Faschinen

[126] Faschinen, 3–18 Fuß lange u. 6–12 Zoll im Durchmesser starke Bunde aus Strauchwerk, welche durch, in gewissen Abständen von einander umgelegte Bänder aus Draht od. Weiden (Wieden) zusammengehalten u. beim Wasserbau, beim Bau von Feldschanzen u. beim Batteriebau angewendet werden, um lockere Erde der Buhnen, Wälle u. Brustwehren fest zu halten. Je nach dem Zwecke, zu welchem sie dienen sollen, erhalten sie verschiedene Abmessungen, Einrichtungen u. Namen. a) Wasser-F., zum Gebrauch bei Wasserbauten bestimmt, sind entweder: aa) Stein-F., 10–12 Fuß lang, 1 Fuß stark u. 5–6 gebunden, innen mit Steinen beschwert, damit sie ins Wasser hinabsinken; sie werden bei Dammbauten verwendet; bb) Pauschen, benutzt zur Bekleidung von Böschungen, welche das Wasserbespült; ihre Länge richtet sich daher nach der Länge der zu bekleidenden Böschung, gewöhnlich beträgt sie 8–10 Fuß, die Stärke 1 Fuß; gebunden werden sie meist zweimal u. zwar so, daß alle starken Ruthenenden auf der einen Seite liegen. b) Würste, 6–8 Zoll stark, von Fuß zu Fuß gebunden u. je nach dem Zwecke des Gebrauchs verschieden lang, oft 18–20 Fuß, zumeist beim Baue der Belagerungsbatterien angewendet. c) Batt erie- od. Bekleidungs-F., meist 12 Fuß lang, 1 Fuß dick, von Fuß za Fuß gebunden, werden zum Bekleiden der inneren Brustwehrböschungen, Erdprofile etc gebraucht. d) Kopf-F. sind Batterie-F., an deren Ende das Strauchwerk nicht abgesägt, sondern umgebogen u. mit eingebunden wird. e) Krönungs-F., 6 Fuß lang, 8–9 Zoll stark; dreimal gebunden, dienen zum Krönen der Laufgrabenbrustwehren. f) Tracir-F., 4–6 Fuß lang, 6 Zoll stark u. zwei- bis dreimal gebunden, werden zur Bezeichnung der in gemeiner Sappe auszuführenden Laufgräben verwendet. g) Deck-F., vom stärksten Strauchwerk 1 Fuß dick gebunden, um sie bei Blockhäusern zur Eindeckung gegen Wurfgeschosse zu verwenden; ihre Länge ist verschieden, doch nicht über 12 Fuß. h) Sappenbündel, 21/2–3 Fuß lang, 6–9 Zoll dick, zwei- bis dreimal gebunden, werden hauptsächlich bei der Sappenarbeit u. zum Ausfüllen von Schanzkörben gebraucht.

Zum Anfertigen der F. werden Abtheilungen von je 3 Mann verwendet, von denen 2 Mann das Strauchwerk auf die Faschinenbank legen, mit der Würge zusammendrücken u. mit. der Faschinenlehre untersuchen, der 3. Mann aber die Bänder zubereitet u. umlegt. Die Faschinenbank besteht aus einer Reihe von Kreuzen; die Kreuze stehen 2–21/2 Fuß von einander entfernt u. werden jedes durch 2 Pfähle gebildet, welche so in die Erde geschlagen sind, daß sie 2 Fuß über dem Boden einen rechten Winkel bilden; die Würge besteht aus 2 als Hebel dienenden Hölzern, welche an einer Kette od. einem Strick befestigt sind. Die Faschinenlehre ist eine hölzerne Klammer, deren Öffnung dem Durchmesser der anzufertigenden F. gleich ist; die Bänder werden aus geglühtem Draht od. aus Weidenruthen gefertigt, welche über Feuer gehalten u. so geschmeidig gemacht (gebähet). werden, der Knoten, welcher zur Befestigung des Bandes geschlungen wird, heißt Schloß od. die Schnecke. Damit alle F. gleich lang werden, schlägt man 1/2 –1 Fuß vor den beiden äußersten Kreuzen Lehrpfähle ein, deren Abstand genau der Länge der zu bindenden F. gleich sein muß. An Arbeitszeit kommen bei Anfertigung der F. etwa 4–5 Minuten auf jedes Band. Das Strauchwerk zu den F. kann sowohl Laub- als Nadelholz sein, wenn es lange gerade Äste hat, am liebsten nimmt man daher Weiden u. Fichten, nur zur Noth aber die Aste von Eichen, Buchen u. Kiefern. Bei der Bekleidung der Erdböschungen mit F. (Faschinenbekleidung od. Faschinirung) legt man die F. längs der zu bekleidenden Fläche u. in so viel Reihen über einander, als es die Höhe der Böschung erfordert. Diese Arbeit wird entweder gleichzeitig mit dem Bau der Brustwehr, od. erst nach Vollendung derselben ausgeführt, je nachdem der Bau nicht vom Feinde gestört ist od., wie meist bei Belagerungsarbeiten, unter dem feindlichen Feuer ausgeführt werden muß. Der Punkt, an welchem 2 F. derselben Reihe zusammentreffen, heißt der Stoß; jeder Stoß einer oberen Reihe muß auf die Mitte einer F. der unteren Reihe treffen, man legt also die F. im Verband; die F. der untersten Reihe (Grund-F.) werden des besseren Haltes wegen zur Hälfte ihrer Stärke in den Boden versenkt. Alle F. werden so gelegt, daß die Schlösser der Bänder innen nach der Erde zu liegen. Jede F. wird mit 3 Faschinenpfählen, die schräg durch sie in den Boden geschlagen werden, befestigt, u. außerdem wird die dritte, fünfte, siebente etc. Faschinenreihe noch verankert. Die Anker sind aus 2 langen, starken Wieden gedreht, werden um die F. geschlungen u. senkrecht zu der zu verankernden Reihe ins Innere der Brustwehr geführt, woselbst sie durch Pfähle od. Anker-F.[126] (schwache Reißigbündel) festgehalten werden. Bei der Herstellung von Faschinenbekleidungen theilt man Faschinirbrigaden von 8 Mann ab: 2 Mann legen die F., 2 Mann langen dieselben zu, 2 Mann verpfählen u. verankern sie, 2 Mann endlich füllen den Boden hinter den F. auf u. stampfen ihn fest. Eine derartige Abtheilung kann in der Arbeitsstunde je nach ihrer Arbung 20–30 Stück zwölffüßige F. legen u. befestigen. Auch in der Landwirthschaft werden F. zur Ausfüllung der Gräben u. Wasserrisse u. zur Versenkung der Quellen, welche auf Feldern zu Tage gehen u. die Äcker versumpfen, gebraucht.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 6. Altenburg 1858, S. 126-127.
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