Birnbaum [1]

[815] Birnbaum (Pyrus communis L.), im ursprünglich wilden Zustand als Pyrus pyraster, meist mit Dornen versehen u. mit grauer, im Alter rissiger Rinde überzogen. Cultivirt (edler B.), strauch- u. baumartig, wenige bis 50, einzelne sogar 100 Fuß hoch, wächst etwa 100 Jahre lang, hat elliptische od. eirunde, kurz zugespitzte, selten abgerundete, gesägte Blätter, die oben dunkel, unten hellgrün, beiderseits glatt, glänzend, nur in der Jugend unten etwas behaart, mit langem, röthlichem, rinnenförmigem Stiele u. borstenförmigen Nebenblättern, in sechs- bis zwölfblüthigen Doldentrauben stehende, langgestielte Blüthen, mit weißen, röthlich überlaufenen Blumenblättern, einem eiförmig kreiseligen Kelch mit 5 lanzettlichen, zugespitzten, am Rande drüsigen Saumlappen, u. die Frucht ist eine Apfelfrucht (Kernfrucht), die am Grunde allmälig in den Stiel übergeht u. oben nicht vertieft (nicht genabelt) ist. Blüthezeit April bis Mai; Fruchtreife im Herbst. Durch Vermischung des Samenstaubs u. durch Oculiren sind seine Früchte auf mehr als 1300 Arten (s. Birne) gebracht. Der B. liebt sonnige freie Orte; die jungen Pflänzchen werden in einer Art Baumschule bis zur gehörigen Größe zum Versetzen gezogen. Man benutzt das Birnbaumhol, das, bes. von wilden Stämmen (das veredelte ist geringer), wegen seiner Dauer, Annahme[815] einer herrlichen Politur, u. schönen Maserzeichnungen vorzüglich vom Tischler verarbeitet u. auch zu künstlichem Ebenholze verbraucht wird (nur muß es ausgetrocknet u. von Fäulniß nicht angegangen sein); seltener zu Bau- u. Brennholz; die Hitzkraft zu der von Buchenholz – 837: 1000. Auch als Bauholz kann man es an trockenen Stellen benutzen. Wilde Birnen dienen zum Futter für Hausvieh u. Wildpret, u. sind allenfalls genießbar. Junge Bäume zum Cultiviren werden aus Kernen edler Arten gezogen, die aufgegangenen Stämmchen im 2. Jahre versetzt u. durch Pfropfen etc. veredelt. Man zieht sie für den Topf (Obstorangerie) od. für den Garten. Der wilde sowohl. als der edle B. haben an Holzkäfern u.a. Insecten viele Feinde; der edle leidet noch insbesondere von mancherlei Krankheiten, als Bleichsucht (oft von der zu starken Rinde), Entzündung, Brand etc., woran theils die Witterung, theils organische Fehler Schuld sind. Vor jener schützt man die B. wenigstens einigermaßen durch einen guten Stand, den man ihnen bei der Anpflanzung gibt; das letzte wird durch Abkratzen, Ubertünchen der Rinde u. dgl. verbessert. Über das eigentliche Vaterland des B-s ist nichts Sicheres bekannt; die Meisten behaupten, es sei Ägypten, Syrien u. überhaupt Kleinasien, u. er von da, durch die Griechen u. Römer, nach Europa gekommen; wahrscheinlich allenthalben in Europa heimisch, wenigstens gab es bei Argos in Griechenland sonst viele wilde B-e, welche der Here heilig waren, aus dem Holze wurden Bilder der Göttin geschnitzt; jetzt kommen keine wilden mehr in Griechenland vor.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 2. Altenburg 1857, S. 815-816.
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