[151] Augustus (Cajus Octavius), mit dem Adoptivnamen Julius Cäsar, erster röm. Kaiser, 31 v. Chr. bis 14 n. Chr, geb. 63 v. Chr., stammte aus einem angesehenen volskischen Geschlechte. Seine Mutter, Attia, war die Tochter der Julia, einer Schwester des Julius Cäsar, der ihn zum Erben seines Namens und Vermögens eingesetzt hatte. Als Cäsar 44 v. Chr. ermordet worden war, eilte Octavian, der zu dieser Zeit in Griechenland lebte, nach Italien und, unterstützt von Cäsar's alten Anhängern, nach Rom, wo er dem Consul Antonius, der sich durch seine Herrschsucht schon dem Senate verhaßt gemacht hatte, bald gefährlich wurde. Vorzüglich durch Cicero gewann er den Senat, durch Geschenke aber ein Heer und das Volk. Antonius bekriegte die Gallier, als er vom Senate für einen Feind des Vaterlandes erklärt und beide Consuln zu seiner Bekriegung abgesandt wurden, denen Octavian mit seinem Heere folgte. Antonius ward geschlagen; beide Consuln fielen und Octavian, nun an der Spitze des Heeres, konnte unter Drohungen vom Senate das Consulat fodern. Als hierauf Antonius, mit Lepidus vereinigt, gegen Rom vorrückte, söhnte sich Octavian mit Ersterm aus und alle Drei theilten sich unter dem Namen Triumvirn in die Herrschaft. In Rom aber fielen gegen 300 Senatoren und 2000 Ritter als Opfer der Rache des Antonius, unter ihnen auch Cicero. Inzwischen hatten Brutus und Cassius in den östl. Provinzen die Gemüther für die Freiheit zu entzünden gewußt; doch sie wurden bei Philippi geschlagen und Octavian zog, während Antonius die Angelegenheiten des Ostens wahrnahm, nach Italien und wies hier seinen Soldaten zahlreiche Ländereien an, aus deren Besitze die bisherigen Eigenthümer verdrängt wurden. Hierauf besiegte Octavian den freimüthigen Consul Antonius, des Triumvirs Bruder (40 v. Chr.), und dann den Sextus Pompejus, wodurch sich seine Macht immer mehr erweiterte. Lepidus, alles Ansehens beraubt, war in den Privatstand zurückgetreten; des Antonius Thorheiten aber, namentlich seine Liebe zur Kleopatra, Königin von Ägypten, wußte Octavian geschickt zur Befestigung seines Ansehens zu benutzen. Schon jetzt fast unumschränkt herrschend, erklärte er endlich der Kleopatra und so auch dem Antonius den Krieg. Sein vollständiger Sieg in der Schlacht bei Actium, 31 v. Chr., entschied auch Roms Schicksal. Nachdem Octavian alle Diejenigen aus dem Senat entfernt, die seinen Planen nicht geneigt schienen, sich selbst aber an die Spitze des Senats gestellt hatte, erklärte er am Ende seines zweiten Consulats, die höchste Gewalt niederlegen zu wollen. Nur durch vieles Bitten ließ er sich bewegen, die Würde eines Imperators anzunehmen, die ihm ausgedehnte Gewalt über das Heer und die Entscheidung über Krieg und Frieden verlieh; auch das Amt eines Proconsuls, das ihm die Provinzen unterordnete, ließ er sich übertragen. Da er außerdem auch die Würde eines immerwährenden Volkstribuns bekleidete, Censor und Pontifex maximus war, so vereinigte er alle wichtigen Ämter in seiner Person. Hierauf erhielt er den Beinamen Augustus, d.h. der Erhabene, und später den Namen Vater des Vaterlandes, weil er dem Reiche einen allgemeinen Frieden gab, weshalb auch im I. 10 v. Chr. zum Zeichen des allgemeinen Friedens im röm. Reiche der Tempel des Janus geschlossen ward, was seit Roms Erbauung nur zweimal vor ihm geschehen war. Dieser Friede ward im I. 9 n. Chr. durch die Germanen gestört, die unter Herman (s.d.) die röm. Legionen unter Varus vernichteten.
A. hatte die ausgezeichnetsten Männer in seiner Umgebung, unter ihnen Mäcenas, die Feldherren Agrippa und Messala Corvinus, sowie viele Andere, die durch ihre Bildung, Humanität und Freimüthigkeit höchst wohlthätig auf ihn einwirkten. Er beförderte Wissenschaften und Künste, sodaß sein Zeitalter das goldne der Literatur ward, verschönerte Rom durch eine Menge prächtiger Gebäude und machte die Römer während seiner langen Regierung bei der Süßigkeit der längstersehnten Ruhe vergessen, was sie ihm geopfert, sodaß er noch bei seinem Leben von ihnen als Gott verehrt ward. In seiner Familie trafen ihn viele Unglücksfälle. Der Tod seines Schwestersohnes, Marcellus und seines vortrefflichen Stiefsohns, Drusus, die zügellosen Ausschweifungen seiner Tochter Julia, die Intriguen seiner Gemahlin Livia, die zweien seiner Töchtersöhne den Tod gegeben haben soll, trübten sein Alter. Er starb zu Nola im I. 14 n. Chr. und ihm folgte in der Regierung Tiberius.