[104] Mekka, der heiligste Pilgerort der Mohammedaner, liegt im westl. Arabien, sechs M. von der Ostküste des rothen Meeres, in einem schmalen und sandigen, von 500 F. hohen kahlen Bergen eingeschlossenen Thale, hat 34,000 Einw. und ist die Hauptstadt jenes Theils der jetzt vom Vicekönige von Ägypten abhängigen, arab. Provinz Hedschas, den die Araber Belad-al-Haram oder das heilige Land nennen, weil es der Schauplatz der Thätigkeit des Propheten war. M. heißt auch Om el Karath, d.h. Mutter der Städte, und es ist Christen und Juden streng verboten, sich der Stadt auch nur zu nähern, geschweige denn sie selbst zu besuchen, und erst vor wenigen Jahren gelang es dem berühmten Reisenden I. L. Burckhardt (s.d.), lange Zeit dort zu verweilen. M. ist von allen Seiten offen, hat nur eine Art von Citadelle mit ägypt. Besatzung und ist der Sitz eines ägypt. Statthalters. Die Straßen sind ziemlich regelmäßig, aber ungepflastert, die Häuser jedoch meist aus Stein aufgeführt, sodaß im Oriente M. für eine recht hübsche Stadt gilt. Als Geburtsort Mohammed's (s.d.) wird sie jährlich von zahlreichen Pilgerkaravanen aus Europa, Asien und Afrika besucht, die jedoch meist zugleich Handelszwecke verfolgen, da M. eine namentlich früher höchst wichtige Niederlage von Waaren für Ägypten, Syrien und Indien ist. Hauptgegenstände der Verehrung sind: Das Muled-el-Nebi, eine Rotunde, die sich auf der Stelle erhebt, wo Mohammed geboren wurde und noch jetzt eine Vertiefung im Pflaster als die Stelle gezeigt wird, wo die Mutter des Wunderknaben lag; in einem andern Gebäude befindet sich das Zimmer, wo der Engel Gabriel dem Propheten die einzelnen Blätter des Koran überreicht haben soll; das berühmteste Gebäude aber ist die große Moschee Beit-Ullah, in der sich die Kaaba oder das heilige Haus befindet, welches nach dem türk. Glauben von Adam erbaut und später von Abraham und Ismael wiederhergestellt wurde. Es ist 34 F. hoch, gleicht mit seinem platten Dache einem Würfel und hat nur eine Thür; inwendig ist es ganz mit rothem Seidenstoff bekleidet, auswendig aber mit schwarzer Seide umhangen, auf die mit Gold Sprüche aus dem Koran gestickt sind, und hat das Glaubensbekenntniß der Bekenner des Islam: »Es ist kein Gott außer Gott und Mohammed ist sein Prophet« als Inschrift. An der Nordostecke der Kaaba ist der berühmte schwarze Stein eingemauert, welchem die Gläubigen während des Gebets das Gesicht zuwenden und den der Engel Gabriel dem Abraham zum Geschenk gemacht haben soll. Seine ursprüngliche Farbe wird weiß angegeben und er soll von den vielen Thränen schwarz geworden sein, die der Engel über die Sünden der Menschen weinte. Jetzt hat er nur noch einen Durchmesser von sieben Zoll, war aber früher, ehe er durch die Küsse und Berührungen vieler Millionen Pilgrime an Umfang verlor, weit größer. Die Pforte der Kaaba wird jährlich nur dreimal geöffnet, einmal für die Männer, ein andermal für die Weiber und das dritte Mal, wenn sie gereinigt wird. Wenig Pilgrime betreten das Innere, ein Jeder aber geht siebenmal um sie herum und begibt sich dann zu dem nahen Zemzembrunnen, dessen Wasser von allen Sünden reinigen, ein Universalmittel gegen alle Krankheiten sein soll und der für denselben gehalten wird, welchen Gott der Hagar zeigte, als ihr Sohn Ismael verschmachten wollte. Ein wichtiger Erwerbszweig der in der Mehrzahl aus einem Gemische aller mohammedanischen Nationen bestehenden Bevölkerung besteht in Verfertigung von Rosenkränzen für die Wallfahrer; sonst zeichnet sie sich eben nicht durch Sitten und Betriebsamkeit aus, denn tausende von Bettlern und eine Menge sittenloser Frauenzimmer treiben sich in den Straßen der heiligen Stadt umher, und unter den bei den Moscheen befindlichen Schulen ist keine einzige, die im Oriente Ruf hätte. Der berühmte, nach M. benannte Balsam (s.d.) wird aus dem innern Arabien hierher gebracht und über den Hafenplatz Dschidda ausgeführt. M. war früher eine viel wichtigere Stadt und zählte an 100,000 Einw., für die der Besuch zahlloser Wallfahrer aus allen Ländern von der Tatarei bis zum Senegal zahlreiche Quellen des Wohlstandes eröffnete; diesem glücklichen Zustande machte die Sekte der Wechabiten oder Wahhabi's (s.d.) ein Ende, welche 1803 die Stadt plünderten und eine Reihe Jahre nicht duldeten, daß ein nicht zu ihrer Sekte gehörendes Individuum die heiligen Plätze besuchte. Dadurch sank M., das fast allein den Pilgern seinen Wohlstand verdankte, und hob sich erst wieder, nachdem die Wahhabi's 1816 von Mohammed Ali von Ägypten besiegt wurden.