1. Amul hot a Meisel a Heisel. (Jüd.-deutsch. Brody.)
Manchmal hat ein Mäuslein ein Häuslein. Wenn sich jemand auf unbedeutende Dinge viel einbildet. In Warschau auch, um ein gewisses Siegesgefühl darüber auszudrücken, dass man endlich in den Besitz einer Sache gelangt ist, die man lebhaft gewünscht hat; so wie etwa die Maus stolz auf ihr Loch ist, das zu ihrer Wohnung führt.
2. Das mag ein elends meusslein sein, das nicht mehr hat, dan ein löchlein. – Loci comm., 157.
[550] 3. Die Mäuslein sind wol klein, wollen aber auch geboren sein. – Altmann IV, 404.
»Das Gebären fällt auch der Maus schwer.«
4. Ei, das Mäusle beiss, sagte der (Nestle-)⇒ Schwab (s.d.) als man ihn fragte, ob er auch fluchen könne. – Eiselein, 457.
5. Ein klein Mäuslein kann einen Elefanten tödten.
6. Ein Mäuslein, das nur Ein Loch hat, ist bald gefangen.
7. Kein Mäuslein, es hat ein Schwänzlein.
Holl.: Dat muisje zal een staartje hebben. – Het is eene muis met een staartje. (Harrebomée, II, 108b.)
8. Kleine Mäuslein haben kleine Schwänzlein.
In der Schweiz: Klini Müsli hend klini Schwänzli. (Sutermeister, 136.)
9. Mäusle, trä Wasser zu, dass d's Kendle geheul ko (weinen kann). (Henneberg.)
Spottwort zu einem grössern Kinde, das nicht mehr um Kleinigkeiten weinen sollte.
10. Mäuslein machen Mäuslein.
In der Schweiz: Müüsli mach'n Müüsli. (Sutermeister, 128.)
11. Müsli gid Müsli. (Luzern.)
Kleine Aeltern, kleine Kinder.
12. 'S erst Müsli darf wider is Hüsli. – Sutermeister, 129.
13. Wenn das Mäusel herfür springt, so läst die Katz das Liecht fallen. (S. ⇒ Katze 113.) – Lehmann, 655, 41.
14. Wenn das Mäussel die Katz hört mauntzen, so bleibt sie im Loch. – Lehmann, 226, 11.
*15. Da soll ein ander Mäuslein pfeifen.
Holl.: Daar zal een ander muisje piepen. (Harrebomée, II, 108b.)
*16. Das Mäuslein hat's genommen.
So sagt man in der Schweiz, wenn man etwas verlegt oder verloren hat.
*17. Doss dich das Mäusle erbeiss1. (Schles.) – Für Ostpreussen: Frischbier, 405; Frischbier2, 2589; hochdeutsch bei Braun, I, 2641; Klix, 40.
1) Steht hier als Glimpfform (euphemistisch) für Teufel. (Vgl. Frommann, II, 505, 7.) Im Siebenschwabengedicht ist die Redensart der grässlichste Fluch. Nach Graf (213) scheint der Volksmund die Redensart für die furchtbarste Krankheit, den Aussatz, gebraucht zu haben. Ein damit behafteter Mensch hiess im Mittelalter miselsich = maiselsüchtig. (S. ⇒ Mann 397.) Und der Nestelschwab fluchte: Dass dich das Mäusle beiss!
Holl.: Muust wael, mer maut niet.
*18. Er hat ein Mäuslein davon piepen hören.
Er hat einige Kenntniss von der Sache.
Holl.: Hij heeft er een muisje hooren piepen. (Harrebomée, II, 109a.)
*19. Hesch 's Müsli g'fange? – Sutermeister, 32.
Zu einem fallenden Kinde.
*20. Hest wölle a Mäusle fange? (Ulm.)
Wenn jemand hinfällt.
*21. Ma hört e Mäusle dur d' Stub gan. (Ulm.)
Um eine grosse Stille zu bezeichnen.
*22. Man hört's Mäusle laufen. (Rottenburg.)
So still ist es.
*23. 'S is e Mäusle dur 's Zimmer gange. (Ulm.)
*24. 'S Mäusle fährt durch. (Ulm.)
Wenn man den Ellenbogen ungeschickt anstösst.
*25. 'S Mäusle hot's g'holt. (Ulm.)
Wenn man den Kindern etwas weggenommen hat.
26. Ein meusle bringt ain anders meusle fur. – Zimmerische Chronik, IV.
*27. Da möchte Einen das Mäusel beissen. (Niederösterreich.)
Es ist damit die Arm- oder Fussmuskel gemeint.
*28. Dich hat das Mäusel bissen. (Wien.)
Zu jemand, der zu viel getrunken hat.
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