Östreich [2]

Östreich [2]

[376] Östreich (das Erzherzogthum), welches im ehemaligen deutschen Reiche mit einigen benachbarten Ländern den östr. Kreis bildete, umfaßt in seiner jetzigen Gestalt mit dem 1816 von Baiern dazu erworbenen salzburg. Landschaften, als Theil des Kaiserthums Ö., welches davon den Namen hat, 708 ! M. mit mehr als 2 Mill. Einw.

Es besteht eigentlich aus dem breiten Thale der Donau und wird von den südl. liegenden Provinzen Tirol, Kärnten und Steiermark durch die Fortsetzung der Alpen getrennt; namentlich ist der ganze südwestl. Theil hohes Gebirgsland mit Gletschern und von ewigem Schnee bedeckten Gipfeln. Nach Ö. zu wird das Gebirge immer milder und der äußerste Zweig der norischen Alpen nähert sich in den unbedeutenden Kalkgebirgen des Kahlenberges und Wiener-Waldes der Donau. Die östl. Grenze bildet auf eine Strecke gegen Ungarn der Marchfluß, an der nördl. entlang ziehen sich Theile der mährischen Gebirge und des Böhmer-Waldes, von dem ein Ausläufer, die Mannhardsberge, sich der Donau nähern. Die Gegenden in der Nähe der Donau und besonders an den Mündungen der sich in dieselbe ergießenden Flüsse, von denen die Ens, Salzach, der Inn an der westl. Grenze und die Traun die ansehnlichsten sind, zeigen sich meist eben; reich an schönen und großen Seen ist der W. des Landes, wo der Attersee und Traunsee die ansehnlichsten sind. Die östl. vom Kahlenberge an beiden Donauufern sich ausbreitende Ebene heißt auf dem linken das Marchfeld und besteht meist aus Sand und Morästen. Die Ens theilt das Erzherzogthum in eine östl. Hälfte, das Land oder Ö. unter der Ens, auch Unter- oder Niederöstreich und in eine westl., das Land ob der Ens oder Oberöstreich. Im letztern ist die Bevölkerung durchaus deutscher Herkunft, in Niederöstreich aber gibt es viel Slawen, die sogar in manchen Dörfern ganze Straßen allein bewohnen. Gewerbfleiß, Feld-, Obst- und Gartenbau sind in Unteröstreich ausgedehnter als in Oberöstreich, was dagegen bedeutendere Viehzucht hat; auch der Bergbau ist hier durch Salzgruben wichtiger. Die Landstände theilen sich in Prälaten, Herren, Ritter und landesfürstliche Städte und Märkte, die von Bürgern vertreten werden. Von den andern allgemeinen Verhältnissen ist schon im Art. Kaiserthum Östreich (s.d.) die Rede gewesen.

Das Land unter der Ens wird in vier Kreise: unter und ober dem wiener Walde am rechten, unter und ober dem Mannhardsberge am linken Donauufer eingetheilt und enthält die kais. Haupt- und Residenzstadt Wien (s.d.). Andere bemerkenswerthe Orte sind: Wienerisch-Neustadt (s. Neustadt); das durch seine Heilquellen berühmte Baden (s.d.); Klosterneuburg mit 3500 Einw. und einem großen Augustiner-Chorherrenstift, wo der östr. Erzherzogshut und andere Alterthümer verwahrt werden; das reizend gelegene Melk (s.d.); St.-Pölten mit 4300 Einw.; durch eine große Spiegelfabrik bekannt ist Neuhaus, durch seine chemischen Fabriken Nußdorf; die aus dem östr.-franz. Kriege von 1809 merkwürdigen Dörfer Aspern und Eßlingen (s.d.) und Enzersdorf und Wagram (s.d.); das als Wallfahrtsort jährlich von mehr als 100,000 Katholiken besuchte Mariataferl bei Marbach; Krems mit 3800 Einw., von dem das kremser Bleiweiß den Namen hat; das malerisch an der Donau gelegene, nachstehend abgebildete Städtchen Dürrenstein mit 500 Einw., über dem die Ruinen einer im dreißigjährigen Kriege zerstörten, gleichnamigen Burg liegen, wo Richard Löwenherz (s.d.) gefangen gehalten worden sein soll. Ein ehemaliges großes Kloster und ein Schloß des Fürsten von Starhemberg gibt dem Orte ein stattliches Ansehen. – Das Land ob der Ens ist in fünf Kreise, den obern und untern Mühlkreis, den Hausruck-, Traun-, Inn- und Salzach- oder salzburger Kreis getheilt. Linz (s.d.) ist hier die Hauptstadt; Wels am [376] Traun hat über 4000, Lambach mit einer Benedictinerabtei, die eine ansehnliche Bibliothek und andere Sammlungen besitzt, 3000 Einw.; Steier, zwischen dem Steier- und Ensflusse, hat 10100 Einw., Gmunden am Ausflusse des Traunsee 3300 Einw.; bei dem Marktflecken Kremsmünster befindet sich eine reiche Benedictinerabtei, bei St.-Florian ein Augustiner-Chorherrenstift; zwischen dem Traun-, Alter- und St.-Wolfgangssee, dem salzburger Kreise und Steiermark liegt das Salzkammergut, das 113/4 ! M. rauhes Gebirgsland mit 16,000 Einw. umfaßt, von denen der dritte Theil von den Salzwerkenlebt, welche 770,000 Ctr. Salz jährlich und eine Mill. Gulden reinen Ertrag abwersen. Hier liegt auch der seiner Salzbäder wegen bekannte Flecken Ischl an der Traun mit 1800 Einw. Am Inn liegen: Braunau mit 2000, Schärding mit 2100 Einw.; an der Salza: die Stadt Salzburg (s.d.); ferner Hallein oder Halle mit 5000 Einw., dessen Salzwerke jährlich über 300,000 Ctr. liefern; mitten im höchsten Gebirge liegt das Bad Gastein (s.d.).

Quelle:
Brockhaus Bilder-Conversations-Lexikon, Band 3. Leipzig 1839., S. 376-377.
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