Nördlingen

[96] Nördlingen, 1) Landgericht im baierischen Kreise Schwaben; 5 QM., 16,200 Ew.; 2) Hauptstadt darin, im sogenannten Ries, einer sehr fruchtbaren Landstrecke, welche früher wahrscheinlich das Bett eines Sees gewesen ist, am Egerbache u. an der Baierischen Staatsbahn (Linie Augsburg-Nürnberg), Sitz des Landgerichts, hat einige alte Festungswerke, Magdalenenkirche, 1428–1508 erbaut, Waisenhaus, Lateinische Schule, Landwirthschafts- u. Gewerbschule, Fabriken in Wolle u. Leinen, Färbereien, Handel mit Teppichen (unter dem Namen Tyroler), mit frischen u. geräucherten Mastgänsen (Riesgänsen), Federn etc., 6700 Ew.; dabei die erdig-salinische Eisenquelle St. Johannisbad. – N. kommt geschichtlich zuerst im 9. Jahrh. vor. Sie war Reichsstadt mit einem Gebiet von 11/2 QM. Kaiser Ludwig ertheilte der Stadt 1327 viele Freiheiten. 1347 trat sie dem Schwäbischen u. später dem Städtebund bei. Bei der Reformation wurde sie lutherisch, doch änderte Karl V., da sie das Interim nicht annahm, ihre Verfassung. 1634 wurde sie von Ferdinand III. u. dem Infanten Don Fernando belagert. Die Schweden unter Horn u. dem Herzog Bernhard wollten sie entsetzen, u. es kam daher unweit der Stadt am 5. u. 6. Septbr. zur Schlacht, in welcher die Schweden gänzlich geschlagen wurden, s. Dreißigjähriger Krieg V. S. 318. 1645 wurde von den Franzosen, nachdem diese unter Condé die Kaiserlichen unter Marcy unweit derselben bei Allerheim am 3. Aug. (zweite Schlacht bei N.) geschlagen hatten, zur Neutralität gezwungen; 1647 beschossen die Baiern sie u. legten sie theilweise in Asche. 1796 u. 1800 hier wieder Gefechte zwischen Österreichern u. Franzosen, u. hier ergab sich am 18. Oct. 1805 der österreichische General Werneck den Franzosen unter Murat. 1802 verlor N. ihre Reichsfreiheit u. kam mit ihrem Gebiet u. 1000 Ew. (außer der Stadt) an Baiern. Wappen: ein goldner, gekrönter Adler in schwarzem Felde, Vgl. J. Müller, Beschreibung der Reichsstadt. N., Nördl. 1784; Beyschlag, Beitrag zur Nördlingschen Geschlechtshistorie, ebd. 1801–1803, 3 Stücke.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 12. Altenburg 1861, S. 96.
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