Dattelpalme

[758] Dattelpalme (Phoenix dactylifera), Art der Gattung Phoenix (s.d.), eine schöne Palme von etwa 30–60 Fuß Höhe u. 6–9 Fuß Umfang, mit brauner, höckeriger, rauher Oberfläche u. einer Blätterkrone, die aus etwa 40–80 dichtstehenden, zuweilen an 10 Fuß langen, gefiederten Blättern besteht, mit zusammengedrückten, hinten abgerundeten Blattstielen u. lineallanzettlichen Fiederblättchen, die unteren jedoch mehr dreiseitig u. stehend. Aus den Blattachseln entwickeln sich die großen, ästigen Blüthenkolben, die von einer lederartigen, bräunlichen, zart wolligen, später abfallenden Blattscheide umgeben sind. Die männliche Palme hat etwa 6–8 Kolben, jeder mit etwa 200 Ästen, u. an 12,000 gelblichweiße Blüthen; die weibliche Palme hat weniger zahlreiche Blüthen; ein Kolben bringt dennoch zuweilen gegen 100 Früchte (Datteln, s.d.); diese Palme ist in Westasien u. Nordafrika zu Hause, wird aber jetzt in vielen Tropengegenden u. Südeuropa angepflanzt, wiewohl die Früchte nicht überall zur Reise gelangen; ein trockenes u. heißes Klima sagt ihr am meisten zu. Südlich vom Senegal u. fast auf der ganzen südlichen Halbkugel kommt sie nicht vor; in der alten Welt scheint sie am besten zwischen den Parallelkreisen von 29° u. 35° nördl. Breite zu gedeihen, wo eine mittlere Temperatur von 23°–21° C. herrscht. Die Grenze des Reisens der Dattel schneidet die südlichen Provinzen von Portugal, die Umgebungen von Valencia (39°[758] nördl. Br.), die nördliche Küste von Afrika (37°), den südlichen Theil von Sicilien (37°–38°), die Insel Corfu (391/2°), Syrien u. Mesopotamien (34°–35°), das südliche Persien u. Beludschistan (29°–30°) u. die Ufer des Indus (32°–33°) ab. Da die Dattel vom Februar bis Herbst reist, so muß die mittlere Temperatur von neun Monaten auf dieser Linie ziemlich gleichförmig sein, u. die Wintertemperatur kann kaum einen Einfluß ausüben. Da, wo die D. nur ihrer Blätter wegen gezogen wird, aber die Früchte nicht zur Reise kommen, reicht sie bis zum 41° nördl. Br. In Frankreich u. Italien zieht sie sich von Hyères bis Genua hin, wo sie bes. bei Bordighierra die Bewunderung der Reisenden erregt; in Griechenland findet man sie bei Athen, in Kleinasien bei Smyrna; am Ätna wächst sie noch in einer Höhe von 1700 Fuß über der Meeresfläche. Die D. gelangt in 30 Jahren zu ihrer Vollkommenheit u. in jedem der folgenden 70 Jahre trägt sie 15–20 Kolben, jeder zu 15 bis 20 Pfd.; von da an nimmt ihre Ertragsfähigkeit wieder ab. Der Saft des Stammes gibt Palmenwein, das weiche Mark am Gipfel des Stammes, sowie die Knospe, gibt Palmenkohl, auch die unentwickelten Blüthenkolben geben eine leckere Speise. Die Benutzung des Stammes etc. zu Balken, Flechtwerk, Wedeln, Seilen etc. hat die D. mit den meisten anderen Palmen gemein.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 4. Altenburg 1858, S. 758-759.
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