[940] Zinkoxyd ZnO findet sich in der Natur als Rotzinkerz und mit Eisenoxyd verbunden als Franklinit, entsteht beim Erhitzen von Zink an der Luft und beim Erhitzen von kohlensaurem Zink oder Zinkhydroxyd. Es tritt daher beim Schmelzen von Messing, an der [940] Gicht von Eisenhochöfen, beim Verschmelzen zinkischer Blei- und Kupfererze (als Ofenbruch) und bei der Gewinnung des Zinks aus seinen Erzen auf. Man erhält es als ein wolliges Pulver, wenn man Zink in einem im Windofen schräg liegenden hessischen Tiegel so stark erhitzt, daß es sich entzündet und verbrennt (Zinkblumen, Flores Zinci, Lana philosophica). Auf nassem Wege bereitet man Z. durch Lösen von Zink in verdünnter Schwefelsäure (vgl. Zinkchlorid) und Eingießen der Lösung in überschüssige siedende Lösung von kohlensaurem Natron, Auswaschen des kohlensauren Zinks, Trocknen und Erhitzen desselben bis zur Austreibung der Kohlensäure. Z. bildet ein farbloses oder schwach gelbliches, geruch- und geschmackloses Pulver vom spez. Gew. 5,42, wird beim Erhitzen zitronengelb und leuchtet vor dem Lötrohr mit blendendem Licht und nach dem Glühen auch noch einige Zeit im Dunkeln. Im Ofenbruch findet es sich in hexagonalen Prismen, auch erhält man es kristallisiert (spez. Gew. 5,78) durch Erhitzen von Zinksulfat mit Natriumsulfat. Es schmilzt bei Weißglut, löst sich kaum in Wasser, leicht in Säuren, auch in Kali, Ammoniak und kohlensaurem Ammoniak, zieht an der Luft Kohlensäure an, wird durch Schwefelwasserstoff nicht geschwärzt und in hoher Temperatur durch Kohle, Kohlenoxyd, nicht durch Wasserstoff reduziert. Man benutzt es als Arzneimittel bei Epilepsie, Eklampsie, Veitstanz, äußerlich als Pulver, Salbe (Zinksalbe) und Pflaster bei Geschwüren, Ekzemen, Hautabschürfungen, Wundsein etc.
Zur Darstellung von Z. (Zinkweiß) im großen erhitzt man Zink in Tonretorten, Muffeln oder Tiegeln, oxydiert den austretenden Zinkdampf durch einen erhitzten Luftstrom und fängt das gebildete Z. in Kondensationsräumen auf. Geröstete Erze (im wesentlichen Z.) bringt man, mit Kohle gemengt, auf dem Rost eines Ofens, der mit Koks beschickt ist, zum Glühen, so daß das Z. reduziert wird, und führt, sobald sich Zinkdämpfe entwickeln, unter den Rost, der durch Türen von der Atmosphäre hermetisch abgeschlossen ist, einen Luftstrom. Dieser verbrennt das Zink zu Z., das man in Kondensationskammern leitet. Das erste Z. ist durch Kohleteilchen grau (Zinkgrau), dann aber folgt reines Z., das in andre Kondensationsapparate geführt wird. Man benutzt Zinkweiß als weiße Anstrichfarbe. Es deckt weniger gut als Bleiweiß, so daß, um gleichen Effekt zu erzielen, ein ein- bis zweimaliger Anstrich von Z. mehr gegeben werden muß als von Bleiweiß; indes decken 2 Teile Zinkweiß, mit gut präpariertem Leinöl zusammengerieben, eine ebenso große Fläche wie 2,5 Teile Bleiweiß. Die Darstellung von Zinkweiß ist weniger bedenklich für die Arbeiter, der Anstrich hält sich ebenso lange wie der Bleiweißanstrich und wird durch Schwefelwasserstoff nicht geschwärzt, wenn der Firnis nicht mit Bleiglätte bereitet wurde. Außerdem dient Zinkweiß zur Darstellung von Zinksalzen, zum Ornamentieren von Tonwaren unter der Glasur, zu Kitten (mit Chlorzink), zur Darstellung von Glas, künstlichem Meerschaum, hämmerbarem Gußeisen, Ätzbaryt und Schwefelbaryum, Sauerstoff, Rinmanns Grün und andern Farben, zum Polieren optischer Gläser, mit Chlorzink zu Kitten etc.
Zinkhydroxyd (Zinkoxydhydrat) Zn(OH)2 wird aus Zinksalzen durch Kalilauge gallertartig gefällt, kristallisiert aus der Lösung von Zinkoxyd in Kalilauge in verschlossenen Gefäßen, ist farblos, unlöslich in Wasser, leicht löslich in den meisten Säuren, mit denen es die Zinksalze bildet, aber auch löslich in den Hydroxyden der Alkali- und Erdalkalimetalle, denen gegenüber es die Rolle einer Säure spielt und Zinksäuresalze (Zinkate) bildet. Es absorbiert Kohlensäure und zerfällt beim Erhitzen leicht in Z. und Wasser. Ofenbruch war schon den Alten bekannt, und das neben demselben auftretende pulverförmige Z. wurde als Pompholyx, Narcoticum frigidum, Opium minerale, Tutia alexandrina, wegen seiner Ähnlichkeit mit Schneeflocken auch Nix alba genannt. Daraus entstand dann später der Name Nihilum album, weißes Nichts (Augennichts). 1783 zeigte Guyton de Morveau die Vorzüge des Zinkweiß vor dem Bleiweiß, und 1786 wurde es von Courtois im großen dargestellt. Erheblichere Bedeutung erlangte es aber erst seit 1844 durch Leclaire in Paris, der es hinreichend billig darstellte.