[477] Correggio (Antonio da), einer der größten Maler, welche es je gegeben, hieß eigentlich Allegri und legte sich den Namen C. von seiner Vaterstadt Correggio unweit Modena bei, wo er 1494 geboren wurde.
Der älterlichen Bestimmung nach hätte C. sich den Wissenschaften widmen sollen, allein sein Beruf zur Kunst zeigte sich so überwiegend, daß er, ohne unter dauernder Leitung eines berühmten Meisters seine Studien machen, ohne seinen Geschmack in dieser frühen Zeit durch Betrachtung der Meisterwerke der Malerkunst in Rom und andern ital. Hauptstädten oder durch Anschauung der Antiken bilden zu können, seine allbewunderte Meisterschaft errang. Die reizende Anmuth, die Harmonie in der Auffassung, Zeichnung, Drapirung und Farbengebung, welche seine Werke vorzugsweise zieren, erwarben ihm den Beinamen des Fürsten der Grazien und des Colorits. Nicht minder eigenthümlich ist C. die unübertreffliche Behandlung der Verkürzungen, die Vertheilung des Lichts und die Anwendung des Helldunkels, wovon den glänzendsten Beweis eines seiner Hauptwerke: die Geburt des Heilandes, gewöhnlich nur »die Nacht« genannt, liefert, das sich mit vier andern, darunter auch sein letztes, eine büßende Magdalena, in der dresdner Gemäldegalerie befindet. Außerdem gehören zu seinen berühmtesten Gemälden: die Fresken in der Kuppel des Doms zu Parma, welche das Paradies vorstellen; eine h. Maria in Neapel, die das Portrait seiner schon 1599 gestorbenen Gattin sein soll und wegen ihrer morgenländischen Bekleidung gewöhnlich la Zingarella, die Zigeunerin, heißt; der h. Hieronymus in Paris; Ganymed und Amor in Wien; Leda und Jo im berliner Museum u.s.w. Die letztern sind auch durch ihre Schicksale merkwürdig und wurden ursprünglich für den Herzog Federico Gonzaga von Mantua gemalt, der sie Kaiser Karl V. schenkte, wodurch sie nach Prag kamen und hier im dreißigjährigen Kriege die Beute der Schweden wurden. Die Königin Christine (s.d.) brachte beide Gemälde mit nach Rom, von wo sie nach ihrem Tode nach Paris gelangten und hier erschien dem Herzoge von Orleans, Vormund Ludwig XV., der Kopf der Jo so reizend, daß er ihn ausschneiden ließ und das Übrige des Bildes zu verbrennen befahl. Allein der damit beauftragte Maler verkaufte das verstümmelte Kunstwerk an König Friedrich II. nach Preußen, wohin demselben später mit dem Bilde der Leda auch der ausgeschnittene Kopf nachfolgte und wieder damit vereinigt wurde.
Über C.'s Leben fehlen zwar ausführliche Nachrichten, indessen ist doch die früher gangbare Erzählung von der großen Dürftigkeit längst berichtigt, deren Opfer er geworden sein sollte, indem er in Parma nach langen vergeblichen Bitten um Bezahlung seiner Arbeiten in der Kirche, endlich eine kleine Summe in Kupfermünzen erhalten und mit übermäßiger Anstrengung selbst heimgetragen habe, an den Folgen aber und aus Unmuth darüber erkrankt und gestorben sei. Vielmehr ist erwiesen, daß er, obgleich durch die unruhigen Zeiten vorübergehenden Verlegenheiten ausgesetzt, doch im März 1534 im Wohlstande gestorben ist, und Öhlenschläger's (s.d.) Trauerspiel »Correggio« entbehrt in dieser Beziehung der geschichtlichen Wahrheit.