[335] Lullische Kunst (ars magna Lulli) ist eine schematische Anordnung der Begriffe, welche Raimund Lullus (1235-1315) zur übersichtlichen Erkenntnis und leichteren Mitteilung der [335] Begriffe entworfen hat. »Lullus befestigte sechs konzentrische Kreise so übereinander, daß alle gedreht werden konnten, immer aber einer den anderen- überragte. Auf diesen verschiedenen Kreisen waren nun Begriffe und Gedankenformen verzeichnet, und sobald man einen dieser Kreise bewegte, kamen immer andere und wieder andere Begriffe untereinander zu stehen. Nach seiner Angabe sollte man nun irgend einen Gegenstand nehmen und durch die verschiedenen Kreise herumführen, wo er unfehlbar auf mehrere Rubriken treffen müßte, die sich als Stoff zur näheren Bestimmung des Gegenstandes darboten, und dann sollte man zusehen, wie sich der Gegenstand oder das aufgegebene Wort zu diesen Bestimmungen und zu den verschiedenen Verknüpfungen verhalte, die durch das Drehen der Kreise erfolgen müßten. Der äußerste feste Kreis, auf welchem sich die fünf anderen bewegten und welchen Lullus den Schlüssel der Erfindung nannte, enthielt die Fragen: Ob? was? wovon? warum? wieviel (wie groß)? wie beschaffen? wann? wo? wie? wozu? – Der zweite Kreis: Das elementare, das vermittelnde, das göttliche, das englische, das himmlische, das menschliche, das scheinbare, das sensible, das vegetabile Sein. – Der dritte Kreis: Substanz, Qualität, Quantität, Beziehung, Tätigkeit, Leiden, Verhältnis, Lage, Zeit, Ort. – Der vierte Kreis enthielt die Bestimmung der moralischen Verhältnisse in neun Ordnungen, je eine Tugend und ein Laster. – Der fünfte und sechste Kreis umfaßte die physischen und metaphysischen Prädikate der Dinge.« (Noack, Philosophiegeschichtliches Lexikon, S. 568.) Für die wirkliche Wissenschaft ist diese Gedankenmaschinerie völlig wertlos. Sie ist übrigens später von G. Bruno, Athan. Kircher, ja selbst von Leibniz wieder aufgenommen worden. Vgl. Helfferich, R. Lull. Berlin 1858.
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