Oper

[342] Oper (die) oder das Singspiel. Unter Oper wird eine Gattung dramatischer Kunstwerke verstanden, welche zunächst aus der innigsten Vereinigung von Dichtung und Musik zur Schilderung von Handlungen, Gefühlen und Charakteren auf der Bühne, hervorgegangen ist. Diese müssen daher nicht blos im Allgemeinen künstlerisch, sondern auch in Formen dargestellt sein, welche sich der musikalischen Ausdrucksweise anschließen; die Rede wird daher in der Oper Gesang oder als das ihr näher stehende Recitativ (s.d.) behandelt, die Musik und Handlung im Ganzen aber verdeutlichen und heben gegenseitig ihre poetische Bedeutung und die Musik strebt insbesondere Das auf die ihr eigenthümliche, eindrucksvolle Weise in Tönen auszusprechen, was Dichtung und Handlung nur anzudeuten vermögen. Opernmusik muß daher auch weit mehr als willkürliche Musikbegleitung einer dramatischen Dichtung, und nicht allein überhaupt im Geiste derselben gedacht, sondern auch in ihren Einzelnheiten charakteristisch unterscheidend und künstlerisch mannichfaltig sein. Die einer Oper zum Grunde liegende Dichtung oder der Text derselben bestimmt natürlich. ob ihr Charakter ein ernster oder heiterer ist, und man unterscheidet danach die große oder ernsthafte Oper, ital. Opera seria, von der komischen oder scherzhaften, ital. Opera buffa. In der großen Oper wird in der Regel die Musik durch gesprochene Worte nicht unterbrochen, in komischen Opern aber hat man von jeher weniger streng darauf gehalten. Es gibt aber auch Singspiele von geringerm Umfange, in denen die musikalisch ausgeführten Theile blos die überwiegende Mehrheit des Inhalts ausmachen und die deshalb Operetten genannt worden sind. Kleinere Arten des Singspiels sind auch das Intermezzo oder Zwischenspiel (s.d.), und das Liederspiel (s.d.). Die Oper entwickelte sich seit dem 16. Jahrh. aus dem zwar nicht blos in Italien wieder aufgekommenen Hersagen oder Recitiren von Gedichten unter Begleitung von einzelnen Saiteninstrumenten, allein dort ging man jedenfalls in der dramatischen Ausbildung musikalisch begleiteter Dichtungen voran. In der Mitte des 17. Jahrh. ward die Oper nach Frankreich und England und im 18. Jahrh. nach Spanien verpflanzt. In Deutschland gab es schon im 16. Jahrh. gesungene Fastnachtsspiele und 1627 ward der erste, jedoch nach einem ital. von Mart. Opitz bearbeitete deutsche Operntext vom Kapellmeister Schütz in Dresden in Musik gesetzt, für die erste durchaus deutsche, d.h. von einem Deutschen gedichtete und in Musik gesetzte Oper aber wird die 1678 in Hamburg aufgeführte »Adam und Eva« von dem damals dort berühmten Componisten Phil. Kaiser gehalten. Die erste durch aus schwed. Oper ist 1774, die erste große Oper von einem holländ. Dichter und Componisten 1834 aufgeführt worden. Gegenwärtig sind Opern die allgemein[342] beliebtesten Darstellungen der Schaubühne, was theils von dem immer mehr Verbreitung gewinnenden Geschmacke an der Musik, theils auch davon herrührt, daß die Leistungen fast aller schönen Künste aufgeboten werden, um die Oper zu zieren. Auf diese Art findet die Schaulust sehr Vieler Befriedigung, nur wird freilich auch die musikalische Bedeutung der Oper häufig von dem entfalteten Prunke beeinträchtigt, der noch dazu meist bloßes Außenwerk und dem eigentlichen Geiste der Dichtung fremd bleibt. Ausgezeichnete ital. Operncomponisten früherer Zeit sind: Piccini, Cimarosa, Paesiello, Salieri, Zingarelli, Righini; der neuesten Zeit gehören Rossini, der frühverstorbene Bellini und Donizetti an. Von franz. Operncomponisten sind: Grétry, Isouard, Boyeldieu, Catel, Méhul, Cherubini, Spontini, als der jüngsten Zeit angehörend Auber, Halevy, Adam zu den Ausgezeichneten zu zählen; Deutschland zählt einen Gluck und Mozart, ferner Beethoven, Winter, Vogler, Spohr, K. M. von Weber, Marschner, Meyerbeer und andere ausgezeichnete Tonsetzer für dieses Fach.

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Brockhaus Bilder-Conversations-Lexikon, Band 3. Leipzig 1839., S. 342-343.
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