[843] Inkubation (lat., griech. Enkoimêsis), das Schlafen an heiligen Stätten (besonders des Äskulap, Apollon, Serapis), um im Traum Rat und besonders Heilung von der Gottheit zu erhalten. Voran gingen mancherlei Reinigungen und Zeremonien, der Bittsteller schlief meist auf dem Fell eines frischgeschlachteten Opfertieres. Die Geheilten hingen gewöhnlich einen Bericht über die Heilung in den Heiligtümern auf (Votivtafeln, deren z. B. viele im Asklepieion zu Epidauros und im Amphiareion zu Oropos gefunden worden sind). Auch die christliche Kirche hat die I. übernommen und durch das ganze Mittelalter geübt, indem an die Stelle der Götter Heilige traten, wie der heil. Michael, die Ärzteheiligen Kosmas und Damian, die heil. Thekla. Vgl. Welcker, Kleine Schriften, Bd. 3, S. 92 ff.; Ritter v. Rittershain, Der medizinische Wunderglaube und die I. im Altertum (Berl. 1878); Deubner, De incubatione (Leipz. 1900).
In der Zoologie heißt I. die Bebrütung des Eies oder die Zeit der Entwickelung des Keimes im Ei. In der Medizin die Zeit zwischen erfolgter Ansteckung und dem Ausbruch einer Krankheit. Im Stadium der I. weist durchaus nichts darauf hin, daß eine Krankheit im Anzug sei, daher dieses Stadium auch dasjenige der Latenz, des Verborgenseins, genannt wird. Die Zeit der I. schwankt bei den verschiedenen Krankheiten, was sich zwanglos durch die verschiedene Intensität der den einzelnen Krankheiten eigentümlichen Krankheitsgifte und bei der einzelnen Krankheit durch die bei der ersten Ansteckung bald größere, bald kleinere Menge des aufgenommenen Giftstoffes (bez. der in den Organismus eingedrungenen pathogenen Bakterien) erklärt. Die I. dauert z. B. bei der Cholera einige Stunden bis höchstens 3 Tage, bei den Pocken etwa 1214, bei den Masern 814, bei Scharlach 47, bei Röteln 1420 und bei der Hundswut 40 bis 60 Tage (Pasteur). Vgl. Infektionskrankheiten und Mykosen.