[656] Scalĭger, 1) Julius Cäsar, Philolog und Arzt, geb. 23. April 1484 in Riva am Gardasee, gest. 21. Okt. 1558 in Agen, hieß eigentlich della Scala, diente zuerst als Page unter Maximilian I., dann (unter Franz von Valois) als Soldat und siedelte 1529 als Arzt nach Agen in Frankreich über. Durch Selbststudium im Besitz einer umfassenden Kenntnis des Altertums, schrieb er außer einigen philosophischen Schriften und einigen Kommentaren zu Werken des Hippokrates, Aristoteles und Theophrast: »De causis linguae latinae« (Lyon 1540, Genf 1580, Heidelb. 1623); »Poetices libri VII« (Lyon 1561 u. ö.) und »Epistolae« (Leid. 1600). Seine »Lettres grecques à Imbert« erschienen Bordeaux 1877. Vgl. A. Magen, Documents sur J. C. S. et sa famille (Agen 1880).
2) Joseph Justus, berühmter Philolog, Sohn des vorigen, geb. in der Nacht vom 4. zum 5. Aug. 1540 in Agen, gest. 21. Jan. 1609 in Leiden, studierte in Bordeaux und Paris (unter Turnèbe) die klassische und die orientalische Literatur, reiste 1565 nach Italien und 1566 nach England und Schottland, studierte 1570 (unter Cujacius) in Valence und bekleidete 1572 bis 1574 eine Professur in Genf. Die folgenden 19 Jahre lebte er an verschiedenen Orten, besonders im südlichen Frankreich; 1593 wurde er, nachdem er zur protestantischen Kirche übergetreten, an Lipsius' Stelle nach Leiden berufen. Er handhabte nicht bloß die höhere und niedere Kritik mit gleicher Virtuosität, sondern schuf auch der Epigraphik und Numismatik, ganz besonders aber der Chronologie festere Grundlagen. In ersterer Beziehung sind hervorzuheben: »Conjectanea in Terentium Varronem de lingua latina« (Par. 1565); »Vergilii Catalecta« (Leid. 1573); »Festus« (Par. 1576); »Catullus, Tibullus, Propertius« (das. 1577); »Manilii Astronomicon« (das. 1579); »Emendationes in Theocritum, Moschum et Bionem« (das. 1588); »Publilius Syrus« (Leid 1598); »Apulejus« (das. 1600); »Caesar« (das. 1606) u.a. Auf dem zweiten Gebiete ist vor allem zu nennen: »De emendatione temporum« (Par. 1583, am besten Genf 1629) und dessen Ergänzung: »Thesaurus temporum, complectens Eusebii Pamphili Chronicon« (Leid. 1606, 2 Bde.; 2. Aufl., Amsterd. 1658); dann die 24 Indices zu der von Gruter besorgten und von S. geleiteten großen Inschriftensammlung (»Thesaurus inscriptionum«, Heidelb. 1602) und die (posthume) Abhandlung: »De re nummaria« (Leid. 1616). Von seiner unglaublichen Vielseitigkeit geben besonders die »Opuscula varia antehac non edita« (von Casaubonus, Par. 1610), ergänzt durch »Scaligerana nusquam antehac edita« (von T. Faber, Groning. 1669 und Utrecht 1670) und die »Epistolae« (Leid. 1627) Zeugnis. Seine »Lettres françaises inédites« gab Ph. Tamizey de Larroque (Par. 1881) heraus. Vgl. Bernays, Joseph Justus S. (Berl. 1855).