Reusch

[839] Reusch, 1) Franz Heinrich, altkath. Theolog, geb. 4. Dez. 1825 zu Brilon in Westfalen, gest. 3. März 1900 in Bonn, war seit 1849 einige Jahre Kaplan in Köln, habilitierte sich 1854 an der Universität in Bonn und wurde dort 1861 ordentlicher Professor der alttestamentlichen Exegese und Theologie. Seine Nichtanerkennung der vatikanischen Dekrete 1870 hatte seine Exkommunikation zur Folge. In den ersten Jahren der altkatholischen Bewegung (bis 1878) hat er als Pfarrer in Bonn und als Generalvikar des Bischofs auf Versammlungen sowie als Schriftsteller eine eifrige Wirksamkeit für dieselbe entfaltet. Er schrieb: »Das Buch Tobias, übersetzt und erklärt« (Freiburg 1857); »Erklärung des Buches Baruch« (das. 1853); »Lehrbuch der Einleitung in das Alte Testament« (das. 1859, 4. Aufl. 1870); »Bibel und Natur« (das. 1862; 4. Aufl., Bonn 1876); »Luis de Leon und die spanische Inquisition« (Bonn 1873); »Die biblische Schöpfungsgeschichte« (das. 1877); »Der Prozeß Galileis und die Jesuiten« (das. 1879); »Die deutschen Bischöfe und der Aberglaube« (das. 1879); »Der Index der verbotenen Bücher« (das. 1883–85, 2 Bde.); »Beiträge zur Geschichte des Jesuitenordens« (Münch. 1894). 1866–77 gab er das »Theologische Literaturblatt« (Bonn) heraus. Mit Döllinger veröffentlichte er Bellarmins »Selbstbiographie« (Bonn 1887) und die »Geschichte der Moralstreitigkeiten in der römisch-katholischen Kirche seit dem 16. Jahrhundert« (Nördling. 1889, 2 Bde.). Auch gab er »Briefe an Bunsen von römischen Kardinälen und Prälaten etc. aus den Jahren 1818–1837« (Leipz. 1897) heraus. Vgl. L. K. Goetz, Franz Heinrich R. (Gotha 1901).

2) Friedrich, Bildhauer, geb. 5. Sept. 1843 in Siegen, gest. 15. Okt. 1906 in Girgenti (Sizilien), bildete sich auf der Berliner Akademie und später bei Albert Wolff, erhielt den Michael Beerschen Preis zu einer Studienreise nach Italien und führte nach seiner Rückkehr (1874) Kriegerdenkmäler für Siegen (1877) und Bensberg bei Mülheim a. Rh. und eine Marmorgruppe für die Belle-Alliancebrücke in Berlin aus. Ein glücklicher Wurf war der 1880 modellierte, eigenartig erfundene Dämon des Dampfes, der später in Bronze gegossen und im Lichthof der Technischen Hochschule in Charlottenburg aufgestellt wurde. 1881 wurde er als Lehrer an die Kunstakademie in Königsberg berufen, wo er außer zahlreichen Büsten und dekorativen Figuren für öffentliche Gebäude die Denkmäler für den Astronomen Bessel und den Augenarzt Jacobson, das Bronzestandbild des Herzogs Albrecht von Preußen (1891 enthüllt), das kolossale Standbild Kaiser Wilhelms I. im Krönungsornat vor dem Schlosse (1894) und das Standbild des Fürsten Bismarck (1901) schuf. Auch die Reiterdenkmäler Kaiser Wilhelms I. in Siegen (1892), Münster i. W. (1897) und Duisburg (1898) rühren von ihm her. Von seinen Genrebildwerken sind eine den Cerberus besänftigende Psyche, ein Amor mit dem Helme des Mars, der Triumph Amors über Herkules, Tritonenknabe auf einem Delphin hervorzuheben.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 16. Leipzig 1908, S. 839.
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