1. A Loch macht a Gannev (Dieb). (Jüd.-deutsch. Warschau.)
Sinn: Gelegenheit macht Diebe.
2. Altes Loch und neue Naht selten gerath. – Reinsberg I, 117.
3. Auch aus einem kleinen Loche sieht man den Himmel. – Rabener, Satiren, IV; Winckler, II, 45.
4. Aufs Loch gehört ein Pflaster.
5. Ausser dem Loch ist gut tedigen. (S. ⇒ Staude.) – Eiselein, 432.
Lat.: Extra carcerem causam agere tutissimum. – Si potes fugere, ne quaere litem. (Seybold, 165 u. 566.)
6. Bemm Luchche is de Kû fett. (Schles.) – Frommann, III, 245, 131; Robinson, 143; Gomolcke, 443; hochdeutsch bei Simrock, 6057.
7. Beschissen Loch und kurz Hemd, langer Bauch vnd kurtz Bein, gross Bruch und nichts drein, das stehet nicht fein. – Kloster, VIII, 600.
8. Bohre die Löcher, ich werde die Nägel einschlagen.
Sinn: Frage an, mich sollst du bereit finden. Nur zu, ich werde dabei sein. Probire es, ich werde meinen Mann stellen.
9. Das Loch ist oft schöner als der Fleck.
Gilt auch von schlechten Entschuldigungen, die das Uebel ärger machen.
10. Das Loch ruft den Dieb herbei. – Tendlau, 937; Reinsberg III, 70.
Gelegenheit reizt.
11. Dat gifft 'n grôt Lock, seggt Lünck1, donn söll he 'n Gôsei legg'n. – Schiller, II, 15b; Hoefer, 674; Schlingmann, 1312.
1) Sperling. Die verschiedenen mundartlichen Namen für diesen Vogel sind von Schiller (Zum Thier- und Kräuterbuche, a.a.O.) zusammengestellt. – Wenn es hart ankommt, mit geringen Mitteln grossen Anforderungen zu genügen.
12. Der Löcher in die Kornsäcke machte, ist nun ein (Sitten-)Prediger geworden. – Burckhardt, 368.
13. Durch zwei Löcher geht mehr hinaus, als durch eins hereinkommt.
14. Ein altes Loch und neue Naht selten gut that.
15. Ein kleines Loch bringt endlich das Schiff zum Sinken und ein kleines Laster ein Haus. – Opel, 773.
Frz.: L'on voit par petite achoison le domage venir a soison. (Leroux, II, 256.)
[213] 16. Ein kleines Loch füllt sich durch wenig Wasser.
17. Ein Loch, das die Begierde macht, wird nur mit Erde verstopft. – Gryphius, 38.
18. Ein Loch im Dache verderbt das ganze Haus. – Parömiakon, 3245.
19. Ein Loch im Saum, ein Katz, ein Rab und ein Mauss seynd vier gewisse Dieb im Hauss. – Chaos, 309.
20. Ein Loch ist eine partielle Negation einer relativen Totalität, sagte der Doctor zum Bauer, als dieser ins Loch sollte und fragte, was das sei.
21. Ein Loch ist leichter gerissen als geflickt. – Altmann VI, 396; Reimberg II, 36.
22. Ein Loch macht mehr Löcher.
Holl.: Een gat maakt meer gaten. ( Harrebomée, II, 204b.)
23. Es ist kein Loch so klein, es passt ein Nagel drein.
Holl.: Er is geen gat zoo klein, of er past een spijker in. (Harrebomée, I, 204b.)
24. Es wird oft ein Loch im Sack, wo man's am wenigsten erwartet.
Als Friedrich der Grosse im Jahre 1760 in der grössten Bedrängniss unweit Liegnitz mit dem Rest seines Heers von 30000 Mann lagerte, und auf der einen Seite von 100000 Oesterreichern unter Daun und Laudon, auf der andern von 70000 Russen bewacht wurde, sagten seine Feinde: »Der Sack ist aufgemacht, wir brauchen ihn nur zuzuschnüren und der König ist mit seiner ganzen Armee gefangen.« Als man ihm dies mittheilte, erwiderte er lächelnd: »Sie haben so unrecht nicht; aber ich denke ein Loch in den Sack zu machen, das wieder zu schliessen ihnen Mühe kosten wird.«
25. Grosse Löcher wollen grosse Lappen.
26. In demselben Loche fängt man den Fuchs nicht zweimal.
Die Letten: Keine Maus geht zum andernmal in die gleiche Falle. (Reinsberg III, 96.)
27. In ein krummes Loch gehört ein krummer Nagel.
Böhm.: Na křivou díru křivý hřebík. (Čelakovský, 87.)
28. Lass es bei den alten Löchern bleiben, so darfst du nichts Neues treiben. – Nass. Schulbl. XIV, 5.
29. Lass es bei den alten Löchern bleiben, so narrestu desto minder. – Petri, II, 432.
30. Loch ist Loch, hätt' ich mein' Kuh und mein' Karrn noch! (Rheinhessen.)
31. Lock is en Lock, wenn man warm is. (Rendsburg.)
32. Lock is Lock, blôt dat Hemd is fîner, säd' de Bûr, as he bî de Edelfrû wêst was. – Hoefer, 107.
33. Lock is Lock, sä' Lauenstein, da lag hei bî 'ner Ôlen. (Hildesheim.) – Hoefer, 666; Schlingmann, 924.
34. Lock is Lock, säd de Düwel, un föllt in'n Schostên. (Bremen.) – Hoefer, 1062; Schlingmann, 369.
35. Lock is Lock, säd' de Düwel un stök 'n Swans in de Thêrtunn. – Hoefer, 1061; Schlingmann, 370.
36. Man muss das Loch nicht grösser machen als der Pflock ist. – Altmann VI, 403.
37. Man muss erst das Loch im Sacke stopfen, ehe man Gerste hineinschüttet.
38. Man muss oft ein Loch zurückstecken.
Zur rechten Zeit nachgeben, um seine Absichten später zu erreichen.
Frz.: Il faut reculer pour mieux sauter. (Seybold, 1292.)
39. Man muss vorher ins Loch sehen, ehe man hineinkriecht. – Winckler, VIII, 21.
40. Man soll es bei den alten Löchern lassen. – Pistor., VII, 51; Simrock, 6570.
Alte Einrichtungen, Gewohnheiten u.s.w. soll man behalten.
Frz.: Il faut laisser le moustier où il est. (Kritzinger, 463b.)
41. Mancher reisset ein loch auff vnd flickt das ander zu, biss endlich weder schindel noch bret im haus bleibt. – Henisch, 504, 43; Petri, II, 452.
42. 'N Lock is 'n Lock, seggte de Düwel un stak sinen Swanz in 'n Bienenstock. (Göttingen.)
43. Säu viel Löeker, säu viel Pinne säu viel Köppe, säu viel Sinne. [...]
[214] 44. So viel Löcher, so viel Nägel.
Holl.: Zooveel gaten, zooveel spijkers. (Harrebomée, I, 206a.)
Frz.: Autant de trous, autant de chevilles. (Bohn II, 7; Cahier, 1737.)
45. Tau einem Lock möt de Voss rut. – Fritz Reuter, Stromtid (Wismar 1863), II, 70.
46. Twê Löcker hew't man, sëd' de Schôsterfrû to'n Quartiermâker, vörn arbeit't mîn Mann un achter de Gesell. (Hamburg.) – Hoefer, 967; Schlingmann, 1275.
47. Ûs dem Loch, worûs mer krîsch (weint), lâch mer och. (Köln.) – Firmenich, I, 474, 119.
48. Wär et bî'n âlen Lökeren let, dei brûket keine nîe te bôren. – Schambach, II, 532; hochdeutsch bei Simrock, 6571; Körte, 3938.
Wer es bei dem alten Loche lässt, braucht kein neues zu bohren. (Simrock, 6571.) Wer sich mit dem Bestehenden behilft, erspart Mühe und Kosten, Neues an die Stelle zu setzen.
49. Wäre das Loch unter der Nase zu wie einem Frosch nach Sanct-Jakobstag, so bliebe viel unterwegs. – Eiselein, 432.
50. Was zu einem Loch hereinkommt, geht zum andern wieder hinaus. – Reinsberg III, 57.
Die Holländer: Durch ein Loch wirst du den Aal fangen, durch ein anderes wird er entwischen. (Reinsberg III, 21.)
51. Wei annern en Lok maket, dei fällt selwer derin. (Sauerland.)
52. Wenn das Loch vnter der Nasen zu were, blieb viel böss vnterwegen. – Lehmann, 534, 19; Simrock, 6576.
53. Wenn ein Loch zu ist, steigt der Fuchs durch ein anderes in den Hühnerstall.
54. Wenn ein Loch zu wird, wird ein anderes wieder auf.
Wenn uns ein Weg abgeschnitten oder verschlossen wird, so öffnet sich ein anderer für unser Fortkommen; wenn eine Erwerbsquelle versiegt, erschliesst sich eine neue.
55. Wenn man ein Loch durch manchen predigt, so hilffts doch nicht. – Lehmann, 541, 63.
56. Wenn man einmal ein Loch ins Kleid bekommt, so ist es stets in Gefahr.
57. Wenn um ein Loch Blech geschlagen wird, ist die Kanne noch lange nicht fertig. (Leipzig.)
58. Wer alle löcher ersuchen wil, muss seine hend bescheissen vil.
Lat.: Hic digitos maculat, qui cuncta foramina tentat (Loci comm., 36.)
59. Wer alle Löcher krebset aus, zeucht bald eine beschissene Hand heraus. – Eyering, III, 502.
60. Wer alle Löcher vermacht, fängt am wenigsten; denn er stopft wol auch die Löcher zu, durch die die Fische hereinkommen.
61. Wer alle Löcher will stopffen, der stopfft sobald die zu, so nutzen, als die schaden. – Lehmann, 68, 10; Sailer, 330.
Dän.: Hvo som vil stoppe alde huller han stopper saa snart de nyttelige som de skadelige. (Prov. dan., 21.)
62. Wer alle Löcher will verstopfen, den soll man mit der Peitsche klopfen. – Eiselein, 433; Simrock, 6568.
63. Wer das Loch unter der Nase zu weit aufthut, muss geflickte Schuhe tragen.
Holl.: Die het gat onder den neus veel open doet, moet gescheurde schoenen dragen. (Harrebomée, I, 204b.)
64. Wer es bey den Alten löchern bleiben lest, der darff kein newe bohren. – Lehmann, 315, 29.
65. Wer in alle Löcher guckt, dem kann leicht was ins Gesicht fliegen.
Span.: Quien acecha por agujero, ve su duelo. (Bohn II, 245.)
66. Wer in einem bösen Loch steckt, muss sehen wie er herauskommt.
Holl.: Wie in een kwaad gat is, die moet erdoor. (Harrebomée, I, 205b.)
67. Wer selber nicht die Löcher kann leiden, muss andern nicht das Wams zerschneiden.
68. Wie das Loch ist, so muss der Keil sein.
Die Russen: In ein tiefes Loch muss man einen langen Keil schlagen. (Altmann VI, 394.)
[215] 69. Wie man ins Loch hineinschreit, so ruft's wieder heraus. – Simrock, 6572.
70. Wie sie in das hole Loch schreien, also erhalts wider. – Nas, 503a.
71. Wo die Löcher sind, da sind die Krebse. – Reinsberg II, 54.
72. Wo-n es Loch dri ist, ist au eis drus. (Luzern.)
73. Wozu das Loch stopffen, wenn die Hühner aussgeflogen sind. – Fischart, Prakt., in Kloster, VIII, 589.
74. Wozu neue Löcher bohren, wenn man die alten gebrauchen kann.
Dän.: Som stedse vil bore nye huller, naar man kund bruge de gamle. (Prov. dan., 432.)
75. Zu dem Loche man hineinkriecht, zu dem muss man auch wieder heraus. – Nass. Schulbl., XIV, 5.
Vom Schlupf- und Fallenstellen für Hasen.
76. Zu einem Loche muss es doch hinaus. – Simrock, 6575.
Die Sache muss sich doch endlich auf eine oder die andere Art entscheiden.
77. Zuletzt müssen wir alle ins Loch (Grab).
*78. A Loch in de Tag nei schlaufe. (Ulm.)
*79. A pfeift auf (aus) dem letzten Loche. – Grimmelshausen, Vogelnest, II; Eiselein, 432; Braun, I, 2379; Frischbier, 473; Frischbier2, 2387.
In Schlesien: A pfeifft (auch: pfefft) uff'm letzten Luche. (Robinson, 269.) In Würtemberg: Ufem letzten Loch pfeiffe. (Nefflen, 458.) – Bei wem es mit Vermögen, Gesundheit u.s.w. zu Ende geht.
Frz.: Tirer du clocher.
Lat.: Ad restim res redit. (Faselius, 6; Frohberg, 11; Hanzely, 90; Hauer, L; Philippi, I, 10; Wiegand, 734.) – Mortuus jacet pedens. (Eiselein, 432; Binder I, 1904.)
*80. A pfeift aus'm rechten Luchche. (Hirschberg.) – Hochdeutsch bei Körte, 3939c.
*81. Alle Löcher durchsuchen.
Holl.: Al de gaten omzoeken. (Harrebomée, I, 204.)
*82. Aus einem Loche ins andere gehen (gerathen).
*83. Blos't a ê woarm Lôch. (S. ⇒ Ellenbogen 6.) – Gomolcke, 720.
*84. Blos't mer a mee woarm Loach. (S. ⇒ Ellenbogen 6.) – Gomolcke, 1159.
*85. Dar is nên Lock dör to sîn. – Dähnert, 283b.
Es ist nicht abzusehen, wie die Sache ein gutes Ende nehmen könne.
*86. Das Loch einem verriemen. – Schottel, 1117b.
*87. Das Loch ist nicht zu stopfen.
Holl.: Dat gat is niet te stoppen. (Harrebomée, I, 204a.)
*88. Das Loch ist vernagelt.
Holl.: Dat gat is vernageld. (Harrebomée, I, 204a.)
*89. Das Loch ist zugeschnappt.
Er ist endlich erwischt worden.
*90. Das Loch, was er machte, ging in ein Getreide(Stroh-)magazin. – Burckhardt, 401.
Von dem Fehlschlagen einer mühsamen Unternehmung. Von einem Diebe entlehnt, der eine Mauer in der Absicht durchbrach, Kostbarkeiten, Kleinodien dahinter zu finden, aber nur Getreide oder Stroh fand, womit ihm wenig gedient sein konnte.
*91. Das Loch zustopfen, wenn die Hühner ausgeflogen sind. – Fischart, Gesch.
*92. Das Loch zustopfen, wenn 's Bein gebrochen ist.
Span.: Recebido ya el daño, atapar el horado. (Bohn II, 254.)
*93. Das wird ein Loch geben.
Holl.: Dat zal een gat maken. (Harrebomée, I, 204a.)
*94. Dat is ên elend Lock. – Dähnert, 283b.
Das ist eine schlechte Wohnung.
*95. De blôsst upt't letzte Lock. – Dähnert, 283.
*96. Dem ess e Loch durch de Nas gebôt wurden. (Bedburg.)
Die Sache hat für ihn einen unangenehmen Ausgang genommen. Um diesen Gedanken, namentlich Ueberlistung, Uebervortheilung, Hintergehung u.s.w. auszudrücken, sind mir noch folgende sprichwörtliche Redensarten aus Bedburg zugegangen: Dä ess ens räet en der Dreck gerippe wurde. Dä ess üvver der Löffel balbêt wurde. Dä äss ens räet öm et Liet gefôt wueden. Dä ess geschnigge wueden ohne Mätz. Dä ess geschniggen un heel. Dä ess en Ei en et Nese gelât wueden. Hä let em Dreck. Dä ess ens räet an de Liemroth kumme. Dem ess 'ne Strech durch de Rechnung gemacht wueden. Dä hät den Papst drüvver kriegen. Dat ess im 'ne Schlag en de Bocks. Hä hät de [216] Ferke geschoren un dä (ein anderer) de Schafe. Dem esse Lus an der Pelz gesatz wuede. Dä hät dem e Brünkchen on gestrichen.
*97. Der ist nicht vor Einem Loche zu fangen.
Holl.: Hij is niet voor een gat te vangen. (Harrebomée, I, 205a.)
*98. Der weiss immer das rechte Loch durch den Zaun. (Trier.)
Von Personen, die in dem Rufe grosser Rechtskenntniss, Rechtsgewandtheit oder Rechtskniffe stehen und sich als Winkeladvocaten gebrauchen lassen; auch von solchen, die in schwierigen Lagen einen Rath oder Ausweg wissen.
*99. Der wird kein Loch in der Welt aufreissen. – Schöpf, 393.
Nichts Besonderes, Ausserordentliches leisten.
*100. Deswegen wett (wird) kein Loch in'm Himmel nit weren. (Jüd.-deutsch. Warschau.)
Das Unglück ist nicht gross.
*101. Die blasen aus Einem Loche.
*102. Dös hat a Louch. (Franken.) – Frommann, VI, 320, 262.
Die Sache, die Haushaltung u.s.w. hat einen geheimen Schaden.
*103. Durch dies Loch müssen wir hinein.
Holl.: Dit gat moeten wij in. (Harrebomée, I, 205a.)
*104. Ein Loch auffreissen vnnd das andere wider zuflicken. – Mathesy, I, 68a u. 194a.
*105. Ein Loch bekommen.
»Also bekam der Magdeburgische Krieg ein Loch (d.h. er hörte auf).« (Gottfr., 783a.)
*106. Ein Loch durch den Himmel bohren. – Luther's Werke, VII, 68a.
»Von fladdergeistern, so gern speculiren von hohen dingen, wollen ein Loch durch den himmel boren vnd faren hinauf vnd gaffen, was Gott mache.«
*107. Ein Loch durch einen Brief (Gesetz u.s.w.) reden. – Körte, 3939d; Braun, I, 2377.
In Bezug darauf, dass bei den Alten Urkunden mittels Durchlöcherung ungültig gemacht wurden. Von Rabulisten, die alles zu drehen wissen, wie sie wollen und so lange Geld dabei zu verdienen ist. »Ich red ein loch yetz durch ein brieff, so breit vnd weit vnd auch so tieff.« (Murner, Nb., 20, in Kloster, IV, 687.) »Versiegelt schon der Bapst mit bley, so kan ich's widersprechen frey. Ich binn derselbig tapffer mann, der Siegel vnd brieff durchreden kan.« »Derselb frumb, redlich biderman mit Gelt ein brieff durchreden kan.« (Murner, Schelm., 3, in Kloster, V, 830 u. 831.)
*108. Ein Loch finden. – Eiselein, 432.
Lat.: Reperire rimam. (Eiselein, 432.)
*109. Ein Loch in den Himmel beissen. – Parömiakon, 1876.
Die mit ihrer Heiligkeit obenaus wollen. »Manche gluben, sie haben schon ein gross Loch in den Himmel gebissen, wenn sie anderthalb Vaterunser in den Hut beten, welche so inbrünstig, dass kein Strohd ach davor sicher.«
*110. Ein Loch in den Mond machen.
Sich heimlich entfernen, ohne seine Schulden zu bezahlen.
Frz.: Faire un trou à la lune. (Lendroy, 936.)
*111. Ein Loch in die Trommel schlagen. (S. ⇒ Fass 114.)
Dän.: At forrykke compasset. – Forsalte suppen. – Slaae bunden ud paa fadet. – Slaae hul paa trommen. (Prov. dan., 182.)
*112. Ein Loch in etwas stechen.
»... Und hat diese Schlacht den Griechen ein gross Loch in ihre Freiheit gestochen.« ( Gottfr., 161a.)
*113. Ein Loch ins Wasser machen.
Engl.: To make a hole in the water. (Bohn II, 166.)
Holl.: Hij zal een gat in het water maken. (Harrebomée, I, 205b.)
*114. Ein Loch zu- und ein anderes aufmachen. – Körte, 3939; Braun, I, 2375.
Frz.: Emprunter des uns pour païer les autres. (Kritzinger, 267b.) – Faire un trou pour en boucher un autre. (Lendroy, 1606; Bohn II, 18; Kritzinger, 82a.)
Holl.: Een gat maken, om een ander gat de stoppen. (Harrebomée, I, 204b.)
*115. Ein Loch zurückstecken. – Körte, 3939f; Simrock, 6578.
Sich weniger stolz zeigen, weniger Aufwand, geringere Ansprüche machen.
*116. Einem das Loch verlaufen. (S. ⇒ Knopf 46.) – Lehmann, 386, 7.
Ihm ein Hinderniss in den Weg legen.
[217] *117. Einem das Loch versohlen.
Ihn auf die Sitzbacken prügeln.
*118. Einem ein Loch in den Kopf sehen.
»Sie brauchen mich kên Loch in den Kopf zu blicken.« Th. König: Eine catilinarische Existenz (vgl. Breslauer Zeitung, 1865, Nr. 95, S. 521.)
Holl.: Daar zie ik mij een gat mede in de huid. (Harrebomée, I, 204a.)
119. Einem ein Loch in den Kopf sprechen.
Mit Sprechen sehr lästig werden.
*120. Einem ein Loch in den Leib reden.
*121. Einem ein Loch ins Ohr schneiden. – Frischbier2, 2451.
Ihm einen Denkzettel geben.
*122. Einen andern vors Loch schieben. – Kritzinger, 128b.
*123. Einen in ein Loch stecken, dass ihn weder Sonne noch Mond bescheinen kann. – Herberger, II, 222.
*124. Einen in Sanct-Gereon's Loch setzen, dass ihn die Sonne nicht bescheine.
*125. Einen ins Loch stecken. – Mathesy, 276a.
In Pommern: Enen int't Lock steken. (Dähnert, 283b.) Loch steht hier für Gefängniss, weil in früherer Zeit die Gefängnisse in der Regel nur Löcher waren, hier und da noch sind. »De ahn barmhartigheit in et Lock se würde steken.« (Lauremberg, I, 444.)
*126. Einen Lok in de Fröäten kîken. – Schlingmann, 450.
Eine Erklärung der mir bisher unbekannten Redensart fehlt a.a.O. Ob das Wort für Loch oder, nach Danneil (128a) Lôg = a) Lauge des Bleichers, b) Lohe des Gerbers, oder Lôk = Lauch (Allium) bedeutet, weiss ich nicht. Ich vermuthe aber, dass die Redensart blos eine scherzhafte Abwandlung der bekannten: Einen ein Loch in den Kopf sehen, sein mag.
*127. En Lock taustoppen. (Westf.)
Einen Theil einer Schuld tilgen oder einen Mangel beseitigen.
*128. Er bekommt ein Loch ins Dach.
Holl.: Hij krijgt een gat in zijn dak. (Harrebomée, I, 405a.)
*129. Er bohrt gern Löcher (mit dem eilften Finger) in anderer Leute Haut. – Eiselein, 291; Braun, I, 1201; Simrock, 4462a.
Zur Erklärung der Ausdrücke »elfter Finger«, ein »Loch in anderer Leute Haut«, und ein »Loch durch die Kanzel bohren« vgl. in den Berichtigungen zum ersten Band des Sprichwörter-Lexikon, was zu Finger 189, Sp. 1024, nachbemerkt ist.
*130. Er findet immer ein Loch zum Entschlüpfen. – Eiselein, 432.
*131. Er hat das Loch immer offen wie eine todte Ratte. (Niederlausitz.)
Der mit Blähungen belästigt.
*132. Er hat ein Loch durch die Kanzel gebohrt. – Körte, 3939; Braun, I, 1747.
Wenn ein Geistlicher ein Mädchen beschwängert hat.
*133. Er hat ein Loch im Haubte. – Schottel, 1118a.
*134. Er hat ein Loch in den Tag geschlafen.
*135. Er hat ein theures Loch unter seiner Nase.
Der gern lecker isst und theuer trinkt.
Holl.: Hij heeft een kostelijk gat onder zijn neus ( in zijn hoofd). (Harrebomée, I, 205a.)
*136. Er hat (weiss) für jedes Loch einen Nagel.
Er bleibt keine Antwort schuldig.
Holl.: Hij weet voor ieder gat een spijker. (Harrebomée, I, 205a.)
*137. Er het bald e Loch in Huet gmacht. – Sutermeister, 104.
Hat sich wieder verheirathet.
*138. Er het es Loch dur de Huet briegget. – Sutermeister, 104.
Der Schmerz um den Verlust seiner Frau war so stark, dass er zu einer neuen Ehe geschritten ist.
*139. Er het wegen Loch kein Thür gfunde.
Er hat zu viel getrunken.
*140. Er ist wie ein Loch, je mehr er verliert, je grösser wird er.
Von Herunterkommenden, deren Hochmuth sich aber noch steigert. Als Philipp IV. Portugal, Catalonien und noch andere Provinzen verloren hatte, nahm er den Titel des Grossen an, worauf der Herzog von Medina Celi sagte: »Unser Herr ist wie ein Loch, je mehr er verliert, je grösser wird er.«
[218] *141. Er kann kein Loch in der Leiter sehen.
Von einem stark Betrunkenen.
*142. Er kehrt das Loch in Aussschnit. – Herberger, I, 882.
Er macht es besser, als man vermuthet, oder verwandelt Böses in Gutes.
*143. Er läuft ein Loch in die Thür.
Der Zudringliche.
*144. Er macht aan Loch zu, an andres uf. – Tendlau, 204; ür Steiermark: Firmenich, II, 767, 164.
An andern Orten, z.B. Meiningen, macht man gar drei andere.
*145. Er möchte sich in ein Loch verkriechen.
Frz.: Il se fourreroit volontiers dans un trou. (Kritzinger, 696a.)
*146. Er redt Löcher i d' Wände. (Luzern.)
*147. Er schlägt ein Loch in die Luft.
Holl.: Hij slaat een gat in de lucht. (Harrebomée, I, 205a.)
*148. Er soll sich aus dem Loche scheren, das der Zimmermann gelassen hat.
*149. Er steht ein Loch in den Boden hinein. (Rottenburg.)
*150. Er sucht ein Loch im Zaun.
Engl.: You seek a brack where the hedge is whole. (Bohn, II, 151.)
*151. Er will alle Löcher aussuppen.
»Doch es soll denen also gehen, die alle Löcher wollen aussuppen.« (Rollwagenbüchlein.)
*152. Er wird dir kein Loch in den Kopf reden.
Lat.: Verba cutem non laniant. (Chaos, 418.)
*153. Es gewann bald ein Loch.
»Das nit lang wäret, sunder, wie man sagt, ein loch gewann.« (Rollwagenbüchlein, XXIV.)
*154. Es goht zuam reachta Loch 'naus. – Nefflen, 459.
Die Sache hat den erwarteten Fortgang, nimmt die rechte Richtung, gewinnt das erwünschte Ende.
*155. Es hat so viel Lukarn, dass neun Katzen darin keine Maus fahen könnten. (Oberösterreich.) – Baumgarten, I, 82.
Von einem zerfetzten Kleide oder ähnlichem Gegenstande.
*156. Es ist kein Loch, er weiss 'nen Nagel dazu. – Eiselein, 432; Simrock, 6579; Körte, 3939b.
Ist für jeden Fall mit einer Ausflucht bereit.
Dän.: Veed du et hull, saa veed han en nagle. (Prov. dan., 309.)
*157. Es muss zum rechten Loch heraus.
*158. Es werden mir alle Löcher zu eng.
Ich weiss keinen Ausweg. »Wo ich morgen nit antwort breng, werden mir alle löcher zeng.« (Waldis, III, 92, 87.)
*159. Etwas bei den alten Löchern lassen.
*160. Ey jem Luche bitten die Füchse annander an gude Murgen. – Gomolcke, 383; Robinson, 442.
In jenem Loche bieten die Fuchse einander einen guten Morgen.
*161. Für dies Loch wird sich auch noch ein Nagel finden.
*162. Hä wêss ke Lôch dodurch. (Bedburg.)
Ist rathlos.
*163. He mot in alle Löcker kiken. – Dähnert, 283a.
Er ist sehr neugierig.
*164. Ich will dir 's Loch flicken. (Oberösterreich.)
Meist zu einem Kinde, um ihm körperliche Strafe anzudrohen.
*165. Ich will eher ein Loch in die Welt laufen (als dies oder jenes thun). – Palm, 107, 20.
*166. Ich will ihm das Loch weisen, das der Zimmermann gelassen hat.
Holl.: Daar hebt ge het gat van den timmerman. – Hij wijst hem het gat van de deur. (Harrebomée, I, 204a u. 205a.)
*167. Ich will ihm ein ander Loch zeigen.
Holl.: Iemand een ander gat doen ingaan. (Harrebomée, I, 205a.)
*168. Ick seh hüm 'n Lock in de Kopp. – Stürenburg, 139.
D.h. ich weissage ihm nichts Gutes.
*169. Ik seh dar kên Lock dör. – Schütze, III, 46; Richey, 154.
Ich finde keinen Ausweg.
*170. Ik wêt dar kên Lok in to finden. – Schütze, III, 46.
Ich weiss nicht, wie ich mich da hindurchfinde, ich weiss die Sache nicht zu Stande zu bringen.
[219] *171. In ein Loch nei schwätze. (Ulm.)
*172. In einem Loch fortbohren. (Oberösterreich.)
Ueber eine und dieselbe, besonders eine unangenehme Sache zu lange fortreden.
*173. Ins alt Loch zedla. – Tobler, 454.
Eine Schuldverschreibung oder einen Pfandbrief ausstellen, der gerade an die Stelle eines ältern tritt. Zedel (Zettel) = Pfandverschreibung, Schuldschein.
*174. Löcher in fremde Breter bohren.
*175. Mach, as d' zum Loch ûs kumst. – Sutermeister, 23.
In demselben oder ähnlichem Sinne werden auch folgende Redensarten, die sich a.a.O. finden, angewandt: »Lo mi i Noth! Gang mer weg, i ha mis Besunderi gern apartig! Helf der Gott in Himmel ufe, so kumst mer zur Stube- nus.«
*176. Mer nemmt e Loch un macht Eise' drum. – Tendlau, 1003.
Zur Bezeichnung einer verkehrten Antwort, weil einmal jemand auf die Frage, wie eine Kanone gemacht werde, die obige Antwort gegeben haben soll.
*177. Nif, naf, koan's Loch nich traff(en). – Robinson, 273; Gomolcke, 806.
*178. 'R bläst auf'n letzta Loch. – Sartorius, 172.
Sein Geld, Gut, Vermögen, seine Mittel, Wirthschaft, sein Leben geht zu Ende.
*179. 'S woarn viel hundert Lecher a dam Dinge. – Gomolcke, 1020.
*180. Schwätz mer koi Loch in Kopf! (Ulm.)
*181. Se blôsen än î Loch. (Siebenbürg.-sächs.) – Frommann, V, 174, 145.
Sie blasen in ein Loch, sie halten zusammen.
*182. Sich zu dem Loch hinausstehlen, das der Maurer aufgelassen hat.
»Sie stehlen sich geschwind von der Gesellschaft hinweg zu dem Loch hinaus, das der Maurer hat auffgelassen.« (Fac. pennalium, 50.)
*183. Sie wissen mehr Löcher als eins. – Fac. fac., 466.
*184. Ufem gliche Loch pfife. (Luzern.)
*185. Ufm letzten Luche fiedeln. – Gomolcke, 24.
*186. Um Ein Loch zu schliessen, macht er zwei neue.
Die Engländer sagen: Er macht's wie die Kesselflicker von Banbury (Northamptonshire), welche drei Löcher machen, wenn sie eins flicken. (Reinsberg V, 117.)
*187. Weiss er ein Loch, so weiss ich's andere. – Palm, 1027.
*188. Weisst du ein Loch, ich weiss einen Nagel.
Holl.: Weet gij en gat, ik weet een' nagel. (Harrebomée, I, 205b.)
*189. Wenn er in ein Loch greift, sind die Krebse schon heraus. – Reinsberg IV, 133.
Dem das Glück nicht wohl will.
*190. Wir wollens bey den alten Löchern bleiben lassen. – Herberger, I, 2, 869.
*191. Zu deam Loch will's naus. – Nefflen, 470.
Das war der Zweck, das ist das Ende vom Liede.
*192. Zu Loche gehen.
Vom Hunde entlehnt, der in das Loch seiner Hütte geht. Schweigen, sich zur Ruhe begeben, sich zurückziehen.
193. Aus dem Loch im Aermel sieht der Stolz heraus. – Gerson, I, 72.
194. Dao hot manch Loch besetzt. (Oberharz.)
Von alten Bergleuten, welche lange Zeit Bohr- und Sprengarbeit verrichtet haben. Auch oft von liederlichen jungen Gesellen, welche viel Liebschaft gehabt haben.
195. Das gibt ein grosses Loch, sprach das Sperlingsweibchen, da sollte es ein Gansei legen. – Frankfurter Zeitung, 1872, Nr. 122.
196. Das Loch berechn' ich nicht, sagte der Trödler, als der Bauer meinte, die Jacke sei zu theuer, sie habe schon ein Loch.
197. Die kleinen Löcher muss man stopfen, dann gibt es keine grossen. – Schulfreund, 90, 222.
198. Es ist kein Loch, die Kirche weiss einen Nagel darein.
Ph. M. von Aldegonde sagt: »Es wäre kein loch, die Römische Kirche weiss ein nagel darinn; sie kan alles zum besten wenden, wie die Bien der stinkenden Blumen.« (Zinkgref, IV, 71.)
199. Hat man ein Loch gefunden, der Teufel kommt und stopft es zu.
Holl.: Heeft men een open gevonden, de duivel vindt er straks eene spie toe. (Harrebomée, II, 152a.)
200. Loch ist Loch, sagte der Billardspieler.
201. Man kommt ins Loch für tausend, für hundert aber auch.
Meint, es lohne sich besser viel als wenig zu stehlen, weil die Folgen ziemlich gleich sind. Die Neugriechen sind derselben Ansicht. (Sanders, 88.)
202. Man muss ein Loch zuflicken, so lange es noch klein ist. – Schuller, 43.
203. Stopfst du das Loch nicht mit dem Handschuh zu, brauchst später den ganzen Mantel du. – Wenzig, 78.
204. Wer ins Loch spaziert, nimmt sich Zeit.
Die Russen: Wenn es zum Prügelpfahl geht, werden kleine Schritte gemacht. (Altmann V, 100.)
205. Wer zweimal in Ein Loch fällt, ist ein echter Narr. – Merx, 309.
206. Wo kein Loch ist, da ist keine Freude.
Wiener Trostwort, wenn man sich ein Loch in die Kleider gerissen hat.
207. Zwei Löcher sind in der Nase, nun ist das Ende.
Scherzhafter Schluss einer Rede.
Poln.: Dwa dziory w nosie, skonczy to się. (Frischbier, 4294.)
*208. Da geht kein Loch durch.
»Wer theurer verkauft, als die Sache werth, ist des Teufels; da geht kein Loch durch, denn es ist wider die brüderliche Liebe.« (Schaltjahr, II, 83.)
*209. Einem das Loch voll steupen. – Nigrinus, Vorrede.
*210. Einem ein Loch durch den Schild bohren.
»Du kannst dem Teuffel wohl durch Christum Trotz bieten, dass er dir ein Loch durch den Schild bore.« (Luther's Werke, V, 546a.)
*211. Einer das Loch ausdrehen. (Ransern bei Breslau.)
Mit ihr tanzen.
*212. Er freut sich ein zweites Loch in den Hintern. (Breslau.)
*213. Er möchte sich gar das Loch beschinden.
Gibt sich grosse, aber meist vergebliche Mühe.
*214. Für ein kleines Loch einen grossen Zapfen suchen. – Altmann VI, 517.
*215. Se han ihr's Loch mit Zwecken beschlan. (Oberharz.)
Von einem leichtfertigen schwangern Mädchen. Ein gemeines Volkslied fängt an: »Mädel, wer hat dir was Leides gethan? – Se han mer das Loch mit Zwecken beschlan!«
*216. Triff das Loch!
Adelung-1793: Loch, der · Loch, das
Brockhaus-1911: Winslowsches Loch · Loch
Lueger-1904: Lochplatte, Loch- und Gesenkplatte · Fahrkunst, -loch · Bohrlehre, -loch
Meyers-1905: Monrosches Loch · Loch [2] · Urner Loch · Winslowsches Loch · Verlornes Loch · Loch [1] · Blindes Loch · Binger Loch · Eiförmiges Loch · Loch Leven · Loch Katrine
Pierer-1857: Urner Loch · Monroisches Loch · Wildes Loch · Verlornes Loch · Loch [3] · Katrine Loch · Dochart-Loch · Loch [2] · Loch [1]
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