[88] Vermont (spr. wermónnt, abgekürzt Verm. oder Vt.), einer der Vereinigten Staaten von Nordamerika, der Neuenglandgruppe zurechnend (s. Karte »Vereinigte Staaten«, östliches Blatt), gegen N. von Kanada, gegen O. von New Hampshire, gegen S. von Massachusetts, gegen W. von New York begrenzt, ist 24,770 qkm groß, mit (1900) 343,641 Einw. Der Staat wird seiner ganzen Länge nach durchzogen von den Green Mountains (s. d.), von denen er seinen französischen Namen hat; an der Ostgrenze fließt der Connecticut, an der Westgrenze liegt der Champlainsee, der dem Staate größtenteils angehört und durch einen Kanal mit dem Hudson verbunden ist. Das Klima gilt für gesund trotz der erdrückenden Hitze im Sommer und trotz der strengen Winter. Die mittlere Jahrestemperatur beträgt in Northfield 5,1°, die Julitemperatur 18,4°, die Januartemperatur -9,2°. Die Zahl der Bewohner betrug 1850: 314, 120,1890: 332,422,1900: 343,641, darunter 175,138 männliche, 168,503 weibliche, 826 Neger, 39 Chinesen, 5 Indianer, 44,747 im Auslande (nur 882 in Deutschland) Geborne. Die öffentlichen Schulen wurden 1905 von 48,352 Kindern besucht (66,721 waren schulpflichtig), die 3 Colleges mit 89 Dozenten von 778 Studierenden, darunter das für Frauen in Montpellier und die Staatsuniversität in Burlington. Es erscheinen 73 Zeitungen. Der Staat unterhält eine Irren-, eine Taubstummen-, eine Besserungsanstalt und ein Waisenhaus. Landwirtschaft beschäftigt 40, die Industrie 27 Proz. der Bevölkerung. Die vorhandenen 33,104 Farmen umschlossen 1900: 850,000 Hektar Kulturland, davon waren angebaut mit Hafer 29,000 Hektar (2,742,140 Bushels Ertrag), Mais 24,000 Hektar (2,322,450 Bushels), Buchweizen 4000 Hektar (196,010 Bushels), Kartoffeln[88] 11,300 Hektar (3,547,829 Bushels), kleinere Flächen mit Weizen, Roggen, Gerste, Tabak, Hopfen. Besser als zum Ackerbau eignet sich das Land zur Viehzucht, die 1900: 105,896 Pferde, 510,341 Rinder, 297,521 Schafe und 100,510 Schweine aufwies. Sehr bedeutend ist die Milchwirtschaft (Käse und Butter), auch wird viel Vieh, auf dessen Veredelung man große Sorgfalt verwendet, ausgeführt. Die Wälder liefern vorzügliches Bauholz und jährlich über 5 Mill. kg Ahornzucker. Das meist den paläozoischen Formationen angehörende Gebiet enthält viele nutzbare Mineralien; 1902 wurden gewonnen Marmor (Rutland, Sutherland, Falls u. a.) für 2,6 Mill., Granit für 1,6 Mill., Schiefer für 1,5 Mill., Kalk für 225,000 Doll., während die Gewinnung von Kupfer, Gold, Silber, Eisen und Mangan unwesentlich ist. Die Industrie, weniger bedeutend als in den übrigen Neuenglandstaaten, erzeugte 1905 in 1699 Betrieben mit 33,106 Arbeitern Waren im Werte von 63,083,611 Doll. Am wichtigsten sind die Sägemühlen, Getreidemühlen, Wollfabriken, Fabriken für Herstellung von Wagen (zum Wiegen), Lederfabriken und Steinmetzwerkstätten. Die Eisenbahnen hatten 1906 eine Länge von 1700 km, und der Staat besaß 1900: 24 Seeschiffe von 3896 Ton. Gehalt. Der Gouverneur, die 30 Senatoren und die 215 Abgeordneten zum Gesetzgebenden Körper werden vom Volk auf zwei Jahre gewählt, in den Kongreß der Union entsendet V. zwei Senatoren und zwei Repräsentanten; bei der Präsidentenwahl hat es vier Stimmen. Das steuerbare Eigentum betrug 1905: 187,931,820, die Staatsschuld nur 362,946, die Schulden der Gemeinden und Grafschaften 4,853,828 Doll. Eingeteilt wird der Staat in 14 Grafschaften; Hauptstadt ist Montpellier, doch sind neun andre Städte (Burlington, Rutland u. a.) volkreicher. Die erste Ansiedelung in V., das 1609 von den Franzosen Champlain u. a. entdeckt, dann aber ein Jahrhundert lang verlassen war, wurde 1724 an Stelle der jetzigen Stadt Brattleboro' von Massachusetts aus gegründet. Von 174164 stritten sich New Hampshire und New York um den Besitz des Landes. Das britische Parlament erkannte 1764 die Ansprüche New Yorks an; aber die Ansiedler erklärten sich 1770 für unabhängig, und New York willigte endlich 1790 in diese Unabhängigkeit gegen Zahlung von 30,000 Doll. Am 4. März 1791 trat V. als souveräner Staat in die Union ein. Vgl. Conant, V., geography, history, etc. (Rutland 1890); Robinson, V., a study of independence (Boston 1892); Collins, A history of V. (das. 1903).