[256] Congreve (spr. -grīw'), 1) William, engl. Dichter, Sprößling eines alten Geschlechts in Staffordshire, geb. 5. April 1670 in Bardsey unweit Leeds, gest. 19. Jan. 1729 in London, besuchte die Schule zu Kilkenny, die Universität zu Dublin, kam 1688 nach London und widmete sich der Rechtsgelehrsamkeit, wandte sich aber daneben mit Eifer der Dichtkunst zu. Schon im 17. Jahre schrieb er unter dem Namen »Cleophil« den Roman »Incognita, or love and duty reconciled«. Sein erstes Lustspiel: »The old bachelor« (1693), erwarb ihm die Gunst des Lords Halifax und hiermit einträgliche Stellen. Es folgten: »The double dealer« (1693), »Love for love« (1695) und das Trauerspiel »The mourning bride« (1697). Die kalte Aufnahme, die sein Schauspiel »The way of the world« (1700) fand, verleidete ihm aber die Bühne, so daß er nur noch eine Maske: »The judgment of Paris« (1701), und eine Oper: »Semele«. schrieb, außerdem »Miscellaneous poems« (1710) herausgab. Gesammelt erschienen seine Werke London 1710,1753 u. ö.; am besten von Leigh Hunt (das. 1849); neuestens von A. C. Ewald (das. 1887, 2 Bde.). Wohlgeschürzte Intrige und witziger Dialog zeichnen seine Lustspiele aus; aber seine gebildeten Herren handeln wie Spitzbuben, und seine Tragik läßt uns kalt. Er wurde reich und lebte schließlich im Hause der zweiten Herzogin von Marlborough als ihr besonderer Liebling. Seine letzten Lebensjahre wurden ihm durch die Angriffe des Bischofs Jeremy Collier verbittert. Vgl. Wilson, Memoirs of the life of C. (Lond. 1730); Macaulay, Comic dramatists of the Restauration (in seinen »Essays«); C. Gosse, Life of C. (Lond. 1888); D. Schmid, Congreve (Wien 1897). Seine Beeinflussung durch Moliere behandelt Bennewitz (»C. und Moliere«, Leipz. 1889).
2) Sir William, Artillerist und Ingenieur, geb. 20. Mai 1772 in Woolwich, gest. 15. Mai 1828 in Toulouse, trat früh in den Militärdienst, führte Verbesserungen im Schleusen- und Kanalbau ein, war auch bei den neuen Einrichtungen im englischen Heerwesen tätig und wurde Chef des königlichen Laboratoriums. 1824 trat er an die Spitze der englischen Gesellschaft für Gasbeleuchtung auf dem Kontinent, wodurch er aber in Geldverlegenheiten geriet. Die von ihm 1804 erfundenen Brandraketen wurden zuerst 1806 vor Boulogne und 1807 vor Kopenhagen in Anwendung gebracht. Er erfand auch ein Berfahren, in mehreren Farben zugleich zu drucken, und schrieb: »Elementary treatise ou the mounting of naval ordnance« (Lond. 1812); »Description of the construction and properties of the hydropneumatical lock« (das. 1815); »Treatise on the Congreve-rocket system« (das. 1827; deutsch, Weimar 1829).
3) Richard, engl. Philosoph und Schriftsteller, geb. 4. Sept. 1818 in Leamington, Grafschaft Warwick, studierte in Orford, trat mit Comte (s. Comte 1) in persönliche Verbindung und nahm längere Zeit unter dessen Anhängern in England die führende Stellung ein. Er lebt in London. Nach einer Ausgabe von Aristoteles' »Politik« (1855) veröffentlichte er noch in demselben Jahr »The Roman Empire of the West«, nicht bloß ein Geschichtswerk, sondern eine Art von Manifest zugunsten des wohlwollenden Despotismus. Es folgten: »Catechism of positive religion« (1858, 3. Aufl. 1891), »Elizabeth of England« (1862), »Essays, political, social and religious« (1874) und, abgesehen von kleinern Schriften politischen Inhalts, »Historical lectures« (1902).