Gewicht

[214] Gewicht (das) eines Körpers ist diejenige Kraft, mit welcher derselbe auf eine Unterlage drückt. Nicht alle Körper nämlich drücken bei übrigens gleichem Umfange mit derselben Kraft auf ihre Unterlagen, und einige sind daher gewichtiger als andere. Man sagt von dem gewichtigern Körper, daß er mehr Masse enthalte, oder eine größere Dichte besitze. Haben aber zwei verschiedene Körper oder zwei verschiedene Stücke desselben Körpers (z.B. Blei) gleiche Dichte, so ist derjenige unter ihnen der gewichtigere, welcher den größten Raum einnimmt. Um das Gewicht eines Körpers zu bestimmen, muß man ihn mit einem andern Körper, dessen Gewicht man als Einheit annimmt, vergleichen. Hat man z.B. ein Stück Eisen, welches man bei der Gewichtsbestimmung zu Grunde legt, und nennt dieses Ein Pfund, so sagt man von einem andern Körper, z.B. [214] einem Stück Blei, welches ein ebenso großes Gewicht hat, wie drei jenem gleiche Stücke Eisen, daß es drei Pfund Gewicht habe. Das Bestimmen des Gewichts heißt wägen und wird mit der Wage (s.d.) vorgenommen. In den verschiedenen Ländern und Gegenden hat man als Einheit des Gewichts verschiedene Gewichtsgrößen angenommen, welche selbst Gewichte genannt werden und bei denen es gleichgültig ist, von welchem Materiale sie verfertigt werden, wenn sie nur der angenommenen Größe entsprechen; doch macht man sie stets aus einem Material, welches nicht leicht der Veränderung oder Beschädigung ausgesetzt ist, gewöhnlich aus Metall oder Stein. Auch in derselben Gegend hat man verschiedene Gewichte, von denen man jedoch stets wissen muß, wie vielmal jedes kleinere in jedem größern enthalten sei. Da sehr viele im Handel vorkommende Gegenstände nach dem Gewicht verkauft werden, so ist es schon aus diesem Grunde von großer Wichtigkeit, zu wissen, in welchem Verhältnisse die verschiedenen Gewichte der verschiedenen Gegenden zueinander stehen. In nachstehender Tabelle sind die Gewichte einiger bedeutenden Staaten und Städte zusammengestellt. Die Zahlen rechts vom Komma in den Zahlenangaben sind Decimalbrüche. (S. Decimalrechnung.)


Es machen 100 Pfund leipziger Gewicht:

amsterdamer Pfund94,64
augsburger Pfund95,20
schwere berliner Pfund100,01
braunschweiger Pfund100,03
bremer Pfund93,73
dänische Pfund93,62
frankfurter,Pfund99,91
leichte frankfurter Pfund92,51
schwere französiche Pfund46,74
hamburger Pfund96,52
hanöversche Pfund95,47
londoner Trois Pfund125,28
londoner avoir Pfund103,08
du poids Gewicht
mailänder Pfund142,96
leichte mailänder Pfund61,27
schwere münchner Pfund83,30
münstersche Pfund98,11
nürnberger (alt) Pfund91,60
russische Pfund114,30
turiner Pfund126,68
wiener Pfund83,47

Man rechnet im Handels- oder Kramergewicht auf 1 Centner – 5 Stein und auf jeden Stein = 22 Pfund, sodaß 1 Centner = 110 Pfund hat. Das Pfund hat 32 Loth, das Loth 4 Quentchen, das Quentchen 4 Pfennig- und der Pfennig 2 Hellergewichte. Das Fleischergewicht ist etwas schwerer, sodaß 102 Pfund Fleischergewicht = 110 Pfund (1 Centner) Handelsgewicht geben. Es geben ferner 114 Pfund Berggewicht und desgleichen 118 Pfund Stahlgewicht = 1 Centner Handelsgewicht, 1 Wage Eisen hat 44 Pfund und 1 Schiffspfund 3 Centner. Das Pfund Handelsgewicht hat 9728,95 holländ. As oder 8035,366 köln. As.

Das Apothekergewicht hat eine besondere Eintheilung. Man rechnet nämlich auf 1 Pfd. (zu 24 Loth; 30 Pfd. Apothekergewicht = 23 Pfd leipziger Handelsgewicht) = 12 Unzen, auf 1 Unze = 8 Drachmen, auf 1 Drachme = 3 Scrupel, auf 1 Scrupel = 20 Gran, sodaß also 5760 Gran auf 1 Pfd. kommen. Gold, Silber und Juwelen werden nach besondern Gewichten gewogen. Gold und Silber berechnet man nach köln. Markgewicht und rechnet auf 1 Mark = 8 Unzen, auf eine Unze = 2 Loth, auf 1 Loth = 4 Quentchen, auf 1 Quentchen = 4 Pfennige. Den Goldgehalt bestimmt man nach Mark, Karat und Grän, den Silbergehalt nach Mark, Loth und Gran. Hierbei rechnet man auf 1 Mark = 16 Loth oder = 24 Karat, oder = 288 Grän, auf 1 Loth = 11/2 Karat oder 6 Gran, auf 1 Gran = 3 Grän. Edelsteine und Perlen rechnet man entweder nach Karat und Grän, sodaß 1 Karat = 4 Grän, oder nach ganzen 1/2, 1/4, 1/8, 1/16, 1/32 und 1/64Karat. Es kommen ungefähr 71 Karat auf 1 Loth kölnisch.

Das Gewicht, von welchem bisher gesprochen wurde, heißt das absolute Gewicht. Außerdem spricht man aber noch von einem specifischen Gewichte der verschiedenen Körper, und dieses hat vor jenem den großen Vorzug, daß es an keine willkürliche Annahme verschiedener Orte geknüpft ist. Da nämlich verschiedene Körper bei gleichem Rauminhalte (gleichem Umfange) nur dann verschiedenes Gewicht besitzen, wenn ihre Dichtigkeit verschieden ist, so stehen offenbar unter der Voraussetzung gleichen Rauminhalts ihre Gewichte mit der Dichtigkeit derselben in gleichem Verhältnisse. Man nimmt nun allgemein das Wasser als denjenigen Körper an, mit dem alle übrigen Körper verglichen werden und zwar das völlig reine destillirte Wasser, und nennt die Zahl, welche angibt, um wie vielmal ein anderer Körper dichter als Wasser sei (welche auch nur ein Bruch sein kann, wenn der andere Körper minder dicht als Wasser ist), oder was Dasselbe ist, um wie vielmal mehr ein gewisser Körper wiegt, als eine ihm an Rauminhalt gleiche Quantität Wasser: das specifische Gewicht jenes Körpers. Nur die luftförmigen Körper werden gewöhnlich nicht mit Wasser, sondern mit der atmosphärischen Luft verglichen. Es haben nun die ausgezeichnetsten Naturforscher sich damit beschäftigt, die specifische Gewichte verschiedener Körper auf das genaueste zu bestimmen. Die Art, wie hierbei verfahren wird, ist im Allgemeinen unter Dichtigkeit der Körper (s.d.) angegeben Da durch die Wärme die Dichtigkeit der Körper verändert wird, so muß man bei genauern Bestimmungen des specifischen Gewichts auf die Temperatur Rücksicht nehmen, welche die Körper während der Untersuchung haben. Weiß man nun, wie groß das specifische Gewicht irgend eines Körpers (Stoffes) ist, z.B. des Bleis = 11, und kennt das absolute Gewicht von einem Cubikfuß Wasser, so kann man hieraus sogleich berechnen, ohne noch irgend eine Wägung vornehmen zu müssen, wieviel 1 Cubikfuß Blei (nämlich 11mal so viel) oder auch jede andere Quantität Blei wiege. Es wiegt aber Ein Cubikfuß Wasser

in badischem Maß und Gewicht53,93Pfd.
in bairischem Maß und Gewicht44,31Pfd.
in brunschweigischem Maß und Gewicht49,68Pfd.
in hanoverschem Maß und Gewicht50,84Pfd.
in preußischem Maß und Gewicht66,04Pfd.
in sächsischem Maß und Gewicht48,22Pfd.
in wütembergischem Maß und Gewicht50,21Pfd.

[215] Die Kenntniß des specifischen Gewichts ist um so wichtiger. da sich mit der chemischen Veränderung der Körper auch im specifisches Gewicht ändert und man kann daher z.B. beim Weingeist aus der Größe seines specifischen Gewichts entnehmen, wieviel Procent Wasser er enthält. Man hat nämlich ein für allemal beobachtet, daß der absolute Weingeist bei einer Temperatur von 16° R. 0,791 specifisches Gewicht habe und daß durch jeden Zusatz von Wasser das specifische Gewicht des Weingeistes erhöht wird. Wird daher wässeriger Weingeist für absoluten verkauft, so wird man die Fälschung augenblicklich durch Prüfung des specifischen Gewichts gewahr. Es wird von Interesse sein, die specifischen Gewichte von einigen der am häufigsten vorkommenden Stoffe zu vergleichen.


Specifisches Gewicht

Arsenik5,7
Bernstein1,08
Blei11,3
Butter0,9
Diamant3,5
Eis0,9
Eisen7,7
Federharz0,99
Glas2–3
Gold19
Gyps2
Harze0,7–2,5
Holz:
Ahorn0,9
Atlas1,1
Birke0,9
Birnbaum0,9
Brasilienholz1,1
Buche0,9
Buxbaum1,3
Cocos1,3
Cypresse0,6
Ebenholz1,2
Eiche, Stein1,1
Eiche, Sommer0,8
Erle0,8
Esche0,9
Espe0,7
Kork0,2
Kiefer0,9
Lerche0,9
Linde0,8
Mahagony1,0
Nußbaum0,6
Pappel, gemeine0,4
Pflaumen0,8
Ulme0,9
Weide0,9
Kampher0,98
Kobalt7,5
Kochsalz2,3
Kohle,natürliche1,2–1,5
Holzkohle0,1–1,5
Kreide2,7
Kupfer8,6
Nickel8,8
Öle0,8–1,5
Phosphor1,8
Platin17,3–22
Porzellan2,3
Quecksilber13,6
Salpeter1,9
Säuren:
Blausäure, wasserfrei0,7
Salpetersäure, concentrirt1,6
Salzsäure, concentrirt1,2
Schwefelsäure, concentrirt2
Schwefel2
Silber10,5
Talg0,9
Wachs0,9
Wismuth9,6
Zink7
Zinn7,3
Zucker1,6

Durch Trocknen verliert das Holz fast die Hälfte seines specifischen Gewichts.


Es ist bekannt, daß alle diejenigen Stoffe, welche leichter als Wasser sind, auf diesem schwimmen (s.d.), während die schweren untersinken.

Quelle:
Brockhaus Bilder-Conversations-Lexikon, Band 2. Leipzig 1838., S. 214-216.
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