1. Aber ach und weh, gibt es Mäuse im Bodensee.
2. Alte Mäuse fressen auch gern frischen Speck. – Altmann VI, 401.
3. Alte Mäuse gehen auch in die Falle.
4. An slacht Müs, diar man ian Hâl hea. (Nordfries.) – Johansen, 65.
Eine schlechte Maus, die nur eine Höhle, ein Loch hat.
5. Ane kluge Maus wêss mehr alls ee Lôch, sagte der Spitzbube, als er ins zehnte Gefängniss ging. (Schles.)
6. Auch die Maus vertheidigt ihr Loch.
7. Auch eine grosse Maus muss man zu keiner Katze machen.
8. Aus der Maus wird ein Haus. (Böhmen.)
9. Bässer en Mûs em Döppe als kê Flêsch. (S. Laus ⇒ 3 u. ⇒ 4 und ⇒ Mücke.) (Düren.) – Firmenich, I, 484, 116.
Besser eine Maus im Topfe als gar kein Fleisch.
Holl.: Beter eene muis in den pot dan gansch geen vleesch. (Harrebomée, II, 108a.)
10. Beisset ein mauss einmahl vom käss (Speck), sie kompt wieder. – Henisch, 266, 48; Petri, II, 32; Sutor, 551; Gaal, 1140; Eiselein, 456; Sailer, 179; Simrock, 6914.
11. Beist die Mauss einmal vom Käss ist sie schwerlich davon abzubringen. – Lehmann, 18, 30.
12. Bleibt die Mauss im Loch, so thun jhr die Katzen nichts. – Lehmann, 112, 6.
13. Bô Müse sied, dô sied auk Katten. (Waldeck.) – Curtze, 356, 526.
14. D' Maus gat no oimaul in d' Fall'. (Ulm.)
15. Da hat's Mäuse, hat der Ratzemann gesagt. – Simrock, 6921a; Hoefer, 867.
16. Dar fallt kên Mûs unner'n Fôr (Fuder) Heu dôt. – Bueren, 157; Eichwald, 1361; Kern, 779; Frommann, II, 539, 92; Hauskalender, I.
17. Das hilft von den Mäusen, sagte Hans Klapper, und zündete seinem Nachbar das Haus an.
18. Das ist eine arme Maus, die nur weiss zu einem Loche hinaus. – Körte, 4171.
19. Das ist eine arme Mauss, die nur ein Loch weiss. – Lehmann, 44, 38.
20. Das ist eine armselige Maus, die verzweifelt, wenn der Hausherr eine neue Katze anschafft.
21. Dass ist ein kühne Maus, die der Katz darff ein nest ins Ohr machen. – Lehmann, 446, 4.
22. Dat helpt vör de Müs, säd' de Bûr, un stêk sîn Hûs an. – Schiller, III, 8a; Hoefer, 160; Globus, VIII; Schlingmann, 195.
23. Dat is Mûs as Môer, Stêrten (Schwänze) un Oren hebbt se all. (Ostfries.) – Bueren, 217; Eichwald, 1362; für Iserlohn: Woeste, 73, 205; Frommann, II, 537, 153.
24. Dat is Mûs of Môr (auch: Mûs as Mau), de Katt fritt se alle beide. (Holst.) – Schütze, III, 104 u. 126; Hauskalender, II.
Es ist einerlei, die Katze frisst Maus und Mausmutter.
25. De Mûs, de öber dat Mêl löpt, hungert nich. (Bremen.) – Köster, 250.
26. De Mûs frietet op'n Stuiwer, de Snagel op'n Dâler. (Westf.)
27. De Mûs hett mehr as ên Loch. – Dähnert, 318a.
Entwischt er nicht auf die eine Art, so glückt's ihm auf eine andere.
28. De Müse frätet det Koren wolfäle un de Sniggen düer. – Schambach, II, 67.
In trockenen oder Mäusejahren geräth das Getreide und wird daher wolfeil, nasse Jahre, in denen es viel Schnecken gibt, verursachen Theuerung.
29. De Müse fretet den Winter nich up. (Hannover.) – Schambach, II, 397.
[534] 30. De Müse komet dôr den Wind un gât dôr den Wind weg. – Schambach, II, 68.
Die Feldmäuse erscheinen plötzlich in einer Gegend und sind auch ebenso plötzlich wieder verschwunden, sie fressen daher nicht zwei Ernten ab.
31. Der Maus ist die Katze ein Löwe.
32. Der Maus ist in einer Metze Korn so wohl als in einem Scheffel.
Holl.: De muis is zoo weelderig in een spintje als in eene mudde koren. (Harrebomée, II, 108b.)
33. Der Maus ist wohl in ihrem Loche.
34. Der Mäuse Kinder spielen selten ohne Schaden mit der Katze Kindern.
35. Die älteste Maus läuft vor der jüngsten Katze. – Altmann VI, 390.
36. Die Maus bereut es zu spät, wenn sie zwischen den Krallen der Katze ist. – Winckler, XVIII, 5.
37. Die Maus besudelt mehr als sie verzehrt.
38. Die Maus bleibt zu Haus, wenn die Katz vor der Thür ist. – Chaos, 765.
39. Die Maus bringt der Katze keine Botschaft und wenn man ihr noch so viel Speck zu Lohn verspricht.
Die Araber sagen: Man bot der Maus zwei Pfund Zucker, um einen Brief zur Katze zu tragen. »Das Botenlohn ist gut«, antwortete sie, »aber die Sache ist mir zuwider.« (Burckhardt, 515.)
40. Die Maus findet leicht ein Loch, wenn auch das Haus voll Katzen ist.
Dän.: Ofte finder muus hul, om stuen end var fold af katte. (Bohn I, 393.)
41. Die Maus geht auch einer todten Katze aus dem Wege.
Holl.: Eene doode kat, een schrik voor de muizen. (Harrebomée, I, 385b.)
42. Die Maus geht in keine leere Scheune.
Die Russen: Was die Maus lockt, lockt die Gäste. (Altmann VI, 474.)
43. Die Maus geht so oft vor die Falle, bis sie einmal gefangen wird.
Dän.: Muusen kommer saa ofte for fælden til hun fanges. (Prov. dan., 211.)
44. Die Maus hat böse Hochzeit, dieweil sie in der Falle leit.
45. Die Maus hat einen kleinen Zahn und bohrt sich ins Haus vom Grosssultan.
Frz.: Un souris coupe un cable, et de petits coups répétée abattent des grands chênes. (Venedey, 70.)
46. Die Maus hat mehr als Ein Loch. – Eiselein, 455.
Lat.: Mus non uni fidit antro. (Eiselein, 455.)
47. Die Maus im Schlosse grüsst die (gemeine) Feldmaus nicht.
Die Russen: Die Maus, welche im Schlosse ist, bezieht das Lob auf sich, welches dem Löwen ertheilt wird, der die Thorwache hält. (Altmann VI, 471.)
48. Die Maus in der Falle freut kein Speck.
49. Die Maus in der Mühle meint, sie sei eine Gehülfin des Müllers.
Aehnlich russisch Altmann VI, 449.
50. Die Maus ist der Dieb (jüdisch: Gannev) nicht, das Loch ist der Dieb. – Tendlau, 937.
Die Gelegenheit, hier das Loch, macht den Dieb.
51. Die Maus ist keine Freundin der Katze.
Bei Tunnicius (1273): De mus is der katten entegen (entgegen). (Murilego sorea, hosti contrarius hostis.)
52. Die Maus ist verloren, die mit der Katze spielt.
Böhm.: Ta myška už lapena (ztracena), s kterou kočka pohrává. (Čelakovsky, 31.)
53. Die Maus kommt in kein leeres Haus.
Schwed.: Musen trijfs intet i öde huus. (Grubb, 535.)
54. Die Maus läuft dem Loch nach. (Nürtingen.)
55. Die Maus mag noch so pfiffig sein, sie geht zuletzt in die Falle hinein.
It.: Molto sa il ratto, ma più il gatto. (Gaal, 198.)
56. Die Maus mit Hanföl vergeben ist keine Verschwendung. – Burckhardt, 517.
Man gebraucht in Aegypten Hanföl mit Arsenik vermischt als Mäusegift. Wer sich eines Feindes entledigen will, darf keine Kosten scheuen.
57. Die Maus soll das Loch suchen, das Loch nicht die Maus. – Eiselein, 456; Simrock, 6907.
[535] 58. Die Maus weiss viel, die Katze noch mehr. – Winckler, X, 44.
Dän.: Musen veed meget, men katten veed mere. (Bohn I, 390.)
59. Die Maus, welche an den Käse gewöhnt ist, lässt nicht davon.
In Sardinien: Die Maus, gewöhnt an den Käse, entwöhnt sich nicht, bis sie die Nase drin lässt. (Reinsberg III, 143.)
60. Die Maus, welche nur Ein Loch weiss, ist bald gefangen. – Hollenberg, II, 31.
Engl.: A mouse that has but one hole is soon caught. (Gaal, 1139; Eiselein, 455.)
Frz.: Dolente la souris, qui ne set qu'un seul pertuis. (Leroux, I, 132.) – Une souris qui n'a qu'un trou est bientôt prise. (Gaal, 1139.)
Holl.: De muis is haast gevangen, die maar een hol heeft. (Harrebomée, II, 108b.)
It.: Tristo è quel sorcio che ha un sol pertugio per salvarsi. (Gaal, 1139.)
61. Die Maus würde gern Frieden halten (schliessen), wenn nur die Katze wollte.
Aehnlich die Russen Altmann VI, 410.
62. Die Maus zeucht ungern Kind, wo sie weiss, dass Katzen sind.
63. Die Mäuse beissen sich miteinander um den Ritz. – Coler, 294a.
64. Die Mäuse, die einmal beim Speck gewesen sind, gehen wieder dran.
65. Die Mäuse haben Kirchweih, wenn die Katze nicht zu Haus ist. (Oberschles.)
Auch in Estland Reinsberg III, 32.
66. Die Mäuse haben (auch) Ohren. – Livl. Idiot., 51; Mayer, I, 445.
Warnung zur Vorsichtigkeit, besonders im Reden, da man belauscht werden könne, wo man es nicht glaubt.
67. Die Mäuse werden vergessen, wenn die Katzen Quärge fressen.
68. Die Mauss hält sich am besten vnder dem Dach, die Fraw vnder dem Lailach (Betttuch). – Fischart, Prakt., in Kloster, VIII, 613.
Lat.: Ut mus sub tecto sic valet foemina lecto.
69. Die Mauss ist gern in ihrem Loch, der Haass, wo er am ersten kroch.
Lat.: Vult lepus esse loco semper generatus erat quo. (Loci comm., 155; Sutor, 612.)
70. Die mauss ist gern in jhrem Loch. – Petri, II, 137.
71. Die Mauss kompt wol in die Fall, aber schwerlich herauss. – Lehmann, 92, 58.
72. Die Mauss verräth sich zuletzst selbs. – Franck, II, 15a; Petri, II, 138; Lehmann, II, 71, 49.
73. Die Mäuss vnd Würme in Balcken hören auch. (S. ⇒ Feld 5, ⇒ Ort und ⇒ Wald.) – Lehmann, 69, 32 u. 260, 30; Henisch, 174, 33; Petri, II, 138; Eiselein, 457.
74. Die Mauss weiss jhren gang vnd lauff, sonst wird sie bald gefangen auff. – Petri, II, 138.
75. Die Meuss fressen kein brennend liecht. – Lehmann, 240, 47.
76. Die Meuss, Mücken vnd Holtzwürm in Zimmern haben auch Ohren vnd Mundstück. – Lehmann, 713, 37.
77. Die todten Meuse beissen nicht. – Froschm., Ssiiiib.
78. Do hets Müs, het de Ratzemâ gseit. – Sutermeister, 92.
79. Eh' die Maus den Speck gekostet, ist der Hals geschnürt (in der Falle).
80. Ein kleine Mauss inn grossem Hauss muss man lassen fahren, so lang, dass sie selbst lauff herauss. – Henisch, 977, 50; Petri, II, 208.
81. Eine kleine Maus frisst sich in einen grossen Strohhaufen.
Die Engländer sagen: Eine Maus kann in wenig Tagen ein starkes Tau zernagen. (Reinsberg II, 144.)
82. Eine kleine Maus kann für einen grossen Mann Arbeit machen.
Frz.: La montagne en travail enfante une souris. (Cahier, 1721.)
83. Eine kluge Maus frisst Speck, auch wo's zwei Katzen gibt.
[536] 84. Eine kluge Maus hat mehr als ein Loch. – Blum, 367; Bücking, 242; Erklärung, 20; Siebenkees, 47.
»Die Mauss ist klein, aber klug ist sie, ihr Leben Einem Loch vertraut sie nie, verrennt man ihr eins, so find sies ander.« (Oec. rur., 482.)
Dän.: Ingen muus fortroer sig et hul alleene. (Prov. dan., 421.)
85. Eine kluge Maus läd't sich den Fuchs nicht in ihr Haus.
Mhd.: Ez hat vil selten wîsiu mûs den fuhs geladen heim ze hûs. (Freidank.)
86. Eine lebende Maus in der Scheune schadet mehr als eine todte Ratte im Brotschrank. – Altmann VI, 437.
87. Eine lüsterne Maus sehnt sich nach dem Mehlkasten, auch wenn sie der Falle kaum entlaufen ist.
88. Eine Maus braucht kein gross Loch.
Holl.: Eene muis sluipt alle gaten door. (Harrebomée, II, 109b.)
89. Eine Maus, die dem Tode nahe ist, beisst sogar die Katze in den Schwanz.
90. Eine Maus, die den Winter verschlafen will, macht sich im Herbst schon das Bett.
91. Eine Maus, die einmal in der Falle gewesen, ist schwer zu fangen.
Lat.: Qui semel est laesus fallaci piscis ab hamo, omnibus unca cibia aera subesse putat. (Gaal, 1001.)
92. Eine Maus, die einmal in der Falle war, geht schwer wieder hinein. – Altmann VI, 488.
93. Eine Maus, die einer jungen Katze in die Klauen kommt, hat einen langsamen Tod. – Altmann VI, 478.
94. Eine Maus, die gar zu listig ist, wird zuerst gefangen.
Frz.: Les plus rusés sont les premiers pris. (Bohn II, 36.)
95. Eine Maus, die nur Ein Loch weiss, ist bald gefangen.
Engl.: The mouse that hath but one hole is easily taken. (Bohn II, 117.)
Frz.: La souris qui n'a qu'un trou est bientôt prise. (Cahier, 1665; Kritzinger, 659a; Lendroy, 1605; Bohn I, 57.) – La souris qui n'a qu'une entrée est incontinent happée. (Bohn II, 171.) – La souris qui ne sait qu'un trou le chat la prend bientôt. (Kritzinger, 659a.)
Holl.: Een muis, die maar één holletje heeft, is weldra gevangen. (Bohn I, 315.)
It.: Tristo è quel topo, che non ha ch'un sol pertuggio per salvarsi. (Bohn II, 117.)
Span.: El mur que no sabe mas de un horado, presto le toma el gato. (Bohn I, 219; II, 117.)
96. Eine Maus, die sich retten will, ist nicht wählerisch in den Löchern.
97. Eine Maus isst selten zu Haus.
Holl.: Als eene muis; altijd uit eten en nimmer t' huis. (Harrebomée, II, 108a.)
98. Eine Maus ist ein klein Thierlein, aber sie kann einen grossen Dieb verjagen.
99. Eine Maus kommt nie so weit, mit Ruhe zu essen.
Dän.: Muus vil have mad-roe, alligevel at det er med rædsel. (Prov. dan., 421.)
100. Eine Maus mit Fleiss und Geduld nagt ein Schiffsseil entzwei.
101. Eine Maus müsste grossen Durst haben, wenn sie sollte zur Katze trinken gehen.
Aehnlich die Araber in Aegypten: Eine Maus fiel vom Dache. »Komm, nimm eine Erfrischung«, sprach die Katze. »Packe dich weg«, erwiderte die Maus. (Burckhardt, 488.)
102. Eine Maus traut Einem Loch allein nit. – Nass. Schulbl., XIV, 5.
103. Eine närrische Maus und eine schlaue Katze treffen sich bald.
Denn, sagen die Russen, der Mäuse Narrheit kommt der Katzen Schlauheit zugute. (Altmann VI, 462.)
104. Eine satte Maus ist einer hungrigen Katze am liebsten. – Altmann V, 129.
105. Eine todte Maus erfriert nicht.
Engl.: A dead mouse feels no cold. (Bohn II, 84.)
106. Eine weise Maus hat selten den Fuchs geladen zu Haus.
107. Eine weise Maus läuft selten einer schlafenden Füchsin ins Maul.
[537] 108. Einer hungrigen Maus braucht man die Kleien nicht zu sieben. – Altmann VI, 388.
109. Einer Maus war der Hintere nicht weit; da trieb sie einen eisernen Keil hinein. – Burckhardt, 469.
Von Mitteln, die ein noch schlimmeres Uebel zur Folge haben, als das ist, dem sie abhelfen sollen.
110. Endlich geht die Mauss auch ein.
Lat.: Qui fallit mille, a solo fallitur ille. (Sutor, 365.)
111. Es erstickt keine Mauss vnder einem fuder Hew. Petri, II, 839; Henisch, 1276, 3; Körte, 4173; Braun, I, 2635.
In der Schweiz: Es erstickt kei Mûs under em Heustock. (Sutermeister, 136.)
Dän.: Muus' druckner ei under høe-læs. (Prov. dan., 421.)
Holl.: Daar bleef nooit eene muis dood onder een voeder hooi. (Harrebomée, II, 108a.)
Schwed.: Musen döör intet vnder höölasset. (Grubb, 534.)
112. Es gehören viel Meuse dazu, wenn sie wollen eine Katze Todt beissen. – Petri, II, 247; Henisch, 266, 44.
Dän.: Der skal være mange muus om at bide en kat. (Bohn I, 357.)
113. Es hat noch nie ein Mauss der Katzen ins Ohr genistelt. – Petri, II, 251.
Frz.: Jamais ne fut ny sera qu'une souris fasse son nid en l'oreille d'un chat. (Leroux, I, 132.)
114. Es ist eine arme (dumme, einfältige) Maus, die nur Ein Loch weiss (im Haus). – Petri, II, 257; Henisch, 1274, 46; Lehmann, II, 121, 8 u. 137, 85; Eiselein, 456; Coler, 294a; Pistor., X, 1; Lange, 2503; Simrock, 6906; Lohrengel, I, 112; Birlinger, 370; Braun, I, 2633.
In Nordfriesland: An slacht Müs, thiar man ian Hâl hä. In Schwaben: Es ist a schlechte Maus, die nu on woasst. (Michel, 268.) »Denn das ist eine arme Mauss, die nur weis zu eim Loch hinauss.« (Froschm., Diiiib.)
Mhd.: Die nit dan ein loch hat, daz ist ein bôse mus. (Morolf.) (Zingerle, 100.)
Böhm.: Chudobná to myš, co jen jednu diru má. – Myš jest malé zvíře, a nevĕří jedné díře. (Čelakovský, 253.)
Dän.: Det er en usel muus som ikke haver uden et hul. (Prov. dan., 421.)
Frz.: C'est une pauvre souri, qui n'a qu'un pertuis. (Kritzinger, 528a.)
Holl.: Het is eene arme muis, die maar één hol heeft (weet). (Harrebomée, II, 109a.)
It.: Guai a quel topo, che non ha ch'un buco. (Pazzaglia, 377, 1.)
Kroat.: Zločest myš, koi samo jednu luknju ima. (Čelakovský, 254.)
Lat.: Mus miser est, antro qui tantum clauditur uno. (Loci comm., 157; Philippi, I, 266; Eiselein, 456.) – Muris in morem semper alienum cibum edimus. (Eiselein, 456.)
Poln.: Nie jednę dziurę mysz (krolík) má do jamy. (Čelakovský, 253.)
Schwed.: Arm råtta, som ej wet mer än ett hål. (Wensell, 8.)
Ung.: Szegény egér, melynek csak egy luka van. (Gaal, 1139.)
115. Es ist eine arme Maus, die nur weiss zu Einem Loch hinaus. – Gall, 1139.
Die Finnen: Eine Maus hat viel Kriechlöcher. (Bertram, 62.)
116. Es ist eine einfältige Maus, die dem Kosen der Katze traut.
117. Es ist eine einfältige Maus, die es der Katze erzählt, wie sie der Ratte entwischt ist. – Altmann VI, 451.
118. Es ist eine fromme Maus, die auf dem Mehlsack sitzt und nicht nascht. – Altmann VI, 422.
119. Es ist eine kühne Maus, die der Katze ein Nest ins Ohr machen darf. – Simrock, 6918.
Dän.: Det er en dristig muus der tør giøre reede i kattens øre. (Prov. dan., 481; Bohn I, 359.)
120. Es ist eine schlechte Maus, die nicht neun Löcher hat. – Mayer, I, 50.
In Würtemberg: Es ist a schlechte Maus, die nur oan Loch woasst. (Nefflen, 460.)
121. Es ist keine Maus so klein, sie zernagt mit der Zeit ein Ankertau. – Winckler, VIII, 34.
122. Es ist Maus als Mutter, zwo Hosen Eines Tuchs. – Eiselein, 456.
123. Es ist Maus wie Mutter. – Latendorf II, 10.
»Pfaff' oder böser Geist ist Maus wie Mutter, wie man's heisst.« (Lessing.)
Frz.: C'est jus vert, ou verjus. (Lendroy, 1457.)
[538] 124. Es ist Maus wie Mutter, Sterze haben sie alle. – Simrock, 6910.
Holl.: Muis is de moêr, zij dragen allen staarten. (Harrebomée, II, 109b.)
125. Es ist um die Maus geschehen, die bei der Katze zu Gericht geht.
»Ich weiss, was es heisst, wenn die Maus bei der Katze zu Gericht geht.« (Ed. Pelz, Allgemeine Auswanderungs-Zeitung, Rudolstadt 1853, Nr. 145.)
126. Es ist um die Maus geschehen, welche die lauernde Katze für todt hält.
Dän.: Naar aberne driste paa parderens død, blive de ofte af den dødet. (Prov. dan., 122.)
127. Es wil kein Mauss der Katzen die schelle anhengen. – Petri, II, 304.
128. Es wird einer Maus, die unter Katzen gerathen ist, wenig helfen, wenn sie auch Miau schreit. – Altmann VI, 390.
129. Es würden viel Mäuse dazu gehören, eine Katze zu fangen.
Dän.: Der skulde være mange muus, en kat skulde binde. (Prov. dan., 421.)
130. Et is Mus wie Müle (Maulwurf), de Katze kriegt se doch. – Simrock, 6709.
Man hört dies Sprichwort nicht selten: »Maus wie Miene«, aussprechen. Es wird gebraucht, um anzudeuten, es sei ganz gleichgültig, wofür man sich in einer Sache entscheide. In Betreff des Ursprungs und des Sinnes desselben ist die Ansicht ausgesprochen worden, es sei eigentlich verunstaltetes Latein aus dem Munde der Geistlichen in den der Laien übergegangen. Die ersteren sollen bei vorkommenden Gelegenheiten gesagt haben: »Es ist plus wie minus«, woraus das unlateinische Volk »Maus wie Miene« gemacht habe. Diese Erklärung ist aber ebenso weit hergeholt, als falsch. In Pommern, wo das Sprichwort vorherrschend gebraucht wurde und noch gebraucht wird, lautet es nicht »Maus und Miene«, sondern »Mus und Mule«, der Kürze wegen. Vollständig heisst es: Et is Mus wie Müle, die Katze kriegt sie doch; oder hochdeutsch: Es ist Maus wie ⇒ Maulwurf (s.d. 2), die Katze kriegt sie doch. Dürfte es nicht mit manchem gelehrten Commentar ebenso sein? Es ist wahrlich nicht »Mus wie Müle«, wenn man einem Schriftsteller einen Sinn unterlegt, an den er nicht gedacht hat.
Dän.: Muus som moder, katten bider dem begge. (Prov. dan., 421.)
131. Fort ist die Maus, was gilt der Balg? – Nass. Schulbl., XIV, 5.
132. Für die junge Maus ist die Katze ein schönes Thier.
133. Grosse Mäuse fürchten kleine Katzen nicht.
134. Hat die Maus einmal den Speck (Käse) gekostet, so kommt sie wieder. – Simrock, 6915; Braun, I, 2634.
Dän.: Hvilken muus der een gang har æd af osten, kommer vel igien. (Prov. dan., 421.)
135. Hiät Mûs nix, hiät ôk Knûs nix, sach de Mûs, do hadde Knûs nix saiget, üm sine Müse quit te wären. (Iserlohn.) – Hoefer, 778; Woeste, 63, 28; Schiller, III, 8b.
136. Ich will mal die Mäuse vertreiben, sagte der Junker, da zündete er die Scheuer an.
137. Ik hewwe no nit wol hort, dat de Mius unnern Foier Heu däut gohen is.
138. In eine leere Scheune kriecht keine Maus. – Eiselein, 456.
139. Is't bäter as'n Mûs, so häg't in't Hûs. (Lübeck.) – Deecke, 9.
140. Je mehr die Maus pfeift, je mehr wetzt die Katze die Zähne. – Altmann V, 108.
141. Jede Maus den Sack zernagt, dass sie besser schlüpfen kann. – Eiselein, 456.
142. Jede Maus hat ihr Haus.
Frz.: Nulle souris sans pertuis. (Leroux, I, 132.)
143. Jeder würde mager Meuss im Hauss ziehen, wenn Lügen nicht sollten gelten. – Lehmann, 492, 26.
144. Junge Mäuse sind der Katzen Spiel.
Mhd.: Swâ junger miuse loufit vil, da hebt diu katze gern ir spil. (Freidank.) (Zingerle, 79.)
145. Kein Mauss war je so blöde, starb der Löwe, sie sprang jhm mutig in den bart. – Henisch, 195, 26, Petri, II, 47.
[539] 146. Keine Maus ohne Loch.
Frz.: Nulle souris sans son pertuis. (Kritzinger, 659.)
147. Kleine Mäuse haben auch Ohren. (S. ⇒ Kessel 27 und ⇒ Topf.) – Petri, II, 423; Hollenberg, I, 76; Acerra philologica; Gaal, 1546; Blum, 528; Bücking, 165; Körte, 4177; Braun, I, 2636; Reinsberg VII, 89.
In der Schweiz: Klî Müs hend au Ohren. (Sutermeister, 135.) In Hannover: Klein Müse hebbet âk Aren. (Schambach, II, 274.) Man soll sich hüte, in Gegenwart von Kindern etwas zu erzählen, was nicht jeder wissen soll.
Frz.: Les petits pots ont des oreilles. (Masson, 245.)
Holl.: Kleine muizen hebben groote ooren. (Harrebomée, II, 109a.)
Span.: Lo que el niño oyó en el hogar, eso dize en el portal. (Masson, 245.)
148. Kleine Müse hebbet (krieget) ak Swänze. – Schambach, I, 319.
Im ersten Falle: Man soll die Kleinen nicht zu zornig ansehen; im andern, auf junge Leute und Kinder bezogen, auch sie werden einmal gross.
149. Kleinen Mäusen wächst auch das Haar.
150. Letj Müssau hâ uk Uaren. (Amrum.) – Johansen, 151; für Sylt: Haupt, VIII, 358, 109.
Kleine Mäuse haben auch Ohren.
151. Lütje Müse heft ôk Ôren. (Holst.) – Schütze, III, 126; Eichwald, 1256; Dähnert, 318b; für Mecklenburg: Schiller, III, 8b.
152. Lütke Müse hät auch Steerte. – Petri, II, 442.
153. Lüttje Müse un grôte Ratten etet lik gêrn dat Speck. – Eichwald, 1357.
154. Man hält die Mäuse nicht der Katzen wegen, sondern die Katzen wegen der Mäuse. – Altmann VI, 490.
155. Man kann dei Mius nit mehr nähmen äs dat Leben. (Sauerland.)
156. Mancher thut wie ein Mauss, nagt alles, wozu er kompt. – Lehmann, 701, 44.
157. Maus im Sack und Laus im Nack' sind schlimmes Pack.
Mhd.: Waist nicht, daz man sprichet daz: maus im sack und laus im nack. (Ring.) (Zingerle, 100.)
158. Maus ist die Mutter, sie tragen alle Schwänze.
Von solchen, die etwas Originelles haben, wenn man ihren wahren Charakter erkennen kann.
159. Mäuse, die im Winter erfroren, fângt die Katze im Frühjahr nicht.
160. Mäuse fahet man, so man ihnen Speck auf die Falle legt. – Eiselein, 457.
161. Mäuse machen keine Theuerung.
162. Mauss bleib im Loch, wiltu nicht der Katze werden. – Petri, II, 471.
163. Meuss kommen auff kein leeren Speicher. – Lehmann, 547, 20.
164. Meuss wermen under einem Brett, die Weiber im bett. – Fischart, Prakt., in Kloster, VIII, 613.
165. Mit todten Mäusen treibt die Katze kein Spiel.
166. Mius ässe Mäuer (Mutter), Stäte (Sterze, Schwänze) hed se alle. (Soest.) – Firmenich, I, 349, 67; für Waldeck: Curtze, 356, 529; für Oldenburg: Frommann, II, 537, 153.
Schwed.: Muus som moder, katten bijter dem bäda. (Grubb, 534.)
167. Muise maket Muise. (Sauerland.)
Mäuse machen Mäuse.
168. Müse, dä frätet keinn twei Arnen af. – Schambach, II, 318.
Es folgen nicht zwei Mäusejahre aufeinander.
169. 'Ne versopene Mûs es lichte te woagen. (Grafschaft Mark.)
Sagt wol ein Arzt, wenn er einem schon aufgegebenen Kranken noch etwas verschreibt.
170. Neun Mäuse können Speck fressen, und die zehnte fängt sich.
171. Ous er Mous mâch nit en Hous. (Siebenbürg.-sächs.) – Schuster, 949.
172. Schmale Mäus ziehen ist härter als Drath ziehen. – Chaos, 744.
173. Sollen die Mäuse frei Spiel haben, so muss der Kater Platz machen.
[540] 174. T fallt nien Mûs unner'n För Heu dôd. (Rastede.) – Firmenich, III, 28, 74; Goldschmidt, 159.
Trostwort für zarte Frauen, die grosse, starke Männer heirathen.
175. Todte Mäuse beissen nicht.
176. Viel Mäuse, theure Zeiten.
Siehe dagegen Mäusejahr.
177. Wann de Müse des Mehls sât siet, dann schmecked ennen dat Mehl bitter. (Waldeck.) – Curtze, 340, 326; für Meurs: Firmenich, I, 401, 60; für Mecklenburg: Firmenich, I, 74, 18; für Oldenburg: Firmenich, III, 24, 18; für Bremen: Köster, 254; für Stendal: Firmenich, III, 132, 3; für Holstein: Schütze, III, 125; IV, 14; Hauskalender, II; für Henneberg: Frommann, II, 411, 140; für Hannover: Schambach, II, 242; für Eifel: Schmitz, 188, 82; für Ostfriesland: Kern, 784; Eichwald, 1355.
»So die mauss hat ein vollen Bauch, ist jhr das mehl bitter vnd rauch.« (Loci comm., 180.)
Schwed.: Miöl musen mätter, och då förskiuter hon andra rätter. (Törning, 112.) – Musen mätt är miölet beskt. (Grubb, 534.)
178. Wann die Mauss in die Mühle kombt, so meynt sie, sie sei der Müller selber. – Chaos, 307.
»Warumb? sie nimbt, was sie will.«
179. Was darffs der Mäuse, wann Katzen da seyn! – Lehmann, II, 864, 58; Kloster, VIII, 186.
180. Was die Maus für die Katze, das ist die Katze für den Tiger.
Dän.: Som katten greb den svage muus, greb tigeren den svage kat. (Prov. dan., 252.)
181. Was die Maus nicht fressen soll, muss man der Katze geben.
Holl.: Dat gij aan de muis geven zoudt, geef dat aan de kat, en maak van den nood eene deugd. (Harrebomée, II, 108b.)
182. Was die Mäuse aus der Reiskammer in einem Jahre zusammenschleppen, frisst der Elefant an einem Tage. (Aegypt.)
183. Was hilft der Maus ihr Gelübde zur Vorsicht, wenn sie in den Klauen der Katze ist. – Altmann VI, 432.
184. Was hilft es einer Maus, der Katze Schwiegertochter zu sein.
Böhm.: Tĕžko myšákovi býti zetĕm lvovi. (Čelakovský, 325.)
Poln.: Žle myszurowi zięciem być lwowi. (Čelakovský, 325.)
185. Was zur Maus geboren ist, daraus wird kein Löwe. – Altmann VI, 506.
186. Wenn acht Mäuse im ganzen Königreich Hannover sind, so finden sich von denselben fünf in Koldingen1 und Pattensen2. – Wende, Landwirthschaftliche Zeitschrift, 1861, S. 595.
1) Ein kalenbergisches Kirchdorf in Hannover.
2) Eine kleine Stadt bei Kalenberg. – Um den Mäusereichthum dieser Gegend zu schildern.
187. Wenn die Maus beim Speck sitzt, piept sie nicht. – Parömiakon, 22.
188. Wenn die Maus das Mehl gefressen hat, lässt sie (zum Dank) die Kötel im Sack. – Altmann VI, 418.
189. Wenn die Maus die Katze hört miauen, so bleibt sie im Loch.
190. Wenn die Maus einen Kürbis trägt, kann sie nicht ins Loch.
191. Wenn die Maus einmal in den Speck beisst, so kommt sie wieder. – Körte, 4175; Masson, 55.
Lat.: Difficile est, assueta relinquere. (Binder I, 325.)
192. Wenn die Maus hervorspringt, lässt die Katze das Licht fallen.
193. Wenn die Maus im Loche bleibt, thut ihr die Katze nichts.
194. Wenn die Maus ins Mehl fällt, meint sie, sie sei ein Müller. – Sutor, 929; Winckler, VIII, 13.
Holl.: Als de muis in den meelzak zit, denkt zij, dat ze de molenaar zelf is. (Harrebomée, II, 108a; Bohn I, 208.)
195. Wenn die maus satt (voll) ist, so ist das mehl bitter. – Agricola I, 146; Franck, I, 144a u. 162b; Egenolff, 84a; Petri, II, 645; Henisch, 402, 36; Gruter, I, 73; Latendorf II, 28; Sutor, 142; Schottel, 1131a; Eisenhart, 84; Blum, 169; Müller, 43, 7; Sailer, 58; Eiselein, [541] 446; Blass, 20; Simrock, 6990; Körte, 4172; Lohrengel, II, 357; Steiger, 258; Gaal, 1141; Braun, I, 2632; für Oevelgönne: Firmenich, III, 24, 18; für Mecklenburg: Schiller, III, 8a; ostfriesisch bei Bueren, 1246.
In Franken sagt man statt Mehl: Schmalz. (Frommann, VI, 320, 276.) In Warschau jüdisch-deutsch: As die mus is satt, is ihr dus Mehl zü bitter. »Junge Leute sollen auch hier das Verslein merken: Mus satur insipidam dijudicat esse farinam, wenn die mauss des Mehls überdrüssig ist, so wird's ihr bitter.« (Coler, 294a.) Jede Sattheit führt zum Ekel.
Böhm.: Syta-li myš, hořka jí mouka. (Čelakovský, 190.)
Dän.: Naar musen er mæt, er meelet beesk. (Bohn I, 392; Prov. dan., 421.)
Engl.: To a full belly all meat is bad.
Frz.: A merle soûl cerises sont amères. (Masson, 245.) – A ventre soûl, cerises amères. (Gaal, 1141; Kritzinger, 707b.) – Pour ventre plein il n'y a plus de ragoût. (Masson, 245.)
Holl.: Als de muis zat is, wordt het meel bitter. (Bohn I, 298; Harrebomée, II, 70a.)
It.: A ventre pieno ogni cibo sembra amaro. (Pazzaglia, 290, 1.) – Abbondanza genera fastidio. (Körte, 4172.) – Al gusto guasto non è buon alcun pasto. (Massen, 245.) – Colombo pasciuto ciriegia amara. (Gaal, 1141.)
Lat.: Cibi copia fastidium parit. (Binder II, 484; Massen, 245.) – Mel nimium saturo muri censetur amarum. (Buchler, 225; Philippi, I, 245.) – Mus satur insipidam dijudicat esse farinam. (Loci comm., 180; Gaal, 1141; Binder I, 1053; II, 1956; Fischer, 141, 140; Philippi, I, 296; Eiselein, 456.) – Satietas parit nauseam. (Fischer, 141, 140.)
Poln.: I mysz kiedy się maki objé, tedy się jéj gorzka widzi. (Čelakovský, 190; Masson, 245.)
Schwed.: När råttan är mätt är mjölet bäskt. (Marin, 22.)
Span.: Al gusto dañado lo dulce le es amargo. (Masson, 245.)
196. Wenn die Maus satt ist, läuft sie übers Korn. (Königsberg.)
197. Wenn die Maus will Wurzeln haben, so muss sie graben.
198. Wenn die Mäuse dein Korn nicht fressen sollen, so schenk's ihnen, sagte der Schwab, so fressen sie das ihrige.
199. Wenn die Mäuse Frieden schliessen, gewinnt der Garten nichts.
200. Wenn die Mäuse im Herbst hoch aufwerfen, kommt ein schwerer Winter. (Tirol.)
201. Wenn die Mäuse merken, dass das Haus einfallen will, ziehen sie aus.
202. Wenn die Mäuse wollen die frösche zwingen, so muss der Weihe fried machen. – Henisch, 1262, 40; Petri, II, 645.
It.: Se sorcio sei, non seguita rane. (Bohn I, 126.)
203. Wenn die Meuse lauffen, schmeckt das Bier am besten. – Petri, III, 13; Henisch, 374, 39.
204. Wenn eine Mauss Closterbrot gessen, so ist sie doch kein Nunn oder Münch. – Lehmann, 168, 33.
205. Wenn man den Mäusen den Speck hinlegt, so fressen sie ihn.
206. Wenn man den Meusen die löcher verstopfft, können sie die Katzen desto leichter fangen. – Lehmann, 439, 84.
207. Wenn man die Maus vom Mehl treibt, so geht sie über den Speck.
Die Russen empfehlen daher: Jage die Maus nicht vom Mehle, so lange du Speck in der Kammer hast. (Altmann VI, 417.)
208. Wer die Maus vom Käse treiben will, muss nicht die Katze hinzuschicken, sie frässe Maus und Käse.
209. Wer eine Maus in der Tasche, eine Schlange im Busen und Feuer im Schos trägt, der hat drei böse Gäste.
210. Wer Mäuse fangen will, muss ihnen keine leere Falle hinsetzen. – Altmann VI, 520.
211. Wer Mäuse fangen will, muss sich vor die Löcher legen.
212. Wer Mäuse fangen will, muss still zu Werke gehen.
213. Wer Meuss fahen will, der muss nicht Mawen, sondern stillschweigen. – Petri, II, 735.
214. Wer meuss im Kopff hat, dem muss man ein Katz dreinsetzen. – Lehmann, 430, 31; Simrock, 5856.
[542] 215. Wer mit Mäusen hetzt eine Katzen, thut unrecht, dieweil sie kann kratzen.
216. Wer sich zur Maus macht, den frisst auch eine kleine Katze.
Holl.: Die zich zelven muis maakt, wordt van de kat gevangen. (Harrebomée, II, 108b.)
217. Wer wil für Meusen han gemach, der geb wol acht auff seine sach. – Petri, II, 779.
218. Wer will fahen Mäus', schmier' die Fall' mit Fleiss.
219. Wer wird eine todte Maus ersäufen!
220. Wer zur Maus bestimmt ist, ist für die Katze geboren.
221. Wie die Maus, so die Katze.
222. Willst du mit Mäusen zu Acker gehn, so wird's übel um deine Früchte stehn.
223. Wo die Maus erhungert im Schrein, da ist nicht gut sein.
224. Wo die Mäuse im Brotschrank erhungern, da steht es mit dem Haushalt nicht wohl.
Holl.: Het gaat er niet wel toe, daar de muis in de etenskas dood blijft. (Harrebomée, I, 107b.)
225. Wo keine Mäuse sind, sucht auch eine kluge Katze umsonst.
226. Wo Mäuse sind, da stellen sich auch Katzen ein. – Altmann VI, 436.
227. Wo Mäuss, da Speiss'. – Fischart, Prakt., in Kloster, VIII, 652.
Frz.: A la porte où l'on donne les miches, les gueux y vont. – Où y a pain y a souris. (Masson, 245.)
228. Zu grossen Mäusen gehören grosse Katzen. – Lehmann, 330, 87.
229. Zu spät reut es die Maus, wenn sie die Katze bei der Kraus'.
Frz.: Par trop tard se repent le rat, quand par la cou le tient le chat. (Kritzinger, 585a.)
*230. Bann de derhem (daheim) kei Mäus wisst, geä ohnig (fort) un fang Ratte. (Henneberg.)
*231. Bî em hungern de Müs' in't Schapp dôd. – Bützow. Ruhest., XIII, 51; Schiller, III, 8b.
*232. Bis dahin wird noch manche Maus in ein ander Loch schlüpfen. – Eiselein, 456.
*233. Bisig ka no mängd Mûs in en anders Loch krüchn. – Sutermeister, 21.
Bis dahin kann noch manche Maus in ein ander Loch kriechen; es kann noch lange dauern.
*234. Da beisst d' Maus koin Fade a. (Schwaben.) – B. Auerbach, Schwarzwälder Dorfgeschichten (Stuttgart 1861), II, 220; für Franken: Frommann, VI, 320, 277; für Würzburg: Sartorius, 173.
Das bleibt so, daran wird nichts abgehandelt, zugegeben, nachgelassen, geändert, davon geht nichts ab. »Die Chemie geht von dem Satze der Ewigkeit, der Unzerstörbarkeit, der Nichterschaffung der Materie aus; davon beisst keine Maus einen Faden ab.« (K. Vogt in einem Briefe datirt Genf 10. Nov. 1869 an den Professor A. Stahr in Berlin; vgl. Bresl. Zeitung, Nr. 561.)
*235. Da ist eine Maus in der Milch ertrunken.
Holl.: Daar is eene muis in de melk verdronken. (Harrebomée, II, 108a.)
*236. Da krepire de Mües ön de Speckkammer (Speiskammer). – Frischbier2, 2585.
*237. Dä muss mit de Müse pueste. (Luzern.)
Die Krankheit wird ihn ins Grab reissen.
*238. Da war die Maus gefangen. – Nas, 309b.
*239. Da, wo die Mäuse auf den Katzen reiten.
Um zu sagen, dass das Gefragte, Betreffende nirgends ist oder geschieht.
*240. Dar is Mûs ane Snûr. – Dähnert, 318b.
Da thut ein jeder, was er will.
*241. Das ist den Mäusen gepfiffen.
D.i. vergebliche Mühe, ganz und gar wirkungslos, da sich Mäuse auf das Pfeifen nicht nähern, sondern entfernen. In Würzburg: Dess is d'r Mäus gapfiffa. (Sartorius, 173.)
*242. Das ist numme (nur) de Müse pfiffe. (Solothurn.) – Schild, 89, 355.
Von Reden, die der Sache nicht auf den Grund gehen; auch von leichten oberflächlichen Arbeiten, die nicht zum Ziel führen können.
*243. Dass dich die Mäuse fressen. – Henisch, 1213, 25.
[543] *244. Dat is Mîs as Maw, de Katt bitt se alle beide. – Dähnert, 306b.
Wird gesagt, wenn unter Kleinigkeiten ängstlich gewählt wird.
*245. Dat is Mûs as Môr. – Richey, 165.
Um zu sagen, das ist einerlei, das gilt gleich; denn die Maus und ihre Mutter sind eine so gut wie die andere.
Frz.: C'est bonnet blanc, blanc bonnet. (Leroux, II, 113.)
*246. Dat is Mus wie Miene.
Draussen wie vor der Thür (buten es vör Dör), Jacke wie Hose, lang wie breit.
*247. Dat maket mi vêle Müse. – Dähnert, 218b.
Verursacht mir Sorgen, Bedenken, Grillen.
*248. Dat 's Mîs as Mau, Kätt bitt's beid'. (Mecklenburg.) – Bützow. Ruhest., XIII, 52; Schiller, III, 6b; für Holstein: Schütze, II, 126.
Es kommt auf eins hinaus, beides ist gleich mislich. Bei Fr. Reuter, Ut mine Stromtid, I, 228: »T is Mies as Mus.«
*249. Dau findet siebe Mäus koin Loch. (Ulm.)
*250. De Mies sind wedder biem Gritbiedel west. (Stralsund.)
Die Mäuse sind wieder beim Grützbeutel gewesen. Zur Verspottung der stralsunder Mundart, welche die dunkeln Vocale in helle, namentlich das ü in i verwandelt. (Schmidt, Jubelschrift, 41.)
*251. De Mûs, de Mûs! – Frischbier2, 2586.
Ausruf zur Erweckung der Schamhaftigkeit bei kleinen Kindern, wenn diese sich entblössen.
*252. De Müse pfife. (Luzern.)
*253. De Musen liggen dôd vör't Brotschapp. – Kern, 782.
Von jemand, der viel Staat macht und kein Brot im Schrank hat.
*254. De Musen versmachten hum in't Brotschapp. – Eichwald, 1354; Kern, 782.
Von Leuten, die viel Aufwand in Kleidern u.s.w. machen und dabei Hunger leiden.
*255. Dem wird keine Maus Speck aus dem Arsche fressen.
»Wo köndten die Pomerische Säw' vnd Beckermohren gedulden, dass jbnen die Mäuss also Spannen tieff auss dem Arss Speck nagen, ja gar Nester hinein tragen vnnd Hochzeit darinn halten, wann sie nicht stäts im trog legen.« (Fischart, Gesch., in Kloster, VIII, 63.)
*256. Dem wird keine Maus Stroh in den Arsch tragen.
»Denen keine Mauss Stro im Ars trägt.« (Fischart, Prakt., in Kloster, VIII, 592.)
*257. Den kann wal met de Müüs dôr de Tralljes (Gitterwerk) frêten. (Meurs.) – Firmenich, I, 403, 217.
*258. Den Mäusen die Katze zur Gespielin geben. – Altmann VI, 524.
*259. Den Mäusen zu richten wissen.
*260. Der spricht auch wie die Maus im Speck: Unser täglich Brot gib uns heute!
*261. Diar kâm a Müüs uun't Fêl. (Amrum.) – Haupt, VIII, 361, 164.
Da kam eine Maus in die Falle.
*262. Die blinden Mäuse spielen. – Eiselein, 573.
*263. Die Maus hat das Pech, der Vogel den Leim versucht. – Körte, 4176.
*264. Die Maus hat einen Schwanz.
Die Sache wird (üble) Folgen haben.
Holl.: Dat muisje zal een staart hebben. (Bohn I, 303.)
*265. Die Maus ist in der Falle.
Holl.: De muis is in de val. (Harrebomée, II, 1080.)
*266. Die Maus kriegen.
So viel in Preussen, als die Nationalcocarde verlieren und in die zweite Klasse des Soldatenstandes kommen. Aus der vorpickelhaubischen Zeit, als die dicke Cocarde auf der First des Tschakos sass. Bei den Soldaten zweiter Klasse war sie grau statt schwarzweiss, daher die Redensart.
*267. Die Maus lebt noch.
Frz.: Encore est vive la souris. (Leroux, I, 132.)
*268. Die Maus muss bass getauft werden.
Von Zechern.
*269. Die Maus muss noch besser getauft werden.
Man muss noch mehr saufen. »Noch musst die Maus bas getaufft werden.« (Rollwagenbüchlein, LIII.)
*270. Die Mäuse liegen todt vorm Brotschrank.
Von einer Hauswirthschaft, in der grosser Mangel herrscht.
*271. Die Mäuse mit Speck vertreiben wollen. – Altmann VI, 522.
[544] *272. Die Mäuse nesteln jhm im Schappe. – Schottel, 1116a.
*273. Die Mäuse werden dir den Magen nicht verschleppen. – Klix, 46.
*274. Die Mäusse lauffen mir im Brotkorb. – Moscherosch, 202.
*275. Do bisst kên Mûs kên Fade-n-ab. – Frommann, II, 505, 37.
Die Sache ist unabänderlich, um kein Haar anders, dabei bleibt es; besonders beim Kauf, es geht nichts vom Preise ab. In fränkischer Mundart vgl. (Frommann, VI, 320, 277.)
*276. Dort findet keine Maus etwas mehr.
Lat.: Mures migrant. (Plinius.) (Binder II, 1951.)
*277. D'rwile cha no menge Mus in ein' angers Lach schlüfe. – Schweiz, I, 144, 67.
*278. Du kannst (magst) Müse melken. (Westf.)
Spott darüber, dass sich jemand in seiner Erwartung täuschte.
*279. Du kleine (englische) Maus.
Von der Niedlichkeit der Maus ist der Gebrauch herzuleiten, nach welchem man Maus (Mäuschen) als Liebkosungswort von weiblichen Personen gebraucht. (Campe, Wb., III, 235b.)
*280. Du wirst auch viel Mäus' in den Sack jagen. (Meiningen.)
*281. Eine Maus neben einem Elefanten.
Frz.: Vng nain aupres des gras pyramides aegypte.
Lat.: Pomilio ad aegyptias pyramides. (Bovill, II, 21.)
*282. Einem eine Maus für einen Löwen zeigen.
Ihm Grosses und Gewaltiges versprechen und wenig geben.
*283. Enem Müs vormâken. – Piening, 75.
*284. Er fahrt mit de Müse z' Acher. – Sutermeister, 89.
*285. Er fängt zwei Mäuse in Einem Loche.
*286. Er gleicht der Maus, er isst gern aus anderer Leute Teller.
Lat.: Murem pro leone ostendere. (Philippi, I, 265; Binder I, 1044; II, 1950; Erasm., 336.)
*287. Er hält die Maus beim Schwanz.
Holl.: Hij houdt de muis bij den staart. (Harrebomée, II, 109a.)
*288. Er hat an jhm der Meuse weis. – Eyering, II, 328.
*289. Er hat eine Maus davon piepen hören.
Hat etwas davon gehört.
*290. Er hat Mäus' gegen mich. – Klein, II, 5.
Er ist mir nicht gewogen.
*291. Er hät Müs im Kopf. – Sutermeister, 79.
Um zu sagen: Er hat's hinter den Ohren, wofür man nach Sutermeister a.a.O. in der Schweiz auch die Redensarten anwendet: Er het Ratze, Mugge im Kopfe. Er het d' Auge (d' Nase) mitzen im Kopf. Er het luteri Oigu (Wallis). Er het Schick und Blick. Er höt's i der Nase. Wenn er's im Sack hett wie im Kopfe.
*292. Er het ume de Müse pfiffe. – Sutermeister, 95.
Er hat sich vergeblich bemüht. Dergleichen erfolglose Bestrebungen, mitunter noch mit nachtheiligen Folgen, haben auch folgende a.a.O. verzeichneten Redensarten im Auge: Er hät de lätz Finger verbunde. Er hät e ⇒ Lätzi (s.d.) dervo treit. Er ist näbet 's Brett g'sässe. Er ist z'sämefüesslige i d' Lätsche.
*293. Er ist vor den Mäusen sicher. – Eiselein, 457; Braun, I, 2638; Tendlau, 206.
Besitzt nichts, das zu fressen wäre.
Lat.: Mures migraverunt. (Eiselein, 457.)
*294. Er ist wie e Mûs am Fade. – Sutermeister, 76.
In grosser, leidenschaftlicher, ängstlicher u.s.w. Aufregung, die nach ihrer verschiedenen Art durch eine Anzahl anderer Redensarten, die sich a.a.O. finden, charakterisirt wird: Er ist us em Hüsli. Er ist wieder ganz jänisch (toll). Er ist hinterhägg. Er ist ûf em Esel obe. Er ist im Grötzli obe. Er ist güggelroth vor Täubi (Zorn, Tollheit, Wahnsinn). (Stalder, I, 271.) Er verkröttelt schier vor Täubi. Er het Knüppe im Kopf. Er ist sûchatzfuchswild. Me ka ne nid fîre und faste (d.i. man kann ihm nichts recht machen).
*295. Er ist wie eine Maus, die niemals isst zu Haus.
*296. Er kann für sich keine Maus erlangen und will andern Ratten fangen. – Gaal, 1142.
*297. Er macht aus der Maus einen Elefanten.
Holl.: Hij maakt van eene muis een' olifant. (Harrebomée, II, 109a.)
*298. Er macht nid lang Mäusi. (S. ⇒ Löffelschleife.) – Sutermeister, 70.
Er geht geradezu, macht nicht viel Umstände, mit dem Nebenbegriff der Grobheit.
[545] *299. Er macht (viel) Mäuse. (Pfalz.) – Klein, II, 5.
Spricht Unwahrheiten. Sonst auch in dem Sinne: er macht Einwendungen, widersteht, will nicht darauf eingehen.
*300. Er riecht Mäuse.
Wittert Unrath.
Holl.: Hij ruikt muizen. (Harrebomée, II, 109a.)
*301. Er soll mir keine Mäuse machen.
Keine Händel, mich nicht betrügen. Der holsteinische Aberglaube meint, wenn sich eine Maus in einem Hause sehen lasse, wo sonst keine einheimisch ist, so bedeute dies einen Haus- oder Familientodten. Wem von Mäusen träumt, dem bedeutet es Zwist.
*302. Er weiss den Mäusen zu richten. – Lohrengel, II, 111.
Frz.: Il ne se mouche pas du pied.
*303. Er will andern die Mäuse vertreiben und kann sich selber vor Ratten nicht schützen. – Altmann VI, 523.
*304. Er zieht magere Mäuse. – Pauli, 193.
Von jemand, z.B. einem Kaufmann, der schlechte Geschäfte macht.
*305. Es darff nit viel müss. – Rollwagenbüchlein, LIII.
Macht nicht viel Umstände. Die Sache ist sehr einfach, es bedarf keiner Umstände und Weitläufigkeiten.
*306. Es hett's e Mûs ûsg'woge, so wer er abegeit.
Er hat sein Vermögen verloren, ist verarmt fortgegangen. (S. ⇒ Laus 128.)
*307. Es ist eine Maus im Mehl.
Die Sache ist nicht in Ordnung, sie hat einen Fehler.
Holl.: Daar is al eene muis in het meel. (Harrebomée, II, 70a.)
*308. Es ist ihm eine Maus über den Käse kommen. – Parömiakon, 941.
Ein Dieb über das Geld oder die Speise, Waare u.s.w.
*309. Es sei den Mäusen gesagt.
Im Vertrauen, es wird nicht davon gesprochen.
*310. Es war keine Maus da.
*311. Es war keine Maus von einem Menschen da. (Rottenburg.)
*312. Es wird (bis dahin) noch manche Maus in ein ander Loch kriechen.
*313. Geh Mäuse greifen! (Ostpreuss.)
Zum Unbeschäftigten.
*314. Ha rüket Müse. (Iserlohn.) – Woeste, 89, 166.
Er wittert Unrath.
*315. He hebt Müs in den Kopp. – Globus, VIII.
*316. He markt Müs'. – Schiller, III, 8b.
Befürchtet irgendetwas Unheimliches, verwandt mit: Lunten riechen. (Vgl. Frommann, III, 282, 104.)
*317. He sall mi kêne Müse maken. – Richey, 369; Schütze, III, 126.
Soll mich nicht hintergehen, betrügen, mir keine Händel machen.
*318. Hest Müs' fräten? (Mecklenburg.) – Schiller, III, 8b.
So fragt man einen verdriesslich Aussehenden, den man auch wol Müseneest und Wramppott (d.i. Wrantepott = Murrkopf) schilt, von wranten = klagen, murren, daher wrantig = unzufrieden. (Vgl. Richey, 347; Schütze, IV, 377; Bütz. Ruhestunden, V, 39.) Danneil stellt (226) das Wort wranten zusammen mit: quesen, quängeln, wrägeln, dwärnägeln, närgeln, brummen, knurren, kritteln u.a.
*319. Hier hat er keine Mäuse aufzuschwänzen. – Körte, 4178c.
*320. Jede Maus erschreckt ihn. – Eiselein, 456.
Lat.: Vel capra mordeat nocentem. – Virum improbum vel mus mordet. (Eiselein, 456.)
*321. Jo driv de Müs' op 'n Pinn on lihr de Goise pissen. – Simrock, 6921.
*322. Mach mer keini Müs, i ha d' Chatz im Ermel. (Solothurn.) – Schild, 89, 354.
*323. Mach' mir keine Mäuse! (Kreis Nimptsch in Schlesien.)
*324. Man würd' eine Maus gehen hören.
Es herrscht Todtenstille; es ist mäuschenstill.
*325. Markst du Müse? – Volksbote, X.
Durchschaust du die Sache?
*326. Maus als Mutter, Kröt' als Eidechs'. – Grubb, 534.
*327. Maus, bleib im Loch, wiltu der Katzen nicht zu Theil werden. – Eyering, III, 224.
*328. Mäuse greifen. – Frischbier2, 2584.
Wenn jemand auf dem Stuhle »eingedruselt« (eingeschlafen) nickt.
*329. Mäuse im Kopf haben.
Frz.: Avoir martel en tête. (Kritzinger, 443a.)
[546] *330. Mäuse machen.
Nichtige Entschuldigungen, leere Ausreden. »Wird nicht jeder skeptische Leser ausrufen: Er macht nur Mäuse! Er kann, weiss nicht weiter.« (Holtei, Eselsfresser, I, 82.)
*331. Mîne Müse wîtet na mehr Löcker as ên. – Lyra, 107.
*332. Mit den Mäusen ackern. – Körte, 4178.
*333. Mit den Mäusen Wagenburg halten.
Sich klug zurückziehen. »Sie schreien Ketzer, wenn sie aber sollen auf den Platz treten und beweisen, so entwischen sie, und halten zu der Mäuse Wagenburg.« (Luther's Werke, I, 547.)
*334. Nach den Mäusen werfen.
*335. Potz Maus!
Die Maus gehört zu den Wörtern, die in Ausruf- und Verwünschungsformeln wie Donner, Geier, Gott, Kukuk, ⇒ Teufel (s.d.) u.s.w. vorkommen. »Botz Maus, wo kompt ir her so spat?« (H. Sachs, II, 4, 1b.) »Botz Mäusenest, wie müsst das zugehen?« (Fischart, Bkb., 160b.) (Vgl. Frommann, II, 505, 37.)
*336. 'S hot er a su viel wie langzoilige Moise. – Robinson, 569.
*337. Se woasst ihre Mäus z' richta. – Nefflen, 465; Michel, 276.
Sie weiss ihre geheimen Plane durchzusetzen, ihre Leute zu gewinnen, die rechten Mittel und Wege zu finden.
*338. Sich Mäuse halten der Katzen wegen. – Altmann VI, 519.
*339. Sie zu manchmalen der blinden Meuse spillen. – Steinhövel.
*340. Ueberall Mäuse wittern. – Eiselein, 456.
»Halt, halt, ich wittre Mäuse! Ihr Herrn bleibt nicht im Gläuse.«
Lat.: Fericula timidus, etiam quae non sunt, videt. – Sub omni lapide scorpius dormit. (Publ. Syr.) (Eiselein, 456.)
*341. Was darffs der Meuss, wann Katzen da seyn. – Gruter, III, 98.
*342. Was mag sie (er) für Mäuse aufzuschwänzen haben. – Körte, 4178b.
Von lange Ausbleibenden. »Was hat denn der noch für Mäuse zu schwänzen.« Scherzhafter Ausruf in Gesellschaften, wenn jemand ungebührlich auf sich warten lässt. Die Redensart kommt angeblich von einem Spassmacher her, der seine Freunde öfters mit Taschenspielerkünsten unterhielt und einst sich auch rühmte, er wollte das nächste mal vor ihren Augen Mäuse machen. Es waren natürlich zahme Mäuse; allein er hatte sie ohne Schwänze aufgezogen, und als man ihn damit neckte, entschuldigte er sich, indem er sagte, dass es ihm an Zeit gemangelt habe, »die Mäuse zu schwänzen«. (Naturhistor. Volksfreund, Zwickau 1846, S. 102-103.)
*343. Wenn de Mûs dûn (satt) öss, öss dat Kornke bötter. – Frischbier2, 2587.
*344. Wenn die Maus ihr Nest wird in das Ohr der Katze bauen.
Als Karl VI. 1414 Arras belagerte, hatten die Burgunder auf ihre Fahnen geschrieben: »Wenn die Mäuse Katzen fressen werden, wird der König Herr von Arras werden! (Reinsberg V, 139.) Also nie!«
Frz.: Ce qui ne fut, ni ne sera, c'est le nid d'une souris dans l'oreille d'un chat. (Cahier, 1666.)
*345. Wie die Maus im Pech. – Eiselein, 456.
Lat.: Tanquam mus in pice. (Eiselein, 456.)
*346. Wie eine getaufte Maus. (S. ⇒ Pudel.)
Lat.: Vulpes uda. (Binder II, 3603.)
*347. Wie eine Maus von Spreu leben.
*348. Zwei Mäuse in Einem Butten fangen.
Lat.: Duos parietes de eadem fidelia dealbare. (Binder II, 888.) – In saltu uno duos apros capere. (Plautus.) (Binder II, 1468.)
*349. Zwua Mäus in oam Butta fanga. – Nefflen, 470.
Zufällig zweierlei Geschäfte auf einmal abmachen oder durch ein Geschäft zu doppeltem Gewinn kommen.
350. Dat is en schlechte Mus, de nich mehr as En Lok wet. – Marahrens, 96.
351. Die Maus, die auf den Speck in der Falle nicht anbeisst, fängt sich an ihrem langen Schweife. – Gartenlaube, Leipzig 1871, Nr. 1, S. 8.
352. Die Maus hat man ganz verschluckt, und den Schwanz bringt man nicht hinunter.
Das Wort wird dem österreichisch-ungarischen Ministerpräsidenten Grafen Andrassy zugeschrieben. Nachdem in den Sitzungen der Delegation über alle Hauptvorlagen eine Uebereinstimmung erlangt war, konnte über die Zinsansätze der siebenbürger Spitäler eine Einigung nicht erzielt werden. Da soll der Graf Andrassy bemerkt haben: Man habe die Maus ganz verschluckt und nun bringe man den Schwanz nicht hinunter. (Schles. Zeitung, 1875, Nr. 481.)
353. Eine Maus kann nie mit Ruhe zu Abend (oder Mittag) essen.
354. Einmal geht doch die Maus an den Speck. – Spindler, Bastard, II, 35.
[1595] 355. Für solche Mäuse thut's solcher Speck. – Hausblätter (Stuttgart 1867), III, 454.
356. Stille, Maus, sonst fress' ich dich! – Im neuen Reich (Leipzig 1871), Nr. 16, S. 603.
Der Schwächere soll dem Stärkern gegenüber nicht mucken.
357. Wenn der Mäuse genug sind, vertreiben (zwingen) sie die Katze.
358. Wenn es an Mäusen fehlt, fangen die Katzen Fliegen und Frösche.
359. Wenn Mäuse und Katzen Frieden machen, dann mag man Käs und Speck bewahren. – Schuller, 43.
*360. Bei dem sitzt die Maus in der Truhe. (Niederösterreich.)
Er ist in Noth.
*361. Die weiss Mäuse zu fangen. – Hackländer, Don Quixote, II, 239.
*362. Es ist eine Maus in der Falle.
Von einem, der sich in Verlegenheit befindet.
Lat.: Mus in matella. (Petron.)
*363. Weder Maus, noch Laus. – Bechstein, Märchenbuch, 120.
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