Spayn

[645] Spayn, 1) Peter, deutscher Politiker, geb. 22. Mai 1846 zu Winkel im Rheingau, studierte die Rechte, trat 1874 in den preußischen Staatsjustizdienst, wurde, zuletzt Kammergerichtsrat in Berlin, 1898 Reichsgerichtsrat und 1905 Oberlandesgerichtspräsident in Kiel. 1882–88 und wieder seit 1891 Mitglied des preußischen Abgeordnetenhauses und seit 1884 des Reichstags, dessen zweiter Vizepräsident er 1895–98 war, gehört er zu den einflußreichsten Gliedern der Zentrumspartei und ist dritter Vorsitzender der Zentrumsfraktion des Reichstags. Als Vorsitzender der Reichstagskommission, die 1895–96 den Entwurf des Bürgerlichen Gesetzbuches beriet, erwarb er sich um dessen Annahme im Reichstag große Verdienste.

2) Martin, deutscher Geschichtsforscher, Sohn des vorigen, geb. 7. März 1875 in Marienburg (Westpreußen), studierte, namentlich in Berlin, 1892 bis 1895 Geschichte, war bis 1898 als Mitarbeiter an der Herausgabe der »Urkunden und Aktenstücke zur Geschichte des Kurfürsten Friedrich Wilhelm von Brandenburg« tätig, habilitierte sich 1898 in Berlin, war 1899–1900 nach Rom beurlaubt, wurde 1901 außerordentlicher Professor der neuern Geschichte in Bonn und Ende d. J. ordentlicher Professor in Straßburg. Er schrieb: »Verfassungs- und Wirtschaftsgeschichte des Herzogtums Pommern 1478–1625« (Leipz. 1896); »Johannes Cochläus« (Berl. 1898); »Philipp Veit« (Bd. 51 der »Künstler-Monographie«, Bielef. 1901); »Der Große Kurfürst« (Mainz 1902); »Leo XIII.« (das. 1905); »Ernst Lieber als Parlamentarier« (Gotha 1906); »Das deutsche Zentrum« (Münch. 1907).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 18. Leipzig 1909, S. 645.
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