Hüffer

[602] Hüffer, 1) Hermann, Rechtsgelehrter und Geschichtschreiber, geb. 24. März 1830 zu Münster in Westfalen, studierte 1848–51 die Rechte, habilitierte sich 1855 in Bonn, wurde 1860 außerordentlicher und 1873 ordentlicher Professor der Rechte daselbst und 1884 Geheimer Justizrat. 1864–65 gehörte er dem preußischen Abgeordnetenhaus und 1867–70 dem Reichstag des Norddeutschen Bundes an. Er schrieb: »Beiträge zur Geschichte der Quellen des Kirchenrechts und des römischen Rechts im Mittelalter« (Münst. 1862); »Forschungen auf dem Gebiete des französischen und des rheinischen Kirchenrechts« (das. 1863); »Österreich und Preußen bis zum Abschluß des Friedens von Campo Formio« (Bonn 1868), wo er Sybels Auffassung und Beurteilung der preußischen und der österreichischen Politik als zu parteiisch bekämpfte und eine Mittelstellung zwischen Sybel und dessen österreichischen Gegnern, besonders Vivenot, einzunehmen suchte, die er in einer polemischen Schrift: »Die Politik der deutschen Mächte im Revolutionskrieg« (Münst. 1869), gegen erstern verteidigte; »Rheinisch-westfälische Zustände zur Zeit der französischen Revolution« (Bonn 1873); »Der Rastatter Kongreß und die zweite Koalition« (das. 1878–79, 2 Bde.); »Der Rastatter Gesandtenmord mit bisher ungedruckten Archivalien« (das. 1896); »Quellen zur Geschichte des Zeitalters der französischen Revolution« (Leipz. 1900 ff.); »Anastasius Ludw. Mencken, der Großvater des Fürsten Bismarck« (Bonn 1890); »Die Kabinettsregierung in Preußen und Joh. Wilh. Lombard« (Leipz. 1891); »Das Zerwürfnis Gustavs III. von Schweden mit seiner Mutter Luise Ulrike« (das. 1893); »Der Krieg des Jahres 1799 und die zweite Koalition« (Gotha 1904, 2 Bde.); ferner mehrere literarhistorische Schriften: »Aus dem Leben Heinrich Heines« (Berl. 1878), »Annette v. Droste-Hülshoff und ihre Werke« (2. Ausg., Gotha 1890); »Alfred von Reumont« (Köln 1904) u. a.

2) Franz, Musikschriftsteller, Bruder des vorigen, geb. 23. Mai 1845 in Münster, gest. 19. Jan. 1889 in Dresden, studierte romanische Philologie, wandte sich 1869 nach London, wo er als Musikkritiker eine erfolgreiche Tätigkeit entwickelte. Er schrieb: »Der Trobador Guillem de Cabestangh« (Berl. 1869); »The troubadours, a history of provençal life and literature« (Lond. 1878); »Richard Wagner and the music of the future« (1874; deutsch, Leipz. 1876); »Musical studies«, gesammelte Aufsätze (1880); »Italian and other studies« (1883); »Half a century of music in England 1837–1887« (1889). Für die »Encyclopaedia Britannica« bearbeitete er unter anderm die Artikel über Beethoven und Händel und in dem von ihm geleiteten Sammelwerk »Great musicians« den Band über Richard Wagner (1881, neue Ausg. 1899), auch übersetzte er den Briefwechsel Wagners und Liszts ins Englische.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 9. Leipzig 1907, S. 602.
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