Verwitterung

[534] Verwitterung, die durch Einwirkung der Atmosphäre u. des Wassers bedingte, von außen nach innen fortschreitende Veränderung der Mineralien u. Gesteine. Die anfangende V. gibt sich durch Bleichen der Farbe des Minerals zu erkennen; bei weiterem Fortschreiten des Processes erfolgt eine Auflockerung u. zuletzt ein Zerfallen der Substanz zu einer erdigen Masse. Dieses erdige Product, in den meisten Fällen ein Thon, wird dann häufig vom Wasser fortgeführt u. an anderen Orten abgelagert. Auf diese Weise spielen derartige Verwitterungsproducte eine bedeutende Rolle in der Bildung der Sedimentgesteine; denn schon in den frühesten Perioden der Erdbildung mögen bedeutende Gesteinsmassen durch den Verwitterungsproceß[534] zerstört worden sein u. so das Material zu den Schiefern, Sandsteinen, Thonen u. vielen Sandsteinen geliefert haben. Die schnellere od. langsamere V. hängt wesentlich von den Bestandtheilen der Mineralien u. Gesteine u. bes. davon ab, ob dieselben dem Wasser u. den Atmosphärilien leichter od. weniger leicht zugänglich sind. Im Allgemeinen zersetzen sich Gesteine weit leichter, als einfache Mineralien u. wiederum grobkörnige Gesteine leichter als feinkörnige. Ganz bes. zugänglich der V. sind die feldspathartigen Mineralien, welche durch Wasser u. Kohlensäure in eine unlösliche, thonartige Masse u. einen in Wasser löslichen Theil zerfallen; erstere findet man zuweilen noch auf primärer Lagerstätte, wie den Kaolin, welcher durch V. von Granit, Porphyr etc. aus Orthoklas entstanden ist; häufiger aber wird sie durch Wasser fortgeführt u. findet sich als Thon, Thonschiefer, Thonstein etc. oft weit entfernt von dem Ort ihrer Entstehung. Die V. der Schwefelkiese u. ähnlicher Mineralien beruht in der Aufnahme von Sauerstoff u. Wasser, wodurch dieselben in lösliche Metallsalze übergeführt werden, so der Schwefelkies in schwefelsaures Eisenoxydul (Eisenvitriol) etc. Manche krystallisirte Substanzen, wie Glaubersalz, zerfallen ebenfalls an der Luft, indem sie einen Theil ihres Krystallwassers verlieren. Daher Verwitterungsboden (Grundschuttgelände), Bodenarten, welche aus verwitterbaren Steinarten, wie Quarz, Feldspath, Glimmer, Thon, Kalk, Augit, Hornblende, entstanden sind.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 18. Altenburg 1864, S. 534-535.
Lizenz:
Faksimiles:
534 | 535
Kategorien:
Ähnliche Einträge in anderen Lexika