Ibn Esra

[727] Ibn Esra (eigentlich Abraham ben Meïr ibn Esra, in mittelalterlichen Schriften Abraham Judaeus, Abenare und Avenara genannt), jüd. Schrifterklärer, um 1092 in Toledo geboren, verließ früh sein Vaterland, durchreiste Italien, Ägypten, Frankreich, wo er von 1155–57 in Dreux bei Paris wohnte, England, überall seinen Studien, die Exegese, Grammatik, Dichtkunst, Mathematik, Astronomie und Philosophie umfaßten, ergeben, bis er 1167 starb. Seine Bibelkommentare sind in den sogen. rabbinischen Bibeln (in Venedig, Basel, Amsterdam u. a. O. gedruckt) und in Einzelausgaben vorhanden, von mehreren biblischen Büchern existiert der Kommentar in doppelter Rezension. Mit Scharfsinn und Genialität legte er die Schrift aus, schrieb grammatische Abhandlungen, Aufsätze philosophischen, mathematischen und astronomischen Inhalts, dichtete Hymnen und zeigte auch in Rätseln, poetischen Einleitungen und Nachschriften u. a. dichterische Begabung. Eine Sammlung seiner »Reime und Gedichte« gab Rosin in deutscher Übersetzung heraus (Bresl. 1885 bis 1891, 4 Hefte). Vgl. Fried länder, Essays on the writings of Abr. I. (Lond. 1877); Bacher, Ibn Esras Einleitung zu seinem Pentateuch-Kommentar (Wien 1876) und Abrahm ibn Esra, als Grammatiker (Straßb. 1882); Steinschneider, Zur Geschichte der mathematischen Wissenschaften im 12. Jahrhundert (Berl. 1880); Bacher, Bibelexegese in Winter u. Wünsche, Die jüdische Literatur, Bd. 2 (Trier 1892), S. 289 f., und die Literaturangaben, S. 336.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 9. Leipzig 1907, S. 727.
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