[294] Comes (lat.), Gesellschafter, Begleiter; daher in der Mehrzahl Comĭtes, das Gefolge od. die Umgebung der römischen Kaiser, bes. seit Hadrian, aus deren Zahl dieselben, bes. am Byzantinischen Hofe, allerhand Hofstellen, Statthalterschaften in den Provinzen, Landes- u. Stadtämter besetzten. Daher wurde die Benennung C. bald ein Ehren- u. Amtsname, u. die Comites wurden nicht mehr nach den Kaisern (z.B. C. Trajani), sondern nach den Provinzen od. ihren Ämtern unterschieden. Die Comites im Cabinet des Kaisers od. am Hofe waren dem Range nach in C. primi, secundi u. tertii ordinis getheilt. I. Im römischen Reiche kommen bes. folgende Comites vor: A) als Gouverneure von Provinzen (C. provinciae); Befehlshaber der Grenzfestungen (C. limitis), als von Ägypten (C. Aegypti u. C. limitis Aegyptii), in Afrika (C. Africae), im Orient (C. Orientis), in Italien (C. Italiae), die römischen Befehlshaber in den Häfen Ostia u. Ravenna (Comites portuum), im römischen Britannien (C. litoris per Britannias etc. B) Nach ihren Ämtern, welche Stellen bes. am orientalischen Hofe in Byzanz sehr vermehrt wurden; u. zwar a) in Militärämtern, oberster Anführer im Allgemeinen C. militiae, so v. w. Tribunus militum; C. numeri, Anführer einer Cohorte, der Haustruppen (C. domesticorum), der kaiserlichen Leibwache (C. excubitorum), Oberster der kaiserlichen Hauptwache im Dienst (C. praesenti), der fremden Soldtruppen des Kaisers (C. foederatorum), der Pikenträger (C. contariorum), der Bogenschützen (C. sagittariorum), der Schlachtschwertträger (C. spathariorum), der schwerbewaffneten Reiterei (C. cataphractarius) etc.; b) im Civildienst u. zwar: aa) im besonderen kaiserlichen Dienste, z.B.: oberster Leibarzt (C. archiatrorum sacri palatii); Oberstallmeister (C. stabuli od. C. equorum regiorum); Ceremonienmeister (C. solenniorum); der Aufseher der bei Tafel Aufwartenden (C. castrensis); der Reiseschatzmeister (C. largitionum); Reisemarschall mit Aufsicht über die ganze Reisedienerschaft (C. obsequii); Vorsitzender in dem Bureau, welches dafür sorgte, daß dem Kaiser auf dem Marsch nichts fehlte (C. dispositionum); Aufseher über das Gold- u. Silbergeschirr (C. auri), Oberaufseher über die Garderobe (C. sacrae vestis), über das Linnenzeug (C. vestis linteae, C. vestiarius) u. v. a.; Verwalter der kaiserlichen Chatoulle (C. largitionum privatarum od. C. rei privatae); Aufseher über die kaiserlichen Domänen (C. dominicae rei, in Kappadocien, C. domorum), über die kaiserlichen Gebäude u. Besitzungen (C. domorum od. domus divae), über die kaiserlichen Fruchtmagazine (C. horreorum); Obereinnehmer der kaiserlichen Einkünfte aus den Bergwerken (C. metallorum); Verwalter der kaiserlichen Erb- u. Pachtgüter (C. patrimonii); Schatzmeister in den Provinzen (C. thesaurorum), z.B. der in Gallien (C. gallicanus), von Italien (C. italicianus). bb) In hohen Staatsämtern: Staatsminister (C. officiorum, s. u. Magister officiorum); Staatsschatzmeister (C. sacrarum, C. largitionum sacrarum, C. remunerationum sacrarum, s. u. Largitio); geheimer Rath (C. consistorianeus od. C. consistorii), u. zwar geheimer Rath der 1. Klasse (C. c. primae comitivae), theils mit Sitz u. Stimme im Geheimrathscollegium (Consistorium); diese zerfielen wieder in Comites ordinis primi in consistorio u. Comites ord. pr. intra consistorium; die letzteren wohnten den wichtigsten Vorfällen, z.B. Audienzen, bei; theils nur mit Sitz ohne Stimme. cc) In Polizeiämtern: z.B. die Aufseher gegen Zolldefraudationen, Einschmuggelung verbotener Waaren etc. (C. commerciorum), über Anschaffung u. Preis des Getreides in Byzanz (C. annonae), über Küsten, Häfen, Seeangelegenheiten etc. (C. maritimae rei), über Maß u. Gewicht (C. siliquaticorum). dd) In öffentlichen Bauämtern, z.B. Aufseher über die Wasserbauten in Rom (C. riparum et alvei), über die Wasserleitungen (C. formarum) etc. II. Von dem römischen Hofe ging der Name C. auf die Germanen über, wo der C. den deutschen Namen Graf vertrat (während Dux für Herzog stand); so hieß der Landgraf C. provinciae, der Markgraf C. marcarum, der Gaugraf C. pagi (einzelne C. aquarum [C. aquaticus], der Graf von Westfriesland, von Seeland), der Pfalzgraf C. palatinus (C. palatii lateranensis, C. a latere, in Ungarn u. Kroatien C. curiae), der Schloßgraf C. regalis, bei den Franken Inhaber eines königlichen Schlosses od. Lehngutes; der Rauh- od. Wildgraf C. hirsutus (C. pilosus, C. silvester); am Hofe z.B. der Erzschenke C. scanclarum bei den deutschen Kaisern; Hofmarschall C. marescallus in England; erster Kammerherr C. cubiculi, C. cubiculariorum am gothischen Hofe, ebenda der oberste der königlichen Secretäre C. notariorum, der Oberstallmeister C. stabuli bei den Franken mit Armeecommando (s. Connetable); Vorsteher der Hofschule C. scholae; bloßer Titel war C. legum im Mittelalter für einen Professor des Rechtes; 2) so v. w. Lectionarium; 3) (Mus.), die ähnliche Wiederholung des Hauptsatzes der Fuge in einer anderen Stimme.