[304] Seele (psychê, anima), ursprünglich der Lebenshauch, der im letzten Atemzug den Sterbenden zu verlassen scheint, das Princip des Lebens und Empfindens, das man (auf Grund der Deutung der Phänomene des Traumes, der Ekstase u.s.w.) sowie infolge der allgemeinen Vergegenständlichungstendenz des Denkens als ein selbständiges, vom Leibe trennbares Wesen (von feinstem Stoffe) auffaßt. allmählich erst entwickelt sich der primitive, animistische Seelenbegriff zu dem Begriff einer immateriellen Substanz oder auch zu dem eines bestimmten, feinen Körpers (Materialismus) oder zu dem des Lebens- und Empfindungsprincips schlechthin. Empirisch ist »Seele« jetzt nur ein Name[304] für den einheitlichen Inbegriff des psychischen Lebens, für das Bewußtsein selbst. Ein Wesen hat eine Seele, ist beseelt heißt, es ist fähig, zu empfinden, zu fühlen, zu wollen u.s.w. Die Seele ist demnach nicht ein vom Leibe verschiedenes, getrennt existierendes, substantielles Wesen, sie ist auch nicht ein materielles Ding, sondern ein Wesen ist Seele, sofern es Leben und Bewußtsein hat, es ist Körper, sofern es als im Raume ausgedehnt, als undurchdringlich u.s.w. erscheint. »Seele« und »Leib« sind nicht zwei Dinge, doch sind sie auch nicht eins, sondern sie sind Namen, Begriffe für zwei Daseins- oder Erscheinungsweisen, besser für zwei Betrachtungsweisen einer Wirklichkeit. Diese ist Seele (seelisch) vom Standpunkt der unmittelbaren (inneren), sie ist Körper vom Standpunkt der mittelbaren, abstract-naturwissenschaftlichen Erkenntnis. Die Seele kann als das »Innensein«, »Für-sich-sein« eines Wesens bezeichnet werden. Ist nun auch dieses Innensein kein Ding, keine Substanz, besteht seine Wirklichkeit in seiner Wirksamkeit, in der Actualität des Bewußtseins selbst, so ist es doch nicht bloß ein »Bündel« von Einzelzuständen, sondern einheitlicher Zusammenhang, einheitliches Subject und insofern doch substantiell, besser übersubstantiell, ein sich selbst permanent in seinen Acten setzendes Wirken. Metaphysisch ist die Seele das reine Subject, die Ichheit, deren qualitativer Charakter ein sich selbst (in einem Organismus) objectivierender, constanter Wille (s. d.) ist. Zwischen Seele und Leib besteht (empirisch) ein »Parallelismus« (s. d.).
Der Dualismus (s. d.) lehrt die Gesondertheit, Verschiedenheit von Seele und Leib. er betrachtet die beiden als zwei Substanzen oder zwei Arten von Vorgängen. Die Seele gilt hier bald als eine vom Leibe qualitativ, bald als eine nur existentiell verschiedene analoge Wesenheit. Der Monismus (s. d.) betrachtet entweder die Seele als das An-sich der Dinge, als deren Erscheinung den Körper (Spiritualismus, s. d.), oder die Seele als bloße Erscheinung, Function des Körpers, der oft selbst als die Seele bezeichnet wird (Materialismus, s. d.) oder es sind ihm Seele und Körper zwei Erscheinungen, Daseinsweisen eines Wesens (Identitätslehre, s. d.). Vom Standpunkt der Substantialitätstheorie ist die Seele eine Substanz (s. d.), von dem der Actualitätstheorie ist sie der Inbegriff psychischer Processe selbst. Die Seele wird ferner als einfach oder sie wird als zusammengesetzt gedacht. Betreffs des »Sitzes« der »Seele« s. Seelensitz.
Zur Etymologie des Wortes Seele vgl. PLATO, Cratyl. 400 A. ARISTOTELES, De an. I 2, 405 b 28. ADELUNG, GRIMM. CARUS, Gesch. d. Psychol. S. 103 ff.. VOLKMANN, Lehrb. d. Psychol. I4, 71. K. K. KRESTOFF, Lotzes met. Seelenbegr. 1890, S. 25.
Die Upanishads bezeichnen die individuelle Seele als »jiva âtman« und unterscheiden davon die Weltseele (s. d.). Der Buddhismus unterscheidet die Lebenskraft (»akegerun«) und die geistige Seele (erkin sunesun) (vgl. Bastian, Psychol. d. Buddhism. S. 34 ff.). Ähnlich die Bibel, in welcher »nephesch« das im Blute befindliche Lebensprincip ist (IV. Mos. 6, 6), im Unterschiede vom »ruach« oder »neschamâ«. Die altgriechische Anschauung von der Seele findet sich bei HOMER dargestellt. Darüber bemerkt VOLKMANN (Lehrb. d. Psychol. I4, 56): »Die Homerische Psyche ist nur die personifizierte Lebenskraft: ein ätherischer Leib im materiellen Leibe, von diesem abtrennbar und dann als eidôlon gleichsam als Schattenbild, als Rauchsäule oder Traumgestalt des früheren Menschen fortbestehend« (Od. X, 495, XI, 222. II. XXIII, 100). »Der eigentliche[305] wirkliche Mensch, der autos, ist der Leib« (II. I, 4), »ihm steht die Psyche gegenüber, als das, weil belebende, dem Tode unzugängliche Princip« (II. XXIII, 65). »Das eigentliche, wenn auch materialistisch gefaßte Princip des Seelenlebens ist bei Homer der thymos..., dem freilich nicht mehr die bloße Empfindung und Bewegung, sondern auch alles, was der Empfindung nachfolgt und der Bewegung vorangeht: Überlegung, Erkenntnis, Gefühl und Begierde, beigelegt wird. Auch er verläßt nach Homerischer Anschauung, ohne mit der psychê. identisch zu sein, im Tode den Leib. nach der Darstellung der Nekyia hingegen hört er, während die Psyche den Gebeinen enteilt, mit den Functionen des Lebens auf« (Od. XI, 220 ff.). »Das Organ und die somatische Vorbedingung des thymos sind die phrenes, die daher tropisch statt des thymos selbst gesetzt und überall angenommen werden, wo der thymos selbst zum Vorschein kommen soll« (II. XI, 245, XVIII, 419. Od. VII, 556).
Als Princip der Empfindung und Bewegung bestimmen die älteren griechischen Naturphilosophen die Seele (vgl. Aristot., De an. I 2, 405 b 11). So THALES, der die Seele als kinêtikon, auffaßt. der Magnet hat eine Seele, weil er das Eisen bewegt (Arist., De an. I 2, 405a 19. vgl. Stob. Ecl. I, 794). Nach HIPPON ist die Seele Wasser, Feuchtes (Arist., De an. I 2, 405 b 2. Stob. Ecl. I, 798). Nach ANAXIMENES ist sie Luft, aêr ousa synkratei hêmas (Plut., Ep. I, 3, Dox. 278). So lehrt auch DIOGENES VON APOLLONIA. Die Seele ist Luft als die feinste Substanz, die zu bewegen und zu erkennen vermag (Arist., De an. I 2, 405 a 21 squ.). – Als Harmonie (s. d.) des Leibes bestimmen die Pythagoreer die Seele: harmonian gar tina autên legousi. kai gar tên harmonian krasin kai synthesin enantiôn einai, kai to sôma synkeisthai ex enantiôn (Arist., De an. I 4, 407 b 27 squ.. Polit. VIII 5, 1340b 18). Nach einigen Pythagoreern sind die Sonnenstäubchen oder das sie Bewegende die Seele: ephasan gar tines autôn psychên einai ta en tô aeri xysmata, hoi de to tauta kinoun (Arist., De an. I 2, 404 a 18 squ.). Auch als apospasma aitheros kai tou thermou kai tou psychrou wird die Seele bezeichnet (Diog. L. VIII, 1, 38). Nach ALKMAEON ist die Seele eine sich selbst bewegende Zahl (arithmon auton kinounta, Stob. Ecl. I, 794), die ihren Sitz im Gehirn hat (Theophr., De sens. 26 squ.. Plut., Plac. IV, 16 squ.. vgl. Arist., De an. I 2, 40.5 a 30 squ.. Stob. Ecl. I, 796). Nach HERAKLIDES kommt die Seele vom Äther herab (Stob. Ecl. I, 796, 904). – Als feinste (unkörperliche) Materie, als Teil des Urfeuers bestimmt die Seele HERAKLIT (Mull., Fragm. I, 74). Er bezeichnet sie als tên anathymiasin, ex hês talla synistêsin (Arist., De an. I 2, 405 a 25 squ.). Nach XENOPHANES ist die Seele ein pneuma (Diog. L. IX 2, 19). DEMOKRIT lehrt die Existenz von Seelenatomen, feinsten, beweglichen, runden Atomen, die sich zwischen den Körperatomen im Organismus befinden: toutôn (stoicheiôn) de ta sphairoeidê psychên, dia to malista dia pantos dynasthai diadynein tous toioutous rhysmous kai kinein ta loipa kinoumena kai auta, hypolambanontes tên psychên einai to parechon tois zôois tên kinêsin. dio kai tou zên horon einai tên anapnoên (Arist., De an. I 2, 404 a 1 squ.). kinoumenas gar phêsi tas adiairetous sphairas dia to pephykenai mêdepote menein synephelkein kai kinein to sôma pan (l. c. I 3. 406b 15 squ.). – Den Actualitätsstandpunkt soll schon PROTAGORAS ausgesprochen haben: elege te mêden einai psychên para tas aisthêseis (Diog. L. IX, 51).
SOKRATES unterscheidet Seele und Leib principiell (vgl. Xenoph., Memor. I, 4).
So auch PLATO. Nach ihm ist die Seele unkörperlich, unbewegt, aber[306] sich selbst und damit ihren Leib bewegend (autokinêton), sie ist ein Mittleres zwischen dem Teillosen (den Ideen, 6. d.) und dem Teilbaren (Theaet. 35 A. Phaed, 245). Auf Erden ist die (schon präexistentiale) Seele an den Leib als ihren Kerker gefesselt (Cratyl. 400. Phaedr. 247 C, 250. Clorg. 493). Der Leib ist sêma psychês, daß Fahrzeug (ochêma) der Seele. das sie wie ein Steuermann lenkt (Tim. 41 E). Der Mensch besteht aus Seele und Leib (Phaedr. 246 D), wobei die Seele das Lebensprincip ist: aition esti tou zên autô, tên tou anapnein dynamin parechon kai anapsychon, hama de ekleipontos tou anapsychontos to sôma apollytai te kai teleuta (Cratyl. 399 D). Die Teile, Formen (eidê) der Seele sind das logistikon (noêtikon, theion) im Haupte, das thymoeides in der Brust, das epithymêtikon im Unterleib (Rep. 435 B, 441 E. Tim. 77 B). – Nach SPEUSIPPUS ist die Seele die durch die Zahl harmonisch gestaltete Ausdehnung (Stob. Ecl. I 41, 862. Plut., De an. procr. 22). Nach XENOKRATES ist die Seele die sich selbst bewegende Zahl: arithmos hyph' heautou kinoumenos (Plut., De an. procr. 1. Stob. Ecl. I, 862. Arist., De an. I 4, 408 b 32).
Nach ARISTOTELES ist die Seele das den Leib zu einem Lebendigen Machende (vgl. Siebeck, Aristoteles S. 70), »die stetig vorhandene Möglichkeit« der Lebensfunctionen des Leibes, die »Functionsverwirklichung eines organischen Körpers« (ib.). Sie ist das hô zômen kai aisthanometha kai dianooumetha prôtôs (De an. II 1, 414 a 12 squ.), tou zôntos sômatos aitia kai archê (l. c. II 4, 415 b 8). dokei gar tounantion mallon hê psychê to sôma synechein. exelthoisês goun diapneitai kai sêpetai (l. c. I 5, 411b 8). Die Seele ist Form (s. d.), Energie (s. d.), Entelechie (s. d.), sich selbst verwirklichende, entwickelnde, vollendende, geistig-teleologisch gestaltende Actualität des Organismus: hê psychê estin entelecheia hê prôtê sômatos physikou dynamei zôên echontos. toiouto de, ho an ê organikon (De an. II 1, 412 a 27 squ.). ei gar ê ho ophthalmos zôon, psychê an ên autou hê opsis. hautê gar ousia ophthalmou hê kata ton logon. ho d' ophthalmos hylê opseôs, hês apoleipousês ouket' ophthalmos (l. c. II 1, 412 b 10 squ.). Die Seele ist nicht ein Wesen, das vom lebenden Organismus getrennt existiert, da sie die psychische Kraft desselben ist (l. c. II 1, 413a 4 squ.). Die Seele kommt als vegetative Seele (threptikon) auch schon den Pflanzen zu (l. c. II 2, 413 b squ.). Die Tierseele ist zugleich begehrend (orektikon) empfindend (aisthêtikon), bewegend (kinêtikon kata topon) (l. c. II 2, 414a 30 squ.). Im Menschen kommt dazu noch das dianoêtikon, der Geist (s. d.), welcher vom Leibe trennbar, unsterblich (s. d.) ist, eine »andere Art Seele« (psychês genos heteron, l. c. i1 2, 413 b 26). Von den Peripatetikern (s. d.) bemerkt EUDEMUS, psychês ergon to zên poiein (Eth. Eud. 1219a 28). STRATO faßt die Betätigungen der Seele als »Bewegungen« auf: tên psychên homologei kineisthai ou monon tên alogon, alla kai tên logikên, kinêseis legôn einai tas energeias tês psychês (Simpl. ad Phys. f. 225). – Nach DIKAEARCH ist die Seele nur eine Harmonie der vier Elemente (harmonian tôn tettarôn stoicheiôn, Stob. Ecl. I, 796. Plut., Plac. IV, 2). »Nihil esse omnino animum, et hoc esse nomen totum inane, frustraque et animalia et animantes appellari. neque in homine inesse animum vel animam, nec in bestia, vimque omnem eam, qua vel agamus quid, vel sentiamus, in omnibus corporibus vivis aequabiliter esse fusum, nec separabilem a corpore esse, quippe quae nulla sit, nec sit quidquam, nisi corpus unum et simplex, ita figuratum, ut temperatione naturae vigeat et sentiat« (Cicero, Tusc. disp. I, 10, 21). Nach ARISTOXENUS ist die Seele eine »Stimmung« des Leibes. »Aristoxenus... ipsius corporis intentionem. velut in cantu et fidibus, quae harmonia[307] dictur, sic ex corporis totius natura et figura varios motus cieri. tanquam in cantu sonos« (Cic., Tusc. disp. I, 10, 20). Nach KRITOLAUS ist die Seele die »quinta essentia« (s. d.), welche den Leib zusammenhält (Tertull., De an. 5).
Die Stoiker betrachten die menschliche Seele als Teil, Ausfluß der (stofflich gedachten) Weltseele (s. d.). Sie ist to symphyes hêmin pneuma (Diog. L. VII, 156), pneuma symphyton hêmin syneches panti tô sômati diêkon (Galen, Hipp. et Plat. plac. ed. K. V, 287), ätherisches Feuer (Cicer., De nat. deor. III, 14, 36. Tusc. disp. I, 9, 19). Im Menschen ist das pneuma (s. d.) zu einer synektikê dynamis verdichtet (vgl. Diog. L. VII 1, 138b, 156). Sie ist ein pneuma enthermon – toutô gar hêmas einai empnoous kai hypo toutou kineisthai (l. c. 157). dia tên psychên ginetai to zên (Stob. Ecl. I, 336). Man sieht in der Seele araioteron pneuma tês physeôs kai leptomeresteron (Plut., Stoic. rep. 41, 2). Sie ist physis proseilêphyia phantasian kai hormên (Phil. Leg. Alleg. 1, 1). Die Seele ist stofflich, denn nur Stoffliches kann wirken und leiden (Cicer., Acad. I, 39. Senec., Ep. 106, 3. Nemes., De nat. hom. 2). Sie besteht aus acht Teilen (s. Seelenvermögen). CICERO nennt die Seele »incorpoream naturam, omnisque concretionis ac materiae expertem« (Acad. IV, 39). Auch SENECA (Ep. 65, 22. 92, 13) und EPIKTET (Diss. I, 3, 3) bringen Seele und Leib in einen gewissen Gegensatz. – Streng materialistisch lehren die Epikureer. Die Seele ist luftartig, besteht aus feinsten Atomen. sie ist sôma leptomeres, par' holon to athroisma paresparmenon (Diog. L. X, 63 squ.). ex atomôn autên synkeisthai leiotatôn kai strongylôtatôn, pollô tini diapherousôn tôn tou pyros (l. c. X, 66). Die Seele ist krama ek tettarôn, ek poiou pyrôdous, ek poiou aerôdous, ek poiou pneumatikou, ek tetartou tinos akatonomastou (Plut., Plac. IV, 3). Die materielle Natur der Seele betont LUCREZ (De rer. nat. III, 161 squ.).
Seele und Geist (6. d.) unterscheiden PLUTARCH, PHILO u.a. Nach PLOTIN ist die menschliche Seele ein Sprößling der Weltseele (s. d.) (Enn. IV, 3, 4 squ.), eine Emanation (s. d.) des nous (s. Geist). Sie ist weder Körper, noch Harmonie, noch Entelechie, ist immaterielle Substanz (l. c. IV, 2, 1). Sie ist in sich ganz und ungeteilt, nur hinsichtlich des Leibes geteilt (l. c. IV, 2, 1), ist eine Einheit (l. c. IV, 9, 2 squ.). Sie umfaßt den ganzen Körper, durchdringt ihn, ist nicht in ihm (l. c. IV, 3, 9). Sie ist vom Leibe trennbar (l. c. IV, 3, 20). Der Körper ist in der Seele, ist ihr Organ (l. c. IV, 3, 22 squ.). Aus ihr emaniert das Körperliche (l. c. III, 7, 10). Die Seele ist in allem eine (mia) (l. c. IV, 9, 2 squ.). PORPHYR definiert die Seele als ousia amegethês aulos, aphthartos, en zôê par' heautês echousê to zên kektêmenê to einai (Stob. Ecl. I, 818). PROKLUS erklärt: pasa psychê mesê tôn ameristôn esti kai tôn peri ta sômata meristôn (Inst. theol. 190). Sie ist unkörperlich: pan to pros heauto epistreptikon asômaton estin (l. c. 15). – Nach NUMENIUS hat der Mensch zwei Seelen, eine vernünftige (logikên) und eine vernunftlose (alogon). Nach NEMESIUS ist die Seele ousia autotelês asômatos (Peri phys. 98. vgl. II, 90). Sie ist ganz in jedem Teile ihres Leibes (l. c. III).
Als denkende und belebende Kraft bestimmt die Seele BASILIUS (Const. monast. II, 2). Die Manichäer (s. d.) nehmen zwei Seelen im Menschen an, eine Lichtseele und eine Leibesseele (August., De duab. an. 1, 12). – Als feinen Stoff betrachtet die Seele TERTULLIAN, als »corpus sui generis in sua effigie« (Adv. Prax.). Sie ist ein Pneuma (s. d.), weil sie als »flatus« atmet (De an. 10 squ., 18). Tertullian nennt sie »Dei flattu natam, immortalem, corporalem, effigiatum« (De an. 8, 9), »flatus Dei«, »vapor spiritus« (l. c. 4, 27).[308] sie ist ein abgeschwächter göttlicher Geist (Apol. 21), eine Substanz in abgeleiteter Weise (Adv. Prax. 7), ausgedehnt (De an. 7), mit Organen versehen (L e. 37). Stofflich ist die Seele auch nach ARNOBIUS (Adv. gent. II, 30) Nach LACTANTIUS ist die Seele licht- und feuerartig, sie durchdringt den Leib (Inst. VII, 12 squ.). Nach ORIGENES ist sie ein Lebensgeist (De princ. I, 1, 7. II, 8, 1. III, 4, 1), »substantia phantastikê et hormêtikê« (l. c. II, 8, 1). – Nach GREGOR VON NYSSA ist die Seele eine einfache, immaterielle Substanz, haplê kai asynthetos physis; ousia zôsa, noera, ousia autotelês asômatos (De an. et resurr. p. 98 ff.. ed. Oehler, 1859, I, p. 18). Die Seele durchdringt den ganzen Leib dynamisch, der Leib ist in ihr (De opif hom. 11 squ.). Als eine immaterielle Substanz (»substantia spiritualis«) bestimmt die Seele AUGUSTINUS (De trin. XI, 1. X, 10, 15. De quant. an. 2, 3. De ver. rel. 10, 18). Sie ist »rationis particeps, regendo corpori accommodata« (De quant. an. 13), »simplex«, »incorporea«, weil sie Unkörperliches erkennt (l. c. 14), einheitlich (»in singulis tota operatur,« l. c. 19), »indissolubilis« (l. c. 24) durch den ganzen Leib verbreitet. »per totum. corpus, quod anima non locali diffusione sed quadam intentione vitali porrigitur« (Ep. 166. De an. IV, 21). Sie gestaltet den Leib zum Leib (De imm. an. 15: »Tradit speciem anima corpori, ut sit corpus in quantum est«). Durch innere Erfahrung wird die Seele als Subject der psychischen Tätigkeit erfaßt (De trin. X, 15 squ.). Nach CLAUDIANUS MAMERTINUS ist die Seele eine immaterielle Substanz, welche den Körper umfaßt und zusammenhält. sie ist »tota in corpore« (De stat. an. III, 2a. II, 7. I, 15, 18, 21, 24). ALCUIN bestimmt: »Anima sou animus ost spiritus intellectualis, rationalis, semper in motu, semper vivens, bonae malaeque voluntatis capax« (De an. rat. ad Eulal. virg. 10). SCOTUS ERIUGENA definiert: »Anima est simplex natura et individua« (De div. nat. II, 23). Die Seele ist sich selbst denkende Substanz (l. c. I, 10). Die Seele durchdringt den Körper. »Cum totum sui corporis organum penetrat, ab eo tamen concludi non valet« (l. c. IV, 11). »Anima... incorporales qualitates in unum conglutinante et quasi quoddam subiectum ipsis qualitatibus ex quantitate sumente et supponente corpus sibi creat« (l. c. II, 24). Die Seele ist »una« in allen ihren Operationen (l. c. IV, 5). Der Leib ist »imago quaedam animi« (l. c. IV, 11).
Bei den Motakallimûn sind zwei Ansichten vertreten: »Quidam dicunt, animam esse compositam ex multis subtilissimis substantiis aceidens quoddam habentibus, quae uniantur et coniungantur et animata fiant.« »Quidam statuunt, animam esse accidens existens in uno aliquo atomorum eorum, e quibus homo verbi gratia compositus est« (Maimon., Doct. perplex. I, 73). Nach AL-KINDI ist die Seele eine einfache Substanz. Aristotelisch definiert AVICENNA die Seele als »perfectio prima corporis naturalis instrumentalis, habentis opera vitae« (De natural. 6). Die Seele ist Princip der Bewegung, »forma essentialis«, »actus primus corporis naturalis organici« (De an. 1 squ.). Die »anima rationalis« ist Substanz (l. c. 9), »simplex absolute et a materia separata« (De Almah. 7). Als Form, Entelechie des Organismus bestimmt die Seele auch AVEROES (Epit. met. 4, p. 150). Eine allgemeine Seele ist in allen, »et anima quidem Socratis et Platonis sunt eadem aliquo modo et multae aliquo modo« (Destruct. destruct. I, 1). – Nach der KABBALÂ besteht der Mensch aus dem vernünftigen Geiste (neschomo), aus der Seele (ruach) und dem Lebensprincip (nephesch) (vgl. Franck, La cab. p. 232 f.). Nach SAADJA ist die Seele eine von Gott geschaffene Substanz (Emunoth VI, 2). Nach ISAAK VON STELLA ist die Seele[309] unkörperlich, aber nicht ohne Leib möglich (vgl. Siebeck, a. d. Psych. I 2, 414). Nach MAIMONIDES ist die menschliche Seele eine substantiale Form.
Nach ALEXANDER VON HALES ist die Seele »forma substantialis«, einfach, unteilbar (Sum. th. II, 90, 2. 62, 1). Als »perfectio« bestimmt die Seele WILHELM VON AUVERGNE (De an. l, l). Eine einfache, geistige Substanz (»incorporea natura«) ist sie nach HUGO VON ST. VICTOR. sie ist »intelligibile, quod ipsum quidem solo percipitur intellectu« (Erud. didasc. II, 3, 4). Immateriell ist die Seele nach BERNHARD VON CLAIRVAUX (Serm. de divers. 45, l). Sie ist Lebensprincip, im Leibe ganz gegenwärtig (l. c. 84, l). ALBERTUS MAGNUS erklärt: »Anima est substantia incorporea« (Sum. th. II, 68). Die Seele ist einfach (l. c. 70, l), unausgedehnt (l. c. 2, 5), Substanz (l. c. II, 69, l), »perfectio corporis« (l. c. II, 72, 4), »actus corporis« (Sum. de creat. II, 4, l), »tota in toto« (Sum. th. II, 77, 4), »principium et causa huiusmodi vitae, physici sc. corporis organici«, »endelechia physici corporis organici potentia ritam habentis« (l. c. II, 69, 2). »manet separata post mortem« (l. c. II, 77, 5). Ähnlich lehrt THOMAS: »Anima cum sit principium vitae in his, quae apud nos vivunt, impossibile est ipsam esse corpus, sed corporis actum« (Sum. th. I, 75, l). »Anima humana, cum sit omnium corporum cognoscitiva, est incorporea et subsistens« (l. c. I, 75, 2). »Cum anima sit forma per se subsistens, expers omnis contrarietatis, non est corruptibilis per se nec per accidens« (l. c. I, 75, 6). Die Seele ist »forma sive substantia simplex« (Contr. gent. II, 65. 72). »Ex animo et corpore constituitur in unoquoque nostrum duplex unitas naturae et persona« (Sum. th. II. II, 2, l). Die Seele ist ganz im Leibe (Sum. th. I, 76, 8). Zwischen Leib und Seele besteht »naturalis unio« (De pot. 5, 10). Nach BONAVENTURA ist die Seele eine unkörperliche Substanz (Breviloqu. II, 10). »Facit Deus hominem ex naturis maxime distantibus... coniunctis in unam personam et naturam« (ib.). Nach HEINRICH GÖTHALS ist die niedere Seele »forma corporeitatis« (Quodlib. 4, 13). Nach DURAND VON ST. POURÇAIN ist die Seele eine reine Form, Formprincip des Leibes (l dist. 3, 2, qu. 2). Nach DUNS SCOTUS ist die Seele »forma essentialis« des Menschen (De rer. princ. 9, 2, 2) neben der »forma corporeïtatis«. Leib und Seele verhalten sich zueinander wie Stoff und Form eines Wesens (ib.). Seele und Leib sind innig geeint (l. c. 9, 2, 3). Die Seele ist »tota in toto corpore et in qualibet parte totius corporis« (l. c. qu. 12). Als Form bestimmt die Seele auch WILHELM VON OCCAM (Quodl. 1, 10). – Nach ECKHART ist die Seele ein »einfaltig« (einfaches) Wesen, eine »Form« des Leibes (Deutsche Myst. II). Die Seele »weiz sich selber niht« (l. c. II, 5).
»Forma substantialis« ist die Seele nach ZABARELLA (De ment. hum. 6). Immaterielle Substanz ist sie nach SUAREZ (De an. I, 9, 8. vgl. I, 1, 1). MELANCHTHON erklärt: »Anima rationalis est spiritus intelligens, qui est altera pars substantiae hominis, nec exstinguitur, cum a corpore decessit, sed immortalis est« (De an. f. 11b). Ähnlich CASMANN, nach welchem die Seele ist »natura incorporea, quae per se etiam sursum substantialiterque subsistere potest«, sie hat eine »materia spiritualis« (Psychol. anthr. I, 2, 23, 27), GOCLEN (Psychol. 18, 226). – Nach NICOLAUS CUSANUS ist die Seele ein geistiges Wesen (De coniect. II, 14), eine einfache Kraft (l. c. II, 16), Princip des Lebens, ganz in jedem Teile des Leibes (Idiot. III, 8). Unkörperlich, göttlicher Abstammung ist die Seele nach MARSILIUS FICINUS (Theol. Plat. VIII, 2). Ähnlich lehrt F. ZORZI (De harmon. mund.). – Nach AGRIPPA ist die Seele eine[310] substantielle Zahl (De occ. philos. III, 37). Nach TELESIUS ist die höhere Seele im Menschen eine Substanz, ein von Gott geschaffener Geist (De nat. rer. V, 177 ff.). Daneben gibt es noch einen »spiritus«, einen Lebensgeist (l. c. V, 180 ff.). Nach CANPANELLA ist die empfindende Seele ein »spiritus« im Nervensysteme (Univ. philos. I, 4, 3). Die geistige, vernünftige Seele ist einfach, eine Emanation Gottes (l. c. I, 5, 2). »Triplici vivimus substantia. Corpore scilicet, spiritu et mente. Corpus est organum. spiritus vehiculum mentis. mens vero apex animae in horizonte habitans, quae spiritum et corpus item informat« (Prodrom. p. 83). F. M. VAN HELMONT erklärt: »Sicut corpus, videlicet hominis vel bestiae, nihil est aliud quam innumerabilis multitudo corporum simul in unum compactorum inque certum ordinem dispositorum. ita spirtuum simul unitorum in hoc corpore, qui etiam suum habent ordinem atque regimen, ita ut unus sit primarius regens« (Princ. philos. 6, 11). G. BRUNO erklärt: »La sostanza spirituale è una cosa, un principio efficiente ed informativo d'a dentro« (Spaccio, p. 112). Die Seele ist ganz im ganzen Körper, unteilbar (De tripl. min. p. 74). Nach VANINI ist die Seele ein »spiritus« (Nervengeist). L. VIVES erklärt, »animam esse agens precipuum, habitans in corpore apto ad vitam« (De an. I, 42). »Anima in universo est corpore« (l. c. p. 48).
F. BACON unterscheidet eine sinnliche und eine geistig-vernünftige Seele (De dign. IV, 3. Nov. Organ. II, 40). »Anima... sensibilis sive brutorum, plane substantia corporea censenda est, a calore attenuata et facta invisibilis« (De dign. IV, 3). HOBBES identificiert die Seele mit dem Gehirn (a. Materialismus). – Den strengen Dualismus (s. d.) zwischen Leib und Seele begründet DESCARTES. Seele und Leib sind »substantiae incompletae« (Resp. ad. obi. IV), die durch Gott geeint sind. Die Seele ist vom Körper vollständig verschieden, sie ist unstofflich, unausgedehnt, einfach, unvergänglich, denkendes Wesen (Med. VI), Geist (a. d.). Sie ist eine Substanz (s. d.) sui generis (Princ. philos. I, 53). »Examinantes..., quinam simus nos, qui omnia, quae a nobis diversa sunt, supponimus falsa esse, perspicue videmus nullam extensionem, nec figuram, nec motum localem, nec quid simile, quod corpori sit tribuendum, ad naturam nostram pertinere, sed cogitationem solam« (l. c. I, 8). Die Seele ist mit dem ganzen Körper geeint (»animam esse revera iunctam toti corpori«, Pasa. an. I, 30), wirkt aber vorzugsweise von der Zirbeldrüse aus (s. Seelensitz). Die Seele ist durchaus einheitlich. »Nobis enim non nisi una inest anima, quae in se nullam varietatem partium habet: eadem, quae sensitiva est, est etiam rationalis« (l. c. I, 47). Seele und Leib stehen miteinander in Wechselwirkung (s. Influxus) Ähnlich lehrt REGIS (Syst. d. philos. I, 1690, p. 154 ff.) u.a. Nach MALEBRANCHE hat die Seele »ce moi qui pense, qui sent, qui veut« (Rech. I, 5. vgl. III, 2). Nach GASSENDI ist die tierische Seele »corporea tenuissimum aliquod« (Philos. op. synt. II, act. III, 9) Die rationale Seele ist immateriell, unsterblich (l. c. sct. III, 17). Nach CHARRON ist die Seele eine feine, unsichtbare Substanz. H. MORE bestimmt den »spiritus« als »substantiam indiscerpibiem, quae morere, penetrare, contrahere et dilalare se potest« (Opp. II, 300). Die vernünftige Seele ist unsterblich.
Den Actualitätsstandpunkt vertritt SPINOZA. Die menschliche Seele ist keine Substanz, sondern der Modus (s. d.) eines Attributs (s. d.) der göttlichen Substanz (s. d.). Sie ist die »idea corporis«, das dem Leibe correlate Bewußtsein desselben. »Primum, quod actuale mentis humanae esse constituit, nihil aliud est, quam idea rei alicuius singularis actu existentis« (Eth. II, prop. XI). »Hinc sequitur mentem humanam partem esse infniti intelleclus Dei« (l. c.[311] coroll.). »Obiectum ideae humanam mentem constituentis est corpus, sive certus extensionis modus actu existens, et nihil aliud« (Eth. II, prop. XIII). »Mens humana apta est ad plurima percipiendum, et eo aptior, quo eius corpus pluribus modis disponi potest« (l. c. II, prop. XIV). Die Seele ist nicht einfach. »Idea, quae esse formale humanae mentis constituit, non est simplex, sed ex pluribus ideis composita« (l. c. II, prop. XV). Diese Idee ist »idea corporis« (l. c. dem.). »Mens enim humana est ipsa idea sive cognitio corporis humani, quae in Deo quidem est, quatenus alia rei singularis idea affectus consideratur« (l. c. II, prop. XIX, dem.). »Mentis humanae datur etiain in Deo idea sive cognitio, quae in Deo eodem modo sequitur et ad Deum eodem modo refertur, ac idea sive cognitio corporis humani« (l. c. prop. XX). »Haec mentis idea eodem modo unita est menti, ac ipsa mens unita est corpori« (l. c. prop. XXI). Seele und Leib sind ein Wesen, in zweifacher Weise gedacht (s. Identitätslehre). »Ostendimus corporis ideam et corpus, hoc est mentem et corpus, unum et idem esse individuum, quod iam sub cogitationis, iam sub extensionis attributo concipitur. Quare mentis idea et ipsa mens una eademque est res, quae sub uno eodemque attributo, nempe cogitationis, concipitur« (l. c. schol.). – In anderer Weise vertritt den Actualitätsstandpunkt (s. d.) HUME. Nach ihm ist die Seele »a bundle of conceptions in a perpetual flux and movement« (Treat. IV, sct. 2, 6). Die Seele ist keine immaterielle Substanz. es ist möglich, daß auch die Materie denken kann (Ess. on suic.).
Dies bemerkt schon LOCKE, nach welchem wir vom Wesen der Seele keinen festen Begriff haben (Ess. II, ch. 23, § 5). Die Existenz der Seele ist sicher (l. c. § 15. IV, ch. 3, § 6. ch. 9, § 3). Die Seele wird gedacht als eine denkende, wollende, handelnde Substanz (l. c. II, ch. 23, § 22). Als immaterielles, einfaches, substantielles Kraftwesen, als Monade (s. d.) bestimmt die Seele LEIBNIZ. Seelen sind jene Monaden, welche deutliche Vorstellungen und Erinnerung haben (Monadol. 19. Princ. de la nat. 4). Die menschliche Seele ist die oberste Monade eines Organismus niederer Monaden. Sie ist »un automate spirituel« (Theod. 403), »un petit monde, où les idées distinctes sont une représentation de Dieu et où les confuses sont une représentation de l'univers« (Nouv. Ess. II, ch. 1, § 1). Die Seele ist ein »Spiegel des Alls«, ist »comme un monde à part, suffisant à lui même, indépendant de toute autre créature, exprimant l'univers«, »absolu« (Gerh. IV, 485 f.). Sie ist »virtuellement infini« (l. c. S. 562 f.). Sie hat ein Streben nach stetiger Veränderung ihrer Perceptionen (Monadol. 15). Zwischen Seele und Leib besteht eine prästabilierte Harmonie (s. d.). Nach BERKELEY ist die Seele eine geistige Substanz als Trägerin der Ideen (Princ. CXXXV), das Denkende, Percipierende, also nicht selbst Idee, Vorstellung. wir haben von ihr kein Vorstellungsbild, nur einen Begriff (notion) (l. c. CXXXNVIII, CXL). Sie ist, im Unterschiede vom Körper, rein activ. Andere Seelen erkennen wir nach Analogie der unsrigen (l. c. CXL f.).
PRIESTLEY identificiert Seele und Gehirn (Disqu. of matt. and spir. p. 57, 85). Nach HELVETIUS ist die Seele nur »la faculté de sentir« (De l'homme II, 2), nach HOLBACH »une qualité négative«, von der man keine wahre Idee hat (Syst. de la nat. I, ch. 7, p. 91). Das Gehirn kann ganz wohl denken (l. c. p. 96, 100). Die intellectuellen Fähigkeiten sind Resultate der körperlichen Organisation (l. c. p. 102). Ähnlich LAMETTRIE (S. Materialismus). VOLTAIRE erklärt: »Il n'y a point d'être réel appelé volonté, désir, mémoire, imagination, entendement, mouvement. Mais l'être réel appelé homme comprend, imagine, se souvient, désire, veut, se meut« (Prine. d'aet. X, 131). »II y a pourtant un[312] principe d'action dans l'homme. Oui. et il y en a partout. Mais ce principe peut-il être autre chose qu'un ressort, un premier mobile secret qui se développe par la volonté toujours agissante du premier principe aussi puissant que secret« (l. c. XI, 132). »Nous sommes des machines produites, de tout temps les unes après les autres par l'Éternel géomètre« (I. c. p. 134). – BONNET definiert die Seele als »principe actif simple, un, immatériel – unic à un corps organisé« (Ess,. ch. 36), als »substance qui a la capacité de penser« (Ess. anal. IV, 20). Die Seele kennt sich nur in ihren Wirkungen, nicht an sich (l. c. préf. XXII, XXK). Ein einfaches, geistiges Wesen ist die Seele nach HUTCHESON (Synops. met. 1749) u.a.
Eine einfache, immaterielle Substanz ist die Seele nach CHR. WOLF. Seele ist jenes Wesen, »welches sich seiner und anderer Wesen außer ihm bewußt ist« (Vern. Ged. I, § 192). Da die Gedanken keinem zusammengesetzten Dinge eignen können, muß sie einfach sein, für sich bestehen (l. c. § 742 f.). »Ens istud, quod in nobis sibi sui et aliarum rerum extra nos conscium est, anima dicitur« (Psychol. empir. § 20). »Anima est substantia simplex« (Psychol. rational. § 51), »differt a corpore« (l. c. § 51), ist »vi quadam praedita« (l. c. § 53), »continuo tendit ad mutationem status sui« (l. c. §, 56), »sibi repraesentat hoc universum pro situ corporis organici in universo convenienter mutationibus, quae in organis sensoriis contingunt« (l. c. § 62). – Nach RÜDIGER gibt es im Menschen mehrere Seelen (De sensu veri, prooem. § 8 squ.). Die Seele ist ausgedehnt (Phys. divin. I, 4. ähnlich LAMBERT, Briefwechs. I, 100, 114. TIEDEMANN, Unters. üb. d. Mensch. 1777/78). VON CREUZ hält die Seele für ein Mittleres zwischen einfacher und zusammengesetzter Substanz. sie hat Teile, aber nur eine Kraft, ist unteilbar (Vers. üb. d. Seele 1753). – Nach DE CROUSAZ ist die Seele eine einfache, geistige Substanz (De l'espr. hum.). Nach CRUSIUS ist sie »eine Substanz, welche denken und wollen kann« (Vernunftwahrh. § 433 f.). Nach MENDELSSOHN gleichfalls (Phaed., Morgenst.). Nach BAUMGARTEN u.a. ist die Seele »vis repraesentationis« (Met. § 566). Nach FEDER u.a. ist sie eine einfache, geistige Substanz (Log. u. Met. S. 317 ff.). PLATNER sieht in der Seele eine Substanz (Philos. Aphor. I, § 30), eine »Vorstellungskraft« (l. c. § 66. vgl. § 19). JACOBI betrachtet die Seele als eine bestimmte Form des Lebens (WW. II, 258). Vgl. P. VILLAUME, Üb. die Kräfte der Seele, 1786.
In den »Paralogismen« (s. d.) wendet sich KANT gegen die Dogmen von der Substantialität und Einfachheit der Seele. Für uns ist die Seele nur das Subject der Bewußtseinsprocesse, kein Ding an sich. Im Bewußtsein ist »alles in continuierlichem Flusse« (Actualitätsstandpunkt). »Die Seele sich als einfach zu denken, ist ganz wohl erlaubt, um nach dieser Idee eine vollständige und notwendige Einheit aller Gemütskräfte... zum Princip unserer Beurteilung ihrer innern Erscheinungen zu legen. Aber die Seele als einfache Substanz anzunehmen (ein transcendenter Begriff), wäre ein Satz, der nicht allein unerweislich... sondern auch ganz willkürlich und blindlings gewagt sein würde, weil das Einfache in ganz und gar keiner Erfahrung vorkommen kann, und, wenn man unter Substanz hier das beharrliche Object der sinnlichen Anschauung versteht, die Möglichkeit einer einfachen Erscheinung gar nicht einzusehen ist« (Krit. d. rein. Vern. S. 588). – E. SCHMID erklärt: »Alle unsere Vorstellungen oder innere Erscheinungen und Wahrnehmungen begreifen wir unter dem Ausdruck Seele. Wir denken uns irgend ein Subject, dem diese Vorstellungen inhärieren, und in demselben ein Etwas, was diese Bestimmungen[313] möglich macht, und Etwas, worin ihr wirkliches Dasein gegründet ist. Jenes nennen wir Seelenvermögen, dieses Seelenkraft« (Empir. Psychol. S. 153). »Das logische Wesen der Seele läßt sich erklären durch dasjenige, was in und an dem Gemüte, als Accidenz oder regelmäßige Folge seiner Accidenzien wahrgenommen wird. Allein das Realwesen der Seele ist unerschöpflich« (l. c. 63. 155 f.). Ähnlich KRUG. »Wir sind... zwar genötigt, nach dem psychologischen Dualismus Seele und Leib als zwei Principien für die innern und äußeren Bestimmungen unserer Tätigkeit zu unterscheiden, müssen es aber dahingestellt sein lassen, ob nicht das Geistige und das Körperliche nur eine doppelte Erscheinungsweise oder Form desselben Wesens, mithin beides seinem letzten, uns völlig unbekannten Grunde nach dennoch identisch sei« (Handb. d. Philos. I, 306 ff.). Den Identitätsstandpunkt vertritt auch FRIES (Anthrop. § 2), auch F. A. CARUS (Psychol. I, 92). – Nach J. SALAT ist der Geist ein »Vernunftwesen, ein Ding von übersinnlicher Art« (Lehrb. d. höh. Seelenk. S. 78). Ähnlich LICHTENFELS (Psychol. § 16) u.a. G. E. SCHULZE erklärt: »Unter der Seele wird der Realgrund unseres geistigen Lebens verstanden. Sie kann nie vom Bewußtsein, das doch aus ihr stammt, erreicht werden, sondern wird nur zu den Äußerungen des geistigen Lebens, als die Quelle davon, hinzugedacht. Dieses Hinzudenken macht aber die Einrichtung unsers Verstandes notwendig, und die Annahme derselben gründet sich also nicht auf ein bloßes Bild der Einbildungskraft von der Einsichtung unserer geistigen Natur« (Psych. Anthropol. S. 28). Nach BOUTERWEK ist die Seele »die geistige Individualität als reelle Ichheit« (Lehrb. d. philos. Wissensch. I, 179). – DESTUTT DE TRACY hält die Seele für etwas Unbeweisbares (Élém. d'idéol. V, 545). Nach CABANIS ist die Seele eine Function des Gehirns.
In verschiedener (zum Teil pantheistischer, s. d.) Weise wird der Identitätsstandpunkt (s. d.) vertreten durch folgende Philosophen. Zunächst von SCHELLING (WW. I 7, 198 ff., 417 ff.. I, 9). Die Seele ist die eine Kraft der Vergegenwärtigung des Vielen in Einem (Jahrb. d. Medic. 1806, S. 70). Seele und Leib sind nur der zweifache Gedanke einer Wesenheit (l. c. S. 75 ff., 77. WW. I 7, 417 ff.). Die Seele ist »der unmittelbare Begriff« des Leibes (WW. I 6, 514). »Die Seele ist als Seele nur ein Modus der unendlichen Affirmation« (WW. I 6, 503). Auf der Seele beruht eigentlich die Einheit des Menschen. Als inneren Lebenspunkt eines organischen Wesens bestimmt die Seele a G. CARUS (Vergl. Psychol. S. 3. vgl. Vorles.). Den Identitätsstandpunkt vertritt auch STEFFENS (Anthropol. S. 307, 442). Auch L. OKEN (Lehrb. d. Naturphilos.). Auch TROXLER, welcher Seele und Geist (s. d.) unterscheidet. Der Geist ist »die geheimnisvolle und wunderbare, dein Menschen selbst noch verborgene Tiefe des Menschen, die Ursache und der Endzweck seines eigenen Wesens«, »unendliches Lebensprincip«, »Leben an sich« (B1. in d. Leb. d. Mensch. S. 45). Im Geiste des Lebens sind alle Menschen eins, alle unsterblich (l. c. S. 46). Die Seele ist ewiger, der Leib räumlicher Lebensgeist (l. c. S. 47). Leib und Körper sind zu unterscheiden (l. c. S. 52 f.). SUABEDISSEN bestimmt: »Die innere Einheit eines Lebendigen, wenn sie eine selbstinnige ist, heißt die Seele.« Als selbstbewußt ist sie Geist, Ich, Selbst (Grdz. d. Lehre von d. Mensch. S. 217). Der ganze Leib ist ihr Organ, sie ist überall in ihm (l. c. S. 219). Nach SCHUBERT war die Seele eher als der sichtbare Leib, sie ist eine Einheit, unzerstörbar (Lehrb. d. Menschen- u. Seelenkunde S. 79 ff.). Der Leib ist ein Werkzeug der Seele (l. c. S. 98). Die Seele ist, ohne Beziehung[314] auf den Leib, Geist (l. c. S. 172). Der Geist durchdringt die Seele (l. c. S. 175). – Nach SCHLEIERMACHER ist die Seele die Einheit des Ich in Bezug auf den Organismus (Psychol., u. Philos. Sittenl. § 49). Nach HEGEL ist die Seele eine Entwicklungsform des Geistes (s. d.). Sie ist der »subjective Geist« in seinem An-sich (Encykl. § 387). in ihr »erwacht das Bewußtsein« (ib.). »Die Seele ist nicht nur für sich immateriell, sondern die allgemeine Immaterialität der Natur, deren einfaches ideelles Leben. Sie ist die Substanz, so die absolute Grundlage aller Besonderung und Vereinzelung des Geistes, so daß er in ihr allen Stoff seiner Bestimmung hat und sie die durchdringende, identische Idealität desselben bleibt. Aber in dieser noch abstracten Bestimmung ist sie nur der Schlaf des Geistes. – der passive nous des Aristoteles, welcher der Möglichkeit nach alles ist« (l. c. § 389). »Die Seele ist zuerst a. in ihrer unmittelbaren Naturbestimmtheit, – die nur seiende, natürliche Seele. b. tritt sie als individuell in das Verhältnis zu diesem ihrem unmittelbaren Sein und ist in dessen Bestimmtheiten abstract für-sich-fühlende Seele. c. ist dasselbe als ihre Leiblichkeit in sie eingebildet, und sie darin als wirkliche Seele« (l. c. § 390). »Die allgemeine Seele muß nicht als Weltseele gleichsam als ein Subject fixiert werden, denn sie ist nur die allgemeine Substanz, welche ihre wirkliche Wahrheit nur als Einzelnheit, Subjectivität, hat« (l. c. § 391). Die Seele ist »unmittelbar bestimmt, also natürlich und leiblich, aber das Außereinander und die sinnliche Mannigfaltigkeit dieses Leiblichen gilt der Seele ebensowenig als dem Begriffe als etwas Reales und darum nicht für eine Schranke. die Seele ist der existierende Begriff, die Existenz des Speculativen. Sie ist darum in dem Leiblichen einfache allgegenwärtige Einheit, wie für die Vorstellung der Leib eine Vorstellung ist und das unendlich Mannigfaltige seiner Materiatur und Organisation zur Einfachheit eines bestimmten Begriffs durchgedrungen ist, so ist die Leiblichkeit und damit alles das, was als in ihre Sphäre gehöriges Außereinander fällt, in der fühlenden Seele zur Idealität, der Wahrheit der natürlichen Mannigfaltigkeit reduciert. Die Seele ist an sich die Totalität der Natur, als individuelle Seele ist sie Monade. sie selbst ist die gesetzte Totalität ihrer besondern Welt, so daß diese in sie eingeschlossen, ihre Erfüllung ist, gegen die sie sich nur zu sich selbst verhält« (l. c. § 403). Die Seele ist »der Begriff selbst in seiner freien Existenz« (Ästh. I, 141). Sie ist »die substantielle Einheit und durchdringende Allgemeinheit, welche ebensosehr einfache Beziehung auf sich und subjectives Für-sich-sein ist« (l. c. S. 154). Seele und Leib sind »eine und dieselbe Totalität derselben Bestimmungen« (ib.). Als ideale Einheit des Organismus bestimmen die Seele MICHELET. J. E. ERDMANN (Grundr. § 14 f.). »Der sog. Zusammenhang des Leibes und der Seele besteht darin, daß es ein und dasselbe Wesen ist, welches als Mannigfaltiges und Äußeres, eben darum der Außenwelt Angehöriges und ihr Aufgeschlossenes Leib, als Eines und Inneres, welches als der immanente Zweck die Mannigfaltigkeit ideell setzt und durchdringt, Seele... ist« (l. c. § 15. Vgl. 1L ROSENKRANZ, Psychol. S. 44 ff.). Nach SCHALLER ist die Seele Subject, Subjectivität (Psychol. I, 205, 283 f.). Nach G. BIEDERMANN ist die Seele, »der am Leibe und im Ausleben betätigte Geist« (Philos. als Begriffswissensch. I, 244 ff.). Nach ZEISING ist sie der als Erscheinung gedachte Geist (Ästhet. Forsch. S. 67). Nach BRANISS ist sie der Geist als Substanz, »das in immaterieller Substantialität beharrliche Selbst des vollkommen organisierten Leibes« (Syst. d. Met. S. 356 ff.).[315] Den substantialen Seelenbegriff hat HEINROTH. Das Seelenwesen ist beharrlich und veränderlich (Psychol. S. 151), es ist gegliedert (ib.). Nach HILLEBRAND ist die Seele eine geistige Substanz, einfache Urkraft (Philos. d. Geist. I, 86 ff.). Dualistisch lehrt GÜNTHER. Geist ist und Naturwesen sind zwei verschiedene Substanzen. Die Naturseele ist das im Organismus besonderte und subjectiv functionierende Naturprincip, das dem Geiste dient. Nach GIOBERTI ist die menschliche Seele eine reale Monade (Protolog. II, 410 ff.). So auch nach MAMIANI (Conf. II, 499 ff.), A. CONTI (Il vero dell' ordine I, 56 ff.), GALUPPI, BONATELLI, DE HARLO (II concetto dell' anima, 1900). – COUSIN lehrt die Spiritualität der Seele, welche einfach ist (Du vrai p. 417). Nach CHR. KRAUSE ist jeder Geist »ein selbständiges, in sich selbst urkräftiges Wesen, als ein Teil der einen Kraft der Vernunft« (Urb. d. Menschh.3, S. 269). Ähnlich AHRENS (Cours de psychol. I, 183 ff.), LINDEMANN, TIBERGHIEN. – Nach HERBART ist die Seele einfache Substanz (Met. II, 386. Psychol. als Wiss. I, § 31. Encykl. S. 227 ff., 345). Ihr »Was« ist unbekannt (WW. V, § 150 ff.). Sie ist die Substanz, welche wegen der ganzen Bewußtseinscomplexion gesetzt werden muß (Met. § 3]2. Lehrb. zur Einl. § 130). Sie ist einfach, unräumlich, hat keine »Vermögen«, aber »Selbsterhaltungen« (ib.). »Die Seele ist ein einfaches Wesen. nicht bloß ohne Teile, sondern auch ohne irgend eine Vielheit in ihrer Qualität.« Sie ist nicht irgendwo, hat aber einen Ort, einen mathematischen Punkt im Raume. Sie ist nicht irgendwann. Die Selbsterhaltungen der Seele sind Vorstellungen (Lehrb. zur Psychol.3, S. 108 ff.). Ähnlich lehren G. SCHILLING (Lehrb. d. Psychol. S. 29 ff.), DROBISCH (Psychol.), LINDNER (Psychol. S. 2 ff.), WAITZ (Lehrb. d. Psychol. S. 55), VOLKMANN, nach welchem die Seele der einfache Träger aller Vorstellungen ist, gedacht im Zusammen mit andern einfachen Wesen (Lehrb. d. Psychol. I4, S. 58 ff.). ähnlich R. ZIMMERNANN, O. FLÜGEL, u.a. Nach BENEKE ist die Seele ein »immaterielles Wesen, aus gewissen Grundsystemen bestehend, welche eins sind« (Lehrb. d. Psychol. § 38 f.. Neue Psychol. S. 177). – Nach TRENDELENBURG ist die Seele der sich verwirklichende Zweckgedanke, noch mehr als Substanz (Log. Unt.). Nach W. ROSENKRANTZ ist der Seelenbegriff die Idee einer »organisierenden und belebenden Ursache unseres Körpers« (Wissensch. d. Wiss. I, 286). Nach K. WERNER ist die Seele dem Leibe gegenüber dessen lebendige, innerliche Fassung, actuose Form und Entelechie (Spec. Anthrop. S. 73 ff.). Nach A. L. KYM ist die Seele Selbstbewegung, Spontaneität, sie hat selbständige Realität (Üb. d. menschl. Seele, 1890, S. 6ff.). Nach GUTBERLET ist die Seele eine Substanz. Das Ich ist die Seelensubstanz (Kampf um d. Seele S. 84 ff.). »Daß wir für die ganz eigentümlichen Tätigkeiten der Seele auch ein entsprechendes Sein setzen, ist eine Forderung der Vernunft« (l. c. S. 57). Nach HAGEMANN ist der Geist ein »immaterielles und persönliches, somit... ein einfaches, unausgedehntes, selbstbewußtes und frei handelndes Wesen« (Psychol.3, S. 13). Als Lebens-, Intelligenz- und Willensprincip ist der menschliche Geist Seele (l. c. S. 14. vgl. Met. S. 104 ff., 116 ff., 121, 124). Im Sinne Günthers lehrt W. KAULICH (Handb. d. Psychol., 1870). Den substantialen Seelenbegriff haben alle »katholischen« Philosophen (s. Psychologie).
Spiritualistisch-substantial ist der Seelenbegriff zunächst bei LOTZE. Er betont, die Seele sei Substanz, sofern sie ein des Wirkens und Leidens Fähiges ist, nicht aber ein »hartes und unzersprengbares Atom« (Met.2, S. 481). Die Seele ist ein übersinnliches, unräumliches, einheitliches Wesen (Grdz. d. Psychol.[316] § 63 ff.). Seele und Geist sind verschiedene Seiten, Potenzen desselben übersinnlichen Wesens (Mikrok II2, 144). Das Was der Seele wird aus ihrer Qualität bestimmt. Sie ist keine unveränderliche Substanz. Substanz ist sie als »ein relativ feststehender Mittelpunkt ankommender und ausgehender Wirkungen« (l. c. S. 164). Die Einheit des Bewußtseins kann nicht Resultante mehrerer Componenten sein (Med. Psychol. S. 16 ff.. Kl. Schrift. II, 13 ff.). Der lebendige Inhalt des Psychischen selbst ist es, »der durch seine eigene specifische Natur die Fähigkeit des Wirkens und Leidens, die Eigenschaft der Substantialität gewinnt« (Mikrok. II2, 149 ff.). J. H. FICHTE erklärt: »Die Seele ist ein individuelles, beharrliches, vorstellendes Reale, in ursprünglicher Wechselbeziehung mit anderen Realen begriffen« (Anthropol. S. 181). Sie ist »ein raumzeitliches Realwesen«, eine »Geistesmonade« (Psychol. I, S. VII), ein »vorempirischen Wesen« (l. c. S. VIII ff.), mit vorempirischen Grundanlagen ausgestattet (l. c. S. XVI. ähnlich SENGLER, Erkenntnislehre, 1858). Die Seele ist »ein instinctbegabtes Triebwesen, weil sie in unbewußter Anticipation und idealer Vorausnahme schon besitzen muß, was sie werden soll« (Psychol. I, 20). Der Leib ist der reale, das Bewußtsein der ideale Ausdruck der Seele (Anthrop. S. 262). Es besteht eine »dynamische Gegenwart der Seele im Leibe« (l. c. S. 268). Die Seele ist ganz in allen Teilen des Leibes, hat keinen Sitz (l. c. S. 286. Psychol. I, 35). Ähnlich lehrt FORTLAGE, der die Seele als Triebwesen auffaßt (Psychol. §] 3). Nach ULRICI ist die Seele eine »continuierliche, in sich ungeteilte Substanz..., stofflich, aber nicht materiell« (Leib u. Seele S. 131 f.). Sie ist »eine Einheit von Kräften, deren unterscheidende Grundkraft eine Kraft continuierlicher Ausdehnung und Umschließung ist, durch welche sie die den Leib bildenden Atome ergreift, zusammenordnet, durchdringt« (Gott u. d. Nat. S. 526). Die Grundkraft der Seele, die Quelle des Bewußtseins ist die unterscheidende Tätigkeit (l. c. S. 534. Leib u. Seele S. 323, 364). Die Seele ist ein ätherisches Fluidum. Ausgedehnt ist die Seele nach J. A. HARTSEN (Grdz. d. Psychol., 1874). AD. SCHOLKMANN erklärt: »Wenn eine geistige Wesenheit Atome zu einem in sich selbst zurücklaufenden Lebensprocesse dauernd mit sich vereinigt, so nennen wir sie Seele.« Diese organisiert den Leib (Grundlin. ein. Philos. d. Christ. S. 23 ff.). Nach M. CARRIERE ist die Seele »ein Kraftcentrum«, »ein Triebwesen, das in seiner Gestaltung sich selber erfaßt, seiner selbst inne wird und als Selbst die Herrschaft über einen Teil seiner Lebensacte gewinnt« (Ästhet. I, 39). Als beherrschendes, bildendes Centrum bestimmt die Seele PLANCK (Testam. ein. Deutsch. S. 257). – Nach L. HELLENBACH ist die Seele ein reales individuelles Wesen, etwas Organisiertes (Das Individ. S. 123, 196). ein »Metaorganismus« (s. d.).. Nach DU PREL ist es die Seele, die sowohl organisiert als denkt (Monist. Seelenlehre, S. IV). Dem Menschen liegt »ein transcendentales individuelles Subject« zugrunde (l. c. S. 54). Das Hirnbewußtsein ist nur ein Teilbewußtsein des Subjects (l. c. S. 55). Als organisiert muß die Seele die Ausdehnung mindestens potentiell in sich haben (l. c. S. 131 ff.. vgl. Leib) Als substantiell bestimmt die Seele M. PERTY (Myst. Tats. S. 13). – Reales Wesen ist die Seele nach BRENTANO (Psychol. I), WITTE (Weß. d. Seele), Gt. THIETE (Philos. d. Selbstbew. S. 175), GLOGAU (Abr. d. philos. Grundwiss. II, 148. Psychol.), SCHMIDKUNZ (Suggest. S. 252). – - Nach A. VANNÉRUS ist die Seele eine lebendige, actuale, dynamische, im Bewußtsein sich realisierende Substanz (Arch. f. system. Philos. I, 1895, S. 363 ff.). Nach J. BERGMANN ist[317] die Seele »ein Wesen, dem Bewußtseinstätigkeiten zukommen«. Jede Seele geht »ganz in dem Bewußtsein auf, dessen Teile und besondere Weisen die ihr zukommenden Bewußtseinstätigkeiten sind« (Zeitschr. f. Philos. 110. Bd., B. 99. vgl. Hauptpkt. d. Philos. S. 309 f.). SIGWART erkennt zwar keine absolut einfache, unveränderliche Seelensubstanz an, betont aber, wenn mit dem Terminus Substanz »nur ausgedrückt werden soll, daß wir durch unser Denken genötigt sind, zu dem zeitlich wechselnden, in ein Bewußtsein stets zusammengefaßten Geschehen uns ein Subject zu denken, das den Zusammenhang dieses Geschehens erklärt, das als mit sich eins bleibend den gemeinsamen Grund der in der Zeit continuierlich folgenden Veränderungen bildet, dann muß auch das Subject unseres Selbstbewußtseins eine Substanz genannt werden. Freilich nicht eine Substanz, die ein von ihren Tätigkeiten getrenntes Sein hätte. sie ist, indem sie irgendwie tätig ist, aber sie ist nicht die bloße augenblickliche Tätigkeit, ihr Sein erschöpft sich nicht in der einzelnen Tätigkeit« (Log. II2, 207 f.). Es gibt kein subjectloses Psychisches (l. c. S. 208). Ähnlich fassen die Seele auf LIPPS (Das Selbstbew. 1901, S. 4 ff., 39 ff)! KÜLPE (Einl. in d. Philos. S. 190 f.), L. BUSSE (Philos. u. Erk. S. 2.50 f.. Geist u. Körp. S. 324 ff.,.334 ff.), JAMES (Princ. of Psychol. I, 160 ff, 180 ff., 342 ff.), LADD (Psychol 1894. Philos. of Mind p. 83 ff), J. WARD (Enc. Brit. XX, 37 ff.. Mind VII, XII, XV). JANET (Princ. de mét. I, 421 ff.), WADDINGTON (Seele d. Mensch. B. 189 f., 206, 517).
Nach REHMKE ist die Seele das »concrete Bewußtsein« (Allg. Psychol. S. 49). Sie ist kein Ding (l. c. S. 59), ist nicht irgendwo, sondern ganz im Leibe (l. c. S. 128). Ein allgemeines Bewußtseinssubject besteht (l. c. S. 133 ff.. vgl. Seele d. Mensch. S. 108 f.). Nach SCHUPPE ist das Ich (s. d.) Substanz (Log. S. 33, vgl. S. 140). Die Seele ist keine Substanz hinter dem Bewußtsein. »Sehen wir davon ab, so ist, was der Begriff Seele meint, gewiß etwas Wirkliches, nur nicht das immaterielle Concretum, welches den körperlichen Dingen, vorab dem eigenen Leibe, als etwas Selbständiges entgegengestellt wird. Das individuelle Ich, was sie meint, ist gewiß etwas Wirkliches, nur in Abstraction von seinem räumlich-zeitlichen Bewußtseinsinhalt ein Abstractum« (l. c. S. 33). Ein einheitliches Subject, eine einheitlich constante Function des Absoluten in der Vielheit des Bewußtseins lehrt E. v. HARTMANN (Mod. Psychol. S. 289 ff.). Die Seele ist »die Summe der auf den betreffenden Organismus gesichteten Tätigkeit des einen Unbewußten« (Philos. d. Unbew.3, S. 547. II10, 288, 404 ff.). Seele und Leib sind »reelle Teilfunctionen als Glieder derselben absoluten Function des absoluten Subjects« (Mod. Psychol. S. 335). Das Individuum hat eine Seele, aber eine Mehrheit von Bewußtseinen (Mod. Psychol. S. 287. Philos. d. Unb. II10, 60, 157). Die Seele ist kein bloßes Summationsphänomen (l. c. S. 288), es kommt das Plus an Tätigkeit, die Centralmonade, dazu (ib.). Die Seele ist »die Einheit der unbewußten psychischen Functionen, aus denen neben andern Ergebnissen auch das Ich entspringt«. Sie umspannt eine Vielheit von Functionen (l. c. S. 510 ff.). Nach DREWS ist die Seele »das lebendige System von unbewußten... Willensacten der absoluten Substanz, deren äußere Erscheinung unser Leib und deren innere Erscheinung die Gesamtheit unserer bewußten psychischen Functionen bildet« (Das Ich, S. 301). Hierher gehört auch in gewisser Beziehung der metaphysische Seelenbegriff von WUNDT (S. unten).
Universal, identitätsphilosophisch oder actual schlechthin ist der Seelenbegriff bei folgenden neueren Philosophen. Nach FECHNER ist die Seele »das einheitliche Wesen, das niemand als sich selbst erscheint«, »die Selbsterscheinung[318] desselben Wesens, was als Körper äußerlich erscheint«, »das verknüpfende Princip des Leibes« (Üb. d. Seelenfr., S. 9, 210 ff.). Geist oder Seele ist das »dem Körper oder Leibe überhaupt gegenüber gedachte, sich selbst erscheinende Ganze, welchem Empfinden, Anschauen, Fühlen, Denken, Wollen u.s.w. als Eigenschaften, Vermögen oder Tätigkeiten beigelegt werden« (Zend-Av. I. S. XIX). Seele und Leib sind zwei Seiten desselben Wesens (l. c. II, 148). Die Seele hat eine vereinfachende Kraft (l. c. S. 141). Ähnlich lehrt PAULSEN (s. Actualitätstheorie). Auch SPENCER, nach welchem der Geist an sich unerkennbar ist (Psychol. 1,§59), LEWES, nach welchem die Seele die Personification »of present und revived feelings« ist (Probl. III, 366), P. CARUS: »While body is the soul as it appears, soul is the essence of the body as it is in itself« (Prim. of Philos. 1896, p. 23. Soul of man 1891, p. 419), HÖFFDING (Psychol.3, S. 16 ff.), EBBINGHAUS, nach welchem »Seele« ein abgekürzter Collectivausdruck ist (Grdz. d. Psychol. I, 17 f., vgl. S. 14, 27), u.a. – Nach J. ST. MILL ist die Seele (mind) nur »the series of our sensations« nebst »the addition of infinite possibilities of feeling« (Exam. p. 242, 247, 263, 268). Nach HODGSON ist die Seele »a series of conscious states among which is the state of self-consciousness« (Philos. of Refl. I, 226). Nach G. SIMMEL ist die Seele die Summe und der Zusammenhang der psychischen Äußerungen (Einl. in d. Mor. I, 200). Seele ist »gleichsam die Form, in der der Geist, d.h. der logisch-sachliche Inhalt des Denkens für uns lebt« (Philos. d. Ged. S. 499). Nach E. LAAS ist die Seele keine Substanz (Ideal. u. Posit. II, 171 f.). – Nach L. KNAPP ist die Seele nichts als eine Abstraction von den Bewußtseinsvorgängen. Sie besteht »nur aus den einzelnen Bewußtseinserscheinungen..., welche der Stoffwechsel in dem lebenden Nerv produciert« (Syst. d. Rechtsphilos. S. 37). CZOLBE definiert: »Die Seele des Menschen ist die Summe der durch Gehirntätigkeit bedingten, aus Empfindungen und Gefühlen der Weltseele sich zusammenfügenden und in derselben wieder verschwindenden Mosaikbider« (Gr. u. Urspr. d. m. Erk. S. 210 ff.).
Nach L. NOIRÉ ist die Seele das Empfinden, »die individuelle Kraft, das schöpferische und erhaltende Princip des Organismus« (Einl. u. Begr. ein. mon. Erk. S. 159). Nach CARNERI ist die Seele »die individuelle Zusammenfassung des gesamten Organismus« (Sittl. u. Darwin. S. 132). Nach O. CASPARI ist die Seele »der Complex von Erscheinungen..., der dem Innern angehört und directerweise nur durch die innerliche Selbsterfahrung und durch die innere Wahrnehmung erkannt wird« (Zus. d. Dinge S. 321). Die Seele ist relative Substanz (l. c. S. 363). RENOUVIER erklärt: »La loi de personnalité, ou conscience, donnée sous la condition d'une organisation individuelle, peut s'appeller une âme« (Nouv. Monadol. p. 96). – Nach DURAND DE GROOS ist die geistige Einheit ein »Polyzoisme«. Als Substanz ist die Seele unsterblich, das Bewußtsein ist vergänglich (Ess. de physiol. philos. 1866. Ontolog. et psychol. physiol. 1871). Nach FOUILLÉE ist das Bewußtsein ein sociales Wesen (B. Sociologie). Nach E. DREHER ist die Seele zusammengesetzt, eine Art Staat (Philos. Abh. S. VII). – Nach RIBOT ist die Seele keine besondere Substanz. Substrat des Psychischen ist der Organismus. das Ich (s. d.) ist ein Complex (Mal. de la vol. p. 4). Nach C. HAUPTMANN ist die Seele (im Sinne von AVENARIUS) die »parallele Abhängige jener complexen Gleichzeitigkeiten und Folgen intimster ineinander greifender Stoffwirkungen..., welche in centrierten dynamischen Systemen ihre erhaltungsgemäße Lageänderung bedingen« (Die Met. in d. modern. Physiol. S. 365). JODL erklärt: »Die Seele hat nicht [319] Zustände oder Vermögen, wie Denken, Vorstellen, Fühlen, Haß u.s.w., sondern diese Zustände in ihrer Gesamtheit sind die Seele« (Lehrb. d. Psychol. S. 31). Nach R. WAHLE ist die Einheit des Bewußtseins ein Ausdruck für das Gleichbleiben der Ich-Vorkommnisse, keine Substanz. die individuelle Sphären-Abgrenzung ist Wirkung der »Urfactoren« (Das Ganze d. Philos. S. 118 f.). Nach SCHUBERT- SOLDERN ist die Seele »der ununterbrochene Zusammenhang von Daten der Reproduction und des Gefühles« (Gr. ein. Erk. S. 21), die »abstracte Reproductionsmöglichkeit« (l. c. S. 340). Den actuellen Seelenbegriff haben FR. SCHULTZE (Vgl. Psychol.), H. CORNELIUS, H. MÜNSTERBERG. Es gibt keine psychische Substanz in den Objecten (Grdz. d, Psychol. I, S. 395). In mehr technischem Sinne muß als Seele »Jenes ideelle System individueller Wollungen gelten, das in der gesamten Reihe wirklicher Wollungen sich auslebt und doch in jedem neuen Act sich mit dem gesamten System identisch setzt«. »Diese actuelle Seele ist also beharrend, da sie in jedem Acte sich als identisch setzt. Sie ist einheitlich, da jede Wollung logische Umsetzung desselben Systems ist. Sie ist selbstbewußt« (l. c. S. 397). »Sie ist unsterblich, weil ihre actuelle Realität in zeitlicher Gültigkeit nicht berührt werden kann durch biologisch-psychologische Objectphänomene in der Zeit. Sie ist frei, weil die Frage nach einer Ursache für sie grundsätzlich sinnwidrig ist« (ib.). – Nach L. F. WARD ist die Seele »animation or conscious spontaneous activity« (Pure Sociol. p. 140). EMERSON erklärt: »Die Seele umfaßt alle Dinge. Sie spottet... aller Erfahrung. In gleicher Weise hebt sie Zeit und Raum auf« ( Essays, Überseele S. 86 ff.).
Die Actualitätstheorie (s. d.) lehrt WUNDT. Die Seele ist keine Substanz (s. d.), sondern eine logisch-psychologische Einheit, ist im Denken, Fühlen und Wollen selbst gegeben, ist (empirisch) eins mit dem einheitlich-stetigen Zusammenhang der psychischen Acte. Im geistigen Leben ist alles reine Tätigkeit ohne geistig-substantiellen Träger. »Träger« der einzelnen Erlebnisse ist die einheitliche Tätigkeit des Wollens und Denkens selbst. Für die Psychologie ist die »Seele« ein Hülfsbegriff, der zur Zusammenfassung der Gesamtheit der psychischen Erfahrungen eines Bewußtseins dient (Log. II2, 2, 245 ff.. Philos. Stud. X, 76, XII, 41. Essays 5, S. 128). »Da die psychologische Betrachtung die Ergänzung der naturwissenschaftlichen ist, insofern die erstere die unmittelbare Wirklichkeit des Geschehens zu ihrem Inhalte hat, so liegt darin eingeschlossen, daß in ihr hypothetische Hülfsbegriffe, wie sie in der Naturwissenschaft durch die Voraussetzung eines von dem Subject unabhängigen Gegenstandes notwendig werden, keine Stelle finden können« (Gr. d. Psychol.5, S. 386). Das Bewußtsein ist durch die stetige Verbindung seiner Zustände eine ähnliche Einheit, wie der Organismus. Diese geistige Einheit ist aber nicht Einfachheit. Die Wechselbeziehung zwischen Physischem und Psychischem führt zur Annahme, daß »was wir Seele nennen, das innere Sein der nämlichen Einheit ist, die wir äußerlich als den zu ihr gehörigen Leib erkennen«. Der Leib als Ganzes ist beseelt. Das Seelische ist aber nicht Erscheinung, sondern die unmittelbare, die eigentliche Wirklichkeit. Die wesentlichste Eigenschaft dieses Innenseins der Dinge ist die Entwicklung, deren Spitze für uns unser Bewußtsein ist. dieses »bildet den Knotenpunkt im Naturlauf, in welchem die Welt sich auf sich selber besinnt«. »Nicht als einfaches Sein, sondern als das entwickelte Erzeugnis zahlloser Elemente ist die menschliche Seele, was Leibniz sie nannte: ein Spiegel der Welt« (Grdz. d. physiol. Psychol. II4, 648. Syst. d. Philos.2, S. 379 f..[320] Log. I., 551). Die Seele ist Lebensprincip, das als Anlage schon mit der Materie (s. d.) überhaupt verbunden ist (Syst. d. Philos.2, S. 605 f.. Ess. 4, S. 124. Philos. Stud. XII, 47. Grdz. d. physiol. Psychol. II4, 633, 636, 644. I4, 26). Die Seele ist die Entelechie (s. d.) des Leibes. Ist sie doch »der gesamte Zweckzusammenhang geistigen Werdens und Geschehens, der uns in der äußeren Beobachtung als das objectiv zweckmäßige Ganze eines lebenden Körpers entgegentritt« (Syst. d. Philos.2, S. 606). Isoliert von den Objecten gedacht, ist unsere Ich-Tätigkeit Wille. dieser ist die wahre Einheitsfunction unseres Bewußtseins (Syst. d. Philos.2, S. 372 ff., 383). Der metaphysische Seelenbegriff ist der »reine Wille« als Apperception (s. d.), empirisch nicht gegeben, aber als letzte subjective Bedingung jeder Erfahrung vorauszusetzen, ein »imaginär Transcendentes« (s. d.) (l. c. S. 383). Unsere Seele ist »vorstellender Wille« (l. c. S. 413 ff.), keine Monade, nichts Isoliertes, sondern Glied höherer geistiger Einheiten (s. Gesamtgeist). Den Identitätsstandpunkt verficht GROT (Arch. f. syst. Philos. 1898, 4. Bd.). Die Actualitätstheorie acceptieren CESCA (Vierteljahrsschr. f. wiss. Philos. 11. Bd., S. 417), G. VILLA (Einl. in d. Psychol. S. 393 ff.), HELLPACH u.a.
Die Materialisten (s. d.) identificieren die Seele mit dem Gehirn oder Gehirnprocessen. Nach BROUSSAIS ist die Seele »un cerveau agissant«. Nach E. DÜHRING ist »Seele« nur »die Verkörperung einer falschen Völkerphantasie, derzufolge im Leibe eine Psyche hausen und diese Behausung bei dem Tode wieder verlassen soll« (Wert d. Leb. S. 47). Materialistisch bestimmt die Seele J. PIKLER (Grundges. alles neuropsych. Leb. 1900). Nach H. KROELL ist die Seele der »Inbegriff der in sich geschlossenen Einheit sämtlicher durch die Arbeit der Reflexbögen zustande kommender Erscheinungsformen«. Sie ist Function, innere Erscheinungsweise (Die Seele im Lichte d. Mon. S. 30). Nach U. KRAMAR ist die Seele ein Teil des Weltäthers (Die Hypothese d. Seele 1898). Vgl. Geist, Psychisch, Leib, Identitätslehre, Materialismus, Spiritualismus, Dualismus, Seelensitz, Seelenvermögen, Parallelismus, Wechselwirkung, Bewußtsein, Ich, Subject, Substanz, Unsterblichkeit, Lebenskraft, Animismus, Hylozoismus, Panpsychismus, Pflanzenseele, Weltseele.
Adelung-1793: Seele (2), die · Seele (1), die
Brockhaus-1911: Seele · Schöne Seele
DamenConvLex-1834: Seele · Fortdauer der Seele
Eisler-1904: Seele · Schöne Seele
Kirchner-Michaelis-1907: Sitz der Seele · Wechselwirkung von Leib und Seele · schöne Seele · Seele
Mauthner-1923: Unsterblichkeit der Seele
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