[214] Schwimmvögel (Natatores, Palmipĕdes, hierzu Tafeln »Schwimmvögel I-VI«), Ordnung der Vögel, mit langem Hals, kurzem Schnabel, kurzen Beinen und Schwimm- oder Ruderfüßen. In ihrer Nahrung auf das Wasser angewiesen, leben sie doch nicht ausschließlich darin, sondern sind zum großen Teil ausgezeichnete Flieger. Wegen der kurzen, weit nach hinten gerichteten Beine bewegen sie sich auf dem Lande schwerfällig, schwimmen und tauchen dagegen äußerst geschickt. Der Schnabel ist teils hoch und scharf, teils breit und flach, teils zugespitzt; bei einer Familie ist er weich und sehr empfindlich. Die Flügel sind mitunter ganz verkümmert, mitunter sehr lang und spitz. Der Schwanz ist meist kurz. Allen gemeinsam ist eine große Bürzeldrüse zum Einölen des dichten Gefieders, das gegen Nässe geschützt werden muß. Die S. leben meist in Scharen zusammen an den Küsten und auf Binnengewässern und fliegen zum Teil selbst auf offenem Meer. Ihre Brutplätze sind gewöhnlich ebenfalls gemeinsam; die Eier werden in den Boden verscharrt oder in einfache Nester abgelegt. Dem Menschen dienen sie durch ihr Fleisch und die Eier, die Federn (Daunen) und den Kot (Guano). Sie sind bis zum höchsten Norden verbreitet; von den 8 Familien sind 5 kosmopolitisch, die übrigen 3 leben in der nördlichen oder südlichen gemäßigten Zone. Man unterscheidet etwa 80 Gattungen mit über 550 Arten.
1. Familie: Zahn- oder Siebschnäbler (Lamellirostres) zu denen die Gänse (Anserinae, s. Tafel »Schwimmvögel I« Fig. 3, II, Fig. 13), Enten (Anatinae, s. Tafel »Enten«), Schwäne (Cygninae, s. Tafel »Schwimmvögel I«, Fig. 1 u. 2) Tauchenten (Fuligulinae), Säger (Merginae, Tafel II, Fig. 4) u. a. gehören; s. Zahnschnäbler.
2. Familie: Mowen oder Möven (Laridae), ähneln den Tauben oder Schwalben, also mit langen, spitzen Flügeln und oft gabeligem Schwanz; an den Schwimmfüßen bleibt die Hinterzehe frei; Schnabel meist kürzer als der Kopf, Hals kurz. 13 Gattungen mit etwa 130 Arten, kosmopolitisch. Hierher unter andern die Gattungen Möwe (s. d., Larus), Seeschwalbe (s. d., Sterna, Tafel III, Fig. 3) und Wasserschwalbe (s. d., Hydrochelidon).
3. Familie: Sturmvögel (Procellariidae), vom Bau der Möwen, Schnabel tief gefurcht und mit hakiger Spitze, Nasenlöcher zu Röhren verlängert; Hinterzehe fehlt oft. 6 Gattungen mit etwa 100 Arten, kosmopolitisch. Werden auch mit der vorigen Familie häufig zur Ordnung der Seeflieger oder Langflüglera (Longipennes) vereinigt. Hierher unter andern der Albatros (s. d., Diomedea, Tafel III, Fig. 2) und Sturmvogel (s. d., Procellaria, Tafel III, Fig. 1).
4. Familie: Pelikane oder Ruderfüßer (Pelecanidae, Steganopodes), große Vögel mit Ruderfüßen, kleinem Kopf, 6 Gattungen mit gegen 60 Arten, kosmopolitisch. Hierher unter andern Pelikan (Pelecanus, Tafel IV, Fig. 4), Tölpel (Sula), Fregattenvogel (Tachypetes, Tafel IV, Fig. 2), Kormoran (Phalacrocorax, Tafel IV, Fig. 3) und Tropikvogel (Phaëton, Tafel IV, Fig. 1).
5. Familie: Pinguine (Impennes, Spheniscidae, Flossentaucher), mit kleinem Kopf, kurzen, flossenähnlichen Flügeln ohne Schwungfedern, kurzem Schwanz, kurzen, weit nach hinten gestellten Schwimmfüßen und langem, spitzem Schnabel. Fliegen nicht, tauchen aber gut; werden mit den folgenden Familien häufig als Taucher (Urinatores) vereinigt. 3 Gattungen mit etwa 18 Arten, nur in den antarktischen und südlichen gemäßigten Regionen sowie an der Küste von Peru und auf den Galapagos. S. Pinguin (Tafel V, Fig. 3).
6. Familie: Seetaucher (Colymbidae), im allgemeinen der vorigen Familie ähnlich, jedoch mit zum Flug tauglichen, wenn auch kurzen und stumpfen Flügeln. Hierher die Gattungen Colymbus (Tafel V, Fig. 1) und Urinator (Tafel V, Fig. 2) mit über 30 Arten, kosmopolitisch.
7. Familie: Alken (Alcidae), mit kurzen Flügeln, starkem, kurzem Schnabel und kurzem Schwanz; Hinterzehe verkümmert oder nicht vorhanden. 7 Gattungen mit etwa 28 Arten; nur im Norden als Vertreter der Pinguine verbreitet. In historischer[214] Zeit ist ausgestorben die Art Alca impennis (»Geyrfugl« oder Riesenalk). Hierher Alk (s. d., Alca, Tafel VI, Fig. 1 u.2), Larventaucher (Mormon) und Lumme (Uria, Tafel VI, Fig. 3).
Vgl. Flöricke, Die deutschen Schwimm- und Wasservögel (Magdeb. 1898).