Enten

[831] Enten (Anatinae, hierzu Tafel »Enten«), Unterfamilie der Zahnschnäbler aus der Ordnung der Schwimmvögel, sind Vögel mit kurzem Leib, dickem Kopf, mittellangem, auf der Firste gewölbtem, an den Rändern scharf bezahntem Schnabel mit kleinem Nagel, kurzem oder mittellangem Hals, mittelgroßen, schmalen, spitzigen Flügeln, kurzem, breitem Schwanz und weit nach hinten gestellten, niedrigen, bis zur Ferse befiederten Füßen mit großen Schwimmhäuten und schwachen Krallen. Die Männchen tragen ein buntes Hochzeitskleid (s. d.) mit lebhaften Farben und metallisch glänzendem Spiegel. Die E. sind über die ganze Erde verbreitet, jedoch in heißen und gemäßigten Gegenden artenreicher, während in den kalten große Scharen ein und derselben Art leben. Sie bewohnen das Meer und süße Gewässer bis hoch in das Gebirge hinauf, wandern z. T. sehr weit, fallen gegen Mitternacht auf freiem Wasser ein und erheben sich gegen Morgen zu neuem Flug. Sie schwimmen und fliegen gut, laufen aber schlecht und nähren sich von Blättern, Knollen, Sämereien, Insekten, Würmern, Weichtieren, Reptilien, Fischen, auch Aas. Einehigkeit wird nicht streng gehalten; sie vermehren sich stark, nisten gesellig, manche in Höhlen, Klüften, Baumlöchern, auf Bäumen oder auf der Erde, und legen 6–16 Eier, welche die Weibchen in 21–24 Tagen ausbrüten, wobei sie sich gegenseitig um ihre Eier bestehlen. Die Männchen schlagen sich während der Brutzeit zu besondern Schwärmen zusammen. Die E. sind vorsichtig und scheu, lassen sich aber in der Gefangenschaft leicht zähmen. Die Stockente (Wild-, März-, Spiegel-, Stoßente, Anas boschas L., Fig. 5 der Tafel), 63 cm lang, 104 cm breit, hat grünen Kopf und Oberhals, weißes Halsband, braune Vorderbrust, braunen, auf den Schultern weißgrau und[831] schwärzlich gewässerten Oberrücken, graue Oberflügel, prachtvoll blauen, weiß gesäumten Spiegel, schwarzgrünen Unterrücken und Bürzel und grauweiße Unterteile. Die Oberschwanzdeckfedern, deren mittlere sich aufwärts krümmen, sind schwarzgrün; im Herbst ähnelt das Kleid des Enterichs dem des weniger glänzend gefärbten Weibchens. Die Stockente bewohnt Europa, Asien, Nordamerika und Nordafrika, zieht im Winter südlicher, überwintert oft schon in Mitteldeutschland, geht aber meist bis Südeuropa, Abessinien, Indien und Mittelamerika und weilt bei uns von März bis November. Sie lebt namentlich auf bewachsenen Seen und in Brüchern, ist sehr gefräßig, nistet auf Bäumen oder auf der Erde, legt im April 8–16 grauweiße Eier und brütet 24–28 Tage. Ihr Fleisch ist vorzüglich. Besonders im Süden wird sie in großer Menge gefangen. Jung eingefangene Stockenten werden zahm und paaren sich mit der Hausente.

Die Hausente (Anas boschas domestica L.) gleicht im Bau der Wild- oder Stockente, erreicht aber vielfach ein bedeutend höheres Gewicht und zeigt sehr mannigfache Färbung des Gefieders. Seit undenklichen Zeiten zum Haustier geworden, wird sie sowohl ihres Fleisches als ihrer Eier und Federn wegen gehalten. Wenn sie sich auf offenen Gewässern, Seen, Teichen, Flüssen oder Bächen tummeln kann, sucht sie sich größtenteils ihre Nahrung selbst, die aus Gras und Kräutern, Wasserlinsen, Fröschen, Fischen und deren Laich, Insekten, Gewürm, Fleisch, Kartoffeln, Brot und allerhand Haushaltsabfällen sowie Körnern aller Art besteht. Sie ist sehr gefräßig, verschmäht aber keine Nahrung; wenn sie solche nicht hinreichend im Freien findet, so gibt man ihr außer Abfällen gekochte Kartoffeln, Rüben, mit Kleie oder Schrot gemengt, und Körner. Frisches Trinkwasser verlangt sie stets. Die gewöhnliche Hausente kommt in den verschiedensten Farben vor; ist sie mit einer Haube versehen, so nennt man sie Hauben- oder Kaiserente. Zu den schwersten Entenrassen gehört die wildentenfarbige Rouenente, die 3–4, gemästet bis zu 6 kg schwer wird. Ihr steht sehr nahe die Duclairente, schwarz mit weißer Brust. Gleiches Gewicht erreichen die Aylesburyente, weiß mit rosafarbenem Schnabel, und die Pekingente, weiß mit gelblichem Schein, tiefgelbem Schnabel, aufrechter Haltung, sehr schnellwüchsig, ferner die blaugraue Schwedische Ente. Von schwarzer Farbe mit grünlichem Glanz sind die aus Amerika stammenden Entenarten, die Cayuga-Ente und die Labrador- oder Smaragdente, kleiner als die vorigen Arten. Ebenfalls kleiner, aber überaus fruchtbar ist die braun und weiß oder gelb und weiß gescheckte Indische Laufente, die es auf 150 Eier jährlich und darüber bringt, während die andern Entenrassen meist zwischen 60 und 100, selten über 100 legen. In Belgien hält man vorzugsweise die sehr schnell wachsende Merchtem- und die Laplaigne-Ente. Aus Südamerika stammt die Moschus- oder Bisamente (Türkische Ente), die das Schwimmwasser entbehren kann. Auf einen Enterich rechnet man 4–6 E. Die Begattung geschieht am liebsten auf dem Wasser. Das Legen beginnt meist im Februar oder März, bei sehr fruchtbaren Entenrassen früher. Die Brutzeit dauert 26–98, bei den Moschusenten 32–33 Tage. Zur Zucht kann man E. 4–5 Jahre gebrauchen; doch legen manche E. 7–8 Jahre. – Da die meisten Hausenten und vornehmlich die großen Entenrassen selten und unzuverlässig brüten, so gibt man ihre Eier meist Puten oder Hühnern zum Ausbrüten. Sind die jungen E. ausgekrochen, so läßt man sie noch 36–48 Stunden unter der Mutter, ohne zu füttern; dann gibt man geriebenes altes Weißbrot mit feingehacktem Ei, leicht angefeuchtet, auch Quark, vom vierten Tag an mit feingehacktem Grün, wie Brennesseln, Salat, zartem Gras, gemengt und setzt ihnen ein Gefäß mit Wasser zum Trinken hin, läßt sie jedoch nicht auf offenes Wasser, bevor sie drei Wochen alt sind. Zur Reinigung läßt man sie wöchentlich zweimal in warmem Raum, am besten bei Sonnenschein in einem flachen Gefäße mit abgestandenem Wasser eine halbe Stunde baden. Dem Futter mengt man nach einigen Tagen Kleie oder Hafermehl bei und läßt das Ei weg, gibt jedoch häufig kleingehackte Fleischabfälle, Fleisch- oder Fischmehl sowie etwas Kartoffeln, womöglich alles mit saurer Milch angerührt. Mit drei Wochen läßt man sie aufs Wasser, wo sie schnell heranwachsen; wenn kein offenes Wasser vorhanden, müssen sie einen flachen Kübel mit Wasser haben. Sie lassen sich leicht ausziehen und sind wenig zu Krankheiten geneigt; nur müssen sie nach dem Bade stets einen trockenen, womöglich sonnigen Platz finden. Junge E., die von Anfang an mit einem Brei aus Buchweizen-, Gersten-, Mais- oder Haferschrot nebst Kleie, mit saurer Milch angemengt, gefüttert und ohne Schwimmwasser auf engem Raume gehalten werden, sind mit 8–10 Wochen schlachtreif. Ausgewachsene E. sperrt man zur Mast 2–3 Wochen ein und füttert sie mit Gerstenmalz oder mit Hafer und gekochten Kartoffeln. In Frankreich werden sie mit Nudeln aus Buchweizen-, Hafer- oder Maismehl, das mit Milch angemengt wird, gestopft. Das Fleisch junger E. bis zu einem Jahr ist sehr zart und wohlschmeckend, verliert aber mit dem Alter immer mehr. Die Eier sind schwerer und fetter als Hühner eier, aber weniger wohlschmeckend, zu Speisen und Backwerk jedoch vortrefflich zu verwenden. Das Ei wiegt im Durchschnitt 75 g. Über die Verwendung der Federn s. d. Weiteres s. Artikel »Geflügelzucht«.

Die Knäkente (Knärrente, große Krikente, große Trasselente, A. querquedula L.), 38 cm lang, 62 cm breit, ist an Scheitel und Hinterhals schwarzbraun, mit breiten, weißen Augenstreifen, an Stirn, Kopf- und Halsseiten braunrot, weiß gestrichelt, an Kinn und Kehle schwarz, an Mantel, Rücken, Oberbrust braungelb, dunkler gebändert und getüpfelt, an den Seiten weiß, schwarz gewellt, am Steiß rostgelblich, sonst unterseits weiß; Spiegel ist grauschwarz, grünlich glänzend, weiß gesäumt, Schulterfedern sind bläulichschwarz-weiß gesäumt, Schwanzfedern dunkelgrau, weiß gerandet. Sie bewohnt Mitteleuropa und Mittelasien, geht im Winter bis Südeuropa, Innerafrika, Indien, Sundainseln, Molukken, weilt bei uns vom April bis Oktober an denselben Orten wie die Stockente. Sie brütet vom Mai bis Juni, legt 9–12 und mehr bräunlichweiße Eier, hält sich gut in der Gefangenschaft und pflanzt sich auch fort. Die Jungen sind im Herbste sehr fett und schmackhaft. Die kleinste Wildente ist die Krikente (kleine Trasselente, A. crecca L., s. Tafel »Hochzeitskleider I«, Fig. 4), 32 cm lang, 54 cm breit, mit rotbraunem Kopf und Oberhals, blaugrünem, oben und unten weiß eingefaßtem Zügelstreifen, oberseits aschgrau, schwarz quergewellt, unterseits weiß, mit grünem, hinten und vorn weiß eingefaßtem Spiegel, bewohnt den Norden von Europa und Asien, weilt bei uns vom März bis November (in Süd- und Westdeutschland selten), geht im Winter bis Nordostafrika und Indien, erscheint gelegentlich auch im östlichen Nordamerika[832] und in Kalifornien, brütet aber viel seltener (Mai bis Juni) als die vorige in Deutschland (ihr gelblichweißes Ei s. Tafel »Eier II«, Fig. 22). Die Löffelente (Spatelente, Spatula clypeata L.), 50 cm lang, 80 cm breit, hat einen großen, hinten schmalen, vorn sehr erweiterten, stark gewölbten Schnabel; Kopf und Oberhals sind dunkelgrün, Unterhals und die obersten Flügeldeckfedern weiß, die übrigen lichtblau, Unterrücken und Bürzel schwarzgrün, Brust und Bauch kastanienbraun, die metallgrünen Spiegelfedern vorn durch einen breiten, weißen Streifen abgegrenzt. Die Schwingen sind braungrau, die mittlern Steuerfedern braun, weißlich gekantet, die seitlichen mehr und mehr weiß. Sie lebt im nördlichen Europa, Asien, Nordamerika bis zum 70.° nördl. Br., weilt bei uns vom April bis Oktober und geht im Winter bis Senegambien, Somalland, Indien und Mittelamerika. Sie bevorzugt süßes Wasser, lebt aber auch an seichten Küsten, ist sehr zutraulich, besonders nachts tätig, nistet vom Mai bis Juni in Holland und Norddeutschland an der Erde und legt 7–14 rostgelbliche oder grünlichweiße Eier, die sie in 22–23 Tagen ausbrütet. Das Wildbret ist ausgezeichnet. In der Gefangenschaft ist sie schwer zu erhalten. Die Brautente (Wald-, Sommer-, Karolinenente, Lampronessa sponsa Boie, Fig. 1 der Tafel), 45 cm lang, 72 cm breit, ist am Kopfe dunkelgrün, mit goldgrünen Schopffedern und zwei schmalen, weißen Streifen; die Seiten des Oberhalses und der Oberbrust sind kastanienbraun, weiß gefleckt, Kinn, Kehle, ein Band um den Oberhals, um Brustmitte und Bauch weiß, die Flügel und der Schwanz grünpurpurblau, an den Seiten gelblichgrau, sein schwarz gewellt, mit einigen schwarzen und weißen Streifen. Sie bewohnt ganz Nordamerika, geht im Winter bis Westindien und ist bei uns durch die zoologischen Gärten fast vollständig eingebürgert. Sie ist sehr anmutig beweglich, gewandt, bäumt regelmäßig und nistet in Baumlöchern oder Felsklüften. Das Weibchen legt 7–12 weiße Eier, die es in 25–26 Tagen ausbrütet. Das Fleisch soll im Herbst köstlich sein, und es wird ihr daher eifrig nachgestellt. In der Gefangenschaft hält sie sich sehr gut und pflanzt sich auch fort. Die Mandarinenente (L. galericulata Gray) hat außer dem Kopfbusch noch einen sein ichen, mähnenartigen Halskragen und auf dem Rücken zwei aus den verbreiterten, senkrecht gestellten Oberarmschwingen bestehende Fächer. Sie bewohnt China, die Amurländer und Japan, gilt bei den Chinesen als Sinnbild ehelicher Treue und spielt bei Hochzeiten eine große Rolle. Die türkische Ente (Moschus- oder Bisamente, Cairina [Hylonetta] moschata Flem.), 84 cm lang, ist plump, schwerfällig, bräunlichschwarz, auf dem Oberkopf bräunlichgrün, auf dem Rücken und den Flügeln metallgrün, purpurviolett schillernd; die Flügeldeckfedern sind größtenteils weiß, die Unterteile schwärzlichbraun, glanzlos; die großen Fleischwarzen auf den Zügeln sind dunkelrot; der Schnabel ist schwärzlich mit weißbläulicher Querbinde, an der Spitze blaß fleischrot. Sie ist heimisch in Südamerika nördlich von der Platamündung, auch in Mittelamerika. Die alten Peruaner züchteten sie als einziges Hausgeflügel (Nuñuma). Von Peru dürfte die Moschusente (zusammen mit dem Meerschweinchen) über Brasilien und Westafrika nach Guinea und der Berberei und von da nach Spanien und Frankreich gelangt sein. Die erste Beschreibung lieferte Konrad Gesner 1555, und in demselben Jahre wurde die Ente bereits in Paris als kostbarer Braten verkauft. Durch Züchtung hat man weiße, weißscheckige, graublaue und andre Färbungen erhalten. Sie kann auch ohne die Gelegenheit zum Schwimmen recht gut existieren, ist aber streitsüchtig und geht bei uns in harten Wintern leicht zu Grunde. Zur Gattung Höhlenente (Tadorna) gehört die Brandente (Erd-, Fuchs-, Wühlente, Grabgans, Brandgans, Tadorna tadorna L., Fig. 4 der Tafel). Sie ist 63 cm lang, 110 cm breit, mit einem in der Paarungszeit anschwellenden Höcker am Schnabelgrund des Männchens, ist am Kopf und Hals glänzend dunkelgrün; ein Brustfeld, der Mittelrücken, die Flügeldeckfedern, Seiten- und Schwanzfedern sind blendend weiß, ein breites Halsband und einige der Oberarmschwingen zimtrot, die Mittelbrust und der Bauch grauschwarz; der Spiegel ist metallischgrün. Sie bewohnt die Küsten Europas bis 70° nördl. Br., die Gestade des Kaspischen Meeres und die Mongolei, weilt bei uns von März bis Oktober, erscheint auf dem Zuge vereinzelt im Binnenland und geht im Winter bis Nordafrika und Nordindien. Hauptsächlich nährt sie sich von Pflanzenstoffen, frißt aber auch Fische, Weich- und Kerbtiere. Sie brütet in Höhlen und bewohnt bisweilen denselben Bau mit dem Fuchs, der sich nicht leicht an dem überaus mutigen Vogel vergreift; auf Sylt und andern Inseln legt man künstliche Bauten für die Brandente an und raubt die Nester aus. Sie läßt sich dadurch nicht stören und legt im Mai 20–30 große weiße Eier, während das normale Gelege aus 7–12 Eiern besteht. Nach vollendetem Brutgeschäft, das 26 Tage währt, sammelt man auch die Daunen, die den Eiderdaunen an Güte nahestehen. Das Fleisch der Brandente riecht und schmeckt widerlich. In der Gefangenschaft pflanzt sie sich nicht leicht fort. Die Fuchsente (Rostgans, Rostente, Casarca casarca L. Fig. 6 der Tafel) ist hoch rostrot, an den Wangen gelbweiß, am Hals rostgelb; die obern und untern Flügeldeckfedern sind weiß, die Spiegelfedern stahlgrün, der Bürzel, die obern Schwanzdeckfedern, die Schwingen und Steuerfedern schwarz. Sie wird 64 cm lang, bewohnt Südeuropa, Nordafrika, Südwestasien und Mittelasien bis Japan, streicht im Winter bis Aden und Indien und wurde wiederholt in Deutschland beobachtet. Größtenteils lebt sie von Pflanzenstoffen, brütet in Höhlen und legt 4–6 weiße Eier. In der Gefangenschaft pflanzt sie sich regelmäßig fort. Baumenten (Dendrocygna Sws.). mit mittellangem Hals, zierlichem Kopf, etwas schmächtigem Schnabel und hohen Beinen. Die Witwen- oder Nonnenente (D. viduata Gould, Fig. 2 der Tafel) ist im Gesicht weiß, am Hinterkopf und Hinterhals schwarz, an der Oberbrust rotbraun, an der Brustseite und auf dem Rücken dunkel gewellt und gefleckt, an den Seiten des Leibes grauweiß, schwarzbraun gestreift, an den Unterteilen von der Brust an schwarz. Der Schnabel ist schwarz, die Füße sind bleifarbig. Sie wird 46 cm lang, bewohnt in großen Scharen Südamerika und Mittelafrika und gehört zu den gewöhnlichsten Haustieren der Indianer.

Zur Gattung Nyroca L. gehört die Tafelente (Rotmoor-, Rothals-, Rotkopfente, Quellje, Brandente, N. ferina L.). 55 cm lang, 78 cm breit, am Kopf und Vorderhals braunrot, auf der Vorderbrust schwarz, auf dem Rücken aschgrau, auf den Flügeln grau, auf dem Spiegel hell aschgrau, unterseits grauweiß; der Schnabel ist schwarz mit blauer, beim Männchen mit lichtgrauer Querbinde, der Fuß bleigrau. Sie bewohnt die nördliche gemäßigte Zone, kommt ziemlich häufig im März oder April zu uns und zieht im Oktober ab, überwintert aber an den [833] Küsten zahlreich, seltener im Binnenlande. Sie brütet in der zweiten Hälfte des Mai bis Anfang Juli. Die Schellente (Klang-, Hohlente, Quaker, Schreier, Knobbe, N. clangula L.), 50 cm lang, 75 cm breit, am Kopf und Oberhals schwarzgrün, jederseits an der Schnabelwurzel mit weißem Fleck, auf Rücken und Schultern schwarz, am Hals und Unterseite weiß. Der Schnabel ist schwarz, der Fuß rotgelb mit schwarzer Schwimmhaut. Sie bewohnt Nordeuropa und Nordasien, erscheint bei uns auf dem Zuge März bis April und Oktober bis November, brütet aber auch an der Ostseeküste im Mai und Juni.

Selten erscheinen bei uns die Scheckente (Cosmonetta Stelleri Pall.), die den hohen Norden beider Erdhälften bewohnt und noch im nördlichen Norwegen und Lappland brütet, und die Kragenente (Harlekinsente, C. histrionica L.), von gleicher Verbreitung. Eiderente s. d.

E. werden sehr häufig auf Teichen als Ziervögel gehalten. Man macht sie flugunfähig, indem man nach jeder Mauser die großen Federn eines Flügels abschneidet oder ein für allemal an einem kühlen Frühlings- oder Herbsttag den untern Teil des Flügels, der die Handschwingen tragt, mit einer starken, scharfen Rasenschere amputiert. Am besten geschieht di es, während die Tiere noch ihr Daunenkleid haben, vor Beginn des Federwechsels. Als Futter gibt man den Wildenten Gerste, Garneelenschrot und Grünzeug; die domestizierten Arten erhalten Mischfutter aus Kartoffeln mit Kleie etc. Auch im Winter bleiben die E. im Freien, man muß nur dafür sorgen, daß sie stets eine kleine offene Stelle im Wasser haben.

Die Jagd auf Wildenten wird betrieben: 1) Auf dem Einfall und zwar von Mitte Juli ab, wenn die jungen E. flugbar gew orden sind, abends an Brüchern, die sie der Nahrung wegen aufsuchen, und morgens im Röhricht größerer Seen, wo die E. einfallen, um dort den Tag über zu bleiben; endlich abends im Winter bei strengem Frost an offenen Stellen der Brücher und fließender Gewässer. 2) Auf dem Anstand mit der Lockente, einer zahmen Ente, die das graue Gefieder des Weibchens der Märzente hat. Sie wird an solche Stellen gebracht, wo Wildenten gern einfallen, und durch Ziehen an einer an ihrem Fuß (Ruder) befestigten Schnur zum Quaken und Flattern veranlaßt. Der gut gedeckt stehende Jäger kann die hierdurch herbeigelockten E. bequem erlegen. 3) Durch Ankellen auf ausgedehnten freien Wasserflächen nach Abgang des Eises. In einem kleinen Kahn wird vorn ein Busch (Wisch) ausgerichtet, hinter dem der Jäger gedeckt liegt. Im hintern Teile liegt der Fährmann und rudert mit einer kleinen Kelle langsam und geräuschlos auf die oft in großen Schoofen (Gesellschaften) beisammenliegenden E. zu, die den Kahn für auf dem Wasser schwimmendes Strauchwerk halten und ihn deshalb meist bis auf Schußweite herankommen lassen. Bei dieser Jagd gelingt es oft, seltene, hochnordische E. zu erlegen. 4) Durch die Suche mit dem Hund entweder zu Fuß oder zu Kahn, Anfang Juli, wenn die jungen E. flugbar werden, auf überschwemmten Wiesen und im Röhricht von Flüssen und Seen. Am besten vereinigen sich hierzu zwei Jäger, von denen der eine an der Landseite geht, der andre an der Wasserseite des Röhrichts auf einem Kahne fährt, während zwischen beiden die Hunde suchen. 5) Durch Treiben auf junge E. und Mausererpel. Eine aus Treibern, Jägern und Hunden gebildete Treibwehr geht das Röhricht ab und drängt die darin liegenden E. auf die an freien Wasserstellen oder an durchgehauenen Schneisen aufgestellten Schützen zu. – Nach dem Wildschongesetz für Preußen dauert die Schießzeit von Anfang Juli bis Ende März, doch kann die Schonzeit für einzelne Landstriche durch die Bezirksregierungen aufgehoben werden. Wo E. massenhaft vorkommen (Sylt, Föhr, Amrum), werden sie in Vogelkojen gefangen. Diese liegen stets hinter einem Seedeich, sind mit hohem, dichtem Gebüsch bewachsen und haben in der Mitte einen Süßwasserteich von 60–80 Ar, der von einem hohen Wall umgeben ist, und von dem vier gebogene, 20 m lange Kanäle (Pfeifen) nach den vier Himmelsrichtungen verlaufen. Die Pfeifen werden allmählich sei chter und sind mit einem Netz überspannt. Gezähmte Wildenten locken die wilden (hauptsächlich A. crecca) an und in die Pfeifen hinein. Hier werden sie vom Kojenmann weiter und zuletzt in einen Netzsack getrieben. Der Fang dauert von August bis in den Dezember. Man fing 1784 in nur einer Koje 67,000 E., dagegen 1887 in 11 Kojen nur noch 56,000 E. Vgl. Maar, Illustriertes Musterentenbuch (Hamb. 1891).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 5. Leipzig 1906, S. 831-834.
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