Ercilla y Zuñiga

[900] Ercilla y Zuñiga (spr. erdsillja i dsunjīga), Alonso de, span. Dichter, geb. 7. Aug. 1533 in Bermeo, gest. um 1595 in Madrid, von altem vizcayischen Adel, wurde nach dem Tode seines Vaters, der Mitglied des Rates Karls V. war, Page bei dem Infanten Philipp, begleitete diesen 1547–51 auf seinen Reisen durch Europa und war mit ihm 1554 in England. Bald darauf nahm E. an dem spanischen Feldzug gegen die aufständischen Araukaner an der Küste von Chile teil, focht mit Auszeichnung in sieben blutigen Schlachten und faßte den Plan, diesen Heldenkampf in einem Epos zu besingen, das er sofort (um 1558) begann. Nach einer peinlichen Untersuchung, in die ihn der falsche Verdacht, einen Aufruhr angestiftet zu haben, gebracht, ging er nach Callao, Panama und von da nach Spanien zurück, machte von hier aus Reisen durch Frankreich, Italien, Deutschland, Böhmen und Ungarn und vermählte sich 1570 mit Maria de Bazan, deren Reize und Tugenden er an mehreren Stellen seines Gedichts erhebt. Später diente er einige Zeit als Kammerherr beim Kaiser Rudolf II., kehrte jedoch 1580 nach Madrid zurück, woerin Armut starb. 1857 ward ihm dort ein Denkmal errichtet. Sein historisch-episches Gedicht in Oktaven: »La Araucana«. ist im ganzen eine treue, echt epische Schilderung der Begebenheiten, in klassischer Sprache und reich an poetischen Schönheiten. Es umfaßt 37 Gesänge und ist von allen epischen Dichtungen Spaniens jenseit der Grenzen des Landes am bekanntesten geworden. Der erste Teil, den C. fertig nach Europa brachte, wo er zuerst allein (Madr. 1569) erschien, ist der frischeste; erst 1578 erschien die zweite Abteilung, die sich durch zahlreichere Episoden unterscheidet; noch mehr war dies in der dritten der Fall, die mit den beiden ersten 1592 gedruckt erschien. Das Gedicht erlebte in der Folge zahlreiche Wiederabdrücke (am elegantesten Madr. 1776, 2 Bde.; am korrektesten das. 1828, 2 Bde.) und fand auch Aufnahme in die »Biblioteca de Autores españoles« (Bd. 17). Eine Fortsetzung veröffentlichte Don Diego de Santistevan (Salamanca 1597; mit der »Araucana« zusammen, Madr. 1733); eine deutsche Übersetzung besorgte Winterling (Nürnb. 1831, 2 Bde.). Vgl. Royer, Étude littéraire sur l'Araucana d'Ercilla (Dijon 1879).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 5. Leipzig 1906, S. 900.
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