[131] Schwedische Literatur, Wissenschaft und Kunst. Die schwed. Sprache stammt wie die dän., norweg. und isländ. von der gothischen ab. In den vorchristlichen Zeiten bediente man sich zur Aufzeichnung der priesterlichen Geheimlehren, Gesetze und Volkslieder der Runenschrift. (S. Runen.) Skalden (s.d.) hießen die alten Sänger, welche die Thaten der Götter und Menschen feierten. Mit dem Christenthum kamen der gelehrte Priesterstand, die lat. Sprache und Schrift nach Schweden und die alte Literatur wurde bald völlig verdrängt. In der vaterländischen Sprache wurden nur noch einige fürs Volk bestimmte religiöse Schriften abgefaßt, während man sich zu wissenschaftlichen Werken vorzugsweise der lat. Sprache bediente. Die Reformation brachte die schwed. Sprache wieder zu Ehren; Bibel, Gesangbuch und Katechismus wurden in ihr abgefaßt und der Gottesdienst in ihr gehalten. König Gustav I. that viel zur Bildung des Volkes, Karl IX. war bemüht, die Universität Upsala zu heben, noch mehr aber thaten für diese Gustav II. und Christine, welche auch eine Anzahl gelehrter Schulen einrichteten. Privatleute fanden sich bewogen, aus eignen Mitteln die Unterrichtsanstalten zu unterstützen und zu vermehren. Gustav Adolf ordnete den Volksunterricht durch gesetzliche Bestimmungen. Bald erwachte in den Wissenschaften ein regeres Leben, nicht nur Theologie, auch Jurisprudenz, Mathematik und Geographie wurden mit Eifer betrieben. Der 1628 zum Reichsgeographen ernannte Buräus lieferte treffliche Karten von Schweden und den angrenzenden Ländern. Christine war eine eifrige Verehrerin der alten Literatur, rief ausgezeichnete Gelehrte nach Schweden und bald wurde von schwed. Gelehrten über griech. und röm. Sprache und Literatur Ausgezeichnetes geleistet. Auch auf vaterländische Geschichte und Alterthümer wendete man jetzt Fleiß; seit 1629 gab es einen Reichsantiquar, der mit Sammlung altskandinavischer Denkmäler beauftragt war. Als Dichter zeichnete sich Georg Stjernhjelm aus, und Christine rief nicht nur Gelehrte, sondern auch ausländische Künstler an ihren Hof und errichtete ein Theater, auf welchem neben franz. auch in schwed. Sprache geschriebene dramatische Stücke gegeben wurden. Bei der Ausdehnung des schwed. Reichs unter Karl IX. hatte dasselbe vier Universitäten, zu Upsala, Åbo, Dorpat und Greifswald, und zu diesen kam noch während Karl XI. Minderjährigkeit Lund. Ausgezeichnete Gelehrte waren der allseitig gebildete Arzt und Naturforscher Olav Rudbek und der Geschichtschreiber und Lehrer des Naturrechtes Pufendorf, ein geborener Deutscher. Karl XI. begünstigte die Künste und Gewerbe. Lemke und Ehrenstrahl zeichneten sich als Maler, Nikodemus Tessin aus Stralsund als Baumeister aus. Der bekannte Schwärmer Swedenborg (s.d.) war ein ausgezeichneter Gelehrter. Unter Ulrike Eleonore und ihrem Gemahl Friedrich I. wurden die Bildhauer- und Malerakademie und die Akademie der Wissenschaften zu Stockholm gestiftet. Olav von Dalin (1708–63) verdient den Namen des Vaters der neuern schwed. Literatur, indem er sich als Dichter und Geschichtschreiber gleiche Verdienste erwarb. Karl von Linné's (s.d.) Verdienste um die Naturwissenschaft wurden in der ganzen gebildeten Welt anerkannt und bewundert, und Andr. Celsius (1701–44) war einer der ersten Astronomen seiner Zeit. Wissenschaften und Künste hatten eine eifrige Gönnerin an der Königin Luise Ulrike, der Gemahlin Adolf Friedrich's und Schwester Friedrich's des Großen von Preußen. Sie legte mehre wissenschaftliche Sammlungen an und stiftete die Akademie der schönen Wissenschaften. Die Grafen von Creutz (1726–85) und Gyllenborg, sowie Bellman (1741–95) waren höchst ruhmwürdige Dichter. Unter Gustav III., welcher für Ausbildung der Sprache und schönen Literatur die schwed. Akademie stiftete, erwachte ein reges Leben in der schwed. Literatur, und es sind namentlich Kellgren (1751–95) als lyrischer Dichter und Satiriker, Leopold (1756–1829) seiner Vielseitigkeit wegen auszuzeichnen. Thorild (gest. 1819) schrieb mit scharfem Verstand in vortrefflicher Prosa gegen den conventionellen oberflächlichen Geschmack, welchem Kellgren und Leopold huldigten. Scheele (1742–86) aus Stralsund wurde einer der Begründer der neuern Chemie. Der Dichter Atterbom (geb. 1790), gebildet durch die deutsche Literatur, suchte durch Streitschriften und eigne poetische Schöpfungen den bisher vorwaltenden Einfluß der franz. Bildung zu verdrängen. Neuere schwed. Dichter sind noch Stagnelius (gest. 1823), Franzén, Nicander, Vitalis, Beskow, Grafström, Böttiger, Fräulein von Bremer u. A., unter allen aber ragt Esaias Tegner (geb. 1782) hervor. Sein »Landwehrgesang«, seine »Nachtmahlskinder«, seine »Frithiofs-Saga« und sein erzählendes Gedicht »Axel« sind herrliche Blätter der Poesie. Auch in den Wissenschaften hat bis zur Gegenwart ein reges Leben geherrscht. Namentlich haben sich Hoijer als Philosoph, Geijer, Sirinholm, Tryxell, Lundblad als Historiker, Palmblad und Sven Ågren als Geographen, von Forsell als Statistiker, Wahlenberg, Agardh, Fries, Nilson u. A. als Naturhistoriker ausgezeichnet und Berzelius (s.d.) ist anerkannt der größte Chemiker. Unter den Künstlern haben sich Sergell und Byström als Bildhauer, Fahlcrantz, Sandberg, Södermark und Westin als Maler vortheilhaft hervorgethan.
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