[652] Regensburg, die Hauptstadt der jetzigen Provinz Oberpfalz mit Regensburg und bis Ende 1837 des frühern Regenkreises des Königreichs Baiern, liegt in einem weiten Thale am rechten Ufer der Donau, gegenüber dem Einflusse des Regen, 972 F. über dem Meere und hat 20,000 meist lutherische Bewohner.
Nach dem am linken Donauufer liegenden Stadt am Hof führt eine steinerne, von 1135–46 erbaute Brücke, die 15 große Bogen hat, 23 F. breit und 1091 F. lang ist und zugleich die zwei kleinen, in der Donau liegenden Inseln Ober- und Niederwörth verbindet, auf denen sich angenehme Spaziergänge befinden. Sie galt bis zur Erbauung der dresdner Brücke sprüchwörtlich für die schönste in Deutschland, und das steinerne Bild eines Hundes ohne Kopf und zweier Hähne auf dem steinernen Geländer erinnert an die auch von ihr gehende Sage, daß der Teufel dem Baumeister gegen das Versprechen bei der Aufführung geholfen habe, daß ihm die ersten drei darüber gehenden lebendigen Wesen verfallen sollten, und dann vom Baumeister überlistet worden sei, welcher jene drei Thiere zuerst hinüberjagte. Die Stadt ist von Mauern und Graben umschlossen, hat hohe Häuser von alter Bauart und enge und krumme, doch reinlich gehaltene Gassen. Merkwürdige Gebäude sind: der schöne Dom, welcher im 15. Jahrh. erbaut und von dessen Äußerm nebenbei eine Ansicht gegeben ist, und der seit 1830 durch den König Ludwig I. von Baiern mit neuen Glasgemälden geziert, sowie außerdem durchaus hergestellt wurde; unter andern Denkmalen Verstorbener zeichnet sich darin besonders das des letzten deutschen Kurerzkanzlers Karl von Dalberg (s.d.) aus. Das alterthümliche Rathhaus enthält eine ansehnliche Bibliothek und die Säle und Gemächer, wo von 1662–1806 die Versammlungen des deutschen Reichstages stattfanden. Ferner sind anzuführen die St.-Peters- und die Dreifaltigkeitskirche, die ehemaligen Reichsabteien St.-Emmeran, Nieder-und Obermünster, das Schloß des Fürsten [652] von Thurn und Taxis, der Ditmar'sche Palast und das neue Theater, R. ist der Sitz eines katholischen Bisthums und es bestehen daselbst ein Gymnasium, eine. Blindenanstalt, mehre ansehnliche Bibliotheken, wissenschaftliche und [653] Kunstsammlungen und eine botanische Gesellschaft. Große Bier- und Branntweinbrennereien, eine Fayence-, eine Lichter- und Seifenfabrik, die Fabrikation von Leder und mancherlei Metallwaaren, der Handel mit Salz, Holz und Getreide, der Schiffbau und die Schiffahrt auf der Donau, wo jetzt auch hier die Dampfschiffahrt in Gang kommt, sowie ein ansehnlicher Speditionshandel gehören zu den wichtigern Erwerbsquellen der Stadt, deren Wohlstand jedoch in der neuern Zeit gegen früher im Sinken begriffen war. R. gehört zu den ältesten deutschen Städten, wurde ursprunglich von den Römern angelegt, hieß Reginum, nachher Imbripolis, gewöhnlich Ratisbona und war schon im 2. Jahrh. n. Chr. ein Handelsplatz. Später war R. die Hauptstadt Baierns und das dortige 1803 aufgehobene Bisthum soll schon im I. 740 gestiftet worden sein und war zuletzt bis auf ein Gebiet von 6 ! M. mit mehr als 30,000 Einw. angewachsen. Zur freien Reichsstadt ward R. gegen Ende des 12. Jahrh. bei Gelegenheit der Ächtung Heinrich's des Löwen durch Kaiser Friedrich I., nahm 1542 die augsburg. Confession an, wurde im dreißigjährigen Kriege 1633 von Bernhard von Weimar für Schweden, im folgenden Jahre von den Kaiserlichen eingenommen und war seit 1663 bis zur Auflösung des deutschen Reiches mit geringen Unterbrechungen der Sitz des Reichstags, bei dem aus dem Gebiete von R. selbst fünf Reichsstände, das Hochstift, die Reichsabtei St.-Emmeran, die beiden Äbtissinnen der Stifter Ober- und Niedermünster, sowie die Stadt Sitz und Stimme hatten. Das Bisthum ward 1803 in ein Fürstenthum verwandelt und dem bisherigen Kurfürsten von Mainz, Karl von Dalberg, überlassen, welcher 1806 als souverainer Fürst und Herr von R. Besitz nahm und damit dem Rheinbunde beitrat. Die zu Anfange des franz.-östr. Krieges von 1809 in der Nähe bei Abensberg und bei Eckmühl am 19. und 22. Apr. gelieferten Treffen, die Einnahme der von den Franzosen besetzten Stadt durch die Östreicher mittels Capitulation am 20., das Gefecht bei R. und die franz. Wiedereroberung mit Sturm am 23. Apr., wobei der Kaiser Napoleon eine starke Contusion am rechten Fuße erhielt und 134 Häuser abbrannten, führten große Verluste für R. herbei, welches endlich 1810 auf franz. Betrieb nebst dem gleichnamigen Fürstenthume, gegen eine Entschädigung am Rhein, an Baiern abgetreten wurde.