Lärmen

*1. Das lärmt wie die schweidnitzer Büchse. (Schles.)

Bezieht sich wahrscheinlich auf das uralte Geschütz der Stadt Schweidnitz, welches, wie die Chroniken berichten, 1488 mit 43 Pferden nach Glogau gebracht, auch zuweilen nach Fürstenstein geholt wurde und dessen Knall ganz Schweidnitz erschütterte; denn es fasste gewöhnlich eine über drei Centner schwere Kugel. (Fülleborn, Bresl. Erzähler, 1800, 276.)


*2. Er lärmt wie die Frösche im Winter.

Ironisch wenn jemand sehr stumm und still gemacht worden ist.


*3. Er lärmt wie ein Dieb im Pferdestall.

Der eben gar nicht lärmt, um sich nicht zu verrathen.


*4. Er lärmt wie zehn Fratschelmänner.

Von Personen, die viel Geschrei, im eigentlichen wie uneigentlichen Sinne machten, hatten die alten Griechen auch die Redensart: Er lärmt, als hätte er seine Kehle eine Meile weit offen. Wenn jemand nicht gewöhnlich, ungezwungen, natürlich redete, sondern mit ganz offener Kehle, eine ungewöhnliche starke Stimme machte. Uneigentlich sagte man: Er lärmt wie Antipater mit der Feder. Von dem Streite des Antipater mit Karneades, worin der erstere viel und heftig gegen den letztern schrieb und sich in Schmähungen gegen denselben ergoss, weshalb er den gemeinen Beinamen »der Federschreier« erhielt, weil er nicht mit der Zunge, sondern mit der Feder Lärm machte. Von erfolglosem Geschrei sagte man: Er lärmt wie die Meereswellen, die den Fels beständig schlagen, der aber nie weicht.


*5. Lärmen, dass die Thürpfosten (dass Pfosten und Säulen) brechen.

Die Franzosen sagen, um einen grossen Lärm zu bezeichnen: Faire le diable à quatre. Zu Anfang des 18. Jahrhunderts waren die Vorstellungen auf dem Théâtre française gewöhnlich Mysterien, Possen und besonders Teufeleien. Man unterschied grosse und kleine. Die kleinen wurden nur von zwei Teufeln ausgeführt, während die grossen von vieren dargestellt wurden. Da nun nach der Zahl der Teufel der Spektakel kleiner oder grösser war, so brauchte man die obige Redensart, um einen grossen Lärm zu bezeichnen.

Quelle:
Karl Friedrich Wilhelm Wander (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon, Band 2. Leipzig 1870, Sp. 1794.
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