Beethoven

Beethoven

[208] Beethōven (Ludw. van), der größte Instrumentalcomponist der neuern Zeit, welcher alle glänzenden Eigenschaften seiner Vorgänger und Zeitgenossen in sich vereinigte und durch seine reichen und erhabenen Compositionen der Musik eine neue Bahn eröffnete, ward zu Bonn am 17. Dec. 1770 geboren, wo sein Vater bei der kurfürstlich kölnischen Kapelle erster Tenorist war, entwickelte von zarter Jugend an ungewöhnliche Talente für Musik, setzte im achten Jahre durch sein Clavierspiel schon Alles in Erstaunen und ließ im elften seine ersten Compositionen drucken.

Der Kurfürst verstand [208] B.'s Fähigkeiten zu beurtheilen, dessen erste Lehrer der Hoforganist van der Eden und der Componist Neefe waren, ernannte ihn zum Hoforganisten und brachte ihn 1792 zu Haydn nach Wien, um dessen Unterricht zu genießen. Als Letzterer 1795 nach London ging, wurde B. ein Schüler des Kapellmeisters Albrechtsberger, bei dem er vorzüglich den Contrapunkt studirte und bildete sich auch als Clavierspieler so aus, daß er nach einiger Zeit den gefeierten Claviervirtuosen Wölfl überbot. Obgleich er 1801 seinen Gönner durch den Tod verlor, blieb er doch in Wien, wohin ihm zwei Brüder gefolgt waren, welche seine ökonomischen Angelegenheiten besorgten, denen er so wenig Aufmerksamkeit widmete, wie der Beobachtung häuslicher Ordnung, indem er in jeder Beziehung Ungebundenheit liebte. Auch seine Compositionen entwarf er meist im Freien. Seine Blütezeit fällt in die nächstfolgenden Jahre, wo er sich in Wien so wohlgefiel, daß er einen vortheilhaften Ruf nach England ablehnte. Allein die Einflüsse der kriegerisch bewegten Zeit zerrütteten auch seine Verhältnisse; noch mehr trug eine herbe Täuschung seines Herzens dazu bei, sein Leben zu verbittern und er würde vielleicht 1809 der Berufung als kön. westfäl. Kapellmeister nach Kassel gefolgt sein, hätten ihn nicht der Erzherzog Rudolf und die Fürsten Lobkowitz und Kinsky durch Aussetzung eines jährlichen Einkommens von 4000 Fl. bewogen, zu bleiben. Wenig Jahre später bekam seine ohnedies schwermüthige Gemüthsstimmung neue Nahrung in der Schwäche seines Gehörs, die, durch eine Erkältung veranlaßt, zuletzt in völlige Taubheit überging. Er lebte seitdem im Dorfe Mödling bei Wien, beschäftigte sich mit seiner Kunst, auf deren Ausübung sein Zustand nicht ohne Einfluß blieb, mit dem Studium der Geschichte und anderer Wissenschaften und starb zu Wien am 26. März 1827 an der Brustwassersucht. B. war untersetzter mittler Statur, etwas rauhen, düstern Charakters, aber bieder, gutmüthig und ohne Falsch. Er hat sich fast in allen Gattungen der Composition hervorgethan, vorzüglich sichern aber seine neun großen Simphonien, seine Ouverturen, Quintetts, Quartetts und Trios und die ursprünglich »Leonore« genannte Oper »Fidelio« seinen Ruhm; außerdem hat er geistliche Musiken, und eine Menge Compositionen und Gesänge fürs Clavier geliefert, unter denen Matthisson's »Adelaide« sich vor allen auszeichnet.

Quelle:
Brockhaus Bilder-Conversations-Lexikon, Band 1. Leipzig 1837., S. 208-209.
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