Kemény [2]

[832] Kemény, 1) Johann, siebenbürg. Feldherr, Fürst und Schriftsteller, geb. 1607 zu Bükkös in Siebenbürgen, studierte in Karlsburg, war Page am Hofe des Fürsten Gabriel Bethlen, der ihn später mit mehreren wichtigen Missionen betraute. Nach dessen Tode hielt er zu den Rákóczis, hatte Teil am Abschluß des Linzer Friedens und unternahm unter Georg II. einen Feldzug gegen Polen, der ihn in zweijährige Gefangenschaft unter den Krim-Tataren brachte. Nach Georgs Tode wurde er selbst 1660 zum Fürsten von Siebenbürgen gewählt, verbündete sich mit Leopold I., fiel jedoch, da der kaiserliche General Montecuccoli zu spät Hilfe brachte, 24. Jan. 1662 im Kampfe gegen den von den Türken unterstützten Fürsten Apafi. Seine interessante, doch gegen Georg Rákóczi parteiische Autobiographie ist zuerst von Rumy, später im Auftrage der Akademie von Ladislaus Szalay (Pest 1856) herausgegeben worden. Vgl. die Aufsätze von Alex. Márki (Századok 1883) und Demjén (das. 1891).

2) Siegmund, Baron von, ungar. Schriftsteller und Politiker, geb. 1816 in Siebenbürgen, gest. 22. Dez. 1875 auf dem Landgut Pußta-Kamarás in Siebenbürgen, studierte in Zalathna und Nagy-Enyed, lebte dann meist auf seinem Gute. Übernahm 1841 die Leitung des Oppositionsblattes »Erdélyi Hiradó« (»Siebenbürger Bote«), während er gleichzeitig auf dem neueröffneten siebenbürgischen Landtag ein Führer der Opposition wurde. Nachdem er sich durch sein der Regierung wie den Liberalen gegenüber freimütig gehaltenes Werk »Korteskedés és ellenszerei« (»Wahlumtriebe und deren Gegenmittel«, Pest 1842) sowie durch den historischen Roman »Gyulai Pál« (das. 1844–46, 5 Bde.) in weitern Kreisen bekannt gemacht, siedelte er Ende 1848 nach Pest über, wo er Mitredakteur des »Pesti Hirlap« wurde. Nach der Katastrophe von Világos unterwarf er in den Werken: »Forradalom után« (»Nach der Revolution«, Pest 1850) und »Még egy szó a forradalom után« (»Noch ein Wort nach der Revolution«, das. 1851) die ungarische Revolution einer scharfen Kritik. Nach kurzer Hast von den Kriegsgerichten freigesprochen, nahm er seine literarische Tätigkeit im »Pesti Napló« (»Pester Journal«) wieder auf, der das maßgebende politische Organ in Ungarn bis zur Vereinigung des linken Zentrums mit der Deák-Partei blieb. K. veröffentlichte noch die ausgezeichneten biographischen Charakterbilder der beiden Wesselényi und des Grafen Stephan Széchényi (Pest 1850), die Romane: »Férj és nö« (»Mann und Weib«, das. 1852, 2 Bde.); »Ködképek a kedély láthatárán« (»Nebelbilder am Horizont des Gemüts«, das. 1855); »Szerelem és hiúság« (»Liebe und Eitelkeit«, das. 1855); »A rajongók« (»Die Schwärmer«, das. 1859); »Zord idö« (»Wilde Zeit«, das. 1861–62, 4 Bde.) u. a. Seit 1847 war er Ehrenmitglied der ungarischen Akademie und bis 1873 Präsident der Kisfaludy-Gesellschaft. Seine ästhetisch-kritischen Arbeiten sind unter dem Titel: »K. Zsigmond tanulmányai« (»Studien«, Pest 1870) gesammelt erschienen. K. zählt als Publizist wie als Romandichter zu den ungarischen Schriftstellern ersten Ranges.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 10. Leipzig 1907, S. 832.
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