Kältemaschine [3]

[315] Kältemaschine. Die Kältetechnik hat während der Kriegszeit einen gewaltigen Aufschwung genommen. Die Entwicklung bezieht sich allerdings mehr auf die Kälteverwendung als auf die Kälteerzeugung, da die äußerste Anspannung aller Kräfte, verbunden mit der Materialknappheit, die Ausführung zeitraubender Versuche zur Erprobung neuer Arbeitsmethoden und Konstruktionen bedeutend einschränkte. Es war vielmehr notwendig, durch Schaffung zahlreicher neuer Anlagen und den Ausbau vorhandener im Rahmen der bis dahin gesammelten Erfahrungen der Kälteverwendung, insbesondere der Konservierung von Nahrungsmitteln unter weitgehender Einführung des Gefrierverfahrens die Wege zu ebnen. Zahlreiche fruchtbare Neuerungen konstruktiver Art beginnen daher erst jetzt langsam eingeführt zu werden.

I. Kompressions-Kaltdampfmaschinen. 1. Der trockene Kompressorgang hat überall das Feld behauptet, so daß selbst bei kleinen und kleinsten Kältemaschinen für die Abscheidung der Flüssigkeitsteilchen vor dem Eintritt in den Kompressor gesorgt wird. Die Rückführung der abgeschiedenen Flüssigkeit erfolgte bisher in der Regel in den Verdampfer, und zwar entweder automatisch oder mit Hilfe einer kleinen rotierenden Pumpe. Es trat dabei nicht selten ein, daß sich der Kondensator – bei weit geöffnetem Regulierventil zum Zwecke eines möglichst überfluteten Arbeitens im Verdampfer – nach und nach in den Verdampfer entleerte, so daß der Kondensationsvorgang unvollkommen wurde und die Kälteleistung der Maschine bedeutend nachließ. Diese Erscheinung zeigte sich nach Einführung der Doppelrohrkondensatoren mit sehr kleinem Inhalt besonders häufig. Es wird daher jetzt die hinter dem Verdampfer abgeschiedene Flüssigkeit vielfach in den Kondensator gefördert. Ein anderer Weg besteht darin, daß man zwischen den Kondensator und das Regulierventil einen Speicher für flüssiges Ammoniak anordnet (z.B. in Fig. 4 durch C bezeichnet); dieser Speicher hat jedoch wieder den Nachteil, daß das unterkühlte Kältemedium durch die Einstrahlung erwärmt wird. Es werden deshalb neuerdings die Speicherrohre innerhalb des Kondensators an einer Stelle angeordnet, welche bereits ausschließlich von flüssigem Kältemedium gefüllt ist (Riedinger, Augsburg); das aus den Speicherrohren austretende Kältemedium durchströmt noch mehrere Kondensatorelemente und wird dabei weiter unterkühlt.

Neuartige Kompressorkonstruktionen für trockenes Arbeiten hat besonders die Maschinenbaugesellschaft Karlsruhe (Patent Döderlein) herausgebracht. In Fig. 1 stellt a den Kompressor, b den Flüssigkeitsabscheider, c den Oelabscheider dar. Die vom Verdampfer kommenden kalten Ammoniakdämpfe treten durch die Leitung d in den Flüssigkeitsabscheider ein. In diesem findet eine Zerlegung des Dampfgemisches statt in der Weise, daß die nassen Dämpfe und eventuellen Flüssigkeitsteilchen nach unten gehen und bei e durch Schlitze in die vordere, kleinere Stufe des Kompressors eintreten, während die trockenen Gase durch die Leitung f und das Saugventil g von der hinteren, großen Stufe desselben angesaugt werden. Durch die Druckventile h und i hindurch erfolgt sodann der Ausschub nach dem Oelabscheider c[315] und von hier durch k zum Kondensator. Mittels des Thermometers l kann die Betriebsführung der Maschine kontrolliert werden. Die Rückführung des abgeschiedenen Oeles nach dem Kurbelgehäuse des Kompressors erfolgt durch m, die gelegentliche vollständige Entleerung des Oelabscheiders durch n, während die Leitung o dazu dient, das Kurbelgehäuse unter Saugdruck zu halten. Die Flüssigkeit wird also auch hier nicht in den Verdampfer sondern in den Kondensator gefördert. Da das Hubvolumen der großen Stufe ein vielfaches desjenigen der kleinen Stufe beträgt, so arbeitet der Kompressor mit etwa 85% des getarnten Hubvolumens mit trockenen Dämpfen. Diese Bauart, Fig. 2, wird für Kälteleistungen von 3000 bis 25000 Kalorien pro Stunde bei – 10° Verdampfungstemperatur gebaut, zählt also zu den Kleinkältemaschinen. Die Umdrehungszahl kann bis 300 pro Minute gesteigert werden. Eine weitere Bauart der Maschinenbaugesellschaft Karlsruhe bezieht sich auf einen stehenden Kompressor mit Stufenkolben, bei dem Zylinder, Oelabscheider und Flüssigkeitsabscheider konzentrisch angeordnet sind (Fig. 3). Der Kompressor ist auf den Tauchkondensator montiert.

2. Kleinkältemaschinen. Fast alle größeren Firmen des Kältemaschinenbaues haben, dem Bedürfnisse der Praxis entsprechend, Neukonstruktionen von kleinen Kältemaschinen entwickelt. Neben den bereits unter 1. besprochenen, in Fig. 2 und 3 dargestellten Typen sei beispielsweise auf den Typ Fig. 4 (A. Borsig, Berlin-Tegel) hingewiesen. Die Maschine kann vollständig montiert und mit Ammoniak gefüllt auf der Eisenbahn transportiert werden. Der Kompressor A ist stehend, einfachwirkend, ohne Kreuzkopf; das Getriebe läuft im Oelgehäuse. Der Kondensator B ist als kurzer Doppelrohrapparat am Salzwasserbehälter D befestigt. C ist ein Tauchgefäß für verflüssigtes Ammoniak. Hinter der Verdampferschlange, die in den Salzwasserbehälter D eintaucht, ist ein Flüssigkeitsabscheider E eingebaut. F ist der Antriebselektromotor, G der[316] Anlasser. Die Kälteleistung beträgt bei 330 Touren pro Minute 600 Kalorien pro Stunde. – Große Verbreitung haben auch die von der Maschinenfabrik A. Freundlich, Düsseldorf, unter der Bezeichnung »Polarblitz« eingeführten Kompressoren gefunden [1] (Fig. 5). Die Saugventile sind als ebene Stahlplatten von 1 bis 3 cm Hub ohne Sender ausgeführt und nach amerikanischem Muster in den Kolben eingebaut. Die Maschine ist einfachwirkend. Die Umdrehungszahl beträgt 400–600 pro Minute. Das Gestell ist als öldichte Umkapselung ausgebildet (D.R.P. Nr. 184967). – Eine in vieler Beziehung neuartige Kleinkältemaschine, die mit Chlormethyl (CH3Cl) arbeitet, ist von Escher-Wyß, Zürich, auf den Markt gebracht. Die Maschine ist als Haushaltungsmaschine zur Kühlung von Eisschränken und dergleichen geeignet. Sie wird durch einen kleinen Drehstrommotor angetrieben, ist vollständig geschlossen und besitzt äußerlich keinerlei bewegte Teile. – Für kleinste Kältemaschinen wird neuerdings auch Aethylchlorid (C2H5Cl) als Kältemedium verwendet [3], [4]. Bei diesem Medium liegt die Spannungskurve noch niedriger als bei schwefliger Säure. Die Zylinderdimensionen werden daher auch bei den kleinsten Leistungen nicht zu klein, und der Kondensatordruck liegt nur wenig oberhalb einer Atmosphäre.

3. Kondensatoren. Fig. 6 zeigt eine neuere Bauart eines Berieselungskondensators, verbunden mit Flüssigkeitsnachkühler, welcher über dem eigentlichen Kondensator angeordnet ist (Riedinger, Augsburg). Das Bild zeigt deutlich die Vereinigung der aus den beiden Kondensatorwänden kommenden Flüssigkeitsströme und deren Hochführung nach dem unteren Eintritt des Flüssigkeitskühlers. Die Hochführung des verflüssigten Kälteträgers bietet keine Schwierigkeiten.

Der Gegenstrom-Doppelrohrkondensator hat besonders bei kleineren Anlagen wegen der bequemen Anordnung, der geringen Platzbeanspruchung und der Möglichkeit, das ablaufende Kühlwasser unter Druck nach anderen Verwendungsstellen zu leiten, sehr weitgehende Verbreitung gefunden. Den Zusammenbau zeigt Fig. 4 (B). Im inneren Rohr strömt meistens der bequemen Reinigung wegen das Kühlwasser, während das Kältemedium[317] den äußeren Ringraum ausfüllt. Manching findet man aber auch die umgekehrte Anordnung (Riedinger, Augsburg), um die Einstrahlung der warmen Außenluft zu verhindern. Die Doppelrohre wurden bisher horizontal verlegt. In Fig. 7 ist eine neue Bauart (Gesellschaft Linde, Wiesbaden) mit senkrechten Doppelrohren gezeigt. Das Kühlwasser steigt in den inneren Rohren empor und berieselt dann die äußeren in ihrer Längsrichtung, während der Dampf in den durch die Doppelrohre gebildeten Ringräumen ungehinderte Ausbreitung und von Flüssigkeitsansammlung freie Kondensationsflächen findet. In den Ringräumen trennen sich auch Luft und etwaige falsche Gase von dem Dampf und lassen sich bequem aus dem Kondensator entfernen. Die Kombination eines Doppelrohrkondensators mit einer Berieselungs-Vorrichtung findet sich auch bei der horizontalen Bauart des Kondensators (Maschinenbaugesellschaft Karlsruhe) Fig. 8. Einen wesentlichen Fortschritt bedeutet die Einführung des Berieselungskondensators nach der amerikanischen Bauart von L. Block (Maschinenfabrik A. Freundlich, Düsseldorf, D.R.P. Nr. 305916) [5], [6]. Dieser Berieselungskondensator, Fig. 9, arbeitet im Gegensatz zu den bisherigen nach dem Gegenstromprinzip, das Kältemedium tritt unten durch die Leitung a gasförmig ein und kommt oben durch die Leitung b flüssig heraus; c ist eine Absauge- und Druckausgleichleitung, f die Entlüftung, d und e der Kühlwasserein- und -austritt. Charakteristisch sind die an den Uebergangsbögen absichtlich vorgesehenen Säcke, die bewirken, daß im Stillstand die einzelnen Rohre stets zur Hälfte mit Flüssigkeit gefüllt bleiben. Der Wärmedurchgang ist bei dieser Bauart drei bis viermal höher als bei den älteren Berieselungs- und Tauchkondensatoren, also etwa gleich hoch wie beim Doppelrohrkondensator. Nach Versuchen der Firma A. Freundlich in Düsseldorf überträgt der Blockkondensator 3600 Kalorien pro 1 qm Kühlfläche und Stunde, wobei die Verflüssigungstemperatur des Ammoniaks etwa 3° über der Ablauftemperatur des Kühlwassers liegt. Ein besonderer Nachkühler ist hier entbehrlich. In letzter Zeit wurde der Blockkondensator weiter verbessert [7].

4. Verdampfer. Auch bei den Soleverdampfern werden heute vielfach Doppelrohrapparate wegen der günstigen Wärmeübertragungsverhältnisse verwendet.

5. Tiefkühlung. Für zahlreiche physikalische Verfahren, hauptsächlich Gastrennungs- und Gasverflüssigungsanlagen, reichen die mit normalen Kältemaschinen erzielbaren Temperaturen (bis etwa –30°) nicht aus. In den letzten Jahren haben deshalb mehrstufige Kältemaschinen weitere Verbreitung und vielseitige Anwendung gefunden, und zwar zweistufige Maschinen mit Ammoniak für Temperaturen von –30 bis –40°, mit Kohlensäure bis –50° und mit Aethan (C2H6) bis –70°, ferner für Temperaturen bis –90° dreistufige Maschinen mit Aethan in allen Stufen oder mit Aethan nur in der tiefsten Stufe, während zur Verflüssigung des Aethans zweistufige Ammoniakmaschinen vorgeschaltet sind. Außer Aethan kommt für die tiefsten Temperaturen auch noch Stickoxydul (N2O) in Frage [8]. In den Ausführungen der Gesellschaft Linde, Wiesbaden, werden bei solchen Maschinen von den Verdichtern jeder Stufe gesättigte Dämpfe angesaugt, und jeder Verdampfer erhält unterkühlte Kälteflüssigkeit aus dem Verdampfer der nächsthöheren Stufe. Solche zweistufige Ammoniakmaschinen sind bis zu 500000 Kalorien pro Stunde bei –40° in einer Maschine ausgeführt, ferner Aethanmaschinen bis zu 350000 Kalorien pro Stunde bei –75° in einer Maschine und bis zu 1000000 Kalorien pro Stunde in einer Anlage.

6. Multiple Effekt Kompression. Unter dieser Bezeichnung ist von dem amerikanischen Ingenieur G.T. Voorhees besonders für Kohlensäure und tiefe Verdampfungstemperaturen eine Arbeitsweise vorgeschlagen, nach welcher das im Kondensator verflüssigte Kältemedium nicht in einer, sondern in zwei Stufen auf den Verdampferdruck heruntergedrosselt wird. Der beim Durchströmen des ersten Regulierventils gebildete Dampf, welcher einen höheren Druck als im Verdampfer besitzt, wird von der Flüssigkeit abgeschieden und am Schlusse des Saughubs dem Kompressor zugeführt, während die reine Flüssigkeit dem zweiten Regulierventil zuströmt und dort auf Verdampferdruck entspannt wird. Bei warmen Kühlwasser- und tiefen[318] Verdampfertemperaturen kann man bei dieser Arbeitsweise die Kälteleistung und die Leistungziffer von Kohlensäuremaschinen bedeutend steigern [9].

7. Wasserdampf-Kältemaschine. Diese Maschine mit Strahlapparaten (vgl. Ergbd. S. 393) haben sich bis zu einem gewissen Grade dort eingeführt, wo man sich mit Temperaturen in der Nähe von 0° begnügen kann, und wo die andere Kältemedien ihres Geruches und höheren Druckes wegen vermieden werden sollen (Marine). Der Hauptnachteil dieser Maschine mit Strahlapparat liegt darin, daß sich der aus dem Verdampfer abgesaugte Kaltdampf mit dem im Strahlapparat expandierte Arbeitsdampf innig vermischt, so daß beide im Kondensator niedergeschlagen werden müssen. Die Kondensatorleistung und damit auch die verbrauchte Kühlwassermenge wird dadurch 4–5 mal größer als bei Kompressionsmaschine anderer Systeme. Es wurde aus diesem Grunde versucht, an Stelle der Strahlapparate Turbokompressoren zu verwenden. Leblanc baut zu diesem Zweck vierstufige Räder, die mit 30000 Touren in der Minute rotieren [10]. Genauere Versuchsergebnisse sind bisher nicht veröffentlich.

II. Absorptionsmaschinen. Die Leistungsziffern der Absorptionsmaschinen sind bisher hinter denen der Kompressionsmaschinen ziemlich stark zurückgeblieben.[319] Nur da, wo Abdampf in genügenden Mengen zur Verfügung stand, konnten sie sich wirtschaftlich behaupten. In den letzten Jahren sind jedoch von E. Altenkirch [11] sehr geistvolle Vorschläge zum Bau von »reversiblen Absorptionsmaschinen« gemacht worden, deren Verwirklichung jedoch durch den Krieg hinausgeschoben werden mußte. Die Kennzeichen dieser reversiblen Maschinen sind: 1. vollkommene Rückführung der reichen Lösung durch den Absorber und 2. der armen Lösung durch den Austreiber, 3. vollkommener Wärmeaustausch zwischen Austreiber und Absorber, wenn die Temperaturen übergreifen (wenn also die Anfangstemperatur des Austreibers tiefer ist als die Anfangstemperatur des Absorbers) unter Fortfall des Temperaturwechslers. Durch diese Maßnahmen wird an Austreibungswärme gespart und die Kälteleistung durch Verringerung des schädlichen Wasserdampfgehaltes des Dampfgemisches im Rektifikator erhöht. Während die Leistungsziffer ɛ (das Verhältnis der im Verdampfer entzogenen Wärme zu der im Kocher zugeführten Austreibungswärme) bei der idealen Absorptionsmaschine der bisherigen Bauart je nach der Temperatur des Kühlwassers und der Sole Werte von 0,55 bis 0,65 erreichte, und dabei geringe Entgasungsgrade vorteilhaft waren [12], läßt sich bei der idealen »reversiblen Absorptionsmaschine« die Leistungsziffer durch die obigen Maßnahmen 1 und 2 auf 0,7 steigern und durch Maßnahme 3 über den Wert 1 bringen. Hierbei wirken jetzt hohe Entgasungsgrade vorteilhaft, weil damit ein starkes Uebergreifen der Temperaturen verbunden ist. Bezeichnet xa die Anfangskonzentration der (reichen) Lösung und xe die Endkonzentration der (armen) Lösung, so erhält man bei der idealen Maschine für xa = 45% bei einem Verdampferdruck von 2,5 Atm. und einem Kondensatordruck von 8 Atm.


für xe=252015105%
die Leistungsziffer ɛ=0,7330,8781,021,141,24

Im übrigen steigt die Leistungsziffer wie bei Kompressionsmaschinen mit sinkendem Kondensatordruck und steigendem Verdampferdruck. – Ersetzt man die Kondensation des im Austreiber ausgeschiedenen Dampfes im Kondensator durch Absorption in einem »Resorber« und die Verdampfung des reinen Ammoniaks durch Entgasung der im Resorber entstandenen Lösung in einem »Entgaser«, so entsteht nach Altenkirch die »Resorptionsmaschine«, bei welcher man auf den Resorber und Entgaser dieselben Ueberlegungen anwenden kann wie auf den Absorber und Austreiber. (Rückführung und Uebergreifen der Temperaturen). – Schließlich wurde von Altenkirch vorgeschlagen, die Absorption oder Entgasung nicht bei gleichem Druck sondern in mehreren Druckstufen erfolgen zu lassen. Man erhält dann eine mehrstufige Absorptions- bezw. Resorptionsmaschine, bei der sich die Leistungsziffer auch ohne Uebergreifen der Temperaturen über 1 steigern läßt.

III. Kaltluftmaschinen. Eine neue Art der Kaltluftmaschine ist die Hochdruckkaltluftmaschine (Gesellschaft Linde, Wiesbaden). In geschlossenem Kreislauf wird Luft von etwa 200 Atm. unter Arbeitsleistung auf ungefähr 150 Atm. entspannt und nach der Kälteabgabe und Erwärmung in reichlich bemessenen Wärmeaustauschern wieder verdichtet. Die Maschine ist mit einer mehrstufigen Auffüllpumpe und einer Einrichtung zur selbsttätigen Trocknung der eingefüllten Luft versehen. Sie eignet sich für vollständig von der Atmosphäre abgeschlossene Räume und für Verfahren, welche aus besonderen Gründen die Verwendung anderer Kältemittel ausschließen.

IV. Kälteverwendung. 1. Konservierung der Lebensmittel. In den Kriegsjahren wurden die Kühlhäuser vor die Aufgabe gestellt, Lebensmittel, besonders Fleisch, für eine sehr lange Dauer in genußfähigem Zustande zu erhalten [13], [14]. Das führte überall zur Einführung des Gefrierverfahrens, welches vor dem Kriege in Deutschland kaum angewendet worden war, da die Einfuhr von gefrorenem überseeischem Fleisch behördlich nicht zugelassen war. Als günstigste Temperaturen fand man für Fleischgefrierräume –6 bis –8° G und für Lagerräume –8 bis –10° [15]. Das Auftauen muß langsam und sorgfältig geschehen, um unnötige Saftverluste zu vermeiden. Fig. 10 zeigt einen mit gefrorenen Rindervierteln dicht belegten Lagerraum. Rindfleisch, Schweinefleisch und Hammelfleisch konnte auf diese Weise über ein Jahr konserviert werden.[320]

Auch bei der Konservierung von Fischen gewinnt das Gefrierverfahren ständig an Bedeutung. Will man daran denken, die großen Fischfänge aus entlegenen Fanggründen (Island, Neufundlandbänke) in Zukunft für den deutschen Konsum nutzbar zu machen, so wird bei der großen Entfernung die Anwendung des Gefrierverfahrens unvermeidlich, wenn man sich nicht auf das Salzen und Trocknen beschränken will. Das Gefrieren der Fische in kalter Luft, wie es beim Fleisch üblich ist, führt aber zu keinen sehr befriedigenden Ergebnissen, weil die Fische in viel höherem Maße wie Fleisch der Austrocknung durch Verdunstung unterworfen sind. In neuester Zeit findet daher ein von A. Ottesen (Kopenhagen) vorgeschlagenes Verfahren immer mehr Beachtung, welches das Einfrieren der Fische durch Eintauchen in eine tiefgekühlte Kochsalzlösung vorsieht, wobei die Temperatur und die Konzentration der Lösung so gegeneinander abgeglichen sind, daß kein Salz aus der Lösung in die Fische eindringt [16]–[18]. Bei diesem Verfahren frieren die Fische wegen der viel heiseren Wärmeübertragungsfähigkeit der Flüssigkeit je nach der Größe etwa 10- bis 20 mal schneller durch als in Luft von gleicher Temperatur. Das schnelle Gefrieren ist auch physiologisch viel vorteilhafter, weil es die Gewebe viel weniger angreift: die Muskelflüssigkeit erstarrt dabei innerhalb der Muskelfasern, bei langsamem Gefrieren (in Luft) dagegen außerhalb derselben, im Zwischengewebe, wo sie unter Zusammenpressung der Muskelbündel große Eiskristalle bildet und eine starke Auflockerung des Gewebsverbands verursacht. Bei schnell gefrorenen Fischen werden die Vorsichtsmaßregeln beim Auftauen entbehrlich. Das Gefrierverfahren von Ottesen hat sich in Skandinavien in erheblicher Weise Eingang verschafft.

Ein anderes Verfahren, Fische zu gefrieren, besteht darin, daß man die Fische in galvanisierte, mit Süßwasser gefüllte Eisenblechbehälter in Form der Eiszellen eintaucht und den ganzen Inhalt in einem Soleverdampfer zum Gefrieren bringt. Dieses Gefrieren im Eisblock wurde von G. Friedrichs, Altona, angegeben und besonders für Aale in Anwendung gebracht [16]. Man hat bei diesem Verfahren den Vorteil, daß keinerlei Gewichtsverluste durch Verdunstung auftreten, muß aber andererseits für das Gefrieren der Wasserfüllung einen zusätzlichen Betrag an Kälte aufwenden.

Um die mit dem Gefrieren und Auftauen verbundene Schädigung des Fleisches zu vermeiden und es trotzdem bis zu drei Monate genußfähig zu erhalten, wird das Fleisch nach einem Vorschlage von Linley in Kühlräumen, in denen die Luft mit Formaldehyddämpfen vermengt wird, bei zirka Null Grad aufbewahrt [10]. Die Konzentration des Formaldehyds muß so schwach sein, daß dasselbe nicht in das Fleisch eindringt, sondern nur die Oberfläche sterilisiert und auf diese Weise die Schimmelbildung verhindert. Stärkere Konzentrationen haben nach dem Genuß des so behandelten Fleisches Verdauungsstörungen zur Folge. Von dem Linleyschen Verfahren wird bei den Ueberseetransporten ausgiebig Gebrauch gemacht.

2. Eiserzeugung. In Amerika hat man mit Erfolg klares durchsichtiges Eis aus rohem Wasser ohne Destillier- und Schüttelvorrichtungen in der Weise erzeugt, daß man Preßluft von unten in die Eiszellen eingeblasen und den letzten trüben Kern aus der Zelle abgesaugt hat [19], [20], [22]. Dieses Verfahren hat man auch in Deutschland einzuführen gesucht (Riedinger, Augsburg), doch ist man infolge des Krieges über die ersten Versuche noch nicht hinausgekommen.

3. Reversible Heizung. Den von William Thomson zuerst ausgesprochenen Gedanken, eine »reversible Heizung« durch den Kondensator einer Kältemaschine zu bewirken, hat Altenkirch weiter verfolgt und praktisch brauchbare Vorschlage gemacht [21].[321]


Literatur: [1] M. Hirsch, Kleinkältemaschinen, Zeitschr. f. d. ges. Kälteindustrie 1914, Heft 5, S. 68; Heft 6, S. 115. – [2] Ebend. 1916, Heft 1, S. 8. – [3] Plank, ebend. 1911, Heft 12. – [4] Mann, ebend. 1914, Heft 8, S. 148. – [5] Block, Refrigerating World 1913, Heft 6. – [6] M. Hirsch, Zeitschr. f. d. ges. Kälteindustrie 1914, Heft 4, S. 70. – [7] Ice and Refrigeration, Oktober 1918; Zeitschr. f. d. ges. Kälteindustrie 1919, Heft 6, S. 45. – [8] Plank, ebend. 1911, Heft 10; Heft 11. – [9] Ice and Refrigeration, April 1905; Juli 1906; Januar, August, September 1909; Februar 1911. Ice and Cold Storage, Juli 1910; Mai 1912. Zeitschr. f. d. ges. Kälteindustrie 1912, Heft 8, S. 165. – [10] Marchis, Le froid industriel, Paris 1913. – [11] E. Altenkirch, Reversible Absorptionsmaschinen, Zeitschr. f. d. ges. Kälteindustrie 1913, Heft 1, S. 1; Heft 6, S. 114; Heft 8, S. 150; 1914 Heft 1, S. 7; Heft 2, S. 21. – [12] Plank, ebend. 1910, Heft 2 u. ff. – [13] G. Cattaneo, ebend. 1915, Heft 4, S. 31. – [14] Plank, ebend. 1916, Heft 6, S. 57. – [15] Plank und Kallert, Abhandlungen zur Volksernährung, herausgegeben von der Zentral-Einkaufs-Ges., Berlin, Heft 1, 1915; Heft 6, 1916. – [16] Plank, Ehrenbaum und Reuter, ebend. Heft 5, 1916. – [17] Ehrenbaum, Der Fischerbote 1916, Heft 1 u. 2. – [18] Zeitschr. f. d. ges. Kälteindustrie 1917, Heft 4, S. 32. – [19] Pownall, Ice and Refrigeration, Dezember 1912. – [20] Ebend. Nr. 6, 1914; Juli 1912. – [21] E. Altenkirch, Feuerungstechnik, I. Jahrg. Heft 9; Zeitschr. f. d. ges. Kälteindustrie 1918, Heft 7, S. 49. – [22] Göttsche, Die Kältemaschinen und ihre Anlagen, 5. Aufl., Hamburg 1915.

R. Plank.

Fig. 1.
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Fig. 2.
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Fig. 3.
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Fig. 4.
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Fig. 5.
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Fig. 6.
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Fig. 7.
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Fig. 8.
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Fig. 9.
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Fig. 10.
Fig. 10.
Quelle:
Lueger, Otto: Lexikon der gesamten Technik und ihrer Hilfswissenschaften, Bd. 1 Stuttgart, Leipzig 1920., S. 315-322.
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