[299] Borromäus (Karl), der Heilige, aus dem gräflichen Hause gleiches Namens und auf dem Stammschlosse desselben zu Arona am Lago maggiore 1538 geboren, entwickelte frühzeitig große Geistesfähigkeiten und Neigung zum geistlichen Stande.
Begünstigt durch Familienverhältnisse, erhielt er im 12. Jahre die Stelle eines Commendaturabtes und studirte dann in Pavia die Rechte. Nachdem sein Oheim als Pius IV. den päpstlichen Stuhl bestiegen hatte, wurde B. 1560 Cardinal, Erzbischof von Mailand, päpstlicher Legat und Statthalter mehrer Provinzen des Kirchenstaats, sowie Großpönitentiar des Papstes und hatte in diesen und noch mehren andern von ihm bekleideten Würden und Ämtern die wichtigsten Geschäfte der geistlichen und weltlichen Regierung des Papstes zu verwalten, denen er seit dem 22. Jahre mit musterhafter Umsicht und Thätigkeit vorstand. Als 1562 sein Bruder starb und B. dadurch Erbe des großen Hausvermögens seiner Familie wurde, rieth ihm sogar der Papst zur Niederlegung seiner geistlichen Würden, allein B. ließ sich zum Priester weihen und betrachtete den Anlaß zum Verlassen des geistlichen Standes als eine Versuchung seiner Frömmigkeit. Bei der für die Verbesserung der Kirchenzucht wichtigen Kirchenversammlung zu Trient war B. ausgezeichnet thätig und bewies bei der Ausführung ihrer Beschlüsse durch Strenge gegen sich und Andere große Festigkeit des Charakters, wurde deshalb aber vielfach angefeindet, ja sogar mit Mord bedroht. Nach Pius IV. Tode (1565) begab sich B. nach Mailand in seine Diöces, wo er durch sein heiliges Leben, durch Beförderung der Bildung der Geistlichkeit, der Erziehung der Jugend und wohlthätige Stiftungen vieler Art ungemein viel Gutes wirkte. Drei Viertel seiner Einkünfte widmete er dem allgemeinen Besten, verschönerte auch den Dom, und als 1576 die Pest unsagliches Elend über Mailand brachte, verkaufte er einen Theil seiner Güter, um schneller helfen zu können. Von einer in die Schweiz unternommenen apostolischen Reise kehrte B. 1584 krank nach Mailand zurück und starb hier am 3. Nov. desselben Jahres in einem härenen Gewande und auf einem Lager von Asche als der berühmteste Bischof seiner Zeit. Bald verbreitete sich die Sage von Wundern, die an seinem Grabe geschehen wären, und so erfolgte denn 1610 seine Versetzung unter die Heiligen der katholischen Kirche, die sein Gedächtniß den 4. Nov. feiert. Seine Gebeine ruhen in einem kostbaren Sarge von Bergkrystall auf dem Altare einer unterirdischen Kapelle des mailänder Doms, bei Arona aber ist ihm die hier umstehend abgebildete Bildsäule von Erz errichtet worden, welche 33 F. hoch ist und auf einem 23 F. hohen Granitblocke steht. In das hohle Innere derselben gelangt man durch [299] eine Öffnung unter einer Falte des Gewandes und kann bis in den Kopf hinaufsteigen, der mehre Personen faßt und durch ein im Nacken angebrachtes Fenster Licht erhält.