsch onn Kraut anricht't, mei betrübter Sinn un Muth wenn nisch wider e wegger thut. (Oberes Kinzigthal in Kurhessen.)
41. Vnbeständige gemüther haben vnbeständige Kleider. – Lehmann, 425, 55.
42. Wo die gemüter zusammenstimmen, da ist die höchst freundtschafft. – Franck, I, 67a.
*43. Einem etwas zu Gemüthe führen.
Durch Vorstellungen so auf ihn einwirken, dass sein Wille so bestimmt wird, wie man es wünscht.
*44. Sich etwas zu Gemüthe ziehen.
Anhaltenden Kummer über etwas empfinden.
45. Adliches Gemüth niemand betrübt. – Lehmann, II, 4, 26.
46. Aufrecht Gemüt macht gut Geblüt. – Dietrich, II, 118.
47. Bei frohem Gemüth jed' Uebel entflieht.
It.: L' allegria ogni mal la caccia via. (Giani, 45.)
48. Ein gut Gemüth ist bald versöhnt.
Lat.: Placabiles sunt mentes bonorum. (Philippi, II, 97.)
49. Ein hoch vnd adlich gemüth fragt nit nach weybischem handel. – Wachter.
50. Ein ruhig und fröhlich Gemüth ist ein Doctor, der zieht.
D.h. günstig wirkt.
51. Ein unruhig Gemüth und ein Mühlenstein werden stets umgetrieben. – Wirth, I, 523.
52. Heiteres Gemüth die Nägel aus der Bahre zieht.
It.: Chi ride leva i chiodi alla bara. (Giani, 1456.)
[1329] 53. Wer sein Gemüth an die Welt hänget, der bleibet als eine Fliege im Honig kleben. – Wirth, II, 163.
*54. Sie sind gespaltenen Gemüths.
»Rahtsherren sollen sich guter Korrespondenz vnd Vertrawlichkeit jegen einander befleissigen vnd nicht zerspaltene Gemüter haben.« (Friedeberg, I, 35.)
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