1. Auch kein Zucker ohne Schweiss.
2. Aus Zucker macht Ueberiss Arsenik. – Sprichwörtergarten, 391.
Das beste schadet, unmässig genossen.
3. Der Zucker ist bitter, sagt der Vogel im Bauer.
[613] 4. Der Zucker lockt die Fliegen herbei. – Altmann VI, 399.
5. Die den Zucker sieden, schmausen ihn nicht.
6. Es gehört viel Zucker dazu, das Meer zu versüssen.
In Petersburg sagt man: Der müsste viel Zucker haben, der die Ostsee süssen wollte. Und in Kasan heisst es: Es gehört viel Sand dazu, wenn du die Wolga verschütten willst. (Altmann V, 115.)
7. Es hat mancher Zucker im Munde und die Essigflasche in den Händen. – Altmann VI, 445.
8. Es ist mancher Zucker rauh (er kratzt), der mit Senf gleitet.
Mhd.: Vil manger zucker rifet, der döch mit seve ceslifet. (H.v. Meissen, Leiche, 317, 11-12.)
9. Es ist nicht alles Zucker im Kram, was ein jeder Theriaksmann aussrufft. – Petri, II, 273.
10. Es ist nicht alles Zucker in der Liebe. – Simrock, 12368.
11. Es ist nicht alles Zucker, was süss ist. – Parömiakon, 1728.
12. Es ist nicht jedem Zucker zu trauen.
13. Fremder Zucker schleimt nicht. – Frischbier, 4181.
Wie man allem Fremden vor dem Einheimischen Vorzüge einräumt; wird aber auch gebraucht, um zu sagen, dass er der billigste ist, und kargen Leuten kein Weh in der Kasse verursacht.
14. Jemehr man den Zucker erhitzt, desto bitterer wird er.
15. Man kann auch wol den Zucker in Essig verwandeln.
Poln.: I cukier bez dobréj woli w piołun się obroci. (Čelakovsky, 370.)
16. Man muss mit Zucker vnd Lebkuchen vnter die Bawren werffen, das seynd Instrument, damit man sie zum ziel lencken kan. – Lehmann, 360, 12.
17. Viel Zucker in der Jugend macht ungesunde Zähne im Alter. – Simrock, 12171; Sailer, 158; Lohrengel, I, 684.
18. Wenn der Zucker der Galle gehorchen soll, so geht's schwer her.
19. Wer keinen Zucker hat, muss keinen Kuchen backen.
Holl.: Die geene suiker heeft, moet geene vlade zetten. (Harrebomée, II, 320b.)
20. Wer Zucker essen muss, dem schmeckt er sauer. – Altmann IV, 508.
21. Zucker bleibt Zucker, ob weiss oder gelb.
Die Türken: Der Zucker sei weiss oder schwarz, er schmeckt immer süss. (Weigel, 319.)
Engl.: Whether sugar be white or black, it preserves its proper taste.
22. Zucker, Honig und Mandelkern essen die kleinen Kinder gern. – Schmitz, I, 180, 33.
23. Zucker im Mund, Schermesser in der Hand. – Lehmann, 468, 16.
24. Zucker im Munde, Pfeffer im Herzen.
25. Zucker ist süsses Salz.
Dän.: Dog haldes zukker södt salt. (Prov. dan., 487.)
26. Zucker kan wol süessen, kumt ein Senf, der tuot den Ougen we.
27. Zucker lockt mehr Fliegen herbei als Essig. – Altmann VI, 416.
28. Zucker mit Maasse würzt die Speise, zuviel verdirbt sie.
Böhm.: Dobrého po malu. (Čelakovsky, 30.)
Dän.: Lidet zukker giver maden smag, men meget gjör den vammel. (Prov. dan., 387.)
Poln.: Cuker se nejídá plnou hrsti. – Nie garścią cukier jedzą. (Čelakovsky, 30.)
29. Zucker säuert eher, als der Essig süsst. – Altmann VI, 404.
30. Zucker und Gottseligkeit sind zu allen Dingen nütze.
31. Zucker vnd Weck macht faule säck. – Zinkgref, IV, 20.
Angeblich ein Wort Ulrich von Hutten's, um den nachtheiligen Einfluss leckerhafter Speisen zu bezeichnen.
32. Zuviel Zucker macht Kranckheit. – Lehmann, 934, 19.
[614] 33. Zuviel Zucker verdirbt keine Brühe.
*34. Bist nit vün Zücker. (Jüd.-deutsch. Warschau.)
Zuruf an jemand, der sich weigert, irgendwohin zu gehen, weil es regne. Du bist ja nicht von Zucker, dass dich der Regen auflöse.
35. Das ist der reine Zucker, bloss nicht süss. – Frischbier, II, 3011.
*36. Ein guter Zucker vermischt mit Essig. – Luther's Tischr., 215b.
Aus manchem Uebel entspringt Segen.
*37. Er hat auf Zucker gebissen. (Breslau.)
Sagt man, wenn jemand die Augen glänzen.
*38. Er will Zucker daraus kauen. (Meiningen.)
So gut schmeckt's ihm.
*39. Hä hät im Zocker geklopp. (Bedburg.)
Er hat ihm, um einen Zweck zu erreichen, sehr angenehme Dinge gesagt. (S. ⇒ Hühnerkläuchen.)
*40. Mit solchem Zucker schluckt man solche Pillen hinunter.
Grobheiten u. dgl. in Schmeicheleien eingehüllt.
*41. Sie können mir den Zucker vom Kuchen lecken.
Euphemistisch: für Hobel ausblasen und ähnliche Redensarten.
*42. Soll das Zucker heissen?
Ironisch mit Bezug auf irgendeine unangenehme Mittheilung, beleidigende Rede.
Frz.: Appellez-vous cela du sucre? (Kritzinger, 661b.)
*43. Ueber den Zucker eine Honigbrühe giessen.
*44. Zucker auf den Honig streuen. – Altmann VI, 515.
45. Zucker ist Zucker für das Wasser, ob er grau oder weiss. – Merx, 44.
46. Wenn man den Zucker nicht mit gutem Herzen gibt, so wird er zu Wermuth. – Historien-Cabinet, 105.
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