Berengar

[654] Berengar, 1) B. I., König von Italien, Sohn des Markgrafen Eberhard von Friaul und der Gisela, Tochter Kaiser Ludwigs des Frommen, zwischen 871 und 875 Nachfolger seines Bruders in der Mark Friaul, bemächtigte sich nach der Absetzung Karls III. Italiens und wurde 888 in Pavia zum König gekrönt; doch nahm Herzog Wido von Spoleto nach einem Sieg an der Trebbia 889 gleichfalls die Königswürde an und erlangte 891 in Rom die Kaiserkrone. Gegen ihn baten Anhänger Berengars und der Papst Formosus den deutschen König Arnulf um Hilfe, der 894 die Lombardei besetzte. Während des zweiten Zuges Arnulfs nach Italien (896) näherte B. sich Widos Sohne Lambert und schloß mit ihm nach dem Abzug der Deutschen einen Vertrag, durch den er den Nordosten Italiens bis zur Adda erhielt. Nach Lamberts Tode (898) wollte er sich des ganzen Reiches bemächtigen, wurde aber 899 von den Magyaren an der Brenta geschlagen und seit 902 von Ludwig von Burgund, der gleichfalls die italienische Königs- und die Kaiserwürde antrat, bekämpft. Doch überfiel er diesen 905 in Verona und blendete ihn, worauf er 915 von Johann X. zum Kaiser gekrönt wurde. Der von unbotmäßigen Großen herbeigeholte König Rudolf II. von Hochburgund schlug 17. Juli 923 bei Fiorenzuola B., der sich, indem er die Ungarn herbeirief, auch seine wenigen Anhänger entfremdete. Selbst in Verona entstand eine Verschwörung, durch die B. 7. April 924 das Leben verlor. Vgl. Dümmler, Gesta Berengarii imperatoris (Halle 1871).[654]

2) B. II., Sohn des Markgrafen Adalbert von Ivrea und der Gisela, Tochter des vorigen, floh 940 vor König Hugo von Italien, dessen Nichte Willa er geheiratet hatte, nach Deutschland zu König Otto I., dem er huldigte. 945 zurückgekehrt, ward er von den Großen als Befreier begrüßt. Hugo und sein Sohn Lothar behielten zwar den Königstitel; allein B. führte die Regierung und wurde 950 nach Lothars Tode mit seinem Sohn Adalbert gekrönt. Gegen B. zog 951 Otto I. nach Italien, vermählte sich mit Adelheid, Lothars Witwe, während B. floh, und nahm die italienische Königswürde an. B. unterwarf sich 952 und erhielt zu Augsburg das Königreich Italien ohne die Marken Aquileja und Verona als deutsches Lehen. Nach seiner Wiedereinsetzung herrschte B. grausam; deshalb sandte Otto 956 seinen Sohn Liudolf nach Italien, der B. besiegte, aber schon 957 starb, und zog, durch neue Hilferufe veranlaßt, 961 selbst zum zweitenmal über die Alpen. B. wurde in der Felsenburg St. Leo oder Montefeltro (bei San Marino) 964 zur Übergabe genötigt und nach Bamberg verbannt, wo er 966 starb. Seine Gemahlin Willa ging in ein Kloster, seine Söhne starben in der Verbannung. Vgl. Fietz, Geschichte Berengars II., Königs von Italien (Leipz. 1870); Köpke-Dümmler, Kaiser Otto der Große (das. 1876).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 2. Leipzig 1905, S. 654-655.
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