Rauch [3]

[844] Rauch, 1) Adrian, geb. 1731 in Wien, trat in den Orden der Frommen Schulen u. st. 1802; er gab heraus: Rerum austriacarum scriptores, qui lucem publ. hactenus non vidernunt, Wien 1793, 3 Bde., u. lieferte den 3. Theil zu Schröters Österreichische Geschichte. 2) Gustav Johann Georg von R., geb. 1774, Sohn des Generals von R., trat 1788 in die Ingenieurakademie, machte 1794 den Feldzug nach Polen mit, arbeitete später in Südpreußen u. Schlesien in den Geschäften des Generalstabes u. wurde 1796 Adjutant des General von Geusau. 1802 trat er als Quartiermeisterlieutenant in den Generalstab, wurde 1805 Major u. Quartiermeister u. begleitete den Oberst von Kleist auf dem Feldzuge von 1806 u. den russischen General Kamenskoi nach Danzig. 1809 wurde er Director des zweiten Departements des Kriegs u. trug dort zur Vorbereitung des Kampfes 1813 wesentlich bei, bes. organisirte er das Ingenieurcorps. 1810 wurde er Oberstlieutenant, 1812 Oberst u. Generalquartiermeisterlieutenant, auch Chef des Ingenieurcorps; Anfangs 1813 Chef des Generalstabs des Yorkschen Corps u. Generalmajor, nach Scharnhorsts Tode Chef des Generalstabes, assistirte nach dem Waffenstillstande Gneisenau als Chef des Generalstabs der Schlesischen Armee, wurde im December 1813 zum Chef im Kriegsdepartement ernannt u., in der Nähe des Königs, 1814 zu mehren wichtigen Verhandlungen gebraucht. Nach dem Frieden begleitete er den König nach England. 1815 kam er nur bis an den Rhein; zum Generalinspecteur sämmtlicher Festungen ernannt, organisirte er das[844] Ingenieurcorps neu, ließ Köln, Coblenz, Minden, Posen neu bauen, Schweidnitz herstellen u. vergrößerte Erfurt u.a. Plätze; 1817 wurde er Generallieutenant, 1830 General der Infanterie, 1837 Kriegsminister u. st. 1840. 3) Christian Daniel, geb. 2. Jan. 1777 zu Arolsen in Westfalen, wurde erst bei Valentin in Arolsen, später bei Ruhl in Kassel im Schnitzen u. Modelliren unterrichtet u. ging 1797 nach Berlin. 1804 reiste er, bes. durch die Königin Luise unterstützt, nach Rom, wo er viele Büsten u. Reliefs ausführte, bis ihn 1811 der König nach Berlin zurückrief, um an der Concurrenz zum Denkmal der Königin Luise Theil zu nehmen, welches ihm übertragen wurde u. welches er 1813 in Italien vollendete (noch gegenwärtig in dem Mausoleum zu Charlottenburg; Doublette davon im Antikentempel zu Sanssouci); in gleicher Weise bildete er (1842) die Königin von Hannover für das Mausoleum in Hannover. Von ihm sind auch die Statuen der Generale Bülow u. v. Scharnhorst, vor der Hauptwache in Berlin, in weißem Marmor; Blücher, in Erz, auf dem Opernplatz in Berlin u. ein anderer in Breslau; das Denkmal des Königs Max von Baiern vor dem neuen Schloß in München; die Statue des Großherzogs Paul Friedrich in Schwerin; die Reiterstatue Friedrichs des Großen unter den Linden in Berlin (31. Mai 1851 enthüllt). Seine Portraitbüsten sind kaum aufzuzählen; ihm danken wir vorzüglich die Statuette Goethes, die Denkbildsäulen Luthers in Wittenberg, Dürers in Nürnberg, der beiden Polenfürsten Mieczislaw u. Boleslaw in Posen, Franckes in Halle, Friedrich Wilhelms I. in Gumbinnen, Kants in Königsberg, Albrecht Thaers in Berlin u. die vier großen Victorien in der Walhalla. Eins seiner lieblichsten Werke ist die Jungfrau Lorenz von Tangermünde auf dem Hirsch. R. war Hofbildhauer u. Professor der Bildhauerkunst an der Akademie in Berlin. Die Werkstatt R-s befand sich im Lagerhause zu Berlin. Er st. 3. Decbr. 1857 in Dresden; wohin er gegangen war, um sich einer Steinoperation zu unterwerfen, u. wurde 7. Dec. auf dem Elisabethkirchhof in Berlin beerdigt. Von R. gibt es zwei Büsten, die eine von Chr. Tieck, die andere von E. Rietschel, von welchen ihn die erstere in seiner Jugend, die letztere in seinen letzten Lebensjahren darstellt. Ein kolossales Marmorstandbild (von M. Widemann) befindet sich in einer der Nischen an der Außenseite der Glyptothek in München.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 13. Altenburg 1861, S. 844-845.
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