Crusius

[357] Crusius, 1) Christian August, Philosoph, geb. 1715 in Leuna bei Merseburg, gest. 1775 in Leipzig als Professor der Philosophie und Theologie daselbst, war ein heftiger Gegner der Wolffschen Philosophie und verwarf den Determinismus, die prästabilierte Harmonie und den Optimismus. Er ging ohne philosophische Tiefe darauf aus, Theologie und Philosophie miteinander zu vereinigen, und nahm neben dem formalen Prinzip der Identität noch materiale Fundamentalsätze an, z. B. den: Eine jede Substanz ist irgendwo und irgendwann. Seine wichtigsten Schriften sind: »Entwurf der notwendigen Vernunftwahrheiten« (Leipz. 1745) und »Weg zur Gewißheit und Zuverlässigkeit der menschlichen Erkenntnis« (das. 1747). Vgl. Marquardt, Kant und C. (Kiel 1885).

2) Otto, Philolog, geb. 20. Dez. 1857 in Hannover, studierte in Leipzig und wurde 1880 Gymnasiallehrer, 1883 Privatdozent daselbst, 1886 ordentlicher Professor in Tübingen, 1898 in Heidelberg, 1903 in München; seit 1888 ist er Herausgeber des »Philologus«. Zu den griechischen Parömiographen lieferte er: »Analecta ad paroemiographos Graecos« (Leipz. 1883); Ausgabe von »Plutarchus de proverbiis Alexandrinorum« (das. 1889, Einleitung und Kommentar 1894); »Zur handschriftlichen Überlieferung der Parömiographen« (mit Cohn, Götting. 1891); sonst: »Beiträge zur griechischen Mythologie und Religionsgeschichte« (Leipz. 1886); »Untersuchungen zu Herondas« (das. 1892); Ausgabe der »Mimiamben« des Herondas (das. 1892, 3. Aufl. 1901; deutsch mit Einleitung und Anmerkungen, Götting. 1893); »Die delphischen Hymnen« (das. 1894); Ausgaben des Babrios (Leipz. 1897, kleinere 1898); eine Lebensbeschreibung von Erwin Rhode (Tübing. 1902). Auch besorgte er die 4. Auflage der »Anthologia lyrica« von Bergk und Hiller (Leipz. 1897).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 4. Leipzig 1906, S. 357.
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