Ellenbogen

*1. Am Ellenbogen fehlt's dem nicht, sondern da – (auf die Stirn zeigend). (Nürtingen.)


*2. Er hat seine Ellenbogen frei.

Er kann thun, was er will, er steht nicht unter Vormundschaft.

Frz.: Avoir ses coudées franches. (Lendroy, 786.)

Holl.: Hij heeft de ellebogen vrij. ( Harrebomée, I, 183.)


*3. Er hat zerrissene Ellenbogen und will Tuch verkaufen.


*4. Er weiss seine Ellenbogen zu rühren.

Holl.: Hij weet zijne ellebogen goed te roeren. (Harrebomée, I, 183.)


*5. Hei kann met dem Ellenboegen nit in de Taske kuemen. (Westf.)

Gibt ungern Geld aus oder hat keins zum Ausgeben.

Holl.: Hij kan met zijne ellebogen niet in zijn' zak komen. (Harrebomée, I, 183.)


*6. Küss mir den Ellenbogen. (Rottenburg.)

Euphemistische Umschreibung für die in Arsch 25 enthaltene Aufforderung. Auch dafür ist der derbe Volkswitz an Formen reich. Man sagt: Kannst mi auf den Bank hinauflupfen, ro kann i selber. (Nürtingen.) – Kannst mich Buckel (s.d.) kratzen. (Wien.) – Kannst [808] mir den Buckel küssen, wo die Haut ein Loch hat. (Rottenburg.) – Kannst mir den Buckel 'runterrutschen, ... hinaufsteigen. Du kannst mir auf die Kirbe (Kirchweih) kommen. (Rottenburg.) – Kannst mi fünfern, hast um sechs (6 Uhr) Feierabend. (Stockerau.) – Kannst mir sonst was thun. Kannst mi gern haben. (Wien.) – Kannst mir den Zucker vom Kuchen lecken. Kannst mich küssen, wo ich schön bin, ... wo der Buckel ein Ende hat. O sang mir d' Gass na. Gang mir da hinten herum. (Nürtingen.) – Blas mir den Hobel aus. Leck oich der Geer. Blusst a ee woarm Luch. Schob mer de Tütte unds O ... mitte. (Gomolocke.) – Leck mich zu Patschke, da ist's nicht weit ins Kaiserliche. (Schles.) – Kannst mich neunundneunzigmal – ungeschoren lassen.


*7. Mit dem Ellenbogen in die Tasche greifen.

Holl.: Tot de ellebogen in het geld tasten. (Harrebomée, I, 183.)


*8. Vnder alle elenbogen ein küsslin1 machen. Franck. I, 6b; Körte, 1093a.

1) Kisslein. – Von übergrosser Sorgsamkeit. (Vgl. Grimm, III, 415.) Henisch (S. 818) hat: »Vnter allen elenbogen ein kässlin ehren.« (?)


[Zusätze und Ergänzungen]

*9. Bis an 'e Ellbuagen in Geld tasten.


*10. Er will die Ellenbogen frei behalten.

Seine Unabhängigkeit bewahren.


*11. Har kann net mitten Ehlbung in de Wik kumme. (Oberharz.)


Quelle:
Karl Friedrich Wilhelm Wander (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon, Band 1. Leipzig 1867.
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